kramers LP Faves

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  • #4133447  | PERMALINK

    sonic-juice
    Moderator

    Registriert seit: 14.09.2005

    Beiträge: 10,983

    MistadobalinaHm, ich verstehe das mit dem theoretischen Unterbau eines Werkes überhaupt nicht. Wie versieht denn ein intellektueller Künstler seine Komposition mit einem theoretischen Unterbau? Und gibt es dafür ein Beispiel?

    Ich glaube, dass die meisten Popmusiker – unabhängig von ihrer Intelligenz – nicht als typische Intellektuelle durchgehen, weil sie eben jenseits ihres Schaffens nicht unbedingt das Interesse oder Rüstzeug dafür haben, ihr Werk entsprechend zu reflektieren oder überhaupt an entsprechenden Debatten teilzunehmen. Als Beispiele für Kreative würden mir etwa Personen einfallen wie Heiner Müller, Wim Wenders, Claus Peymann, Rainald Goetz, Jochen Distelmeyer, Dirk v. Lowtzow, wohl auch Morrissey, David Bowie, Brian Eno oder Bryan Ferry. Um es mal zuzuspitzen: die könnten sich alle in eine Runde mit Adorno, Habermas, Reich-Ranicki oder Susan Sonntag setzen und auf Augenhöhe diskutieren.

    Leute aus klassischen Segmenten der Kultur wie Theater, Film, Literatur, E-Musik, Malerei geben aufgrund ihrer Ausbildung mit theoretischem Fundament da oft die besseren Beispiele ab. Als Kunststudent kommt man um eine Auseinandersetzung mit der Kunstgeschichte und der Frage, wie man sich als Kreativer in diesen Kontext stellen will, gar nicht herum, da reicht das Bauchgefühl in der Regel nicht.

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    #4133449  | PERMALINK

    weilstein

    Registriert seit: 10.10.2002

    Beiträge: 11,095

    MistadobalinaHm, ich verstehe das mit dem theoretischen Unterbau eines Werkes überhaupt nicht. Wie versieht denn ein intellektueller Künstler seine Komposition mit einem theoretischen Unterbau? Und gibt es dafür ein Beispiel?

    Musik aus dem Bauch heraus: Ramones
    Musik mit theoretischem Unterbau: The Smiths

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    #4133451  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 37,711

    weilsteinMusik aus dem Bauch heraus: Ramones
    Musik mit theoretischem Unterbau: The Smiths

    Ok, leuchtet ein. Allerdings (Weil ich mit The Smiths nicht so vertraut bin): wie äußerte sich das? In der Musik, Texten, Interviews?

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    #4133453  | PERMALINK

    staggerlee

    Registriert seit: 04.02.2007

    Beiträge: 738

    Mir ist auch etwas unwohl bei der Unterscheidung theoretischer Unterbau/Bauchmusik. Zum Einen sollte man die Bedeutung der Artschools in der Popmusik der 60er und der darauffolgenden Dekaden nicht unterbewerten- zum Anderen ging es aber ja gerade Patti Smith zu einem guten Teil darum, Rockmusik wieder auf die Wurzeln zurückzuführen, bzw. daran anzuknüpfen (wie Kramer ja ganz gut beschreibt)- bzw. läßt sich als Statement gegen allzu „verkopfter“, blutleerem Artrock begreifen (insoweit war es eben gerade „Bauchmusik“, um Weilstein zu zitieren).

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    #4133455  | PERMALINK

    weilstein

    Registriert seit: 10.10.2002

    Beiträge: 11,095

    @staggerlee
    Klar, sehe ich auch so. Auf eine strikte Trennung zwischen intellektueller Musik und Musik die aus, was weiß ich, reinem, inneren Antrieb entsteht, wollte Sonic sicher nicht hinaus (Ich auch nicht). Wäre ja auch unmöglich.

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    #4133457  | PERMALINK

    weilstein

    Registriert seit: 10.10.2002

    Beiträge: 11,095

    @latho
    1. Nicht mit den Smiths vertraut? Was kann ich tun um das zu ändern?
    2. Ja, die Texte, unbedingt.
    3. Wer is’n die Schnitte in Deinem Avatar?

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    #4133459  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 37,711

    weilstein@latho
    1. Nicht mit den Smiths vertraut? Was kann ich tun um das
    zu ändern?

