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Man muss wohl in jungen Jahren damit anfangen, Listen zu machen. Ansonsten scheint es ein schier unmögliches Unterfangen. Dennoch habe ich Lust bekommen und Ermunterung von außen, doch mal den Versuch zu machen, in meinen Singles zu kramen und in irgendeiner Weise auf Dauer eine Top50 oder gar Top100 zustande zu bringen.
Das Ganze soll so vonstatten gehen, dass ich mir aus einem Pool von vielen in Frage kommenden Scheiben jedes Mal einige auswähle und sie hier vorstelle. Diese jeweils aktuelle Runde (heute die ersten 10) will ich ruhig dem Zufall überlassen, damit es ein bunteres Bild ergibt. Möglichst keine Chronologie, keine Ähnlichkeiten etc. Also so zufällig wie irgend möglich.
In vielen einzelnen Runden will ich dann die ausgewählten Singles in Ruhe durchhören, dazu schreiben, was mir einfällt, und sie gewichten. In der nächsten Runde kommen weitere dazu, die in das bestehende einsortiert werden müssten. So könnte nach und nach eine richtige Liste entstehen. „Könnte“!!!! Ob es klappen wird, weiß ich noch nicht. Bin selber gespannt.Bei der Erstellung des großen Pools im Hintergrund, der sicher noch nicht ganz fertig ist, habe ich gemerkt, dass mir nach wie vor einige fundamental wichtige Singles fehlen (bis auf ganz wenige Ausnahmen habe ich die Tracks natürlich auf LP oder CD), aber auf diese Weise bin ich so ganz nebenbei zu einer ganz ordentlichen Want-List gekommen, was sicher schon mal ein feiner Nebeneffekt ist.
Ich habe mir vorgenommen, wenn es eben geht, das Cover oder die Scheibe hier abzubilden, so dass ihr auch einen Eindruck von den kleinen schwarzen Schätzchen bekommt. Nicht immer sind sie mint erhalten und manche besitze ich ja noch nicht einmal (s.o.). Da muss ich dann mal sehen, was sich machen lässt. Allerdings bin ich ein Novize im Umgang mit eigenen Homepages, wenn da also mal was nicht klappt, nicht böse sein.
Jedenfalls freue ich mich auf diese „Arbeit“, die sich wohl einige Zeit hinziehen wird, und ich würde mich freuen, wenn es den einen oder anderen gibt, der das alles hier mit Interesse lesen mag. Unabhängig davon, ob das Ganze mal eine Liste wird.
Mag aber auch sein, dass das hier kaum jemanden interessiert, was ich auch völlig ok fände. Will damit keinen langweilen. Man muss nicht reinklicken. Lasst mir also meine Spielwiese.Ein letztes Wort noch. Was in Zukunft hier aufgelegt wird, ist natürlich nur eine sehr subjektive Auswahl. So habe ich die Zeit Ende der 80er bis Mitte/Ende der 90er popmusikalisch ziemlich verschlafen. Anderes habe ich auch in den übrigen Jahren nicht immer alles mitbekommen, manches vielleicht zu hoch gewichtet. Wieder anderes ist mir erst im zeitlichen Nachhinein aufgefallen usw.
Und falls ich mich in irgendeiner Weise bei den Infos irre oder da dummes Zeug schreibe, bitte ich sehr darum, dass ihr mich berichtigt.Nehmen wir es also als Spiel und hören mal, was auf uns zukommt. Kommentare sehr erwünscht.
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Beach Boys: Surfin´Safari/409 D-Capitol 1962Es geht mit der ersten Major-Single der Beach Boys gleich gut los.
Sie hatten ihre allererste Single Surfin´/Luau zuvor bei dem kleinen Label Candix veröffentlicht, welche in Kalifornien, besonders in Los Angeles ein Hit war, aber nationwide nicht sonderlichen Erfolg hatte. Sie war aber Grund genug, dass Capitol die Beach Boys unter Vertrag nahm. Es gab sogar eine deutsche Ausgabe dieser Candix-Single auf Ariola. Ich habe diese Ariola-7“ aber erst einmal in schlechtem Zustand und ohne Hülle gesehen. Im aktuellen Single-Preiskatalog steht sie bei über 800 Euro!
