Mikkos LP Faves

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  • #5217891  | PERMALINK

    mick67

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    otisDie Keith klingt interessant, aber mir ist nicht klar geworden, warum du die Indian Summer trotz allem zu deinen „Faves“ zählst.

    Man blättere eine Seite zurück:

    MikkoEigentlich wollte ich in diesem Thread ja meine absoluten Favoriten vorstellen. Und es werden sicher auch LPs dabei sein, die zu meinen Lieblingsplatten gehören.
    Aber zunächst stelle ich hier nun einfach mal Platten vor, auf die ich – nicht zuletzt duch das Forum hier – aufmerksam wurde und die ich zumindest für hörenswert halte….

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      #5217893  | PERMALINK

      mikko
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      otisDie Keith klingt interessant, aber mir ist nicht klar geworden, warum du die Indian Summer trotz allem zu deinen „Faves“ zählst.

      Mick67 hat ja schon an meiner Stelle geantwortet. Ich zähle die Indian Summer LP nicht zu meinen Faves, wollte sie aber trotzdem hier vorstellen, da ich sie nun mal erworben habe. Ich hätte sie auch woanders im Forum vorstellen können. Aber das hier ist mein Thread, und da gehört sie eigentlich hin.

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      #5217895  | PERMALINK

      light-of-love

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      Treffende Beschreibung des Indian-Summer-Albums, wobei ich es etwas höher bewerten würde. Für mich ist „Secrets Reflected“ der herausragende Track.

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      #5217897  | PERMALINK

      mikko
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      Ismo Alanko – Kun Suomi Putos Puusta
      (LP/CD, Seal On Velvet, 1990)

      Es ist vermutlich fast unmöglich, die Bedeutung und Eindringlichkeit dieser Platte jemandem klar zu machen, der weder Finnisch versteht noch mit Finnland allgemein etwas vertrauter ist. Versuchen will ich es trotzdem. Ismo Alanko macht seit seinem 14. Lebensjahr Musik. Er stammt aus Kuopio in Ostfinnland. Seine erste Band war Hassisen Kone. 1978 gegründet und schnell vom Punk zu einer der besten New Wave Bands in Finnland geworden, löste Alanko die Band 1982 bereits wieder auf. In den 80er Jahren war er mit Sielun Veljet unterwegs, die von Industrial Rock über Funk Crossover bis zu Zappa affiner Psychedelia alles ausprobierten inklusive eher missglückter Ausflüge zu Klezmer und anderer jiddischer Musik. Das hier ist also Alankos erstes Solo Album, das zudem in einer Zeit großer politischer und gesellschaftlicher Umbrüche entstand. Um es kurz zu machen, es ist seine Reaktion auf diese Veränderungen, seine Beschreibung der Wende in Finnland. Denn Finnland war sehr stark betroffen von der Wende in Europa. Die sicheren wirtschaftlichen Beziehungen zur Sowjetunion brachen über Nacht weg. Ganze Industriezweige brachen fast völlig zusammen. Tausende wurden in der Folge arbeitslos. Finnland musste sich – zum Teil wenigstens – vollkommen neu orientieren. Davon erzählen die Songs dieser Platte auf eine sehr poetische und zum Teil skurrile Weise. Zugleich ist es wohl auch eine Art persönliche Aufarbeitung der eigenen Geschichte. Ismo Alankos Geschichte in erster Linie, aber auch die seiner Heimat. Kun Suomi Putos Puusta, als Finnland vom Baum fiel, so heißt das Album und auch der Titelsong, der sehr schön beschreibt, wie die Finnen mit der so unerwartet und plötzlich über sie kommenden Veränderung umgehen und wie sie – nicht fatalistisch – aber doch letztlich unaufgeregt ihr Schicksal annehmen und meistern. Musikalisch ist die Platte sehr abwechslungsreich. Während der Titeltrack eine leicht verschrobene Ballade zwischen altem Folksong und avantgardistischem Chanson ist, gibt es auch Polka, die in Finnland Humppa heißt, wie wir spätestens seit der Gruppe Eläkeläiset wissen. Es gibt Klangcollagen, die in Alankos Industrialzeit verweisen. Es gibt weitere Balladen, die zumindest oberflächlich betrachtet eine Nähe zum Gothic Rock à la The Cure vermuten lassen. Natürlich sind die Texte zum Verständnis des Ganzen eigentlich unverzichtbar. Aber erstens ist Alankos Stimme unvergleichlich beeindruckend in ihrem Ausdruck und zweitens vermittelt natürlich auch schon die Musik ein Gefühl, das zwischen Verdruss und Zweifel auf der einen sowie Hoffnung und Begeisterung auf der anderen Seite alle Facetten durchläuft. Einer der eindringlichsten Tracks ist Hetki Hautausmaalla (ein Moment auf dem Friedhof), den Alanko bereits 1978 am Grab eines verstorbenen Freundes live aufnahm. Nur seine sonore Stimme im schamanischen Singsang, im Hintergrund Donnergrollen eines nahenden Gewitters. Das Stück Meidän Isä (unser Vater) nimmt musikalisch einiges an zeitgenössischem Gothic Rock solcher Bands wie HIM vorweg. Und natürlich ist es viel überzeugender als jene später je waren. Eine altmodische fast traditionelle Humppa Melodie auf traditionellen Instrumenten gespielt beschließt dieses ungewöhnliche und großartige Album. Es wurde in Finnland mit Preisen ausgezeichnet und verkaufte sich ca. 30.000 mal (das entspräche einer halben Million in Deutschland). *****

