Jazz-Neuerscheinungen (Neuheiten/Neue Aufnahmen)

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  • #12468109  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

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    Schöner Text, gypsy. Ich höre da vieles ähnlich und bin auch angetan dahingehend, dass „After the last sky“ die richtige Mitte zwischen Tiefgang und Leichtigkeit gelingt und es Kitsch weitflächig umschifft.

    Bei Deiner Höchstwertung bin ich allerdings nach mehreren Durchläufen noch nicht. Mir fällt manche Aufnahme dann doch etwas zu gediegen aus und ich merke, dass ich, gerade im Mittelteil, immer mal wieder abschweife. So ging es mir kürzlich aber auch bei „Souvenance“. Mein Highlight ist daher bisher tatsächlich das kurze „Edward Said’s reverie“.

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    Hold on Magnolia to that great highway moon
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    #12468547  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,448

    Ähnlich gut gefiel mir übrigens das neue Album von Vega Trails, das stilistisch in manchen Momenten Brahem gar nicht mal unähnlich ist. „Sierra Tracks“ hat ganz leichte Einflüsse an Post-Rock, noch mehr an Modern Classic und ein wenig Jazz ist auch dabei.

    Alles in allem ist es eine sehr schöne und auch erkennbare Gondwana Veröffentlichung, die ein wenig klingt, als hättte Hania Rani mit Brahem ein Album aufgenommen.

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    Hold on Magnolia to that great highway moon
    #12468619  | PERMALINK

    lotterlotta
    Schaffnerlos

    Registriert seit: 09.04.2005

    Beiträge: 5,621

    …..im gegensatz zu brahem , welches ich vorher nicht mal ausschnittsweise angehört hatte, war ich hier ja letzte woche schon bei der listening party hin und weg und es flasht mich gerade im moment wieder völlig.  „after the last sky“ ist ein album, welches sich mir nicht sofort erschließt,  es ist so weit weg von allen anderen brahem scheiben, obwohl es als konzeptalbum daher kommen könnte und zitate aus vielen werken davor erahnen lässt oder sogar explizit wiederholt(vague), ich werde da noch brauchen, es lief unmittelbar vor diesem. die von @irrlicht erwähnte nähe zum brahem album kommt hier sicher durch die präsenz der streicher….der gedanke hania rani mit brahem ein album aufnehmen zu lassen wird von mir um  jordan smart am sax und milo fitzpatrick am kontrabass erweitert….und nun führt kein weg an einem ticket für die elphi am ostersamstag vorbei…..hoffe ich bekomm noch eins oder zwei….

     

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    Hat Zappa und Bob Marley noch live erlebt!  
    #12468691  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 68,343

    Abel Selaocoe – Hymns of Bantu | Mein anderes Album des Jahres vergass ich ja noch im „was bisher geschah“-Faden … Abel Selaocoe ist ein Cellist aus Südafrika, der Traditionals mit Klassik, Improvisation und jazzy Grooves verknüpft. Seinen Erstling kenne ich nicht, beide bisherigen Alben sind bei Warner Classics erschienen, aber ich poste das halt doch hier, weil „Hymns of Bantu“ zumindest auch sehr an @lotterlotta gehen müsste. Nebst einer Bach-Bearbeitung gibt es je ein Stück von Marin Marais, das eigentlich des Leaders „Voices of Bantu“ ist mit dem Zusatz „Improvisation on Marin Marais‘ Les Voix humaines) sowie von Giovanni Sollima. Fred Thomas, den wir hier inzwischen kennen dürften hat das meiste arrangiert und steuert Klavier und manchmal Percussion bei, er gehört wie die anderen Mitmusiker*innen zum Manchester Collective. Alan Keary an der elektrischen Bassgitarre ist neben dem Leader, der auch mal singt, die prägendste Stimme, dazu kommt viel Percussion (Dudu Kouate und Sidiki Dembele neben dem Leader und Thomas), auch mal eine Violine (Rakhi Singh) oder Viola (Ruth Gibson) und dazu mit dem Sammel-Credit „Ensemble“ auf den meisten Stücken weitere Leute aus dem Kollektiv (das aktuelle Line-Up gibt’s hier, davon sind neben den schon genannten weitere Streicher*innen dabei; Keary gehört ebenso wie Gibson und Dembele zum Ensemble, Thomas und Kouate werden unter den „past members“ geführt, Singh ist der „creative director“, und auch dazu gehören nicht zuletzt Vijay Iyer und die phantastische Sängerin Ruby Hughes, die letztes Jahr ein – mir noch nicht bekanntes – Album mit dem Ensemble gemacht hat). Das ist jetzt eher keine Musik der Grenzen und Zwischenräume wie sie die neue Scheibe von Brahem bietet sondern Musik von grosser Wucht, voller mitreissender Grooves aber auch von einer faszinierenden Eleganz, Musik, die eher überall zugleich ist als irgendwo in einem Zwischen.