    Nicht mehr, viel, kramer hat ja schon angefangen (über What Difference Does It Make). Es wird werden.

    weilstein
    2. Ja, die Texte, unbedingt.

    Ok.

    weilstein
    3. Wer is’n die Schnitte in Deinem Avatar?

    Asia natürlich

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    #4133461  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    TELEVISION – Television (Capitol, 1992)

    1880 Or So
    Shane, She Wrote This
    In World
    Call Mr. Lee
    Rhyme

    No Glamour For Willi
    Beauty Trip
    The Rocket
    This Tune
    Mars

    „I just don’t like people coming up to me and saying something. It immediately makes you become insincere. There is no way you can react to it sincerely.“

    (Tom Verlaine)

    Television hatten es schwer nach dem Release von „Marquee Moon“, einem brillianten, nein, einem revolutionären, richtungsweisenden Album, das trotz seiner unbestrittenen Klasse in den USA weitgehend ignoriert wurde und die verdiente Anerkennung höchstens in Europa und speziell im UK bekam, wo sich Journalisten wie Nick Kent, Charles Shaar Murray („The fastest and most concise way to describe Television is that they’re New York’s equivalent to the Feelgoods“) oder anfangs Tony Parsons mit Superlativen überschlugen und verzweifelt nach Worten für den atemlosen musikalischen Wahnsinn suchten, den Television und ganz besonders das Duo Tom Veraine und Richard Lloyd auf „Marquee Moon“ formulierten. Auch Richard Williams, der bereits ein Supporter von The Velvet Underground war, unterstützte Televison frühzeitig und brachte die Band bereits lange Zeit vor den Sessions zu „Marquee Moon“ mit Brian Eno in Kontakt, wodurch einige Aufnahmen entstanden, die, da man mit Eno und seiner Produktion nicht zufrieden war, zwar nie offiziell erschienen, aber seit langer Zeit auf zahlreichen Bootlegs kursieren. Einige Kritiker beschrieben Television damals als kalt und distanziert, hatten aber ganz offensichtlich nicht verstanden, dass die von Television transportierte Version von Romantik in einer unfreundlichen, fast lebensfeindlichen, neonbeleuchteten Betonwüste entstanden war. Angefeuert von dichterischen Ambitionen und genährt durch die Lektüre von Verlaine, Baudelaire und Rimbaud. Es war offensichtlich, dass sich die Urheber dieser Musik bewusst mit der europäischen Boheme identifizierten und in winzigen, schmutzigen, kakerlakenvereuchten Behausungen gelebt hatten, deren musikalische Entsprechung logischerweise kaum in leichtfüßigem Bubblegum-Pop zu finden war. Kein Wunder also, dass diese Band eine andere Vorstellung von Romantik und Emotionen hatte als etwa The Archies oder Engelbert Humperdinck.

    „The Band are hyper-emotional…“ verteidigte sich Verlaine gegen die immer wiederkehrenden Vorwürfe der Presse, die der Band Emotionslosigkeit vorwarfen.„When you’re hyper-emotional you appear to be cold, especially on stage when everything is theatricalised. Our link to our audience is emotional and the people who don’t pick it up see the whole thing as cold“.

