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  • #4441807  | PERMALINK

    observer

    Registriert seit: 27.03.2003

    Beiträge: 6,709

    muffkimuffkiSchreibst Du auch mal was über „The Soft Bulletin“?

    Klar, ich kann doch meine Nummer 1 nicht übergehen. Wird aber wahrscheinlich noch dauern, da ich eigentlich erstmal über eine andere Platte von den Flaming Lips schreiben wollte.

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    #4441809  | PERMALINK

    observer

    Registriert seit: 27.03.2003

    Beiträge: 6,709

    The Flaming Lips – Zaireeka
    (Warner, 1997)

    In ihrer Jugendclique nannten sie sich „The Fearless Freaks“ und ungewöhnliche, abgedrehte Aktionen ziehen sich durch die Geschichte der Band. Ein Versuch, die ansonsten eher bei den spektakulären Live-Auftritten der Lips umgesetzten Ideen auch auf einen Tonträger zu übertragen, ist das Album „Zaireeka“. Vier CDs, die nicht in konventioneller Art nacheinander, sondern gleichzeitig abgespielt werden müssen. Erforderlich für die Durchführung: 4 CD-Player und möglichst 4 oder mehr experimentierfreudige Menschen.

    Natürlich kann man nun erst einmal denken, dass es sich bei diesem Album um die Kopfgeburt realitätsferner Spinner (wer hat schon vier CD-Player?) oder um pure Effekthascherei handelt. Die Flaming Lips haben aber ein verspieltes, kindliches Gemüt und nur so sollte man „Zaireeka“ auch verstehen. Die Grundidee besteht darin, sich mit Freunden, die ihre Anlagen mitbringen, zu treffen und mit der Musik und den sich öffnenden Räumen zu spielen. Das Verblüffende sind nämlich die sich verschiebenden Perspektiven und Wahrnehmungen, wenn man sich im Zimmer bewegt. Diese Interaktion haben die Flaming Lips dann beim „Boombox Experiments“ auch live praktiziert, indem sie Dutzende Kassettenrecorder mit unterschiedlichen Tapes im Publikum verteilten und dirigierten. Davor gab es bereits die „Parking Lot Experiments“, bei denen aus 30 bis 40 Autos die unterschiedlichen Soundspuren abgespielt wurden. „Zaireeka“ war dann die minimierte Ausgabe für den Hausgebrauch. Die Namensschöpfung setzt sich aus „Zaire“ und „Eureka“ zusammen, was für die Flaming Lips für eine Mischung aus Anarchie und Inspiration stehen soll. Und wer dieses Album mal im kompletten Versuchsaufbau erlebt hat, weiß, was sie damit meinen.

    „Zaireeka“ ist musikalisch nicht wirklich mit den anderen Alben der Band vergleichbar. Die Songs sind anders gestrickt, eher eine Mischung aus Hörspiel, psychedelischen Soundexperimenten und den immer wieder sich herausarbeitenden, harmonischen Passagen. Die Flaming Lips sind sich bewußt gewesen, dass man Leuten, die sich „Zaireeka“ kaufen, mehr zumuten kann als auf einer regulären Platte. Schon auf dem Cover wird darauf hingewiesen: „This recording contains frequencies not normally heard on commercial recordings and on rare occassion has caused the listener to become disoriented.“ Neben den typischen Chorpassagen und symphonischen Elementen der Band gibt es auch schwer erträgliche Frequenztöne und enervierende, sich im Kreis drehende Schlagzeugsoli zu erleben. Die Band baut Klangräume auf, die so ziemlich alle Empfindungen von höchster Glückseligkeit bis großer Beklemmung hervorrufen.

    Die Sounds sind zum größten Teil strikt auf einzelne Kanäle verteilt, so dass man beim Anhören wie an einem Mischpult einzelne Spuren ausblenden oder hervorheben kann. Aber es genügt auch, sich einfach im Raum zu bewegen und dadurch das Klangbild in immer neuen Variationen zu erleben. Diese Interaktivität unterscheidet „Zaireeka“ schon von sonstigen quadrophonischen Aufnahmen. Aber auch die gesamte Vorbereitungszeremonie des Aufbauens der Anlagen und des Synchronisierens der CD-Player nach jedem einzelnen Stück bringt einen sehr spielerischen Charakter in dieses Projekt. Ich habe es bisher an zwei Abenden in kompletter Fülle gehört, dann auch immer gleich mehrmals hintereinander. Es waren einzigartige Momente aus „Anarchie und Inspiration“. Glaubt mir!