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #12468853  | PERMALINK

    lotterlotta
    Schaffnerlos

    Registriert seit: 09.04.2005

    Beiträge: 5,621

    @gypsy-tail-wind

    ich bin gespannt….

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    Hat Zappa und Bob Marley noch live erlebt!  
    #12468911  | PERMALINK

    atom
    Moderator

    Registriert seit: 10.09.2003

    Beiträge: 21,881

    Vielen Dank für die ausführliche und treffende Vorstellung von After the Last Sky, @gypsy-tail-wind. Ich empfinde das ganz ähnlich – Anja Lechner bringt für mich eine faszinierende Tiefe in den Sound und bereichert das Album auf besondere Weise.

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    Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...
    #12469001  | PERMALINK

    lotterlotta
    Schaffnerlos

    Registriert seit: 09.04.2005

    Beiträge: 5,621

    atomVielen Dank für die ausführliche und treffende Vorstellung von After the Last Sky, @gypsy-tail-wind. Ich empfinde das ganz ähnlich – Anja Lechner bringt für mich eine faszinierende Tiefe in den Sound und bereichert das Album auf besondere Weise.

    @redbeansandrice meint im „ich höre gerade jazz“ das ihm das schon fast zu viel zucker von lechner wäre! ich empfinde das album schon fast mehr als ein anja lechner album, auf keinem brahem album ist ein mitmusiker derart dominant und anouar so zurückhaltend, ist aber auch nur mein erster eindruck. brauche da noch einige runden. es schlägt bei mir halt im gegensatz zu @gypsy-tail-wind nicht so heftig ein wie das einige andere brahem scheiben in der vergangenheit taten…..

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    Hat Zappa und Bob Marley noch live erlebt!  
    #12471305  | PERMALINK

    lotterlotta
    Schaffnerlos

    Registriert seit: 09.04.2005

    Beiträge: 5,621

    nachdem ich das wasilewski trio mal wieder live beim letzten enjoy jazz gehört habe, bin ich hierauf doch gespannt…soll im april noch erscheinen, vinyl dann wohl im juni….

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    Hat Zappa und Bob Marley noch live erlebt!  
    #12473369  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 5,160

    Was ist davon zu halten?

    Gerald Clayton – Ones & Twos (2025)

    Ich bin mir nicht sicher, ob ich das Konzept dahinter richtig verstehe:

    “Ones & Twos is an experiment—an idea inspired by the art of turntablism,” says Clayton, elucidating the larger idea at play on this remarkably original project. “I set out to create a record where the A side can be played simultaneously with the B side—a nod to that moment in the club when the DJ transitions from one song to the next, when you hear two separate pieces at the same time.”