    Nach dem künstlerischen Erfolg von „Marquee Moon“ (kommerziell dürften Television vor allem in ihrem Heimatland nie eine erwähnenswerte Rolle gespielt haben) war der harte Gegenwind, der der Band mit der Veröffentlichung von „Adventure“ und der folgenden Tour entgegenblies, eine schon fast logische Konsequenz aus der Brillianz des Debuts. Wahrscheinlich hätte keine Band der Welt den aus „Marquee Moon“ resultierenden Erwartungen gerecht werden können und so richtete sich nach der Veröffentlichung von „Adventure“ auch der britische Musikjournalist Tony Parsons, der „Venus“ einst als „the finest love song since Dylan’s Love Minus Zero“ bezeichnet hatte und trotz aller Kälte-Vorwürfe verlautbart hatte „Marquee Moon“ „had touched him inside“ gegen die Band und relativierte in dem zusammen mit Giftspritze Julie Burchill verfassten Band „The Boy Looked At Johnny“ seine früheren Lobeshymnen auf die Band. Nur Nick Kent, der wohl weitsichtigste und kompetenteste Musikjournalist seiner Zeit, der ein Jahr zuvor einer, in Hinblick auf das Phänomen Television noch weitgehend ahnungslosen Leserschaft im New Musical Express „Marquee Moon“ in Form einer schwärmerischen Lobeshymne vorgestellt hatte, schien noch immer auf der Seite der Band zu stehen und bezeichnete seine Kollegen von der Presse vollkommen zurecht als „criminal ignorant“. Zahlreiche große und kleine Katastrophen, eine UK-Tour, die hinter den Erwartungen zurückblieb, unglückliches Management, eine fragile Band-Chemie und wahrscheinlich immer wieder enttäuschte Hoffnungen trotz musikalischer Höchstleistungen führten schließlich dazu, dass Tom Verlaine letztendlich seinen Ausstieg verkündete und Television sich fast klammheimlich 1978 auflösten. Damit kam er seinem seit längerer Zeit über den eigenen möglichen Ausstieg sinnierenden Bandkollegen Richard Lloyd nur knapp zuvor. Es scheint also, sei die Trennung der Band, zumindest was ihre beiden „Masterminds“ betrifft, friedlich und in gegenseitigem Einverständnis vollzogen worden. Sie schienen beide gar erleichtert dem immer größeren Druck zu entkommen. Sowohl Tom Verlaine als auch Richard Lloyd produzierten im Anschluss an das Television-Ende famose Debut-Alben für Elektra, die sich natürlich noch schlechter verkauften als die Alben von Television. Waren Verlaines frühe Solo-Werke noch mehr oder weniger deutlich an den klassischen Television-Sound angelehnt, so wurden seine Werke über die Jahre immer idiosynkratischer. Leider kam eine geplante Zusammenarbeit mit David Bowie für das Album „Scary Monsters“ ebensowenig zustande wie eine geplante Kollaboration mit Morrissey. Immerhin spielte Bowie eine Version von „Kingdom Come“ ein, die Verlaine über die Jahre mehr Tantiemen eingebracht haben dürfte als der gesamte Television-Output.

    Die Television-Reunion traf die Welt weitgehend unvorbereitet, denn wahrscheinlich dachte vor dem Release der dritten LP im Jahr 1992 niemand mehr ernsthaft an die Rückkehr einer Band, die sich vor fast 15 Jahren aufgelöst hatte und deren Chancen sich in Anbetracht eines immer schnelleren und gnadenloseren Musik-Geschäfts seit 1978 nicht verbessert hatten. Eher im Gegenteil. Auf der anderen Seite war 1992 zumindest auf dem Papier ein scheinbar guter Zeitpunkt für eine Reunion, denn mit Bands wie Nirvana, Sonic Youth oder den Pixies waren in den USA erstmals wieder Bands im Mittelpunkt des Mainstream, die zumindest auf den ersten Blick in der Tradition von New Yorker Epigonen wie den Ramones, Patti Smith oder eben Television standen. Natürlich hinkt der Vergleich, aber eine Industrie, die ab 1991 jede fünftklassige Band aus der Gegend in und um Seattle unter Vertrag nahm und mit der Hilfe von MTV erfolgreich an die Kids verkaufte, sollte es doch wohl schaffen einer Band wie Televison die längst fällig Anerkennung auch in Form von Verkaufszahlen zu verschaffen. Oder um es auf den kleinsten Nenner zu bringen: Gitarrenmusik schien in den Charts und im Radio wieder ernsthafte Chancen zu haben. So zumindest muss man es sich bei Capitol gedacht haben, als man Television einen Vertrag anbot. Zudem war Tom Verlaine nach seinem letzten Album für Fontana ohnehin ohne Plattenvertrag und galt bei den Plattenfirmen als schwieriger oder zumindest extrem eigenwilliger Künstler, so dass das Thema Reunion erstmals 1990 auf den Tisch kam und die Band schließlich 1991 bei Capitol Records unterschrieb.