Zurück zu Surfin´Safari.
Surfin´Safari wurde US-weit sofort ein Hit und erreichte die Position 14 in den US-Charts. Dabei soll von vornherein gar nicht mal klar gewesen sein, was denn die A-Seite werden sollte. Die Frage war, ob das Surf-Thema sich landesweit überhaupt verkaufen lassen würde. Mit dem Chevy 409 wären sie womöglich auf sichererem Terrain gewesen. Aber es kam anders und der Surf-Sound wurde nicht zuletzt durch diese Platte zu einem amerika-, wenn nicht weltweiten Musikstil. Mehr als putzig, wenn nicht schon ärgerlich, was ich in der 75er Ausgabe des Rocklexikons über Surf lese. „Surf: ein leichter, heiterer, problemloser Rock, den die Beach Boys 1962 mit dem Stück Surfin´Safari kreierten, Musik zum Wellenreiten. Viele Rockinterpreten brachten bis 64 Surf-Songs heraus, dann lösten Hot Rod-Motorlieder die feuchte Popmusikmodewelle ab.“
Ich habe mir als fernab von Meeren aufwachsender junger Mensch nie vorstellen können, was diese Musik mit Surfen zu tun haben sollte, weiß es auch heute noch nicht. Ich fand sie damals, als ich sie kennen lernte, einfach nur Klasse; den Drive der Rhythmusgruppe und den Drive, den die Jungs allein mit ihren Stimmen zu erzeugen wussten. Schon an Surfin´ Safari ist die Genialität des Beach Boys´schen Harmoniegesangs auszumachen, allein wenn man den Refrain hört. Kann ich nicht beschreiben, muss man hören.
Im übrigen ist meine 7“ schneller als die Version, die ich auf der CD habe und etwas höher von der Tonlage. Ich hoffe doch, dass mein Plattenspieler weiß, dass er nur 45 Runden in der Minute machen darf.
Mit einem Chevy 409 ließ sich sicher manch scharfe Runde an den Stränden von LA hinlegen. Jedenfalls soll ein solcher Chevy der Traum des jungen Gary Usher gewesen sein, der diesen Song mit Brian zusammen schrieb. Einer der ersten Songs mit einem eingespielten Motorengeräusch als Intro. „Giddy up 4-0-9“. Für mich wie die A-Seite ein Klassiker!!
Übrigens gab es damals zu vielen Singles noch keine eigene Bildhülle, häufig wurden, wie oben abgebildet, Künstlerlochcover genutzt.
Cliff Richard and the Drifters: Livin Doll/Apron Strings D-Columbia 1959Es war schon Cliff´s fünfte Single und es war seine erste Nummer 1 im UK. Auch in Deutschland war sie sein erster und für längere Zeit letzter nennenswerter Hit. Erst ab 61 wurden seine Singles auch in den deutschen Hitparaden Dauerbrenner. Manche von ihnen auf deutsch gesungene Coverversionen seiner Originalhits.
Dies war die letzte Single, auf der sich die Shadows noch The Drifters nannten, ehe sie sich auf Betreiben der US-Drifters in „Shadows“ umbenannten.
„Livin´Doll“ hat alles, was den frühen Cliff und seine Band so unvergleichlich machte. Eine Leichtigkeit und Unangestrengtheit in Sound und Rhythmus, die vergessen lässt, dass der Rock`n Roll sicher nicht in England erfunden wurde, die aber erkennen lässt, dass er hier durchaus seine eigene Ausformung gefunden hat. Ganz im Gegensatz zu Deutschland.