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      #5217899  | PERMALINK

      mikko
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      Matching Mole – s/t (LP, CBS, 1972)

      Durch meine Beschäftigung mit der Canterbury Szene in den letzten Wochen stieß ich auch auf diese LP, die ich damals immer in den Grabbelkisten stehen ließ, obwohl sie doch so ein hübsches an Kinderbücher erinnerndes Cover hat. Die Band wurde von Robert Wyatt gegründet. Mit dabei war u.a. auch der Gitarrist David Sinclair, der zuvor bei Caravan spielte. Der Bandname entstand als Verballhornung der französischen Übersetzung von Soft Machine (bei der Wyatt zuvor trommelte) „Machine molle“. Diese Platte hier verbindet denn auch die ausufernde an Free Jazz orientierte Musik von Soft Machine mit dem eher songorientierten psychedelischen Pop der frühen Caravan. Der Album Opener „O Caroline“ ist ein wunderbares verträumtes Liebeslied, das Wyatt für seine damalige Freundin schrieb. Dies bleibt jedoch das konventionellste Stück auf der Platte. Die fast ausschließlich von Wyatt komponierten Stücke lassen zwar viel Raum für Improvisation und folgen nur bedingt traditionellen Strukturen, aber sie nähern sich eigentlich nie dem anstrengenden Free Jazz, den Soft Machine ab ihrem zweiten Album pflegten. Eher klingt das hier wie die experimentelleren Sachen von Pink Floyds „Ummagumma“ oder auch einzelne Stücke von Robert Fripp bei King Crimson. Es ist eine sehr zeittypische Platte, bei der das Mellotron häufig auf äußerst kluge und überzeugende Weise zum Einsatz kommt. Es wird wenig gesungen, was diejenigen freuen wird, die wie ich mit Wyatts Stimme Probleme haben. Manche der improvisierten Klangcollagen erinnern mich sogar an Tangerine Dream. Keine Ahnung wer da bei wem Inspirationen geholt hat. Ist vielleicht auch Zufall. Und natürlich merkt man auch, dass der Hauptkompositeur vor allem Schlagzeuger ist. Allerlei perkussive Elemente bis hin zum beinahe schon traditionellen Drumsolo sind zu hören. Hätte ich diese Platte damals kennen gelernt, sie gehörte heute womöglich zu meinen Highlights jener Zeit. Aber auch so bietet sie mir genug Hörgenuss, um bei passender Gelegenheit wieder aufgelegt zu werden. ***1/2

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      #5217901  | PERMALINK

      nikodemus

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      Kenne von Matching Mole noch nichts außer dem wunderschönen „O Caroline“, eines von Wyatts schönsten und bezaubernsten Melodien, schade dass der Rest wohl nicht mithalten kann, da ich bekanntermaßen ein großer Fan von Wyatts Stimme bin. Falls ich die LP in der Krabbelkiste sehe, wird sie trotzdem mitgenommen.

