Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Blue Note – das Jazzforum › Jahresrückblick 2019
-
AutorBeiträge
-
wahr
gypsy-tail-wind
dietmar_
Flurin, ein kleiner Fehler ist dir wohl unterlaufen: bei „Free Improv“ schreibst du vom Tripelalbum Bill Frisells auf Intakt, das soll wohl Fred Frith bedeuten, nehme ich an? ;)Danke, ist korrigiert!
Und die Freude übers Kennenlernen ist natürlich gegenseitig!bin erleichtert, dass ich nicht der einzige bin, der immer bill frisell und fred frith verwechselt. :)
Ha ha, ich in diesem Fall auch – obwohl sie musilkalisch ja sowas von nicht zu verwechseln sind …
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #157: Benny Golson & Curtis Fuller – 12.11.2024 – 22:00 / #158 – 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaHighlights von Rolling-Stone.deSo klingen die größten Schlagzeuger ohne ihre Band
Welches Equipment verwenden eigentlich…Pink Floyd?
Musikalische Orgasmen: 6 Songs voller Höhepunkte
Dies ist (laut Fans und Kritikern) die beste Folge von „Friends“
Studio-Magier: Die 8 besten Musikproduzenten
So arbeiteten die Beatles am „Weeping Sound“ für das White Album
WerbungUnd hier meine Liste zu 2019 – CDs/ LPs – ohne Sterne da sich das bei mir eh immer wieder ein wenig verschiebt. Also einfach Veröffentlichungen die mich stärker (und mehr) beschäftigt haben.
Neuheiten
– Entr’Acte – Soigne Ta Droite (Audiographic)
– Christian Lillinger – Open Form For Society (Plaist)
– Ami Yamasaki – Quantum Quantum (Self-released)
– Axel Dörner – Unversicht (φonon)
– Jeff Platz, Stephen Haynes, Matt Crane, Damon Smith – Theory Of Colors (Umland)
– Gabriele Mitelli – The World Behind The Skin (We Insist!)
– Brötzmann / Schlippenbach / Bennink – Fifty Years After… (Trost)
– Tyshawn Sorey And Marilyn Crispell – The Adornment Of Time (Pi Recordings)
– Pipeline 3 – Flatus (We Insist!)
– Robert Dick, Joëlle Léandre, Miya Masaoka – Solar Wind (Not Two)
– Evan Parker, Matt Wright, Trance Map+ – Crepuscule In Nickelsdorf (Intakt)
– Sei Miguel – O Carro De Fogo De Sei Miguel (Clean Feed)
– Stephan Crump, Ingrid Laubrock, Cory Smythe – Channels (Intakt)
– Big Bad Brötzmann Quintet – Karacho! (Euphorium)
– Mopcut – Accelerated Frames Of Reference (Trost)
– Philipp Gropper’s Philm – Consequences (Why Play Jazz)
– Fred Van Hove – Fred Van Hove At 80 (Dropa)
– Russ Lossing Trio – Ways (ezz-thetics)
– Kang Tae Hwan & Midori Takada – An Eternal Moment (No Business)
– Ism – Metaphor (Umlaut)
– Steve Swell / Robert Boston / Michael Vatcher – Brain In A Dish (No Business)
– Evan Parker – Barry Guy – Paul Lytton – Concert In Vilnius (No Business)
– Axel Dörner & Agustí Fernández – Palynology (Sirulita)
– Klaus Treuheit Orgel Trio – Eine Beschreibung Des Erinnerten (KTMP)Archive / reissue:
– Borah Bergman, Wilber Morris, Sunny Murray – Monks (Somerealmusic)
– Derek Bailey – Han Bennink – Evan Parker – Topographie Parisienne (Fou Records)
– Sam Rivers Quintet – Zenith (No Business)
– Bill Dixon, Cecil Taylor – Duets 1992 (Triple Point)
– Jimmy Giuffre 3 – Graz Live 1961 (ezz-thetics)
– Han Bennink / Willem Breuker – New Acoustic Swing Duo (Corbett vs Dempsey)
– ICP Tentet – Tetterettet (Corbett vs Dempsey)
– Dudu Pukwana, Han Bennink, Misha Mengelberg – Yi Yole (Corbett vs Dempsey)
– Keith Tippett – The Unlonely Raindancer (Discus)
– Peter Kowald – Duos: Europa · America · Japan (Be! Jazz)
– Don Cherry, Carlos Ward, Dollar Brand – Universal Silence (Lepo Glasbo)
– Derek Bailey / Tony Coe – Time (Honest Jon’s)
– Various – For Example – Workshop Freie Musik 1969 – 1978 (Be! Jazz)
– Franz Koglmann / Bill Dixon – Opium For Franz (Black Monk)
– Richard Davis & L.D. Levy – Cauldron (Corvo)
– Sunny Murray, Robert Andreano, Bob Dickie – Homework (No Business)Bei Konzerten war ich dieses Jahr leider sehr selten, aber einige schöne gab es dann doch.
Sestetto Internazionale am 18. Januar
Achim Kaufmann, Piano
Harri Sjöström, Sopransaxophon
Ignaz Schick, Turntables, Elektronik
Alison Blunt, Violine
Veli Kujala, Akkordeon (Viertelton Akkordeon)
Gianni Mimmo, SopransaxophonJoe McPhee & Paal Nilssen-Love am 3. Mai
SUDO 4tet am 23. November
Carlos Zingaro, Violin
Paul Lovens, Drums
Sebi Tramontana, Trombone
Joëlle Léandre, BassSchlippenbach Trio am 11. Dezember
<h2></h2>--
Zwei in diesem Jahr Verstorbene aus den Niederlanden fallen mir noch ein:
Ado Broodboom (*1922, Trompeter, hat mit Boy Edgar, Lucky Thompson, Jack Sels, Herbie Mann, Wessel Ilcken gespielt)
Cees Schrama (*1936, Pianist, Produzent, hat auch mit Golden Earring gespielt)--
frohes neues aus dem vorgarten & danke für die schönen resümees.
