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Alle Wahrnehmung ist Ausbeutung!
Endlich ist das geklärt.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaHighlights von Rolling-Stone.deAlle 5-Sterne-Alben von Elvis Costello
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WerbungSie existiert FÜR UNS nicht. Was nicht heißt, das sie nicht doch existiert. Also ist die Aussage mit der Wahrnehmung nicht haltbar.
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Do you believe in Rock n Roll?captain kiddAlso gab es die Menschen auf der Landmasse, die wir heute Amerika nennen, also schon vor der Entdeckung. Durch unsere Wahrnehmung wurden sie zu Amerika, aber sie existierten schon vorher. Merkst du was?
Hab ich doch geschrieben: Es gab die Landmasse, es gab dort Menschen. Aber es gab eben kein „Amerika“, keine Idee von „Amerika“. Es sind Menschen, die Dinge wahrnehmen, Begriffe bilden, sich eine Vorstellung machen. Und Kunst ist ein Teil dieses Versuchs, Wahrnehmungen in Vorstellungen umzusetzen. Was ist denn das für eine völlig aus den Lebenszusammenhängen gerissene Vorstellung von Kunstwerken, die nur für sich existieren? Was soll das denn sein? Wenn der letzte Mensch auf dieser Welt tot ist, gibt es auch keine Kunst mehr, auch wenn dann noch Millionen Tonträger und Millionen Gemälde, Skulpturen und wasweißich vielleicht länger als wir brauchen, um zu vergehen. Dann sind das alles nur noch tote Gegenstände.
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choosefruitWenn ein Maler aus dem 19. Jahrhundert zu Lebzeiten keine Bilder verkaufte, dieselben Bilder aber 100 Jahre nach seinem Tod Millionen wert sind, werden die Werke des Malers also erst postum zur Kunst?
Nein, mit Verkäufen oder Aufmerksamkeit hat das gar nichts zu tun. Lies meinen Post bitte nochmals.
captain kiddAlso für mich ist Kunst in dem Moment, in dem sie geschaffen wird.
Kunst, die niemand außer dem Künstler kennt, existiert nicht.
captain kiddSie existiert FÜR UNS nicht. Was nicht heißt, das sie nicht doch existiert.
Doch, genau das heißt es.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.Ist natürlich Quatsch, gypsi. Das klang nur alles so nach Verwertungszusammenhang und so. Aberehrlich: Als Sonny Rollins allein unter irgendeiner Brücke ssich in Horn gespielt hat – das soll keine Kunst gewesen sein, nur weil es keiner außer ihm gehört hat? Sorry, für mich nicht nachvollziehbar.
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Do you believe in Rock n Roll?captain kiddIst natürlich Quatsch, gypsi. Das klang nur alles so nach Verwertungszusammenhang und so. Aberehrlich: Als Sonny Rollins allein unter irgendeiner Brücke ssich in Horn gespielt hat – das soll keine Kunst gewesen sein, nur weil es keiner außer ihm gehört hat? Sorry, für mich nicht nachvollziehbar.
Sonny Rollins war eben da … und hatte wohl einen ganz guten Sinn dafür, wann es blosses Üben war und wann Kunst.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaWie kommst du zu dieser Sichtweise, nail?
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Do you believe in Rock n Roll?nail75Korrekt. Wenn es niemand wahrgenommen hat, ist die Existenz dieser Kunst noch nicht einmal ein Gerücht, sondern eine bloße Idee. Eine Idee ist aber keine Kunst. Die Rezeption gehört zur Kunst dazu – ohne Rezeption keine Kunst. Nichtbeachtung kann auch Rezeption sein, aber nicht Nicht-Existenz. Ein rein theoretisches Gedankenexperiment, aber um es nochmal klar zu sagen: Der junge Kerl, der Chamber-Pop macht, den niemand hört, macht keine Kunst – jedenfalls solange die Musik niemand außer ihm hört.
Die Antwort auf einen Beitrag, in dem ausgerechnet ein Stück Natur als Kunst bezeichnet wird (als sei die Unterscheidung von Naturschönem und Kunstschönem plötzlich in Vergessenheit geraten), mit dem Wort „korrekt“ zu beginnen, wäre auch dann verkehrt, wenn stimmen würde, was Du schreibst. Mir scheint diese These („wenn es nicht gehört wird, ist es keine Kunst“) aber auf einer Verwechslung zu beruhen: zwischen der Kunst als Institution und dem einzelnen Kunstwerk als Idee und Gegenstand. Zur Kunst als Institution gehört die Rezeption so gut wie das Schaffen, gehört das Zeigen, Vorführen und Darüberreden. Kunst ist gesellschaftlich, ein kollektives Unterfangen. Aber es ist doch verkehrt, diese Bestimmung auf das einzelne Artefakt herunterzubrechen.