Gerade die Rückseite ist ein wunderbarer Rocker, locker, leicht und flockig in bester früher Elvis-Tradition. Über die etwas manieristischen Vocals mag man heute lächeln, „I wanna be ti-ed ti-ed ti-ed to your apron strings“. Aber Cliff bringt sie überaus überzeugend. Selbst seine kleinen heiseren Screams sind für einen 19-jährigen überaus diszipliniert und songdienlich eingesetzt.
Die A-Seite ist auf dem Logo als Titel aus dem Film „Serious Charge“ ausgewiesen. Kenne ihn nicht. Die Musik jedenfalls funktioniert allerbestens ohne ihn. Ein ganz einfacher, aber feiner Song- bzw. Refrainaufbau, unaufdringlich eigentlich, dabei überaus ear-catching. Ein paar Mal wiederholt und nur von kurzen kleinen Zwischenteilen unterbrochen. Unter anderem von einem tollen Solo von Hank Marvin, welches unspektakulär, eigenständig, aber unglaublich gut integriert ist und den relativ einfach durchhörbaren Fluss des Songs wunderbar auflockert. Der leichte Hall und das ganz zarte Pluckern der Rhthmusgitarre im Hintergrund tun ein Übriges, um diese Single zu einer ganz besonderen zu machen.The Clash: White Riot/1977 NL-CBS 1977
Über diesen Klassiker braucht man sicher nicht viel zu sagen. Es ist die erste Single der Band um Joe Strummer und Mick Jones, es ist eine der ersten Punk-Singles. Im April 77 füllt sie zeitlich die Lücke zwischen Anarchy und God save the Queen der Pistols, war aber nur kurz in den Charts und nicht in den Top30.
Vorder- und Rückseite sind jeweils keine zwei Minuten lang und dennoch ist die Platte ein absoluter Klassiker. White Riot hat auch heute kaum etwas von seiner Intensität verloren. Beginnend mit einer Polizeisirene setzt dann ganz schnell die unerbittlich harte Rhythmusbasis ein: Ein intensiv treibender, dumpf pluckernder Bass von helleren Drums kontrastiert. Die Gitarren kratzen ihre Akkorde dazu, und dann kommt gleich der Chorus. Ein unidentifizierbares Vocal-Gemisch, das Randale fordert, nein, macht. Dann folgt ein eigentlich gut durchgearbeiter Song, der sich aber mit allen Kräften gegen eine vorschnelle melodiemäßige Vereinnahmung zu sperren scheint. Und wenn ich jetzt das kurze Solo in der Mitte höre, muss ich an Strummer´s Satz denken, dass sie ein Solo brauchten, aber nicht wussten, wie ein Gitarren-Solo in einem Punk-Song zu klingen habe bzw. klingen dürfte. Da haben sie sich dann wohl dieses einfallen lassen. Musik, die sich selbst erfinden musste. Große Klasse. Die Flipside haut dann mit ähnlicher Attitüde dem musikalischen Establishment eins um die Ohren. Und geboren war eine Band, die es wirklich ernst mit sich meinte.--
FAVOURITES
Francoise Hardy: Pourtant Tu M´Aimes / Jaloux / On Se Quitte Toujours / Cést La Premiere Fois F-EP Vogue 1964Francoise war meine erste Jugend-Liebe im Bereich der Pop-Musik. Es war 1965 und eine in meinen damaligen Augen wunderschöne Frau sang ein Lied an den Abendwind. Jahrzehnte später habe ich mir dann nach und nach alle ihre 60s-7“s zusammenzusuchen versucht. Nicht unbedingt wg. der Musik, obwohl diese viel besser ist, als manch einer denken mag, sondern auch wegen der großenteils wunderschönen Cover. Obiges ist eines davon!!!
Wie man dem Titel entnehmen kann, enthält diese 7“ vier Songs. Solche EPs (Extended Plays) waren damals bis zum Ende 60s üblich in Frankreich. Bei uns waren sie kein Standard, sondern ein relativ preisgünstiges Zwischending zwischen LP und Single. EPs aus den 50s und 60s sind heute durchgehend sehr gesuchte Scheiben. Zudem waren diese Platten in schöne, relativ feste Papphüllen verpackt.
