Startseite › Foren › Die Tonträger: Aktuell und Antiquariat › Das Vinyl-Forum › 7″ Faves › Otis´ 7" Faves › Re: Otis´ 7" Faves
Scott Walker: Joanna / Always Coming Back To You NL-Philips 1968
Scott ist Gott! Wenn es denn einen gibt. Seine wunderbare Stimme, sein unglaublich feiner Geschmack auch im Ambiente eines bombastischeren Arrangements machen ihn absolut unvergleichlich für mich. Ihn als Solosänger habe ich erst etwas später wahrgenommen. Aber Walker Brothers-Fan bin ich seit dem ersten Ton, den ich von ihnen gehört habe und das wird wohl The Sun Ain´t Gonna Shine… gewesen sein.
Diese Theatralik, dieser Pop, der so unvergleichlich einzigartig nichts neben sich gelten lässt und den Hörer entweder verschreckt oder tief in seinen Bann zieht. Mich hat´s immer nur gezogen. Bin ja auch ein Fan der großen Oper!
Aber Scott hatte wohl früh schon mehr im Sinn als nur Mädchenschwarm und Popsänger zu sein. Doch ist hier nicht der Ort, Scott Walker zu sezieren, da es genügend Fans hier gibt, die ihn mindestens so gut, wenn nicht viel besser kennen als ich.
Joanna jedenfalls ist Scotts zweite Solo-Single nach Jackie, wenn man die frühen Sachen als Scott Engel nicht mitzählt. Sie sollte für ihn nach Scott 2 den Durchbruch als Solosänger bringen, landete dann aber doch nur höchstens auf Platz 7 in den UK-Charts. Joanna ist ein wunderbarer Song, dessen Tiefe und Musikalität in Zeiten des Bubble Gum kaum gewürdigt werden konnte. Auf dem schwierigen und richtungslosen Musikmarkt von 68 konnte er keine Massen mehr hinter sich bringen. Alte Walker-Bros.-Scott-Fans kauften seine Sachen zwar noch. Viele derer, die die Boygroup bewundert hatten, wandten sich aber mehr und mehr von ihm ab, je komplexer seine Alben wurden. Die Rückseite ist eine Auskopplung aus Scott 1 und macht diese Single zusätzlich zu einem echten Kleinod.
Supremes: Baby Love / Ask Any Girl D-CBS 1964
Von 64 kann ich sie nicht gekannt haben, von der Beschallung irgendwelcher Kirmeskarussells aber sicher. Jedenfalls habe ich das Gefühl, diese Platte schon immer zu kennen und zu lieben. Diese Kirmesbudenmusik war ja ohnehin nicht so ganz unwichtig in den 60s. Manches wurde über diesen Umweg für unsereins erst so richtig bekannt. Sicher wurde da wohl auch mal schlechte Musik gespielt, aber im Großen und Ganzen waren es doch immer die fetzigsten und schärfsten Sachen, die dort das Geschäft ankurbeln sollten. Und an der Raupe war halt alles gut, was die Jugend so richtig anmachte. So auch Baby Love, dieser quirlige Popsong aus der Holland-Dozier-Holland-Feder, den etwas unschuldig wirkenden Vocals der Damen, dem leicht schmutzig klingenden Sax. Wunderbar wenn nach ca. zwei Dritteln diese harmonische Rückung kommt. Eine klasse Platte.
Die Rückseite kannte ich damals nicht und sie ist mir heute auch nicht übermäßig wichtig geworden. Einer der vielen guten Songs aus der Motown-Schmiede, hier mit etwas größerem String-Einsatz, dennoch ungebrochenem Drive.
Bruce Channel: Keep On / Barbara Allen D-Bell 1968
Was oben über die Supremes steht, trifft in noch größerem Maße auf diese Single zu. Ich kannte sie eigentlich nur vom Jahrmarkt (allerdings etwas später) und sie begeisterte mich völlig. So dass ich sie, als ich gegen Mitte/Ende der 70er ernsthaft begann die Singles der 60er nachzukaufen, diese ganz oben bei mir auf der Wantlist war. Habe sie dann auch bald bekommen, besitze sie bis heute aber nicht einmal mit der passenden Hülle. Ich glaube, das ist eine reine Schrifthülle, weshalb ich bislang die Notwendigkeit nicht unbedingt sah. Zudem ist die Scheibe nicht allzu häufig.
Was ist so toll dran? Ein Song, der eine unwiderstehliche Anziehungskraft besitzt, der beim ersten Hören zu begeistern weiß, der aber auch noch nach dem x-ten Mal noch seine Faszination behält. Nach eine kurzen Gitarren-Intro und setzt dann diese ganz eigene Stimme des Bruce Channel ein, eine, die auf der einen Seite voller Kraft ist, auf der anderen Seite ein leichtes Tremolo hat, was sie so eigen macht, was aber mitten im Song bei diesem Break (you touched me like nobody else…) einfach nur unvergleichlich ist. Diese Stelle allein ist die ganze Single wert, wie da die leicht gespielte Tuba diese Vocals begleitet und das ganze einem klasse gemachten Höhepunkt entgegenstrebt. Purer Pop!
Heute weiß ich, dass der Song von jenem Wayne Carson Thompson geschrieben wurde, der auch bei The Letter ( Box Tops) verantwortlich zeichnete. Dabei war Bruce Channel selber jemand, der Songs zu schreiben wusste, ja jemand, der wie der Held in About A Boy, ohne Weiteres von einem einzigen hätte leben könnte. Ist er doch der Autor des Klassikers „Hey Baby“. Und bevor hier jemand die Nase rümpft, höre er sich das Original vom Channel an!!
Und heute höre ich die Rückseite zum ersten Mal. Es war Keep On, was ich wollte und schon x-mal aufgelegt habe. Nie die Flip. Shame on me! Denn der Song ist von jenem Dale Hawkins, dessen My Babe als nächstes dran kommen soll. Zufälle gibt es!! Sein Barabara Allen ist eine recht folkige, fast traditionelle Songwriterballade. Channels Stimme kommt auch hier sehr gut.
Allerdings merke ich, dass meine ansonsten gut erhaltene Single auf der B-Seite nicht sonderlich toll klingt. Also muss ich doch mal nach einer mit Hülle in mint Ausschau halten.
--
FAVOURITES