mein jazzjahr 2019 war vor allem: eins ohne das rs-forum. was – ehrlich gesagt – gut getan hat, natürlich nicht als anhaltendes schmollen, sondern als die persönliche, psychohygienische massnahme (weniger ablenkung, weniger prokrastination), als die sie gemeint war. erfreut war ich dann, als ich vor ein paar wochen wieder hier vorbeigeschaut und bemerkt habe, dass hier immer noch was, z.t. sogar mehr, los ist. aber ob ich mich in zukunft hier wieder mehr beteiligen werde, weiß ich selbst noch nicht.
meine live-erlebnisse beschränken sich leider fast ausschließlich auf das berliner jazzfest, wo ich offenbar ein recht ähnliches programm gesehen habe wie andere hier an anderen festivalorten (akinmusire origami harvest, eve risser solo, james brandon lewis unruly manifesto). stargast war aber natürlich anthony braxton, der sich mir dabei allerdings nicht ins herz gespielt hat. sein „sonic genome“-projekt (lauter wandernde musikalische kleingruppen, die sich im gropius-bau bewegten und dabei braxton-kompositionen spielten) habe ich im wesentlichen dazu verwendet, um mir die ausstellungen anzuschauen, hatte ansonsten den eindruck von räumlich undifferenzierter kakophonie, exzessivem weißweinkonsum und vorbeihör-angeboten durch eventisierung. das „zim music“-konzert am abschlusstag (mit septet, u.a. ingrid laubrock) rauschte, obwohl es sich sehr konzentriert präsentierte, meilenweit an mir vorbei. sehr hübsch fand ich dagegen das australian art orchestra mit necks-ähnlichen organischen sound-entwicklungen, aus denen sich schöne soli schälten. durchaus etwas anfangen konnte ich auch mit christian lillingers „open from for society“, der nun völlig den anschluss an lehman, iyer, webb bzw. deren drummer gefunden zu haben scheint und mit kaja dreksler und cory smythe ein adäquat schräges tastenduo bei sich hatte. unterirdisch fand ich die konzerte von angel bat dawid (die den jazz erst kürzlich für sich entdeckt hat, aber direkt in den missionierungsmodus geschaltet hat, während ihre musiker noch herauszufinden versuchten, wie mikrofone funktionieren) und das eitle soloklavierprogramm von brian marsella. bei marc ribots spaßbeitrag bin ich (trotz chad taylor) erwartungsgemäß geflohen, ebenso habe ich das absurd dysfunktionale bigbandprogramm von joachim kühn auf der grundlage von (ausgerechnet!) ornette-coleman-kompositionen ausgelassen, dabei (draußen, rauchend) michelle mercer kennen gelernt (die u.a. das schöne buch mit/über wayne shorter geschrieben hat), die mir eine abgründige, wirklich zutiefst verstörende anekdote über kühn erzählt hat (die ich hier nicht weitergeben mag).
james brandon lewis, jaimie branch, eva mendoza, luke stewart und warren cudrup III spielten dann im kleinen quasimodo-club, das ging schön laut nach vorne, wobei ich branchs trompete tatsächlich 50 cm vor mit hatte und schon verstanden hab, warum ihr verspieler egal sind und ihre technischen limitierungen auch. dass sie aber offensichtlich keine gute trompeterin mehr sein möchte, sondern nur noch aktivistischer punk, vermag sich mir nach ihren ja doch sehr vielversprechenden anfängen nicht ganz zu vermitteln – es funktioniert aber so gerade (auch auf cd, wie ich finde, aber dazu gibt es ja schon eine diskussion hier).
schön jedenfalls, dass sich neben einigen eher uninspirierenden berliner konzertorten eine neue programmreihe namens „au topsi pohl“ etabliert hat (in der isotop bar), wo die freie improvisation durch musiker*innen selbst organisiert sehr lebendig gehalten wird und man wöchentlich leute wie honsinger, dörner, gratkowski, aber auch mal alliierte wie zerang oder michael moore sehen kann – in einem mikro-hinterraum einer bar. leider habe ich bsiher nur einen besuch unternommen, der nicht gerade spannend ausfiel: michael zerang hatte clayton thomas und frank gratkowski sowie die bemerkenswerte pianistin rieko okuda eingeladen. ein set, das leider von gratkowski sehr dominiert wurde, der mit okuda keinen kontakt (auf irgeneiner ebene) aufnahm und folgerichtig auch ihren namen auf seiner webseite falsch schreibt.
alben
für mich ist CLOCKWISE von anna webber eindeutig das jazzalbum des jahres, einfach, weil da etwas ziemlich neues gewagt wurde, auch wenn sich die chefin dabei selbst ziemlich in die zweite reihe stellte. was man insofern 2019 wieder kompensieren konnte, indem man sich das neue dave-douglas-album (ENGAGE) besorgte, in dem webber neben jeff parker, tomeika reid und der tollen drummerin kate gentile sich als profilierteste solostimme präsentiert. das album meiner aktuelle lieblingspianistin kris davis (DIATOM RIBBONS) wurde mir leider durch den besetzungsmischmasch und insbesondere durch nels cline verleidet, aber toll fand ich sie als sidewoman auf rob mazureks live-album DESERT ENCRYPTS VOL.1 (im quartett mit chad taylor und ingebrigt haker flaten). dem allgemeinen lob für matana roberts viertes COIN-COIN-album kann ich mich nur anschließen, wobei ich mein neu erwachtes interesse vor allem am neuen drummer ryan sawyer festmache. das steve lehman trio + (leider) craig taborn – album mochte ich ganz gerne, es riss mich aber auch nicht aus dem sessel (taborn mit iyer ging dagegen gar nicht).
ein album, das für mich aus dem nichts kam und das ich wirklich zu lieben gelernt habe, ist dieses hier:
ogjb sind oliver lake, graham haynes, joe fonda und barry altschul, und diese ältereherrenband ist alles andere als hüftsteif, sondern ziemlich gelenkig in ihren individuellen verrenkungen. macht unter playing-aspekten großen spaß, ist aber alles andere als mainstream.
