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@friedrich Ich dachte schon, dass Dir das alles bewusst ist – auch einiges, was in den USA sonst so in Sachen Sozialpolitik grob verbockt worden ist, bis in die Clinton-Jahre, geht aufs Konto der Demokraten. Aber man weiss ja nie, wer hier noch so alles still mitliest.
Dass Solnit die grossen Fässer aufmacht, ist klar – aber wenn man was ins Rollen bringen will, ist das wohl nicht die dümmste Strategie. Ich will jedenfalls mal den einen oder anderen ihrer Essays lesen, aber das ist hier off-topic.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaHighlights von Rolling-Stone.deDiese 24 Songs retten jedes Weihnachten
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Werbung@gypsy-tail-wind@friedrich Ich dachte schon, dass Dir das alles bewusst ist – auch einiges, was in den USA sonst so in Sachen Sozialpolitik grob verbockt worden ist, bis in die Clinton-Jahre, geht aufs Konto der Demokraten. Aber man weiss ja nie, wer hier noch so alles still mitliest.
Dass Solnit die grossen Fässer aufmacht, ist klar – aber wenn man was ins Rollen bringen will, ist das wohl nicht die dümmste Strategie. Ich will jedenfalls mal den einen oder anderen ihrer Essays lesen, aber das ist hier off-topic.Im einzelnen wusste ich das nicht, d.h. weder der Begriff Southern Strategies noch dessen Bedeutung waren mir bekannt.
Ich habe den Wikipedia-Artikel kurz überflogen. Kurz gesagt könnte man das vielleicht so zusammenfassen: Die republikanische Partei hat gezielt rassistische Vorurteile bedient und eine Afro-Americans ausgrenzende und benachteiligende Politik verfolgt, um Stimmen von Weißen in den Südstaaten zu erlangen, die sich durch die zunehmende Emanzipation der Afro-Americans verunsichert oder bedroht fühlten. Bei den Afro-Americans war im Süden für die Republikaner sowieso nicht viel zu holen, diese Wählergruppe war relativ klein, viele waren nicht einmal als Wähler registriert, deswegen konnte man sie ruhig ausgrenzen. Stattdessen versuchte man den Demokraten die weißen Rassisten im Süden, die auch unter Wählern der Demokraten eine starke, zeitweise dominierende Kraft waren, abzujagen. Richard Nixon war einer der Protagonisten dieser Strategie.
James „Soul Brother No. 1“ Brown unterstützte aber ausgerechnet Richard Nixon, also nicht nur einen konservativen Politiker, sondern auch einen Politiker, der aus eiskaltem machtpolitischen Kalkül eine rassistische Politik vertrat.
Haarstäubend, nicht nur die Southern Strategy selbst, sondern auch das Verhalten von JB. Wie kann man nur! So abstoßend das Verhalten der Republikaner war, so ist es doch nachvollziehbar. Das Verhalten von James Brown ist aber eigentlich gar nicht zu erklären und scheint völlig absurd. Er unterstützte Nixon, nachdem er 1969 eingeladen worden war, bei dessen Amtseinführung zu spielen. Vielleicht fühlte er sich dadurch geschmeichelt? Vielleicht war er stolz, es bis ins Weiße Haus geschaft zu haben? Vielleicht war er so leicht verführbar? Auf jeden Fall ist verständlich, dass er damit bei der African-American Community durchfiel und sich viele Feinde machte. Hat er nicht anders verdient!
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)Bevor ich das hier abschließe noch eine Compilation und ein Album:.
James Brown‘s Original Funky Divas (1960-77, Compilation 1998)
Eine weitere 2-CD Compilation von Poydor, die trx von 1960–77 versammelt (17 Jahre!), die verschiedene Sängerinnen gemacht haben, die Bestandteil seiner Show waren (muss man wohl so sagen). Meist von JB geschrieben und / oder produziert und von seiner jeweiligen Band begleitet. Hier wird ein sehr breites Spektrum abgebildet, von Gospel über R&B bis zu fast Disco. Die bekanntesten Sängerinnen sind sicher Tammi Montgomery (spätere Terrell), Vicki Anderson und Lyn Collins, aber es gibt auch weniger bekannte zu hören. Nicht alles darauf ist erste Wahl, aber es gibt darauf eine solche Vielfalt mit so vielen Höhepunkten, dass die Compi viel Freude bereitet. Und außerdem habe ich hier endlich mal gehört, wo das Original der obskuren Synthpop-Cover Version des Stücks Rock Me (Again and Again and Again) von The Human League (!) herkommt.