    Die musikalisch fruchtbaren und unkomplizierten Sessions zum geplanten Album verliefen aufgrund der bereits erwähnten, komplizierten Banstrukturen jedoch nicht ohne Ego-Probleme und gelegentlich heftige Meinungsverschiedenheiten zwischen Verlaine und Lloyd ab. Glücklicherweise konnte Tom Verlaine, der offensichtlich noch immer Probleme mit der Integration innerhalb eines Bandgefüges hatte, gerade noch davon abgebracht werden die Band umzubenennen, was zunächst sein Ansinnen war. Natürlich war man bei Capitol nicht begeistert und der Plan, der deutlich zeigte, dass sich Verlaines Begeisterung für eine Reunion unter dem Namen Television und die zumindest grundlegend demokratischen Grundsätze, die diese Arbeit forderte, in Grenzen hielt, wurde schnell wieder ad acta gelegt. Auch während der Aufnahmesessions, musste Verlaine immer wieder daran erinnert werden, dass es sich bei den gegenwärtigen Aufnahmen ganz klar um ein Gruppenprojekt handelte und Capitol explizit die Band Television mit den Mitgliedern Tom Verlaine, Richard Lloyd, Billy Ficca und Fred Smith unter Vertrag genommen hatte, denn Verlaine hatte zu einer der Sessions gar einen weiteren Gitarristen engagiert, was bei seinen Kollegen natürlich nicht auf Gegenliebe stieß. Im Übrigen stammen alle Songs auf „Television“ ausschließlich von Tom Verlaine, auch wenn die Credits eine andere Sprache sprechen und die gesamte Band als Urheber nennen. Dennoch, die Session verliefen erfolgreich und nachdem die Aufnahmen Anfang 1992 begonnen hatten, war das Album bereits im Juni 1992 fertiggestellt. Ein befriedigendes Resultat für eine Band, die als Einheit dreizehn Jahre nicht zusammen gespielt hatte. „It felt like we were onstage at CBGB, right in the middle of somebody’s guitar solo… It was really amazing“, erinnerte sich Fred Smith später an die Sessions.

    Die Veröffentlichung des selbstbetitelten dritten Albums kurze Zeit später wurde von ähnlich hohen Erwartungen begleitet wie der Release des zweiten Albums „Adventure“ und die Kritiken fielen überwiegend freundlich bis positiv aus. Offensichtlich hatte aufgrund der großen zeitlichen Distanz und einem überraschend hohen Maß an Realitätssinn niemand den Fehler von 1978 wiederholt und sich auf ein weiteres Album im Stil von „Marquee Moon“ eingestellt, so dass die wenigen Leute, die das neue Album bewusst und ausführlich hörten, zwangsläufig zu der Erkenntnis kommen mussten, dass sowohl die neuen Songs als auch die zeitgenössische, klar-reduzierte Produktion die Erwartungen deutlich übertrafen und Television ihre Spielweise und ihre Songs logisch für das Jahr 1992 weiterentwickelt hatten, ohne dabei ihre Identität zu verlieren. Im Gegenteil – dieses Album verdeutlicht nochmals auf eindringliche Weise wie einzigartig betörend das Zusammenspiel von Tom Verlaine und Richard Lloyd ist und wie erfreulich konsequent sich ihre Musik jeder Kategorisierung entzieht. Selbst der Kritiker und Crawdaddy-Herausgeber Paul Williams, sonst nie um Worte verlegen, tat sich schwer die Begeisterung für Television (die Band und das hier besprochene Album) zu konkretisieren: „Sometimes i listen to the Television-Album and it’s opaque to me, I just don’t get it. Other times, however, it pleases me so much more than i expect it to, and then i wish I had words to explain, even to myself, what it is I’m so delighted by, what I’m responding to.“ Auf Tracks wie „The Rocket“ (ein ungewöhnlicher Television-Song!) oder „Mars“ klingt die Band gar auf eine angenehm unverkrampfte Weise suchend oder sogar experimentell. Ganz sicher war hier Verlaine, der Bereits auf diversen Solo-Alben mit Tracks wie „Yonki Time“ oder „Let Go The Mansion“ eine Schwäche für bezaubernde Schrägheiten bewiesen hatte, Motor der Veränderungen. Insgesamt ist das dritte Album der Band in seinen unterschiedlichen musikalischen Ausrichtungen extremer und vielseitiger als die beiden Vorgänger. Die nahezu radiotauglichen „Hits“ (ein Wort das im Zusammenhang mit Television eher selten gebraucht wird) „Shane, She Wrote This“, „1880 Or So“, „No Glamour For Willi“ klingen noch einen Tick sauberer und näher am Schönklang als je zuvor. Natürlich ohne jemals in Richtung Beliebigkeit abzudriften, aber dennoch genug um Verwunderung über das erneute Versagen in Sachen kommerzieller Erfolg zu erzeugen. Wieder andere Tracks bestechen in erster Linie durch ihre Soli und Instrumental-Passagen, wie zum Beispiel „In World“, oder das meditative Srück „Rhyme“ mit seinen gesprochenen Passagen. Über all diesen großartigen Tracks jedoch thront ein majestätischer Monolith, der sich mit jedem einzelnen Beitrag auf „Marquee Moon“ messen kann und mit seinen fantastischen Gitarrenparts (gibt es so etwas wie coole Extase?) und ungewöhnlich famosen Gesang zu den besten Television-Tracks überhaupt gehört: „Call Mr. Lee“. Logisch, dass dieser Tracks als erste Single ausgekoppelt wurde, ausgekoppelt werden musste. Doch leider blieb es bei dieser einen Single, da die Verkaufszahlen offensichtlich niederschmetternd schlecht waren und auch das dazu produzierte Video die Verkäufe nicht pushen konnte. Wieder einmal standen Television mit einer grandiosen Veröffentlichung da, die kaum wahrgenommen wurde. Eine Schande, vor allem wenn man bedenkt, dass sich eine Band hier konsequent weiterentwickelte und sich nicht mit einer schalen Neuauflage alter Großtaten aus der Affäre gezogen hat.