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    #4441811  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    Obwohl ich The Flaming Lips eigentlich immer mit einem distanziert wohlwollenden Interesse verfolgt habe, konnte ich mit diesem Experiment nichts anfangen. Vor allem wohl, weil es nur mit CD Playern funktioniert. Und mich hat es ja seinerzeit schon Überwindung gekostet mir einen anzuschaffen. Aber gleich vier Stück? Nee, danke.
    Daher werde ich dieses Werk wohl niemals zu würdigen wissen.

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    #4441813  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    ich habe momentan 8 CD-Player im Haus, wo ist das Problem… ;-)

    (edit: das Problem wäre vermutlich eher die Musik, obwohl ich es mir spannend vorstelle. Fast wie bei „LAN-Parties“, als es noch kein LAN gab. Vielleicht würde mir das besser gefallen als andere Werke der Flaming Lips, die kommen bei mir nicht über den „nett“ Status hinaus…)

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    #4441815  | PERMALINK

    michaelcorleone

    Registriert seit: 17.07.2005

    Beiträge: 4,405

    Zitat von observer
    Klar, ich kann doch meine Nummer 1 nicht übergehen.

    Bei mir marschiert das Album nach jedem Hördurchgang einige Schritte vorwärts, bei mir schon klare Top 5. Würde mich auch interessieren deine Beschreibung zur „Soft Bulletin“.

    #4441817  | PERMALINK

    observer

    Registriert seit: 27.03.2003

    Beiträge: 6,709

    @mikko: Zaireeka taucht in letzter Zeit auch häufig als LP-Version (alles 8 Kanäle zu einem Stereo-Mix zusammengefasst) bei ebay auf. Kostet so um die 20 Euro. Der Reiz ist damit aber zu einem großen Teil dahin. Ich habe selbst eine zusammengemixte Version als CD. Die ist aber maximal dazu geeignet, sich einen ungefähren Eindruck von der Musik zu verschaffen.

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    #4441819  | PERMALINK

    observer

    Registriert seit: 27.03.2003

    Beiträge: 6,709

    Dick Laurentich habe momentan 8 CD-Player im Haus, wo ist das Problem… ;-)

    Bei den dann immer noch fehlenden Boxen + Verstärkern.

    Aber die ganze Geschichte ist ja als Gemeinschafts-Erlebnis konzipiert. Man soll sich mit Freunden treffen die ihre Anlagen mitbringen. Man muss sie ja dazu nicht alle selbst besitzen.

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    #4441821  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    observer@Mikko: Zaireeka taucht in letzter Zeit auch häufig als LP-Version (alles 8 Kanäle zu einem Stereo-Mix zusammengefasst) bei ebay auf. Kostet so um die 20 Euro. Der Reiz ist damit aber zu einem großen Teil dahin. Ich habe selbst eine zusammengemixte Version als CD. Die ist aber maximal dazu geeignet, sich einen ungefähren Eindruck von der Musik zu verschaffen.

    Danke für den Tipp. Ich werd mal sehen, ob ich nicht irgendwo erstmal reinhören kann. Dunkel entsinne ich mich, dass Kollegen als die Scheibe rauskam ein ziemliches Gewese darum machten. Ich hatte damals mal was im Radio gehört, was keinen bleibenden Eindruck hinterlassen hat.

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    #4441823  | PERMALINK

    dagobert

    Registriert seit: 09.07.2002

    Beiträge: 8,575

    wie handhabt man es, die CDs gleichzeitig abspielen zu lassen? unterschiedliche CD player brauchen unterschiedlich lange, um eine CD zu starten. oder ist es dabei irrelevant, wann man welche CD dazuschaltet?

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    #4441825  | PERMALINK

    thomlahn

    Registriert seit: 11.11.2003

    Beiträge: 8,143

    CD starten > Pause drücken > auf Liedanfang zurückskippen > gleichzeitig Play drücken

    Der Player ist dann auf Hab-acht-Stellung am jeweiligen Liedanfang und muss den Track nicht mehr suchen. So hab ich es in seligen Zeiten gemacht, als man CDs auf Cassette aufnahm. (Die Älteren erinnern sich vielleicht)

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    #4441827  | PERMALINK

    dagobert

    Registriert seit: 09.07.2002

    Beiträge: 8,575

    interessanter gedanke ;-) (verzeiht die naive frage)

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    #4441829  | PERMALINK

    thomlahn

    Registriert seit: 11.11.2003

    Beiträge: 8,143

    dagobertinteressanter gedanke ;-) (verzeiht die naive frage)

    Wenn man die 4 Player jetzt auch noch übereinander stapelt, braucht man noch nicht mal die Kumpels bemühen.