„Funky Divas“ ist natürlich euphemestisch. Die einzige wirkliche Diva bei JB war JB selbst. Die Sängerinnen waren für ihn oft nur Zubehör, teils auch sexuell. Tolles Cover übrigens!
Soul On Top (1970)
Eigenartigerweise ist das eine der wenigen von JB als Album konzipierten Platten. Denn untypischerwise spielt er hier nicht mit seiner eigenen Band sondern lässt sich von der Swing Band von Louis Bellson bei einem Set begleiten, das größtenteils aus Jazz/Swing-Standards besteht. Das klappt ganz ausgezeichnet, James Brown zeigt, was er als Sänger kann und die Band macht ordentlich Dampf. Höhepunkte sind dann aber wiederum drei JB-Kompositionen: It‘s A Man‘s World, Brand New Bag und There Was A Time, die hier einen ganz anderen Glanz bekommen.
In diesem Fall ein völlig bescheuertes Cover, das überhaupt nicht zur Musik passt. Und was hat sich der Fotograf eigentlich bei diesem Bild gedacht?
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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@friedrich
schön, dass du den Thread fortführst.friedrichDie bekanntesten Sängerinnen sind sicher Tammi Montgomery (spätere Terrell), Vicki Anderson und Lyn Collins, aber es gibt auch weniger bekannte zu hören.
da möchte ich noch Marva Whitney und Yvonne Fair hinzufügen, beide Sängerinnen haben zudem ein mindestens hörenswertes Studio Album veröffentlicht.
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Die grosszügig gefüllte Lyn Collins Compilation kriegt man spottbillig … alles davon habe ich noch nicht und für die Marva Whitney Live-Scheibe muss man sich wohl mit LP-Rips aus der Blogosphäre begnügen – aber hören sollte man sie!
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Ja, diese Sängerinnen sind alle hörenswert. Eine Entdeckung vom gospeligen Ende des Spektrums wäre zum Beispiel Kay Robinson. Von ihr gibt es auf der Compilation diesen einen Track:
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)friedrich
Ja, diese Sängerinnen sind alle hörenswert.… und vielleicht reicht auch die „Funky Divas“-Compilation … ich wollte nur rasch zeigen, dass man im Bedarfsfall durchaus weiterhören kann! (Und man müsste dann auch Betty Davis noch dazunehmen, die grösste von allen überhaupt und für alle Zeiten! Mehr Funk geht gar nicht …)
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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gypsy-tail-wind
(Und man müsste dann auch Betty Davis noch dazunehmen, die grösste von allen überhaupt und für alle Zeiten! Mehr Funk geht gar nicht …)
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gypsy-tail-wind
friedrich
Ja, diese Sängerinnen sind alle hörenswert.… und vielleicht reicht auch die „Funky Divas“-Compilation … ich wollte nur rasch zeigen, dass man im Bedarfsfall durchaus weiterhören kann! (Und man müsste dann auch Betty Davis noch dazunehmen, die grösste von allen überhaupt und für alle Zeiten! Mehr Funk geht gar nicht …)
Wobei Mademoiselle Mabry aka Betty Davis nichts mit James Brown zu tun hatte, sondern mit Miles Davis. Andere Baustelle. Und bei der Geschichte von Miles & Betty war es wohl auch so, dass Betty einen großen Einfluss auf Miles ausübte, indem sie ihn mit der Musik (und der Kleidung!) von Hendrix, Sly Stone et al bekannt machte.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)… und der Musik von James Brown? Oder ihm diese wenigstens näherbrachte? Schon klar, hat sie nichts mit dem JB-Umfeld zu tun, aber sie ist von all den Funk-Diven (JB-Umfeld oder nicht) die mit dem meisten und heissesten Funk – und so gesehen ein Pendant zu JB selbst – deshalb wollte ich sie kurz erwähnt haben …
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Das ist wahrscheinlich. Und BD ist wirklich eine Diva, eine Diva ganz eigener Art, selbstbewusst, provokant, grenzüberschreitend. Ein Frauentyp, den es damals wohl eher selten gab und der nicht bei allen gleich gut ankam. Die war ja am Ende selbst für Miles zu viel!