    Wer ein weiteres Album im Stil von „Marquee Moon“ erwartet, wird von „Television“ garantiert enttäuscht, zumal es wahrscheinlich ein paar Durchläufe braucht, bis das gesamte Album seine Wirkung entfaltet und in seiner Einheit und nicht als eine wahllose Ansammlung unzusammenhängender Tracks wirkt. „Television“ ist natürlich nicht von der bisweilen gefährlich-ungestümen Abenteuerlust geprägt, die das Debut so aufregend und einzigartig macht, sondern bietet eine erwachsenere, abgeklärtere und konzentriertere Version des klassischen Television-Sounds. Vielleicht ist es auch sinnvoll, sich diesem Werk zunächst chronologisch über den Solo-Output von Tom Verlaine zu widmen, da auf diesem Wege schnell deutlich wird, dass der Schritt von „Adventure“ zu „Television“ stark auf Verlaines Entwicklung als Solo-Künstler fußt und nicht plötzlich aus dem Nichts kam.

    Bereits 2004 präsentierten Television eine Reihe neuer Songs und bereiteten angeblich ein weiteres Album vor, das nach dem Ausstieg von Richard Lloyd und weiteren Soloaktivitäten beider Gitarristen jedoch bis heute nicht fertiggestellt wurde. Angeblich arbeitet die Band seit 2007 erneut an einem neuen Album, bei dem der Gitarrist Jimmy Ripp, der Tom Verlaine bereits bei zahlreichen Solo-Projekten unterstützte, Richard Lloyds Platz einnehmen soll. High hopes.

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    #4133463  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 37,711

    Toll, toll, toll, sehr informativ und die wahrscheinlich einzige Kritik zu dem Album, in dem Engelbert Humperdinck erwähnt wird.
    Ist notiert und den Hinweis zu Verlaines Solo-Alben nehme ich dankend mit.

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    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #4133465  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,444

    Ich kenne „Marquee Moon“ nicht. Und auch die Band selbst ist mir lediglich ein loser Begriff. Ein Name auf meiner Liste, mit welcher ich mich schon des längeren befassen wollte.
    Vielleicht ist das, in diesem Fall, sogar von Vorteil, kann ich doch absolut unvoreingenommen, ohne jegliche Erwartungshaltung an die Band, womöglich gar auf direktem Wege an dieses Album, herangehen. Was ich wöllte. Oder sollte man Television unbedingt chronologisch entdecken ?

    Neugierig macht mich Deine Beschreibung in jedem Fall, kramer. Überaus informativ, ein erster Blick auf diesen „Brocken“ ließ das schon erwarten. Und oftmals scheint dann (glücklicherweise) auch die Euphorie eines wahren Fans durch, zwar kein überschwänglicher Ausbruch in Form eines Kniefalls, aber trotzdem – schön, dass das eigene Empfinden seinen Platz gefunden hat und die ganze Schreibe nicht lediglich eine Ansammlung von Fakten darstellt. In jedem Fall sehr schön beschrieben. Hat wieder Spaß gemacht. Vielen Dank meinerseits. Weitermachen !