projekte
ich habe 2019 nochmal wirklich alles von ornette coleman seit der blue-note-phase gehört und viele entdeckungen gemacht. aktuell (natürlich durch die musical-prophet-ausgabe) höre ich gerade mal etwas konzentrierter eric dolphy zu, der zwar einer meiner allerersten jazz crushs überhaupt ist, den ich als sideman unendlich schätze, mit dessen alben unter eigenem namen ich aber bisher große schwierigkeiten hatte.
und weil in der tone-poet-reissue-serie mehrere lieblingsalben von mir herauskamen (ETCETERA, NOW HE SINGS NOW HE SOBS, CONTOURS) und meiner anlage der kristallin-aggressive sound trotz absurder (an den mastern orientierten) kanaltrennungen (im corea-album wandern die instrumente sogar für einzelne soli, etwas, was cuscuna im digitalen neumix seinerzeit schön konsummabel integrierte) sehr zusagt, habe ich auch ein paar mal zugeschlagen und werde das auch weiterhin tun, trotz wabbelnder klavierpitches, die ich auch höre.
entdeckung
monnette sudler, gitarristin
--
Sehr schoen dich zu lesen vorgarten!! Jahre ohne das RS-Forum, schwieriges Thema, mal gespannt was die Zukunft bringt – ich bin ja doch ueberrascht, dass es immer noch da ist! Endlich jemand, der Brian Marsella nicht uneingeschraenkt super findet… Ich wollte unbedingt mal reinhoeren, aber dass alle immer nur positiv waren, war mir ein bisschen suspekt… ein Plattenspieler fuer mehr als 100 Euro ist auch geplant (bin ja noch immer ziemlich ahnungslos), aber bis zu Tone Poets ist es bei mir noch ein weiter Weg…
--
.imernst
– Bill Dixon, Cecil Taylor – Duets 1992 (Triple Point)Die lief bei mir noch nicht, weil ich den alten Plattenspieler nicht mehr zum Laufen bringe, das ist also auch hier ein gelegentliches Projekt, auf das ich aber überhaupt keine Lust habe … die jüngste Gjerstad/Bradford auf NoBusiness und die zwei von Tusques (Nosferatu und das Jazz Nouveau-Reissue) warten entsprechend auch noch, was schon sehr schade ist!
imernst
– Don Cherry, Carlos Ward, Dollar Brand – Universal Silence (Lepo Glasbo)Ist das eine offizielle Veröffentlichung?
imernst
– Sunny Murray, Robert Andreano, Bob Dickie – Homework (No Business)Die fand ich auch gut – hatte sie eigentlich nur wegen Murray gekauft, aber das Trio entpuppte sich als ziemlich gut! Reine Reissues habe ich oben nicht erwähnt, viele kommen mir direkt nicht in den Sinn (führe da keine Liste …) – aber diese hier doch:
– Charles Tolliver All Stars (Strata East, via Mosaic erhältlich)
– Horace Tapscott: Live at I.U.C.C. (Universal Sounds/Nimbus West)und dann kommen ja gerade ein paar schöne Sachen aus Japan:
– Marion Brown: Porto Novo (Muzak/Polydor)
– Gato Barbieri/Dollar Brand: Hamba Khale (Muzak/Togetherness)
– Human Arts Ensemble: Under the Sun (Muzak/BAG)und, nicht direkt Jazz, aber unbedingt hörenswert:
– Jimi Hendrix – Songs for Groovy Children: The Fillmore East Concertsimernst
Joe McPhee & Paal Nilssen-Love am 3. MaiDa wäre ich natürlich extrem gerne dabeigewesen – hab McPhee zwar inzwischen ein paar Mal live gehört, aber leider noch nie unter idealen Bedingungen (Brötzmann Tentet+1, The Thing/McPhee – bei ersterem war er toll, bei zweiterem war leider Gustafssons Mikro doppelt so laut, und das war bestimmt so gewollt und eigentlich total ätzend, auch wenn’s dennoch kein schlechtes Set war).
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #157: Benny Golson & Curtis Fuller – 12.11.2024 – 22:00 / #158 – 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaUnd auch von mir: schön, Dich wieder mal zu lesen @vorgarten – auch wenn ich den grössten Teil ja schon wusste (oder – Iyer/Taborn, Lehman/Taborn – denken konnte). Ich möchte auf ein paar Punkte aber gerne eingehen …
vorgarten
meine live-erlebnisse beschränken sich leider fast ausschließlich auf das berliner jazzfest, wo ich offenbar ein recht ähnliches programm gesehen habe wie andere hier an anderen festivalorten (akinmusire origami harvest, eve risser solo, james brandon lewis unruly manifesto). stargast war aber natürlich anthony braxton, der sich mir dabei allerdings nicht ins herz gespielt hat. sein „sonic genome“-projekt (lauter wandernde musikalische kleingruppen, die sich im gropius-bau bewegten und dabei braxton-kompositionen spielten) habe ich im wesentlichen dazu verwendet, um mir die ausstellungen anzuschauen, hatte ansonsten den eindruck von räumlich undifferenzierter kakophonie, exzessivem weißweinkonsum und vorbeihör-angeboten durch eventisierung.Zu Braxton ich selbstredend ganz andere Kommentare gehört (kenne ja ein paar riesige Fans und hab auch von Alexander Hawkins, der schon bei der ersten Aufführung von „Sonic Genome“ – in Bergamo glaub ich, schon ein paar Jahre her – mitwirkte, wieder davon gehört und auch bei ihm leuchten sofort die Augen, wenn er davon erzählt. Dass mir das Konzept nicht so sehr zusagt, wo ich doch bekanntlich immer alles und das auch bis zum Ende hören will ( ), dürfte auf der Hand liegen … aber ich kann es mir dennoch nicht so recht vorstellen. Auf das Standards Quartett in drei Wochen (Braxton und das Hawkins Trio) freue ich mich aber sehr, denn das ist dann ein Rahmen, in dem Braxton für mich funktionieren sollte (das Trio mit Taylor Ho Bynum und Gerry Hemingway bzw. das Quartet mit Taylor, Laubrock und Halvorson fand ich live auch hörenswert, aber bei beiden war ich nicht restlos begeistert, mit einer vollständigen Rhythmusgruppe kenne ich Braxton bisher erst ab Konserve …
Die Angleichung des Programmangebots scheint fortzuschreiten (und betrifft ja längst auch die Bühnen des deutschsprachigen Raums, sei es nun Sprech- und Rotztheater oder Oper) – vermutlich ist das ganze Beziehungsgeflecht (mit all den Abhängigkeiten, die sich aus geschuldeten Gefallen und Gegenleistungen so ergeben) inzwischen viel zu dicht gesponnen. Dennoch: in Zürich fehlt für die meisten dieser Leute der Rahmen, bei dem sie auftreten könnten, und das ist trotzdem bedauerlich.