Besonders die frz. EPs, die es ja auch von allen internationalen Bands gab (es gab in Frankreich also praktisch kaum Zwei-Song-Singles), sind heute schwerst gesuchte Platten, zumal sie dann und wann bis heute richtig rare Aufnahmen enthalten.
Noch ein paar Worte zu Francoise Hardy und ihrer Musik. Sie begann ihre Karriere Anfang der 60s mit typischen Chansons, die sie selbst schrieb. Sie begleitete sich z.T. allein auf ihrer Gitarre, hatte ein Orchester oder auch mal eine Band im Hintergrund. Zur Mitte der 60s hin war sie ein Superstar, nicht nur in Frankreich. Sie war das Girlie der frühen 60s, Courreges-Klamotten tragend, hip und cool bis zum Gehtnichtmehr. Selbst der gute Bob Dylan erwähnt sie in den Liner Notes von Another Side Of Bob Dylan.
Der Titelsong dieser EP soll eine Coverversion von I Still Love Him sein, was ich nicht kenne. Ich mag diese Aufnahme der Hardy in ihrer poppigen Aufgedrehtheit und Überproduzierheit sehr. Hall, Chor, Orchester, und die hauchig-samtene Stimme der Mademoiselle Hardy. Wunderbar. Die anderen drei Songs reichen sicher nicht ganz an Pourtant… heran, sind aber auf ihre Art als typischere Chansons sicher kaum weniger gelungen.Bill Haley And His Comets : Rock Around The Clock / A.B.C. Boogie D-Brunswick 1955
Ich werde jetzt hier keine Abhandlung über Rock´Around The Clock als erste Rock´n Roll-Scheibe schreiben. Ich denke, sie ist und war es nicht. Sie war der erste richtige Knaller wohl, aber musikalisch hatte sich das meiste doch weitgehend vorher schon entwickelt. Wenn mal jemand die Gelegenheit hat, Haley´s „Rocket ´88“ zu hören, das einige Zeit vorher rauskam, so wird er kaum Unterschiede zu dem Sound dieser Platte raushören. Und selbiges „Rocket ´88“ wiederum ist ein wunderbarer R&B-Titel, den ein gewisser Jackie Brenston schon 1951 mit einem ganz jungen Ike Turner aufgenommen hatte. Haley gab ihm dann einen leichten C&W-Touch, was seinen Erfolg begünstigte und Sam Philipps aufhorchen ließ. Auch Haley-Hits wie Crazy Man Crazy und Rock The Joint waren schon wenige Jahre vor Rock Aorund The Clock erschienen. Der Mann war ja fast 30, als es richtig losging und dass so ein uncooler Typ mal Anlass war, Waldbühne und Grugahalle ziemlich platt zu machen, kann man sich heute kaum noch vorstellen.
Dennoch, das Ding ist große Klasse. Jeder kennt es. Es erübrigt sich Weiteres zur Musik. Man achte auf den feinen Bass, die Klasse-Gitarre, die Drums. Es stimmt alles an der Aufnahme. Beste Unterhaltungsmusik von damals, mit wohl niemals zu erwartender Resonanz.
Die Flipside ist ebenso locker, aber weniger spektakulär. Ein relativ einfacher Song mit Bluesschema, aber sehr schönem Gitarrensolo.
Ein Wort noch zu der Platte als solcher. Ich habe oben ein Scan meiner allerersten Single, die ich von diesem Song besessen habe, abgebildet. Schon putzig dieser selbst gemachte Aufkleber aus irgendeiner Radio- oder Fernsehzeitung von damals mit dem Konterfei des Interpreten. Bildhüllen gab es zu der Zeit praktisch noch gar nicht. Die Singles wurden, wie lange Jahre später noch in England, nur mit Firmenlochcovers ausgeliefert.