    Man könnte sich auch eine Vorrichtung bauen oder die 4 per Fernbedienung starten…

    .. OK, vielleicht doch ein Thema fürs Technikforum.

    --

    ?
    #4441831  | PERMALINK

    observer

    Registriert seit: 27.03.2003

    Beiträge: 6,709

    The Cure – The Head On The Door
    (Fiction Records, 1985)

    In der DDR hatte man es als LP-Käufer nicht leicht und bis heute verstehe ich nicht, wie ich es mir als Lehrling in regelmäßigen Abständen leisten konnte, nach Prag zu fahren, um auf der dortigen Plattenbörse wenigstens einige der gewünschten Scheiben zu kaufen. Auf der Rückfahrt wurden dann stundenlang die wertvollen Schätze von allen Seiten begutachtet und jedes Detail genauestens inspiziert und kommentiert. Zäh dahinfließende Stunden, bis man sich endlich zu Hause auch der Musik widmen konnte.

    „The head on the door“ war meine erste Cure-Platte und ich habe sie auf einem dieser Wochenendausflüge gekauft, ohne zu ahnen, dass sich daraus eine bis heute anhaltende Verbundenheit entwickeln würde. Natürlich kannte ich bereits einige Titel, war mir aber weitem nicht des Facettenreichtums dieser Band bewußt. Und wer konnte schon ahnen, dass sie auch zwanzig Jahre später noch erfolgreich existieren würden, denn eigentlich schienen sie vor Erscheinen von „The Head on the Door“ bereits abgeschrieben zu sein. Nach der dunklen Trilogie, die im faszinierend-klaustrophobischen Alptraum von „Pornography“ mündete, wirkte die Band richtungslos. Die Singles, die zwischen 82 und 85 veröffentlicht wurden, sowie das nach allen Richtungen auseinander fallende Album „The Top“ streben in Richtung Pop, bringen es aber bis auf Ausnahme von „The Love Cats“ nirgendwo auf den Punkt. Doch dann kam “The head on the door“, eine Pop-Platte wie aus einem Guß, auf dem jedes Stück seine eigene musikalische Idee in sich trägt. Spätestens hier verabschieden sie sich erfolgreich davon, als pure Gitarrenband wahrgenommen zu werden. Dafür ist der Einsatz von Keyboards viel zu auffallend und soundbestimmend geworden. Die Gitarren werden dem Gesamtsound untergeordnet oder in für die Band ungewohnter Weise eingesetzt (man höre da z.B. den Flamenco-Stil bei „The Blood“!). Nur bei „Push“ treiben sie noch lärmend nach vorn. Und so richtig düster ist auf „The Head on the door“ eigentlich auch kein Stück mehr, vielmehr wird die für spätere Cure-Alben typische Spannung aus manchmal fast tanzbarem Pop und melancholischer Grundatmosphäre etabliert, mit „Sinking“ erschaffen sie sogar die Blaupause für das vier Jahre später erscheinende Meisterwerk „Disintegration“.

    Es fällt mir schwer zu sagen, welches mein Lieblingsalbum der Cure ist. Mal „Pornography“, mal „Kiss me, kiss me, kiss me“ oder „Disintegration“, aber „The Head on the door“ war die Initialzündung und gehört bei mir mit Sicherheit zu den 10 meistgehörten Platten. Und immer noch das damals aus Prag mitgebrachte Exemplar.

    --

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    #4441833  | PERMALINK

    mistadobalina

    Registriert seit: 29.08.2004

    Beiträge: 20,820

    Sehr schön, Observer! Feiner Text und ein schönes Album sowieso. „The Head On The Door“ und „17 Secods“ sind meine Lieblings-Cure-Platten – immer je nach Stimmung. :wave:

    --

    When I hear music, I fear no danger. I am invulnerable. I see no foe. I am related to the earliest time, and to the latest. Henry David Thoreau, Journals (1857)
    #4441835  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

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