vorgarten
unterirdisch fand ich die konzerte von angel bat dawid (die den jazz erst kürzlich für sich entdeckt hat, aber direkt in den missionierungsmodus geschaltet hat, während ihre musiker noch herauszufinden versuchten, wie mikrofone funktionieren) …. michelle mercer kennen gelernt (die u.a. das schöne buch mit/über wayne shorter geschrieben hat), die mir eine abgründige, wirklich zutiefst verstörende anekdote über kühn erzählt hat (die ich hier nicht weitergeben mag).
james brandon lewis, jaimie branch, eva mendoza, luke stewart und warren cudrup III spielten dann im kleinen quasimodo-club, das ging schön laut nach vorne, wobei ich branchs trompete tatsächlich 50 cm vor mit hatte und schon verstanden hab, warum ihr verspieler egal sind und ihre technischen limitierungen auch. dass sie aber offensichtlich keine gute trompeterin mehr sein möchte, sondern nur noch aktivistischer punk, vermag sich mir nach ihren ja doch sehr vielversprechenden anfängen nicht ganz zu vermitteln – es funktioniert aber so gerade (auch auf cd, wie ich finde, aber dazu gibt es ja schon eine diskussion hier).Danke für die Beobachtungen zu Angel Bat Dawid und jaimie branch – bei ersterer hat mir ein Durchgang durchs Album im Stream gereicht, da würde ich nicht zu einem Konzert gehen (oder eben auch nur im Rahmen eines Festivals, wenn ich eh dort wäre), zu letzterer habe ich meine Meinung im erwähnten Thread ja kundgetan, im Wissen darum, dass sie hier im Forum alles andere als populär sein würde. Nunja. Die Geschichte von Mercer soll mir aber ein Ansporn sein, es irgendwann wieder mal bis Berlin zu schaffen!
vorgarten
alben
für mich ist CLOCKWISE von anna webber eindeutig das jazzalbum des jahres, einfach, weil da etwas ziemlich neues gewagt wurde, auch wenn sich die chefin dabei selbst ziemlich in die zweite reihe stellte. was man insofern 2019 wieder kompensieren konnte, indem man sich das neue dave-douglas-album (ENGAGE) besorgte, in dem webber neben jeff parker, tomeika reid und der tollen drummerin kate gentile sich als profilierteste solostimme präsentiert. das album meiner aktuelle lieblingspianistin kris davis (DIATOM RIBBONS) wurde mir leider durch den besetzungsmischmasch und insbesondere durch nels cline verleidet, aber toll fand ich sie als sidewoman auf rob mazureks live-album DESERT ENCRYPTS VOL.1 (im quartett mit chad taylor und ingebrigt haker flaten).Das Album von Douglas hattest Du ja neulich erwähnt, hatte ich ebensowenig wie jenes von Mazurek auf dem Schirm … bei Douglas bin ich ja sehr zögerlich, bei Mazurek immer noch ziemlich am Anfang, aber bei beiden klingen die Bands wirklich gut (für Douglas‘ Verhältnisse sogar ziemlich überraschend – fast so, als hätte er mal wieder eine echte Herausforderung gesucht?).
Das Album von Davis werde ich dann wohl auslassen, die Band liest sich ja schon viel zu „dick“, und wenn sie dann auch so klingt … hmm.vorgarten
ein album, das für mich aus dem nichts kam und das ich wirklich zu lieben gelernt habe, ist dieses hier:
ogjb sind oliver lake, graham haynes, joe fonda und barry altschul, und diese ältereherrenband ist alles andere als hüftsteif, sondern ziemlich gelenkig in ihren individuellen verrenkungen. macht unter playing-aspekten großen spaß, ist aber alles andere als mainstream.Stimmt, das hattest Du vor Monaten mal erwähnt, ich hatte es auch mal irgendwo im Korb, aber das ging dann wieder vergessen, verdammt! Hole ich nach, danke für die Erinnerung!
Wäre jedenfalls schön, Dich 2020 hie und da wieder hier zu lesen – und zwar nicht nur mit älteren Beiträgen, das geschieht ja öfter!
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #157: Benny Golson & Curtis Fuller – 12.11.2024 – 22:00 / #158 – 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba@vorgarten: schön wieder dabei zu sein.
gypsy-tail-wind
imernst – Bill Dixon, Cecil Taylor – Duets 1992 (Triple Point)
Die lief bei mir noch nicht, weil ich den alten Plattenspieler nicht mehr zum Laufen bringe, das ist also auch hier ein gelegentliches Projekt, auf das ich aber überhaupt keine Lust habe … die jüngste Gjerstad/Bradford auf NoBusiness und die zwei von Tusques (Nosferatu und das Jazz Nouveau-Reissue) warten entsprechend auch noch, was schon sehr schade ist!
imernst – Don Cherry, Carlos Ward, Dollar Brand – Universal Silence (Lepo Glasbo)
Ist das eine offizielle Veröffentlichung?