Falls jemand mal eine Schellack von dieser Platte in die Finger bekommt, (das sind die dicken 10“-Platten, die mit 78 UpM laufen), dann ist der Schatz gar nicht soo groß, wie man denken könnte. Zu der Zeit waren Schellacks eher das Normale, wenn auch in erster Linie in Vatis Musiktruhe, in der solcher Haley´scher Lärm natürlich nichts zu suchen hatte. Dennoch ist die Scheibe als Schellack noch recht häufig, während deutsche Elvis-Schellacks sehr rar und teuer sind. Also dort zugreifen, auch in schlechterem Zustand.
The Smiths: What Difference Does It Make? / Back To The Old House D-intercord 1984Ganz am Anfang war ich etwas enttäuscht von ihnen, immerhin wurden sie auch bei uns von der Presse von vornherein sehr nach vorn ge-featured. Und die Größten sind sie für mich auch nie geworden. Dennoch gibt es ein paar Singles von ihnen, die ich unglaublich mag. Diese gehört unbedingt dazu. Weniger die Flipside als das tolle What Difference… mit seinem unnachahmlichen Drive. Bass und Drum und Marr´s Backgroundgitarre mit ihren seltsam langgezogenen Sounds bilden einen treibenden Teppich, auf dem Marr seine leichten Gitarrensprengsel einstreut und Morrissey einen Song, wie ihn die Welt bis dahin kaum gehört hatte, zum Besten gibt. Ganz großartig.
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FAVOURITES
Scott Walker: Joanna / Always Coming Back To You NL-Philips 1968Scott ist Gott! Wenn es denn einen gibt. Seine wunderbare Stimme, sein unglaublich feiner Geschmack auch im Ambiente eines bombastischeren Arrangements machen ihn absolut unvergleichlich für mich. Ihn als Solosänger habe ich erst etwas später wahrgenommen. Aber Walker Brothers-Fan bin ich seit dem ersten Ton, den ich von ihnen gehört habe und das wird wohl The Sun Ain´t Gonna Shine… gewesen sein.
Diese Theatralik, dieser Pop, der so unvergleichlich einzigartig nichts neben sich gelten lässt und den Hörer entweder verschreckt oder tief in seinen Bann zieht. Mich hat´s immer nur gezogen. Bin ja auch ein Fan der großen Oper!
Aber Scott hatte wohl früh schon mehr im Sinn als nur Mädchenschwarm und Popsänger zu sein. Doch ist hier nicht der Ort, Scott Walker zu sezieren, da es genügend Fans hier gibt, die ihn mindestens so gut, wenn nicht viel besser kennen als ich.
Joanna jedenfalls ist Scotts zweite Solo-Single nach Jackie, wenn man die frühen Sachen als Scott Engel nicht mitzählt. Sie sollte für ihn nach Scott 2 den Durchbruch als Solosänger bringen, landete dann aber doch nur höchstens auf Platz 7 in den UK-Charts. Joanna ist ein wunderbarer Song, dessen Tiefe und Musikalität in Zeiten des Bubble Gum kaum gewürdigt werden konnte. Auf dem schwierigen und richtungslosen Musikmarkt von 68 konnte er keine Massen mehr hinter sich bringen. Alte Walker-Bros.-Scott-Fans kauften seine Sachen zwar noch. Viele derer, die die Boygroup bewundert hatten, wandten sich aber mehr und mehr von ihm ab, je komplexer seine Alben wurden. Die Rückseite ist eine Auskopplung aus Scott 1 und macht diese Single zusätzlich zu einem echten Kleinod.