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      and now we rise and we are everywhere
      #5217903  | PERMALINK

      mikko
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      Wie gesagt, „O Caroline“ ist untypisch für den Rest. Und in Grabbelkisten findest Du die Platte heute wohl nicht mehr.

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      #5217905  | PERMALINK

      mikko
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      Amazing Blondel – Evensong (LP, Island, 1970)

      Die Band kenne ich eigentlich auch schon seit fast 40 Jahren, zumindest dem Namen nach. Und als ich nun diese LP (ihr zweites Album) hörte, merkte ich, dass ich die Musik schon lange kenne. Muss ich damals also auch schon mal irgendwo gehört haben, obwohl ich nie Platten der Gruppe besaß. Amazing Blondel waren zunächst ein Duo, das typisch britischen Pop spielte. Ihre erste LP – die ich allerdings nicht kenne – soll noch überwiegend diesen leichtgewichtigen Britpop enthalten. Hier waren sie bereits zu dritt und sehr bemüht, wie eine traditionelle elisabethanische Musikgruppe zu klingen, oder zumindest so wie sie sich traditionelle Musik des 16. Jahrhunderts vorstellten. Dazu gehört, dass sie auf allerlei alten überlieferten Instrumenten spielen: Krummhorn, Laute, Dulcimer, Flöten, Theorbe, Harpsichord u.a. Ihre Songs sind allesamt selbst komponiert, orientieren sich aber an klassischer englischer Folkmusic oder eigentlich eher spätmittelalterlicher und Renaissance Musik, also letztlich doch Kunstmusik. Das hat also mit der Musik, die von Gruppen wie Pentangle, Fairport Convention, Steeleye Span u.a. zur gleichen Zeit gespielt wurde, nur bedingt etwas zu tun. Zu jener Zeit waren Amazing Blondel übrigens nicht die einzigen, die so etwas versuchten. Aber so weit ich weiß, waren sie die Bekanntesten und wohl auch die Überzeugendsten. Ich bin bestimmt kein Experte auf diesem Gebiet, doch klingt diese Platte für mich sehr schön nach solcher Musik, die womöglich schon Shakespeare zur Entspannung und Erbauung hörte. Wie auch immer, die Melodien sind überwiegend sehr angenehm, Gesang und Arrangement umschmeicheln das Ohr. Auch die beiden folgenden LPs, „Fantasia Lindum“ und „England“, setzten diesen Pseudo Renaissance Stil fort und kultivierten ihn noch üppiger. Erst nach Weggang von John Gladwin 1973 wurde die Musik der Band, die sich fortan nur noch Blondel nannte, rockiger. „Evensong“ findet man relativ leicht auch für kleines Geld. ***1/2

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      #5217907  | PERMALINK

      mikko
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      Cleaners From Venus – Under Wartime Conditions (LP, Modell Records, 1985)