imernst – Sunny Murray, Robert Andreano, Bob Dickie – Homework (No Business)
Die fand ich auch gut – hatte sie eigentlich nur wegen Murray gekauft, aber das Trio entpuppte sich als ziemlich gut! Reine Reissues habe ich oben nicht erwähnt, viele kommen mir direkt nicht in den Sinn (führe da keine Liste …) – aber diese hier doch: – Charles Tolliver All Stars (Strata East, via Mosaic erhältlich) – Horace Tapscott: Live at I.U.C.C. (Universal Sounds/Nimbus West) und dann kommen ja gerade ein paar schöne Sachen aus Japan: – Marion Brown: Porto Novo (Muzak/Polydor) – Gato Barbieri/Dollar Brand: Hamba Khale (Muzak/Togetherness) – Human Arts Ensemble: Under the Sun (Muzak/BAG) und, nicht direkt Jazz, aber unbedingt hörenswert: – Jimi Hendrix – Songs for Groovy Children: The Fillmore East Concerts
imernst Joe McPhee & Paal Nilssen-Love am 3. Mai
Da wäre ich natürlich extrem gerne dabeigewesen – hab McPhee zwar inzwischen ein paar Mal live gehört, aber leider noch nie unter idealen Bedingungen (Brötzmann Tentet+1, The Thing/McPhee – bei ersterem war er toll, bei zweiterem war leider Gustafssons Mikro doppelt so laut, und das war bestimmt so gewollt und eigentlich total ätzend, auch wenn’s dennoch kein schlechtes Set war).
Mein Plattenspieler funktioniert noch gut. Vor ca. drei Jahren habe ich mir in einem Münchner Spezialladen zur Sicherheit zwei Nadeln gekauft. An und für sich höre ich jedoch meistens eh nur digital (= CDs). Sobald eine LP auf dem Teller liegt kopiere ich sie. Allein schon wegen meiner Sendung. Den dort zur Verfügung stehenden Spielern traue ich nicht, zudem spart es einiges an Gewicht wenn ich ins Studio gehe.
Bill Dixon, Cecil Taylor – Duets 1992 (Triple Point) ist doch eher ungewöhnlich – vor allem für Cecil Taylor. Musste mich auch erst sozusagen an die Musik gewöhnen. Aber nach dreimaligen hören hatte ich „es verstanden“.
Tusques‘ „Nosferatu…“ habe ich noch nicht. Aber so man das Vinyl bei Bandcamp kauft gibt es auch einen Download in gewählter Qualität. Guter Service und im obigen Sinne recht praktisch. „Le Nouveau Jazz“ ist eine sehr schöne Aufnahme die ich schon vor der Reedition kannte (eine Kopie meines ehemaligen Chefs aus seiner wahrlich überwältigenden Sammlung). Als dann Finders Keepers die LP wieder brachte habe ich sofort zugegriffen.
Don Cherry, Carlos Ward, Dollar Brand – Universal Silence (Lepo Glasbo) ist wohl nicht offiziell. Aber klanglich ausgezeichnet. Habe auch eine CDr von den Masterbändern und habe somit einen guten Vergleich. War im Vorfeld auch ein wenig involviert. D.h. ich habe einige Titel identifiziert bzw. mir Hilfe von bezüglich Dollar Brand besser informierten Hörern geholt.
Ja die No Business Edition von Sunny Murray, Robert Andreano, Bob Dickie – Homework hat mich musikalisch wirklich positiv überrascht. Ursprünglich nur wegen Murray gekauft bin ich von dieser Musik begeistert.
Horace Tapscott: Live at I.U.C.C. hab‘ ich ebenso als Doppel CD erworben. Natürlich! möchte ich hinzufügen. Bei der Aufnahme von Tolliver muss ich noch schauen ob ich sie nicht schon habe oder ist das alles unveröffentlicht? Porto Novo von Marion Brown habe ich als Black Lion CD. Hamba Khale kannte ich vom hören und hat mir damals nicht sonderlich gefallen. Sollte eventuell noch mal reinhören und dann mit der CD „Under The Sun“ in Japan bestellen. Jimi Hendrix hat mich als Musiker immer überzeugt, jedoch empfinde ich seine Rythmusgruppen eigentlich auf jeder mir bekannten Aufnahme als vehement inferior und habe deshalb so gut wie keine seiner Veröffentlichungen.
Für mich war das Konzert McPhee / Nilssen-Love die dritte Begegnung mit dem Meister aus Florida. Beim ersten mal auch im Tentett von Brötzmann. Dann unter klanglich nicht so guten Umständen im Müncher Haus der Kunst im Rahmen der FMP Ausstellung. Und schließlich im erwähnten Duo. Klanglich und musikalisch sehr gut. Mit einem kurzen herzerweichenden abstrakt-bluesigen Solo von Joe McPhee inklusive.
--
gypsy-tail-windZu Braxton ich selbstredend ganz andere Kommentare gehört (kenne ja ein paar riesige Fans und hab auch von Alexander Hawkins, der schon bei der ersten Aufführung von „Sonic Genome“ – in Bergamo glaub ich, schon ein paar Jahre her – mitwirkte, wieder davon gehört und auch bei ihm leuchten sofort die Augen, wenn er davon erzählt.
hawkins sah ich nur zweimal mit einer melodica an mir vorbeilaufen, aber es gehörte eh zum konzept des abends, dass man nur ausschnitte mitbekam. und ich würde seiner einschätzung auf jeden fall höhere kompetenz zuschreiben als meiner. braxton ist ein unendlich faszinierender musiker und komponist (laubrock hat auf einem panel mal sehr schön über die arbeit mit seinen sheets erzählt), ich wollte mich schon immer mal intensiver mit seinen aufnahmen mit crispell beschäftigen, thomas borgmann schwärmt von recht aktuellen soloaufnahmen, irgendwann wird die zeit kommen, wo ich mich mal einhöre.