Supremes: Baby Love / Ask Any Girl D-CBS 1964Von 64 kann ich sie nicht gekannt haben, von der Beschallung irgendwelcher Kirmeskarussells aber sicher. Jedenfalls habe ich das Gefühl, diese Platte schon immer zu kennen und zu lieben. Diese Kirmesbudenmusik war ja ohnehin nicht so ganz unwichtig in den 60s. Manches wurde über diesen Umweg für unsereins erst so richtig bekannt. Sicher wurde da wohl auch mal schlechte Musik gespielt, aber im Großen und Ganzen waren es doch immer die fetzigsten und schärfsten Sachen, die dort das Geschäft ankurbeln sollten. Und an der Raupe war halt alles gut, was die Jugend so richtig anmachte. So auch Baby Love, dieser quirlige Popsong aus der Holland-Dozier-Holland-Feder, den etwas unschuldig wirkenden Vocals der Damen, dem leicht schmutzig klingenden Sax. Wunderbar wenn nach ca. zwei Dritteln diese harmonische Rückung kommt. Eine klasse Platte.
Die Rückseite kannte ich damals nicht und sie ist mir heute auch nicht übermäßig wichtig geworden. Einer der vielen guten Songs aus der Motown-Schmiede, hier mit etwas größerem String-Einsatz, dennoch ungebrochenem Drive.
Bruce Channel: Keep On / Barbara Allen D-Bell 1968Was oben über die Supremes steht, trifft in noch größerem Maße auf diese Single zu. Ich kannte sie eigentlich nur vom Jahrmarkt (allerdings etwas später) und sie begeisterte mich völlig. So dass ich sie, als ich gegen Mitte/Ende der 70er ernsthaft begann die Singles der 60er nachzukaufen, diese ganz oben bei mir auf der Wantlist war. Habe sie dann auch bald bekommen, besitze sie bis heute aber nicht einmal mit der passenden Hülle. Ich glaube, das ist eine reine Schrifthülle, weshalb ich bislang die Notwendigkeit nicht unbedingt sah. Zudem ist die Scheibe nicht allzu häufig.
Was ist so toll dran? Ein Song, der eine unwiderstehliche Anziehungskraft besitzt, der beim ersten Hören zu begeistern weiß, der aber auch noch nach dem x-ten Mal noch seine Faszination behält. Nach eine kurzen Gitarren-Intro und setzt dann diese ganz eigene Stimme des Bruce Channel ein, eine, die auf der einen Seite voller Kraft ist, auf der anderen Seite ein leichtes Tremolo hat, was sie so eigen macht, was aber mitten im Song bei diesem Break (you touched me like nobody else…) einfach nur unvergleichlich ist. Diese Stelle allein ist die ganze Single wert, wie da die leicht gespielte Tuba diese Vocals begleitet und das ganze einem klasse gemachten Höhepunkt entgegenstrebt. Purer Pop!
Heute weiß ich, dass der Song von jenem Wayne Carson Thompson geschrieben wurde, der auch bei The Letter ( Box Tops) verantwortlich zeichnete. Dabei war Bruce Channel selber jemand, der Songs zu schreiben wusste, ja jemand, der wie der Held in About A Boy, ohne Weiteres von einem einzigen hätte leben könnte. Ist er doch der Autor des Klassikers „Hey Baby“. Und bevor hier jemand die Nase rümpft, höre er sich das Original vom Channel an!!
Und heute höre ich die Rückseite zum ersten Mal. Es war Keep On, was ich wollte und schon x-mal aufgelegt habe. Nie die Flip. Shame on me! Denn der Song ist von jenem Dale Hawkins, dessen My Babe als nächstes dran kommen soll. Zufälle gibt es!! Sein Barabara Allen ist eine recht folkige, fast traditionelle Songwriterballade. Channels Stimme kommt auch hier sehr gut.
Allerdings merke ich, dass meine ansonsten gut erhaltene Single auf der B-Seite nicht sonderlich toll klingt. Also muss ich doch mal nach einer mit Hülle in mint Ausschau halten.--
FAVOURITES
Dale Hawkins: My Baby / A House, A Car And A wedding Ring US-Chess 1958Dale Hawkins ist eine Rock´n Roll-Legende der 50´s. Eine von denen, die unsereins bis vor wenigen Jahren nur dem Namen nach kannte, da er in den 50´s Suzie Q geschrieben hatte, mit dem CCR später so erfolgreich waren. Das Original war mir aber lange nie zu Ohren gekommen.