Erinnern wir uns an Robinson Crusoe auf seiner Insel. Stellen wir uns vor, der wackere Mann finde am Strand ein angeschwemmtes Cembalo, setze es instand, spiele darauf die Stücke, die er einst gelernt hat, erimprovisiere sich neue und notiere sie mit Federkiel und Tinte auf demselben Pergament, auf dem er als guter Engländer auch seine Buchhaltung macht. Was er da tut, hört sich an wie Kunst, sieht aus wie Kunst, ist Kunst, auch wenn er selbst der einzige ist, der dies bezeugen kann. Die Kultur, die dieses Schaffen als Kunst definiert und die das Kunstverständnis unseres Schiffbrüchigen gebildet hat, besteht weiter, nämlich daheim in Dear Old Blighty. Freilich ist sein Tun, der Umstände halber, kein Beitrag mehr zur Kunstproduktion im Empire, sondern nur noch ein Privatvergnügen. Aber erst, wenn es niemanden mehr geben wird, der seine Noten lesen und seine Stücke spielen könnte, hören Mr. Crusoes Werke auf, Kunst zu sein, und werden zu bloßen Tintenklecksen auf Papier.
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To Hell with PovertyVielleicht hat Sonny aber seine besten Sachen allein unter dieser Brücke gespielt? Und wenn nach dem Stück dann nail vorbeigekommn wäre und gesagt hätte: Sorry, Sonny. Keine Kunst. Hat niemand gehört. Was hätte Sonny da wohl gedacht?
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Do you believe in Rock n Roll?captain kiddWie kommst du zu dieser Sichtweise, nail?
Habe ich doch oben beschrieben.Kunst macht nur Sinn in einem sozialen Kontext, wo dieser fehlt, gibt es keine Kunst. Dagegen könnte man einwenden, dass ja jemand Kunst für sich selbst und nur für sich schaffen würde, beispielsweise Sonny Rollins spielt ganz verborgen in einem unzugänglichen Wald nur für sich alleine. Er macht natürlich Musik, aber da es niemand erfährt, keine Kunst. Wenn er aber ein Aufnahmegerät dabeihatte, die Musik veröffentlicht („The Forest Tapes“), dann ist es Kunst.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.Volle Zustimmung Go1
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Do you believe in Rock n Roll?Du sagst nur, dass du der Meinung bist, dass es so ist, nail. Aber du erklärst nicht warum.
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Do you believe in Rock n Roll?Go1Was er da tut, hört sich an wie Kunst, sieht aus wie Kunst, ist Kunst, auch wenn er selbst der einzige ist, der dies bezeugen kann. Die Kultur, die dieses Schaffen als Kunst definiert und die das Kunstverständnis unseres Schiffbrüchigen gebildet hat, besteht weiter, nämlich daheim in Dear Old Blighty. Freilich ist sein Tun, der Umstände halber, kein Beitrag mehr zur Kunstproduktion im Empire, sondern nur noch ein Privatvergnügen. Aber erst, wenn es niemanden mehr geben wird, der seine Noten lesen und seine Stücke spielen könnte, hören Mr. Crusoes Werke auf, Kunst zu sein, und werden zu bloßen Tintenklecksen auf Papier.
Ich halte das für zwei verschiedene Aspekte. Wenn er Musik macht, die niemand sonst hört, ist es keine Kunst. Wenn er Musik notiert und dadurch anderen die Möglichkeit der Rezeption gibt, ist es Kunst.
Man muss gar nicht bei Artefakten landen, denn der Begriff des Artefakts setzt eine Rezeption voraus. Ein Artefakt, das nicht rezeptiert ist, ist nur eine Möglichkeit.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.Nehmen wir an, ich hätte Sonny in Lied aufgenommen. Ich spiele es einer Gruppe von Leuten vor, drehe aber immer wieder den Ton ab und dann wieder laut. Dann wären nach deiner Lesart nur die hõrbaren Teile des Liedes Kunst und die anderen nicht.
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Do you believe in Rock n Roll?Aber warum, nail? Muss gerade irgendwie an Rambo und blaues Licht denken.
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Do you believe in Rock n Roll? -
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