Betty Davis und James Brown wären niemals miteinander klar gekommen! Ich habe die liner notes von Funky Divas nur mal quergelesen. Aber über eine dieser Sängerinnen schreibt der Autor, dass sie sich mehr Kontrolle über / Einfluss auf ihre Rolle in der JB-Show wünschte, was z.B. auch die Auswahl der Songs betraf. Und sie machte sich Hoffnungen, die neue Miss Brown zu werden. Ihre Karriere bei JB und ihr Verhältnis mit JB endete daraufhin aber recht schnell. Völlig klar, wer bei JB die Hosen anhatte!
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)Abschluss
Aberwitzig, wie viel Material JB veröffentlicht hat! Die ausgezeichneten Polydor-Compilations fassen die Höhepunkte zusammen. Wenn JB das geordnet auf LPs veröffentlicht hätte, ergäbe das gut und gerne ein Album pro Jahr, das erstklassiges Material enthalten hätte. Stattdessen war die Veröffentlichungspolitik bis in die 70er Jahre so, dass JB pausenlos Singles auf den Markt warf, denen oft mehrmals im Jahr schlampig zusammengestellte, mit B-Ware aufgefüllte Alben hinterhergeworfen wurden. Gibt es „das“ definitve JB-Album? Vielleicht eins der Live-Alben, At The Apollo 1963 (gut) und 1968 (besser), Live in Dallas 1968 (am besten) oder Love Power Peace / Paris 1970 (heavy). Sex Machine ist ein Gebastel aus Live-Aufnahmen und Studio-Tracks, die nachträglich mit Applaus aus der Dose versehen wurden . Eigentlich typisch … Aber Studio-Alben? Eher nicht, oder? Das ist schade, zumal sich ab Mitte der 60er das Album als Format im Pop durchsetzte. Aber JB war viel mehr ein Live-Künstler als ein Studiokünstler. Selbst die Studioaufnahmen sind oft spontan entstanden und er-improvisiert worden. JB hat sich ja nicht zuhause ans Klavier gesetzt und einen Song komponiert. So funktionierte das bei ihm nicht.
Im Album-Format ist JB eher ausnahmsweise mal angekommen. Das Album The Payback von 1974, ursprünglich eine Doppel-LP, kenne und habe ich. Ausgezeichnet, auch gut produziert, gleichzeitig in seiner Länge mit teils über 10-minütigen tracks aber auch sehr ambitioniert. Der Titeltrack ist mit seinem unwiderstehlich schleppenden groove eine großer Klassiker in JBs Oeuvre.
Das auf The Payback folgende Album Hell kenne ich nicht vollständig – und offen gesagt möchte ich es eigentlich auch nicht kennen. Wahrscheinlich ist es in Teilen sogar sehr gut. Aber es gibt darauf eben auch Remakes alter Stücke und eine Aufnahme von When The Saints Go Marching In, das alles auf Doppel-LP-Länge ausgewalzt. Offenbar eher eine Ansammlung einzelner Tracks als ein Album – wie so oft bei JB.
Die Jahre 1971-74 werden auf der ausgezeichneten 2-CD Compilation
Make It Funky – The Big Payback: 1971 – 1974
dokumentiert. Das ist dann auch wieder die gute alte Band um Fred und Maceo dabei.
Ab Mitte der 70er ging es dann aber mit JB bergab. JB selbst macht in seiner Autobiografie seine Plattenfirma Polydor dafür verantwortlich. Aber es ist typisch für JB, dass er Erfolge für sich selbst reklamiert, dass an Misserfolgen aber andere Schuld sind. Was JB wohl zu schaffen macht, ist der Erfolg von Disco. Ich vermute, dass dies nicht nur den smoothen, erotisch ambivalenten, eleganten, urbanen und professionell produzierten Sound von Disco betrifft, sondern auch die Art, wie diese Musik gehört wird: nämlich von Schallplatte in der Disco. Das alles steht im Widerspruch zu der virilen Bühnensau James Brown, der mit seiner spektakulären Tanzakrobatik und einer vielköpfigen Band den Saal live zum Kochen brachte.