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    Hold on Magnolia to that great highway moon
    #4133467  | PERMALINK

    voyager

    Registriert seit: 11.06.2006

    Beiträge: 7,015

    Auch ich notier mir „Tom Verlaine“ und „Television“.

    P.S. „Adventure“ ***1/2

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    #4133469  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Toller Text, kramer, sehr informativ und inspirierend. Künftig doch bitte gerne wieder mehr davon!

    Ich halte die dritte TELEVISION ebenfalls für eine maßlos unterschätzte Platte, „Call Mr. Lee“, „No Glamour For Willi“ und „Shane, She Wrote This“ gar für einige der besten Songs der Gruppe überhaupt. Das glasklare Zusammenspiel von Verlaine/Lloyd kommt jedenfalls selten irgendwo besser zum Tragen, als auf diesem Album (und speziell auf diesen drei Stücken).

    Was Parsons und Burchill und deren „The Boy Looked At Johnny“ angeht: die beiden nahmen zwar u.a. ein Werk wie „Adventure“ (in der Tat ein leider nur reichlich durchwachsenes Album, auch unter „neutralen“ Gesichtspunkten gehört und betrachtet, welches aber mit „The Dream’s Dream“ einen lupenreinen TELEVISION-Klassiker darreicht!) zwar tatsächlich zum Anlass für ihre gnadenlose Kollektiv-Schelte, jedoch bezog sich die Auswahl der dortigen Alben und Künstler speziell auf Zeiterscheinungen, die eine müde und schlaff gewordene Bewegung innerhalb des Rockmusik-Kontextes formulierten und verdeutlichen sollten, einen gewissen Stillstand und Verschleiß innerhalb des Rockbetriebs darstellten, der laut Parsons/Burchill ab einem bestimmten Punkt eben überdeutlich als „nicht mehr zeitnah“ erschien, sondern konsequent zu richtungslosem Selbstläufertum verkam. Das frühere TELEVISION-Werk per se herabzuwürdigen oder es dadurch gar vollständig zu relativieren, lag zwischen den Zeilen wohl nicht in deren beider Interesse, da anderer Kontext, komplett andere Baustelle etc.

    Neben den Solo-Platten von Tom Verlaine lohnt es sich übrigens auch noch, in „Alchemy“ von Richard Lloyd reinzuhören. Überaus feines Album, welches seinen restlichen Solo-Output wohl vielfach übertrifft (kenne da jedoch längst nicht alles). Stephan Eicher (ehem. GRAUZONE) stellte die Burschen Verlaine & Lloyd Anfang der 90er Jahre ebenfalls in seine Dienste: das Album „My Place“ ist scheußlich, das Gastspiel der beiden Musiker auf dem Opener jedoch gewohnt brillant.

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    #4133471  | PERMALINK

    sokrates
    Bound By Beauty

    Registriert seit: 18.01.2003

    Beiträge: 19,107

    „My Place” hat nicht nur einen großartigen Opener, sondern ist auch insgesamt gelungen; neben „Carcassonne” Eichers beste (*****).

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    „Weniger, aber besser.“ D. Rams
    #4133473  | PERMALINK

    mistadobalina

    Registriert seit: 29.08.2004

    Beiträge: 20,833

    pinch Stephan Eicher (ehem. GRAUZONE) stellte die Burschen Verlaine & Lloyd Anfang der 90er Jahre ebenfalls in seine Dienste: das Album „My Place“ ist scheußlich, das Gastspiel der beiden Musiker auf dem Opener jedoch gewohnt brillant.

    Welchen Track meinst du? Im Booklet lese ich nichts von der Mitwirkung von Verlaine & Lloyd.

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    When I hear music, I fear no danger. I am invulnerable. I see no foe. I am related to the earliest time, and to the latest. Henry David Thoreau, Journals (1857)
    #4133475  | PERMALINK

    foka

    Registriert seit: 17.10.2007

    Beiträge: 8,543

    Eines meiner Lieblingsalben treffend beschrieben. Ich hab es sogar viel lieber als Marquee Moon. Und ja, es gibt coole Ekstase!

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    Is this my life? Or am I just breathing underwater?
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