gypsy-tail-wind
Die Angleichung des Programmangebots scheint fortzuschreiten (und betrifft ja längst auch die Bühnen des deutschsprachigen Raums, sei es nun Sprech- und Rotztheater oder Oper) – vermutlich ist das ganze Beziehungsgeflecht (mit all den Abhängigkeiten, die sich aus geschuldeten Gefallen und Gegenleistungen so ergeben) inzwischen viel zu dicht gesponnen. Dennoch: in Zürich fehlt für die meisten dieser Leute der Rahmen, bei dem sie auftreten könnten, und das ist trotzdem bedauerlich.das ist in berlin mit ausnahme einiger mikro-biotope nicht anders. tatsächlich war das jazzfest aber wieder ausgesprochen eigenständig und gut kuratiert, nadine deventer geht sehr schlau mit konzertarchitekturen um, es gab auch eine spannende neue nächtliche jam-reihe, einen größeren fokus auf musikalischen kollektiven usw. irritiert hat mich allerding das ständige gerede von „weltpremieren“ und „deutschen premieren“, das ich so nur von filmfestivals kenne – auch hier eine tendenz zur eventnebelkerze – wenn die ensembles schon überall das gleiche spielen, das scheint es plötzlich wichtig, wo sie damit zuerst auftreten usw. (lächerlich allein, weil es eine ernsthafte journalistische rezensionspraxis ja kaum mehr gibt).
gypsy-tail-wind
Die Geschichte von Mercer soll mir aber ein Ansporn sein, es irgendwann wieder mal bis Berlin zu schaffen!das wäre toll, aber bitte nicht nächstes jahr, da bin ich dummerweise nicht in der stadt.
gypsy-tail-wind
bei beiden klingen die Bands wirklich gut (für Douglas‘ Verhältnisse sogar ziemlich überraschend – fast so, als hätte er mal wieder eine echte Herausforderung gesucht?).ich weiß nicht, mir gefällt es vor allem, weil es so lässig daherkommt, mit sehr einfachen (manchmal scheint das auch nur so) kompositionen, aber viel sinn für klangfarben, individualismen, swing… die schönheit kommt eher aus dem zurückschrauben der ambitionen, scheint mir. tatsächlich hat aber kaum ein blog o.ä. das album bemerkt, es taucht auch in den jahresbestenlisten nirgends auf.
noch kurz zu euren anderen bemerkungen –
gypsy-tail-wind
Auf CD brachte dafür Peter Brötzmann ein berückend schönes Solo-Album mit Jazz- und anderen Standards herausdas habe ich auch gehört und könnte das lob nicht unterschreiben. mir scheint sein spiel ausgeprochen kurzatmig (war das immer schon so, dass er wirklich keinen ton halten mag?) und sein sound ist natürlich geschmackssache. originell in vielen verzierungen, aber entwicklungen o.ä. gibt es ja eigentlich auch nicht. ich hab letztes jahr viel duoaufnahmen von ihm mit jason adasiewicz gehört, dazu würde ich immer viel eher greifen, wenn ich mal lust auf einen eher impressionistischen brötzmann habe.
tom harrell muss ich antesten, vielen dank für die erinnerung. das art ensemble habe ich auf cd ausgelassen, weil mich das live-konzert 2018 eher verstört hat – wie kommt denn da die sängerin zum einsatz?
bei charles gayle frage ich mich langsam, wie viele live-trioaufnahmen ich noch brauche, sein spiel ist ja längst nicht mehr so kraftvoll, die begleitband würde mich aber in diesem fall schon reizen – passiert da irgendetwas neues?gypsy-tail-wind Vermisst seit 2019
Doris Dayganz blöde frage @ alle: gibt’s da eine wirklich adäquate jazzaufnahme, die man empfehlen könnte? im zuge dieser swinging-christmas-programme kommt ja immer wieder mal was von ihr vor, und ich denk dann immer, dass sie ja echt was konnte (tonmodulation bei extrem langsamen tempi z.b., stell ich mir höllsich schwer vor), aber in dieser flut von schlechten greatest-hits-verpackungen traut man sich ja kaum zu suchen…
redbeansandriceJahre ohne das RS-Forum, schwieriges Thema, mal gespannt was die Zukunft bringt – ich bin ja doch ueberrascht, dass es immer noch da ist! Endlich jemand, der Brian Marsella nicht uneingeschraenkt super findet… Ich wollte unbedingt mal reinhoeren, aber dass alle immer nur positiv waren, war mir ein bisschen suspekt… ein Plattenspieler fuer mehr als 100 Euro ist auch geplant (bin ja noch immer ziemlich ahnungslos), aber bis zu Tone Poets ist es bei mir noch ein weiter Weg…
schön, auch wieder mal mehr von dir zu lesen! dass das forum hier noch halbwegs funktioniert, liegt natürlich an der unbeirrten aktivität von @gypsy-tail-wind und @soulpope, das ist schon toll. im allgemeinen glaube ich ja, dass internetforen ein aussterbendes format sind (meine medienwissenschaftsstudierenden sehen mich immer groß an, wenn ich sage, dass ich da hin und wieder aktiv bin), wahrscheinlich weil es bei so schwierig zu beschreibenden dingen wie „begeisterung für musik“ nicht wirklich interesse an austausch, sondern eher an ab-/ver-sicherung und an affektiven likes gibt. andererseits habe ich hier beim überfliegen der diskussion „welches bill-evans-boxset soll ich kaufen“ zum ersten mal von diesem obskuren lucy-reed-album gehört, also macht hier schon auch die informationsweitergabe sinn…
brian marsella war eine halbstündige qual, von der 3. minute an. ohne irgendeinen inner urge, gefälliges versatzstückchenverschieben, als wäre die postmoderne eine neue erfindung, integrativ, meistergeste, ein unendliches bürgerlich-männliches ausbreiten…
plattenspieler: kann als neu-einsteigermodell guten gewissens die pro-ject-debut-linie (unbedingt mit acryl-teller) aus österreich empfehlen, @soulpope kennt sich damit aus, glaube ich.