Auf der Suche danach fiel mir dann diese Single in die Hände und sie ist ein absoluter Schatz. Allerfeinster Rockabilly: Gitarren, die abheben lassen, Geplucker, das man sich nicht schöner wünschen könnte, atemberaubendes Tempo. Und das alles mit einer Lockerheit gespielt und gesungen, die absolut ihresgleichen sucht. Ja, und dann ist der Song von Willie Dixon an sich auch schon eine Großartigkeit für sich. Ein Traum von Single.
Ich gestehe, dass mich die Ballade der Rückseite nicht zu begeistern weiß!Zwischenstand:
1 Bruce Channel: Keep on
2 Smiths: What Difference…
3 Beach Boys: Surfin´ Safari
4 Clash: White Riot
5 Scott Walker: Joanna
6 Dale Hawkins: My babe
7 Supremes: Baby Love
8 Cliff Richard: Living Doll
9 Bill Haley: Rock around the clock
10 Francoise Hardy: Pourtant…Na, vielleicht fällt Keep On doch noch vom Sockel. Mal ne Nacht oder zwei drüber schlafen. Das ist wirklich Äpfel mit Birnen……
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FAVOURITESGrosses Projekt mit kleinen Scheiben ! Ich wechsel auf die passive Seite – mitlesend.
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Sehr schöne Idee, Otis! Endlich wieder mal etwas Substanzielles in diesem Forum. Cool!
Zwei Fragen dazu…
1. Darf/soll man Deine Auswahl/Anmerkungen/Reihenfolge kommentieren?
2. Würdest Du Wetten entgegennehmen darüber, wie lange es dauern wird, bis der erste Volltrottel hier auftaucht mit Entblödungen wie „Ich kaufe keine Singles“ bzw. „Ich habe/brauche keinen Plattenspieler“?--
Originally posted by tops@3 Nov 2004, 00:56
bis der erste Volltrottel hier auftaucht mit Entblödungen wie „Ich kaufe keine Singles“ bzw. „Ich habe/brauche keinen Plattenspieler“?du schreist danach. viel spaß, wenn's soweit ist.
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but I did not.@ Soulster
Unsinn, das sind Erfahrungswerte. Leider. Niemand würde sich mehr freuen als ich, wenn dieser Thread unbelästigt bliebe.
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Originally posted by tops@3 Nov 2004, 01:10
@ SoulsterUnsinn, das sind Erfahrungswerte. Leider. Niemand würde sich mehr freuen als ich, wenn dieser Thread unbelästigt bliebe.
Wird er nun sicherlich auch bleiben. (außer dies wird jetzt zu einer längeren Diskussion)
Schöner Thread, otis!
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Originally posted by soulster@3 Nov 2004, 01:00
du schreist danach. viel spaß, wenn's soweit ist.:D Das habe ich auch gedacht.
Sehr schöner Thread, otis. Werde wie Doug mitlesen.
Gruß Volker
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Die meiste Zeit geht dadurch verloren, dass man nicht zu Ende denkt. Alfred Herrhausen (1930-89)Ja, wirklich schöner Thread.
Otis, ich freu mich schon auf die Besprechung der Pogues-Single, die auf Deiner Seite abgebildet ist. Hätte nicht gedacht, daß Du sowas hörst.
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down by the river i shot my babyHallo Otis! Du hast gerade meine Frühstückspuse verschönert! Großartiges Projekt über ein für mich gestorbenes Medium (bin halt kein Single – Mensch) Werde still mitlesen und das eine oder andere für mich entdecken können. Weiter so!
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Käse ist gesund!Originally posted by kaesen@3 Nov 2004, 09:37
(bin halt kein Single – Mensch)Tops, Dein Einsatz!
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down by the river i shot my babyDas ist eine sehr schöne Idee, otis, und bisher eine sehr schöne Auswahl. Bin sehr gespannt, was du aus deinem Schatzkästchen noch auskramst.
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