Und wenn es nicht Disco war, was ihm das Wasser abgrub, dann waren es andere Entwicklungen in der black music jener Zeit, für die z.B. Curtis Mayfield, Issac Hayes, Stevie Wonder oder Marvin Gaye stehen, der crossover von Sly Stone und George Clinton, der Philly Sound und andere Musik, die eine ganz andere sophistication hatte als die von JB. Und vielleicht ging JB nach unglaublichen 20 Jahren hardest work im showbusiness auch einfach die Luft aus.
Hörbar ist das auch auf der ansonsten ausgezeichneten Compilation The J.B.s – Funky Good Time: Auf den letzten tracks von 1975-76 versucht JB mehr schlecht als recht wie Disco zu klingen, auf Future Shock werden pseudo-futuristische Halleffekte eingebaut, ohne dass das Stück einen packenden groove zu bieten hätte.
Das letzte Stück Everybody Wanna Get Funky One More Time ist nur noch ein Abklatsch von JB. Da hatten ihn die meisten seiner Musiker auch schon verlassen. Die Band ist mit JB nur noch zu sechst, Bläser gibt es gar nicht mehr.
Aus der Zeit danach kenne ich von JB so gut wie nichts mehr. Der Absturz war wohl dramatisch und einem Menschen wie JB, dessen Selbstverständnis es ist, der Größte zu sein, setzt das offenbar sehr zu.
Es ist ein Kunststück des JB-Biografen RJ Smith, wie er einerseits respektvoll von dem Film The Blues Brothers spricht und gleichzeitig erkennen lässt, dass er ihn für einen platten Klamauk hält, in dem zwei von ihm ansonsten geschätze Komiker alte R&B-Hits verbraten und Klischeevorstellungen von Afro-Amerikanern breittreten. Denn einen Verdienst hat The BB: Er holt JB wieder aus der Versenkung.
Später bekennt sich die Generation Hip Hop zu JB, das beschert ihm ein kleines comeback und zumindest werden seine alten Platten wieder verkauft. Die Compilation In The Jungle Groove erscheint 1986 und enthält den berühmten Funky Drummer-Break (ab ca. 5:20), die am häufigsten gesampelten 20 Sekunden der Popmusik.
Ansonsten fristet JB aber das Schicksal eines oldie acts, der mehr in der Boulevardpresse präsent ist als auf dem Musikmarkt. Mit Living In America aus Rocky IV hat JB 1985 nochmal sowas wie einen Cameo-Auftritt. Das Stück ist aber weder von ihm geschreiben noch produziert noch mit seiner Band aufgenommen, auch ziemlich auf Mainstream getrimmt, aber einer seiner größten Hits. Ist das tragisch oder toll?
Vielleicht war JB auch einer, der nicht erkennen konnte, wann sein Zenith überschritten war und er einfach mal etwas kürzer hätte treten sollen. Vielleicht war er auch schlecht beraten – wahrscheinlich war er aber einfach beratungsresitent. Schließlich war er in seiner Vorstellung sowieso der Größte – wozu braucht der Größte Beratung? Und dann kommt eins zum anderen, Probleme mit dem Finanzamtr, den Frauen, dem Gesetz. Am Ende JB fängt ausgerechnet genau mit dem an, was er seinen Musikern immer verboten hat – Drogen. Und so dreht sich die Spirale immer weiter nach unten. Tragisch, auch weil dies so voyeuristisch publiziert wurde und sich dieses Bild von JB so sehr in der öffentlichen Wahrnehmung festsetzte.