      Eine auf ganz andere Art typisch englische Platte ist diese LP, die übrigens in England nie offiziell erschienen ist. Nicht als LP jedenfalls. Die Cleaners From Venus und vor allem ihr Mastermind Martin Newell waren Teil der Cassette Culture, einer musikalischen Untergrund Bewegung, die ihre Musik ausschließlich auf selbst kopierten Tapes zirkulieren ließ. In diesem Zusammenhang kann ich übrigens zwei Bücher nur wärmstens empfehlen, die ich in Guitars Galore auch schon vor Jahren besprochen habe. Das ist zum einen „Ein Junge aus den Home Counties“ von Armin Müller, der darin akribisch die Geschichte von Martin Newell und den Cleaners From Venus erzählt, und zum anderen „This Little Ziggy“, die Autobiographie von Martin Newell, die bei House Of Stratus 2001 erschien. Ich will deshalb hier auch nicht weiter auf Martins Geschichte eingehen. Nur so viel, er spielte bereits in den 1970ern in einer Glam Rock Band und scheiterte grandios mit seiner Version von Prog, als alle Welt Punk und New Wave hörte. Eine Außenseiter und Eigenbrötler par excellence also. Seit Ende 1980 hatte Newell unter dem Namen Cleaners From Venus Musik produziert und Tapes veröffentlicht, meist allein, zum Teil gemeinsam mit einem gewissen Lawrence Elliot. Dieser verschrobene, liebenswerte Britpop aus dem Untergrund erfreute sich in Westdeutschland einer gewissen Beliebtheit in so genannten „Indie“ Kreisen. Und so kam es, dass „Under Wartime Conditions“ hier als LP erschien, während sich in London kaum jemand für Martins Tapes interessierte. Die Aufnahmen entstanden im Frühjahr 1984 im sprichwörtlichen Bedroom mithilfe einer TEAC 144 Bandmaschine. Demzufolge gibt es meist kein richtiges Schlagzeug, aber die Rhythmusmaschine und die einfallsreiche Percussion ersetzen es, ohne dass es unangenehm auffällt. Die Songs stehen wie gesagt in einer typisch britischen Pop Tradition, die bei der Music Hall beginnt, Sixties Swinging London reflektiert und ähnlich wie bei Andy Partridge vor neuen Experimenten nicht halt macht. Songs wie „Summer In A Small Town“, Lukewarm Lovesong”, “Drowning Butterflies”, „Johnny The Moondog Is Dead“ oder der herausragende “Song For Syd Barrett”, all das ist einfach wundervoll anzuhören. Verbunden sind die Tracks durch kleine Gesprächsfetzen, die den persönlichen Charakter der Platte noch erhöhen. Newell arbeitete in der Folge mit Giles Smith zusammen, den man heute vor allem als Autor von „Lost In Music“ kennt. RCA Hamburg nahm die Cleaners unter Vertrag und veröffentlichte zwei LPs nur in Deutschland, die besser produziert waren, ohne den Charme der Musik weg zu polieren. Letztlich ein beiderseitiger Irrtum, wie man im Nachhinein konstatieren kann. Diese LP hier ist zwar nicht häufig, aber auch nicht wirklich teuer. ****

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      #5217909  | PERMALINK

      mikko
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      Nirvana – All Of Us (LP, Island, 1968)

      Neben den britischen Kaleidoscope und der Band Tomorrow ist Nirvana eigentlich die Formation, deren Musik den Prototyp britischen Psych Pops darstellt. Und ihre zweite LP „All Of Us“ ist für mich eine der gelungensten und geschlossensten Platten des Pop im Jahr 1968. Nirvana, das waren damals der irische Musiker Patrick Campbell-Lyons und der griechische Komponist und Arrangeur Alex Spyropolous. Ihr Debütalbum „The Story Of Simon Simonpath“ (das ich leider nicht besitze) erschien im Oktober 1967 und war damit noch vor „S.F. Sorrow“, „Arthur“ und „Tommy“ das erste Konzeptalbum der Popmusik. „Rainbow Chaser“, der Opener aus „All Of Us“ erschien als zweite Single des Albums und wurde der größte Charterfolg der Band. Ich sah sie damit im Beat Club, wo sie den Titel natürlich nicht live spielten, sondern ein kollagenhafter psychedelischer Kurzfilm gezeigt wurde. Vorläufer der Video Kultur also. Die LP „All Of Us“ enthält keinen Ausfall. Kein Song ist weniger als hörenswert, einige sind großartig! Dabei ist die Musik im Rahmen des Genres recht vielseitig. Orchester Arrangements wechseln mit kleiner Bandbesetzung. Schwärmerische Harmonien, jubilierende Chöre wechseln mit Harpsichord, Spinett, Flöte, akustischen Gitarren sowie zeittypischen Sound Effekten wie Phasing und Flanging. Eingespielt wurde das alles natürlich von Top Session Musikern und Orchestern. Und so war Nirvana eigentlich nicht in der Lage, diese Musik live zu präsentieren, was damals ein gewisses Manko gewesen sein mag. Produziert wurde die LP, wie schon der Vorgänger, von Chris Blackwell, dem ich solch starke Pop Affinität gar nicht zugetraut hätte. Im Original ist die LP nur für einen dreistelligen Betrag zu finden. ****1/2

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      #5217911  | PERMALINK

      mikko
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      Spiritualized – Ladies and Gentlemen We Are Floating in Space (DoLP, Dedicated, 1997)

