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Anonym
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Toller Text, kramer, sehr informativ und inspirierend. Künftig doch bitte gerne wieder mehr davon!
Ich halte die dritte TELEVISION ebenfalls für eine maßlos unterschätzte Platte, „Call Mr. Lee“, „No Glamour For Willi“ und „Shane, She Wrote This“ gar für einige der besten Songs der Gruppe überhaupt. Das glasklare Zusammenspiel von Verlaine/Lloyd kommt jedenfalls selten irgendwo besser zum Tragen, als auf diesem Album (und speziell auf diesen drei Stücken).
Was Parsons und Burchill und deren „The Boy Looked At Johnny“ angeht: die beiden nahmen zwar u.a. ein Werk wie „Adventure“ (in der Tat ein leider nur reichlich durchwachsenes Album, auch unter „neutralen“ Gesichtspunkten gehört und betrachtet, welches aber mit „The Dream’s Dream“ einen lupenreinen TELEVISION-Klassiker darreicht!) zwar tatsächlich zum Anlass für ihre gnadenlose Kollektiv-Schelte, jedoch bezog sich die Auswahl der dortigen Alben und Künstler speziell auf Zeiterscheinungen, die eine müde und schlaff gewordene Bewegung innerhalb des Rockmusik-Kontextes formulierten und verdeutlichen sollten, einen gewissen Stillstand und Verschleiß innerhalb des Rockbetriebs darstellten, der laut Parsons/Burchill ab einem bestimmten Punkt eben überdeutlich als „nicht mehr zeitnah“ erschien, sondern konsequent zu richtungslosem Selbstläufertum verkam. Das frühere TELEVISION-Werk per se herabzuwürdigen oder es dadurch gar vollständig zu relativieren, lag zwischen den Zeilen wohl nicht in deren beider Interesse, da anderer Kontext, komplett andere Baustelle etc.
Neben den Solo-Platten von Tom Verlaine lohnt es sich übrigens auch noch, in „Alchemy“ von Richard Lloyd reinzuhören. Überaus feines Album, welches seinen restlichen Solo-Output wohl vielfach übertrifft (kenne da jedoch längst nicht alles). Stephan Eicher (ehem. GRAUZONE) stellte die Burschen Verlaine & Lloyd Anfang der 90er Jahre ebenfalls in seine Dienste: das Album „My Place“ ist scheußlich, das Gastspiel der beiden Musiker auf dem Opener jedoch gewohnt brillant.
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