--
Danke für die ausführliche Antwort auf meine Reaktion @imernst! Die „Nouveau Jazz“ habe ich auch schon als Rip, aber ich konnte mir ein Reissue eben doch nicht entgehen lassen – dass die LP schon 2014 herauskam und hier also gar nicht hingehört, war mir aber entgangen
Zu Charles Tolliver: das ist das All Stars-Album (aka Paper Man, Freedom/Black Lion/Polydor/DA Music …) – aber es gibt einen neuen Track, „Repetition“ (ja, das Hefti-Stück, das Parker mit Streichern so grossartig eingespielt hat):
https://www.discogs.com/master/view/182398
Da fehlt die CD allerdings noch …In Sachen Hendrix: das ist ja die „Band of Gypsys“ – ein One-Off-Kollektiv, das nur für diese Konzerte bestand, von denen das Album stammte – und das für mich Hendrix im musikalisch schwärzesten erhältlichen Format präsentiert und umso besser gefällt. Es gab dann noch eine Doppel-CD mit weiterem Material (glaub das gab’s auch früher schon auf LP) und jetzt eben erstmals die vier Sets in kompletter Form. Gefällt mir gerade wegen der Band sehr gut (wobei ich gegen die JHE wenig einzuwenden habe, aber die beiden anderen auch in erster Linie als Begleitkapelle wahrnehme – falls Mitch Mitchell wirklich so viel Elvin Jones gehört hat, wie man immer wieder liest, hat es jedenfalls nicht wahnsinnig viel genutzt).
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #157: Benny Golson & Curtis Fuller – 12.11.2024 – 22:00 / #158 – 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaIch bin jedes Mal wieder überrascht, dass selbst in einer kleinen Nische wie Jazz und in einem überschaubaren Betrachtungszeitraum von einem Jahr die von mir (vielleicht zu unrecht) als relevant eingeschätzten Veröffentlichungen hier keine Erwähnung finden – nicht einmal in Form einer Enttäuschung oder Abqualifizierung.
Insgesamt habe ich mir ca. 90 CDs gekauft, die im Jahr 2019 erstmals veröffentlicht wurden, davon ca. 30-40, die sich mehr oder weniger trennscharf innerhalb des Jazz-Spektrums verorten lassen.
Die größte Enttäuschung war für mich „Sun of Goldfinger“ von David Torn, die mir wirklich keinen Spaß gemacht hat. Für mich ist das leider nur Lärm, der darüber hinaus auch erstaunlich schlecht klanglich eingefangen wurde. Die erste mir bekannte ECM-Aufnahme, die aufgrund massiver Dynamikkompression richtig schlecht klingt.
Darüber hinaus gab es 2019 von ECM für mich nicht sehr viel erwähnenswertes. Interessant für mich war nur „Lost River“ von Michele Rabbia (mit Eivind Aarset und Gianluca Petrella). Hier finde ich als Freund elektronischer Musik vor allem das Sound-Design spannend.
„Daniel Herskedal – Voyage“ geht in Richtung „Jazz mit orientalischem Duktus“, hier mit Tuba/Viola/Piano/Schlagzeug. Hatte bei den zwei Vorgänger-Alben schon funktioniert. Der Schlüsseltrack ist für mich „The Great Race, Padua Vs Passat“. Kann bei Youtube gefunden werden unter: https://www.youtube.com/watch?v=3bfIVf0isKM
„Helge Lien Trio – 10″ ist eine schöne Piano-Trio-Aufnahme, aber leider nichts, was man so ähnlich schon mal gehört hatte.
Bei dem neuen Album von Snarky Puppy „Immigrance“ konnte nicht viel schiefgehen und so ist es dann auch gekommen. Das bekannte Konzept funktioniert wieder, ohne dass ich jetzt aber komplett umgeblasen wurde. Das Konzert hat mir zwar nicht besonders gut gefallen (war mir zu krawallig und zu sehr auf Show zugeschnitten), aber ich war sehr überrascht, dort sehr viele junge Menschen zu sehen, anstatt der üblichen Verdächtigen (d.h. ältere Herren mit bürgerlichem Habitus + Ehefrau).
„Celine Rudolph – Pearls“ ist Vocal-Jazz irgendwo zwischen Mainstream und Klangforschung. Hat mir auch gut gefallen.
„Sarah Chaksad Orchestra – Tabriz“ ist eine gelungene Bigband-Aufnahme mit einem Weltmusik/Schönklang-Duktus. In dem Stück „Mehamn“ spielt das Ziegenhorn eine besondere Rolle. So etwas packt mich. Kann man sich auf Youtube legal anhören unter: https://www.youtube.com/watch?v=qn8KP6_d1PI
Weltmusik ist ein gutes Stichwort. Auch das neue Album von Black String „Karma“ hat für mich sehr gut funktioniert. Hier ein Link zum Youtube-Video mit bewegten Bildern zum besten Track des Albums, https://www.youtube.com/watch?v=fdnlliwrYhA
Wirklich sehr nett war auch „Sirocco Saxophone Quartet feat. Frederik Köster – Levante“, ein Saxophon-Quartett mit Trompeter als fünftem Mann. Bester für mich ist „Time To Chance“, bei Youtube zu finden unter: https://www.youtube.com/watch?v=RYkFY7Pa_NQ&list=PLS5PogBDOI8yzBosj9ktFzbrOR5F1G2PM&index=3
Wirklich gepackt hat mich auch „Grand Ensemble Koa – Beat“. Der Schlüsseltrack ist hier aus meiner Sicht „Song Of The Asphodels“, der unter anderem mit Referenzen auf Steve Reich’s „Music For 12 Musicians“ spielt.
„Tim Sund – Butterfly Effect“ ist eine gelungene Neuauflage von bekannten Herbie Hancock-Stücken, bietet aber vielleicht zu wenig Neues bzw. Überraschendes gegenüber dem Original.
Ein sehr ambitioniertes Vorhaben, was für mich auch gelungen ist, ist „Altissima Luce – Laudario Di Cortona“ von Paolo Fresu und anderen. Es handelt sich um eine Adaption von italienischer Musik aus dem 13. Jahrhundert. „Laude novella sia cantata“ ist für mich der Schlüsseltrack, den man sich auch auf Youtube legal anhören kann: https://www.youtube.com/watch?v=RTZzqqDRRIw
Sehr präsent in den Medien (z.B. Spiegel Online) war „Shake Stew – Gris Gris“. Auf dem Album sticht für mich vor allem der Track „Grilling Crickets In A Straw Hut (Part 1)“ heraus, zu finden bei Youtube unter: https://www.youtube.com/watch?v=2iqWgcD0nwI
zuletzt geändert von largo
Leider ist das Mastering bei der CD über weite Strecken etwas zu krawallig. Sonst hätte ich mehr Spaß damit.--
Das sind der Fäden gar viele @vorgarten – Douglas merke ich mir mal (und das Album von Lake/Haynes etc. sowieso), klingt interessant!