Wie auch immer: Gerade in all seiner Widersprüchlichkeit ist James Brown faszinierend. Es ist gerade auch diese Widersprüchlichkeit, die ihn ausmacht. Und mir kam ein Gedanke: JB wuchs in einer absurden, in sich völlig widersprüchlichen Umgebung auf. In einer Gesellschaft, die von sich behauptet, Freiheit und Chancengleichheit für alle zu bieten, aber genau das einem großen Teil dieser Gesellschaft vorenthält, wenn es sein muss mit Gewalt. Als Angehöriger dieser Gesellschaftsgruppe steht man vor der Wahl, entweder zu kuschen oder mit dem Kopf gegen die Wand zu rennen, also sich zwischen Pest und Cholera zu entscheiden – und selbst innerhalb der black community stand JB als jemand aus vermurksten Familienverhältnissen und als Vorbestrafter nochmals am Rande. Vielleicht ist JBs Leben unter diesen Bedingungen gar nicht so widersprüchlich, sondern im Gegenteil – es passt ganz genau. Nicht JB war widersprüchlich sondern die Situation, in der er lebte.
RJ Smiths JB-Biografie The One möchte ich wärmstens empfehlen. Es gibt sie zwar nur in Englisch und ich bekenne, dass mir dies die Lektüre nicht leicht gemacht hat und ich das Buch auch zu schleppend und zerstückelt gelesen habe. Es ist jedoch beeindruckend, wie RJS das Leben JBs in den Kontext der Geschichte Black Americas einbettet und wie er die Ambivalenz der Figur JB darstellt. Das alles mit einer distanzierten Sympathie für JB, ohne dass er zu eindeutigen Bewertungen oder Inerpretationen kommt. Das bleibt dem Leser selbst überlassen – und damit hat man genug zum Nachdenken.
Gerade mal 380 Seiten (+ 50 Seiten Fußnoten!), dicht und athmosphärisch aber offenbar auch sehr gut recherchiert geschrieben. Wahrscheinlich sowieso sehr schwer zu übersetzten. Schafft man aber auch auf Englisch, lohnt sich und hat mein Verständnis von Black Music / Black Culture / Black America ein gutes Stück verändert.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
habe JB Anfang der 90s und 2004 Live gesehen, da war er zwar nicht mehr on Top, aber immer noch gut genug, und seine LP I’m Real von 1988 ist sicher kein Meisterwerk, kickt aber trotzdem.
Everyone on the street, listen to what I say
You walk around and say you’re bad
It’s time you do it that way
But here I am the man
Who started all and I’m glad
‚Cause I’m number one, original
I know I’m bad
All you puritans, fightin‘ me so hard
Steal my rune and my sour and you think you’re God
But I no teach you, I’m as good as gold
Check out brother Brown and then his soul
I’m real
I’m real, I’m the real super bad
And there’s nobody out there good enough
To take the things I have--
catch-23habe JB Anfang der 90s und 2004 Live gesehen, da war er zwar nicht mehr on Top, aber immer noch gut genug, und seine LP I’m Real von 1988 ist sicher kein Meisterwerk, kickt aber trotzdem.
<iframe width=“500″ height=“281″ src=“https://www.youtube.com/embed/hzqIqIB9_6I?feature=oembed“ frameborder=“0″ allow=“autoplay; encrypted-media“ allowfullscreen=““></iframe>Ja, habe ich auch mal gehört. JB war in den späten 80ern in der Öffentlichkeit wieder etwas präsent. Aber irgendwie klang er da auch wie eine etwas gewollt technisch aufgepeppte Kopie seiner selbst, mit der versucht wird in der Hip Hop Ära noch mal einen Fuß in die Tür zu kriegen. Das mag sogar eigentlich nicht schlecht sein, aber im Vergleich zu JB in seiner Glanzzeit Mitte 60 – Mitte 70er klingt das in meinen Ohren etwas abgeschmackt.
Live habe ich JB leider nie gesehen.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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friedrich
Das mag sogar eigentlich nicht schlecht sein, aber im Vergleich zu JB in seiner Glanzzeit Mitte 60 – Mitte 70er klingt das in meinen Ohren etwas abgeschmackt.
absolut nachvollziehbar, und trotzdem es sich mir zuerst einmal aufdrängt, widerstrebt es mir mittlerweile Künstler oder Kreativität auf diese Art und Weise zu bewerten, auch wenn es womöglich Sinn und Zweck solcher Foren ist.
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Schlagwörter: funk, James Brown, Minister of The New New Super Heavy Funk, Mr. Dynamite, Soul Brother #1, The Godfather of Soul, The Hardyest Working Man in Show Business
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