      Diese Doppel-LP gilt vollkommen zu recht als das zentrale Werk der Band um Jason Pierce. Aus Gründen, die ich nicht mehr nachvollziehen kann, ging die Scheibe im Jahr ihres Erscheinens vollkommen an mir vorbei. Und so war ich hoch erfreut, als nun in diesem Jahr (2010) ein Vinyl Re-Issue erschien. Spiritualized ging aus The Spacemen 3 hervor, die Ende der 1980er Jahre zu den bekanntesten Space Rock und Trance Bands des UK gehörten. Ihre Musik klang meist so, als wären Musiker und Toningenieur völlig stoned gewesen im Studio und letzterer nahm die Session mit halber Geschwindigkeit auf. Ein bisschen so klingt auch diese Platte noch. Doch ist das hier nun weit mehr, als Trance Rock von Shoegazern für zugedröhnte Kiffer. Allein die umfangreiche Instrumentierung mit diversen elektrischen Gitarren, Keyboards, verschiedenen Streich-, Blas-, und Zupfinstrumenten und nicht zuletzt dem London Community Gospel Chor weist über schlichten Space Rock weit hinaus. Aber natürlich ist es eine Platte, die im Club oder in der Disco ihre Wirkung genauso entfaltet, wie daheim unter Kopfhörern oder über die Wohnzimmeranlage genossen. Anders als Radioheads „Ok Computer“, das im gleichen Jahr erschien und zumeist die Top Listen anführte, vermittelt diese Platte eine geradezu majestätische Erhabenheit, deren Wirkung sich kontinuierlich steigert, ohne durch Brüche oder melancholische Wendungen gestört zu werden. Es mag seltsam klingen, aber diese Platte hier ist viel eher im Blues und im ursprünglichen R&B geerdet, als der Neo-Prog von Radiohead u.a. Nicht zuletzt beim Opus Magnum des Albums, dem 17 minütigen „Cop Shoot Cop“, wird das deutlich. Und hier ist ja auch Dr. John als Gast am Piano und Mikrofon dabei. Alles in allem ist „Ladies and Gentlemen…“ ein psychedelisches Gospel Album über die Liebe und den Drogenmissbrauch. Bei aller Erhabenheit ist es doch auch wild und ekstatisch. Ein Wahnsinnsalbum. ****

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      nail75

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      Ich stimme Dir vollkommen zu, was „Ladies And Gentlemen“ angeht. Ich habe es letztens wieder gehört und im Gegensatz zu manch anderer Platte aus den 1990er, ist es aus meiner Sicht gut gealtert. Musikalisch hast Du es sehr gut beschrieben, da habe ich nichts hinzuzufügen, allerdings würde ich vom Vergleich mit Radiohead Abstand nehmen. Ein viel besserer Vergleich wären entweder die Stones Roses oder Primal Scream – Screamadelica. Die teilen nämlich mit Spiritualized das Konzept des erhabenen, drogendurchflutenden, Dance-beeinflusten Britpop. Radiohead kommen aus einer ganz anderen Ecke.

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      Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
      #5217915  | PERMALINK

      mikko
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      Auf den Radiohead Vergleich kam ich durch die britische Musikpresse im Jahr 1997. Da war „Ladies and Gentlemen…“ beim NME Album des Jahres, während die meisten anderen Blätter „Ok Computer“ zum Spitzenreiter kürten.

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      nail75

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      MikkoAuf den Radiohead Vergleich kam ich durch die britische Musikpresse im Jahr 1997. Da war „Ladies and Gentlemen…“ beim NME Album des Jahres, während die meisten anderen Blätter „Ok Computer“ zum Spitzenreiter kürten.

      Ok. Zu Recht natürlich, aber da werden wir uns nicht einigen. ;-)

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      #5217919  | PERMALINK

      mikko
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      nail75Ok. Zu Recht natürlich, aber da werden wir uns nicht einigen. ;-)

      Ich hab‘ nichts gegen „Ok Computer“. Allerdings ist es m.E. weder das beste Radiohead Album noch überhaupt ein so herausragendes Album. Damals war jedoch auch ich beeindruckt, das gebe ich zu.

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