Das Solo-Album von Brötzmann hatte ich gestern wieder auszugsweise im Player (vgl. Signatur ) und finde die Darbietungen wirklich schon. Bei Gayle habe ich keine Ahnung, ich kenne nach wie vor nicht viel mehr als ein halbes Dutzend Alben, finde die Oto-Veröffentlichung aber schon sehr gut, natürlich auch weil dieser Tage für so einen Solisten kaum eine bessere Begleitung als Edwards/Sanders vorstellbar ist).
Bei Doris Day weiss ich leider auch nicht weiter – ich habe nur eine der besagten Billig-Compilations (diese) und wäre durchaus auch interessiert. Vielleicht ist der „Man with a Horn“-Soundtrack das, was am ehesten hinkommt (vier Stücke mit Day, glaub ich, nur eins davon – gleich zu Beginn – in der verlinkten Compilation.
Vor Brian Marsella kenne ich eigentlich nur das Hasaan-Album, das ich schon ziemlich toll fand. Aber da ich ihn sonst kaum zur Kenntnis nahm, hat weder er noch seine Fans bei mir Nervpotential – wo geschieht denn das (auch @redbeansandrice)?
Und 2020 liegt Berlin wohl eh eher nicht drin – aber irgendwann klappt es wieder!
Was das Thema Plattenspieler angeht: das hiesse dann aber die Version für ca. 500-600 (Debut Carbon Esprit)? Die günstigeren haben keinen Acryl-Teller? Ich hätte bevorzugt etwas, was ich direkt an den Verstärker anschliessen kann (Phono/Aux-Eingang) … und verstehe von ganzen Technik-Zeugs überhaupt nichts, drum gerne genauere Hinweise (privat oder an passender Stelle, hier geht das ja off topic und interessiert wohl auch fast niemanden).
Was schliesslich den Austausch in Foren angeht: Ich hoffe natürlich, er verschwindet nicht so schnell, denn das leere Daumen-Hoch-Getue gibt mir gar nichts.
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #157: Benny Golson & Curtis Fuller – 12.11.2024 – 22:00 / #158 – 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbalargoIch bin jedes Mal wieder überrascht, dass selbst in einer kleinen Nische wie Jazz und in einem überschaubaren Betrachtungszeitraum von einem Jahr die von mir (vielleicht zu unrecht) als relevant eingeschätzten Veröffentlichungen hier keine Erwähnung finden – nicht einmal in Form einer Enttäuschung oder Abqualifizierung.
aber ist doch schön, wenn du hier diese leestellen füllst. ich kenne davon tatsächlich nichts, hab gerade ein bisschen quergehört und würde mich zur einschätzung versteigen, dass das alles jazz-grenzfälle sind, was ja überhaupt nicht gegen sie spricht, aber dafür, dass sie einigen leuten hier, die eine bestimmte tradition sehr ernst nehmen, eher nicht begegnen. spiegel online ist da eine schwierige referenz, weil da grundsätzlich nur über jazz für pophörer berichtet wird.
gypsy-tail-wind
Was das Thema Plattenspieler angeht: das hiesse dann aber die Version für ca. 500-600 (Debut Carbon Esprit)?ja, aber den gibt es eigentlich schon für 450 euro. mein händler hatte mir einen metallteller zum vergleich mitgegeben, und der unterschied war sehr deutlich zu hören, woran auch immer sowas liegt.
--
@largo Das „kleine“ Feld ist doch viel grösser, als man denken könnte – jedenfalls für mich viel zu gross, als dass ich es neben der Klassik, wo ich Neuheiten seit einigen Jahren viel intensiver verfolge (und wo es von ihnen deutlich mehr gibt) alles mitkriegen würde. Von den mir vertrauten Namen aus Deinem Post sind mir aber keine wirklich nah oder wichtig – Paolo Fresu dürfte am ehesten die Ausnahme sein, aber auch ihn verfolge ich nicht aktiv. Ich bin da wohl tatsächlich einer der von vorgarten geschilderten Fälle (und auch etwas enttäuscht davon, wenn bei demonstrativem Interesse an der Jazztradition dann das neue Album von jaimie branch oder gar Angel Bat Dawid hochjejubelt werden – mag sein, dass ich darum da vielleicht dann auch mal eine Spur schärfer bin als nötig). Allerdings möchte ich in den Ring werfen, dass der Jazz sich ja nicht nur im Hinblick auf Elektronik, Hipster oder Europa öffnet, dass so etwas, wie Barry Guy es mit seiner Blue Shroud Band pflegt (inklusive Einbezug von Barockmusik) und so manches andere, was oben diskutiert wurde, auch über die Ränder hinausgeht?
@vorgarten Danke, der Debut Carbon DC Esprit kostet hier ca. 580-590 (im Holz-Finish nochmal 70 mehr), das entspricht in etwa den 550 Euronen – es gibt einen offiziellen Vertrieb in Zürich (hier dessen Pro-Ject Liste), bei dem ich wohl mal vorbeigehen kann (und natürlich gibt es die Dinger auch bei den üblichen Elektronik-Anbietern, aber nur einstellig billiger, d.h. der richtige Laden mit – hoffentlich einigermassen – kompetentem Personal liegt locker vorn). Notiere ich mir jedenfalls, hat nach einem gerade gekauften neuen Notebook (Win7 ist ja m Ende, wurde aber eh Zeit) gerade nicht allerhöchste Priorität …
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #157: Benny Golson & Curtis Fuller – 12.11.2024 – 22:00 / #158 – 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba -
Schlagwörter: 2019, Jahresrückblick, Jazz
Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.