    When overlaid, the tracks transform into pieces that are both firmly rooted in the originals yet strikingly new, creating music that is funky, stirring, perplexing, and beautiful, sometimes all at once. The combined tracks will be unveiled later this year as a culmination of the project.“ (von hier)

    --

    “There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.”                                                                                                                                          (From the movie Sinners by Ryan Coogler)
    #12473603  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 14,067


    Ray Suhy / Lewis Porter Quartet – What Happens Next

    man hört es dem Album nicht richtig an, aber weder Suhy noch Porter sind hauptberufliche Jazzmusiker… Suhy ist in erster Linie Leadgitarrist der Death Metal Band Six Feet Under, Lewis Porter (p), ist Professor für Jazzgeschichte, und vor allem durch seine Biografien von John Coltrane und Lester Young bekannt geworden… zusammen kamen die beiden als Sidemen in einem Projekt von Allen Lowe… Porter und Lowe kennen sich, denk ich, schon ewig, Suhy arbeitete vor ca 15 Jahren in einem Gitarrenladen, in dem Lowe Kunde war (hier ist ein gutes Interview mit Suhy, in dem er das alles erklärt)… komplettiert wird das Quartett durch Joris Teepe (b) und Rudy Royston (dr)… läuft gerade zum ersten Mal… was mir gefällt, ist, dass die Musik ein bisschen bewusster Post-Coltrane ist, als viel Mainstream Jazz von heute, es gibt so einen Hauch von McCOy Tyner Anfang der 70er, den man auf einem Kurt Rosenwinkel oder Jakob Bro Album so nicht zu hören kriegen würde… ob man hier hören kann, dass Suhy seine Brötchen als Rock-Gitarrist verdient? Ich würd behaupten, man hört das viel weniger deutlich, als man erwarten könnte, mit Fusion hat die Musik wirklich wenig zu tun, allein schon, weil sie um einen gut aufgenommenen Kontrabass herum aufgebaut ist… aber eine etwas robustere Attacke als viele Jazzgitarristen hat Suhy schon, keine Frage…

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    #12498795  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,716

    dan weiss quartet, unclassified affections (2025, pi)

    nicht mein lieblingsdrummer & komponist, aber die band ist ziemlich attraktiv: peter evans (tp), miles okazaki (g), patricia brennan (vib). nichts für bass-fetischisten also. fängt sehr toll an, hört super auf, dazwischen verliert es mich komplett: viele wechsel, viel zu kompliziert arrangiert, alles behindert sich, nichts hebt ab. bisschen schade, die sind alle so toll, man könnte das einfach mit wenigen vorgaben laufen lassen. im zweiten, ziemlich beboppigen stück spielt weiss mit zwei füßen und zwei händen einmal vier komplett unterschiedliche rythmen gleichzeitig. für sowas habe ich ja durchaus respekt.

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    #12498811  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 68,343

    Danke, war da bisher unentschlossen … und bin es jetzt immer noch ;-)

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #12502475  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 14,067


    Marcus Gilmore – Journey to the New: Live at the Village Vanguard

    Marcus Gilmore – Drums, Percussion
    Morgan Guerin – EWI
    David Virelles – Piano
    Emmanuel Michael – Guitar
    Rashaan Carter – Double Bass
    Burniss Travis – Electric Bass and Sound Design

    scheinbar nur auf/via Bandcamp erhältlich, läuft jetzt gerade zum ersten Mal, interessierte mich natürlich vor allem wegen Virelles… aber auch generell wegen der Idee, so einen modernen Blick auf Fusion geboten zu bekommen… ich würd sagen: wer Pat Metheny nicht wenigstens ein bisschen mag, der lässt hier besser die Finger von… der Gitarrist Emmanuel Michael erinnert mich an Metheny, ein bisschen, aber vor allem tut das Morgan Guerin am EWI – also am Saxophonsynthesizer. Metheny hat ja so Hilfmittel, die die Gitarre wie eine Trompete klingen lassen, das klingt dann recht ähnlich… nicht jeder wird diesen Sound mögen. ein zweites Wort der Warnung: der erste Track beginnt mit sieben Minuten, in denen quasi nichts passiert, ich hätte fast aufgegeben, aber dann kommt doch noch Bewegung in das Stück, es dauert über 16 Minuten… die tollen Seiten des Album sind eigentlich auch ziemlich erwartbar, erstens Virelles, wie er sich am akustischen Piano durch diese ganzen smoothen Sounds um ihn herum navigiert, und zweitens Rashaan Carter und Marcus Gilmore in den Momenten, in denen sie wirklich locked-in sind… den Namen des Gitarristen, Emmanuel Michael, merk ich mir auch auf jeden Fall, der gefällt mir ausgesprochen gut. Tendentiell ist mir das Album ein bisschen zerfasert, es ist lang, es spielen nicht immer alle mit, die stilistische Bandbreite ist auch ein bisschen gross… aber die besten 25 Minuten oder so – zB der letzte Track nachdem endlich das Schlagzeugsolo vor bei ist – sind super und der Rest ist auch überhaupt nicht schlecht.

