Antwort auf: Jahresrückblick 2019

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largo

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Ich bin jedes Mal wieder überrascht, dass selbst in einer kleinen Nische wie Jazz und in einem überschaubaren Betrachtungszeitraum von einem Jahr die von mir (vielleicht zu unrecht) als relevant eingeschätzten Veröffentlichungen hier keine Erwähnung finden – nicht einmal in Form einer Enttäuschung oder Abqualifizierung.

Insgesamt habe ich mir ca. 90 CDs gekauft, die im Jahr 2019 erstmals veröffentlicht wurden, davon ca. 30-40, die sich mehr oder weniger trennscharf innerhalb des Jazz-Spektrums verorten lassen.

Die größte Enttäuschung war für mich „Sun of Goldfinger“ von David Torn, die mir wirklich keinen Spaß gemacht hat. Für mich ist das leider nur Lärm, der darüber hinaus auch erstaunlich schlecht klanglich eingefangen wurde. Die erste mir bekannte ECM-Aufnahme, die aufgrund massiver Dynamikkompression richtig schlecht klingt.

Darüber hinaus gab es 2019 von ECM für mich nicht sehr viel erwähnenswertes. Interessant für mich war nur „Lost River“ von Michele Rabbia (mit Eivind Aarset und Gianluca Petrella). Hier finde ich als Freund elektronischer Musik vor allem das Sound-Design spannend.

Daniel Herskedal – Voyage“ geht in Richtung „Jazz mit orientalischem Duktus“, hier mit Tuba/Viola/Piano/Schlagzeug. Hatte bei den zwei Vorgänger-Alben schon funktioniert. Der Schlüsseltrack ist für mich „The Great Race, Padua Vs Passat“. Kann bei Youtube gefunden werden unter: https://www.youtube.com/watch?v=3bfIVf0isKM

Helge Lien Trio – 10″ ist eine schöne Piano-Trio-Aufnahme, aber leider nichts, was man so ähnlich schon mal gehört hatte.

Bei dem neuen Album von Snarky Puppy „Immigrance“ konnte nicht viel schiefgehen und so ist es dann auch gekommen. Das bekannte Konzept funktioniert wieder, ohne dass ich jetzt aber komplett umgeblasen wurde. Das Konzert hat mir zwar nicht besonders gut gefallen (war mir zu krawallig und zu sehr auf Show zugeschnitten), aber ich war sehr überrascht, dort sehr viele junge Menschen zu sehen, anstatt der üblichen Verdächtigen (d.h. ältere Herren mit bürgerlichem Habitus + Ehefrau).

Celine Rudolph – Pearls“ ist Vocal-Jazz irgendwo zwischen Mainstream und Klangforschung. Hat mir auch gut gefallen.

Sarah Chaksad Orchestra – Tabriz“ ist eine gelungene Bigband-Aufnahme mit einem Weltmusik/Schönklang-Duktus. In dem Stück „Mehamn“ spielt das Ziegenhorn eine besondere Rolle. So etwas packt mich. Kann man sich auf Youtube legal anhören unter: https://www.youtube.com/watch?v=qn8KP6_d1PI

Weltmusik ist ein gutes Stichwort. Auch das neue Album von Black String „Karma“ hat für mich sehr gut funktioniert. Hier ein Link zum Youtube-Video mit bewegten Bildern zum besten Track des Albums, https://www.youtube.com/watch?v=fdnlliwrYhA

Wirklich sehr nett war auch „Sirocco Saxophone Quartet feat. Frederik Köster – Levante“, ein Saxophon-Quartett mit Trompeter als fünftem Mann. Bester für mich ist „Time To Chance“, bei Youtube zu finden unter: https://www.youtube.com/watch?v=RYkFY7Pa_NQ&list=PLS5PogBDOI8yzBosj9ktFzbrOR5F1G2PM&index=3

Wirklich gepackt hat mich auch „Grand Ensemble Koa – Beat“. Der Schlüsseltrack ist hier aus meiner Sicht „Song Of The Asphodels“, der unter anderem mit Referenzen auf Steve Reich’s „Music For 12 Musicians“ spielt.

Tim Sund – Butterfly Effect“ ist eine gelungene Neuauflage von bekannten Herbie Hancock-Stücken, bietet aber vielleicht zu wenig Neues bzw. Überraschendes gegenüber dem Original.

Ein sehr ambitioniertes Vorhaben, was für mich auch gelungen ist, ist „Altissima Luce – Laudario Di Cortona“ von Paolo Fresu und anderen. Es handelt sich um eine Adaption von italienischer Musik aus dem 13. Jahrhundert. „Laude novella sia cantata“ ist für mich der Schlüsseltrack, den man sich auch auf Youtube legal anhören kann: https://www.youtube.com/watch?v=RTZzqqDRRIw

Sehr präsent in den Medien (z.B. Spiegel Online) war „Shake Stew – Gris Gris“. Auf dem Album sticht für mich vor allem der Track „Grilling Crickets In A Straw Hut (Part 1)“ heraus, zu finden bei Youtube unter: https://www.youtube.com/watch?v=2iqWgcD0nwI
Leider ist das Mastering bei der CD über weite Strecken etwas zu krawallig. Sonst hätte ich mehr Spaß damit.

zuletzt geändert von largo

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