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    #12502503  | PERMALINK

    nicht_vom_forum

    Registriert seit: 18.01.2009

    Beiträge: 6,438

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    Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away.  Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dick
    #12502523  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 14,067


    Mete Erker – Tilburg Noord

    ich hab ja lange in Tilburg gewohnt… und wenn man das jemandem aus dem Rest der Niederlande erzählt, fragen Leute durchaus „ist das nicht gefährlich?“ so als habe man gesagt, man käme aus der Bronx oder aus Compton… und dann jab ich immer nein gesagt, und vielleicht gelegentlich hinzugefügt, dass es in Tilburg Noord vielleicht schon Ecken gibt, wo es nachts besonders dunkel ist – so wie in jeder grösseren Stadt… gerade in der Nähe der berüchtigten Hochhäuser, Mozartflat, Wagnerflat, Sibeliusflat… Mit seinem neuen Album, Tilburg Noord, geht der Tenorsaxophonist Mete Erker (*1971), eine Stütze der südniederländischen Jazzszene, zurück zu seinen Urspüngen im Tilburger Norden, zu den Eindrücken von damals, der Musik, die er damals in den 80ern in seinem Jugendzimmer hörte, und die ihm letztlich andere Welten eröffnete… so spielt er Song for Che von Charlie Haden, Ghosts von Albert Ayler, Moonlight in Vermont, eine Reihe von Eigenkompositionen begleitet vom Klaviertrio des Pianisten Flors Kappeyne…

    ich dacht zunächst, das interessiert eh nur mich, wo ich den lokalen Bezug hab und das mag so sein… ich kann mich drüber wundern, ob der Valse Triste von Sibelius vielleicht tatsächlich ein Verweis auf die Sibeliusflat ist, vielleicht auf den Moment, als dem kleinen Mete klar wurde, dass all die Hochhäuser – die damals sicher noch viel neuer waren als heute – nach Musik benannt sind… und auch das Cover versteh ich: wenn man aus dem Zentrum von Tilburg mit dem Fahrrad nach Norden fährt, muss man zunächst eine gefühlte halbe Stunde durch diese Hochhaussiedlungen fahren, bevor sich das Land öffnet… aber wenn man in den Sibeliusflats oder ihrer Umgebung wohnt, ist man in fünf Minuten im flachen Land (hier sieht man das ein bisschen, die Sibeliusflat fotografiert vom Maisfeld ausserhalb der Stadt).

    Tatsache ist aber, dass das Album wirklich gut ist – deshalb schreib ich was, mir macht es musikalisch zB mehr Spass als das von Marcus Gilmore. Erker ist so ein Tenorist aus der Schule von, ich sag mal, Chris Potter oder Mark Turner… und auf diesem Album macht er ein paar Sachen richtig, die auch die Meister dieser Schule gelegentlich nicht so schön hinkriegen. Erstens: Die Kompositionen sind gut, sowas wie Song for Che oder Ghosts sucht man auf dem typischen Chris Potter Album vergeblich… keine Eigenkompositionen, aber einfach gute Stücke. Zweitens: die Musik hat eine Wärme, die bei dieser Art Jazz nicht selbstverständlich ist… zum einen hilft hier sicher, dass das Album um diese Jugenderinnerungen herum aufgebaut ist … zum anderen macht die Band wirklich einen guten Job…


    Spellbinder

    Song for Che, hier kann man sich auch ein Konzert der Band anhören

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