It’s the song, not the singer? Moral und Musik

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  • #7185813  | PERMALINK

    gefaehrlichebohnen

    Registriert seit: 09.06.2009

    Beiträge: 3,481

    lathoMit Futurismus wäre ich auch angekommen… Es geht ja noch ein Stück weiter: der Anfang von Triumph des Willens von Riefenstahl nimmt gefangen, auch wenn sich alles in einem dagegen sträubt.

    Da stimme ich Dir zu. Riefenstahl hat eine sehr eigene Ästhetik geschaffen, mich stößt aber der nationalsoz. Hintergrund ab.

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    #7185815  | PERMALINK

    otis
    Moderator

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 22,557

    Darum geht es letztendlich wohl.
    Findet die Ideologie in der Ästhetik ihre Entsprechung und umgekehrt?
    Riefenstahls Ästhetik ist in der Folge zehntausendfach aufgegriffen worden. Was auch heißen kann, dass faschistoide Tendenzen in der Werbung, im Pop etc. verortbar sind. Finde das nicht schlimm, eher spannend.

    Achtung absolut OT: Bender, der Boyd hat doch auch diese Single Pagan Muzak gemacht oder? Besaß sie damals. Wie gesucht ist sie heute? (reines Interesse eines 7″-Fans. Übrigens unmöglich auf CD zu übertragen oder in eine stimmige Download- Datei zu verwandeln.)

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    #7185817  | PERMALINK

    gefaehrlichebohnen

    Registriert seit: 09.06.2009

    Beiträge: 3,481

    Da stellt sich für mich die Frage, inwieweit der Künstler (hier: Riefenstahl) von der Ideologie inspiriert wurde oder was aus ihm selbst kam.

    Aber Du hast Recht: die Weiterführung ist schon sehr spannend. Hast Du ein Beispiel, wo diese Ästhetik aufgenommen wurde (ein Musikvideo oder ähnliches) ?

    --

    #7185819  | PERMALINK

    schussrichtung

    Registriert seit: 06.02.2007

    Beiträge: 17,697

    Moral ist nicht mein Ding, aber: Leni Riefenstahl hat u.a. die Olympiade 1936 (?) gefilmt. Hierzu hat sie gewisse technische Neuerungen eingeführt – in Bezug auf Kameraarbeit (die Inspiration dazu hat sie widerrum von anderen bekommen). Solltest Du also jemals Sportschau, Fußball oder sowas gucken hast Du einen kleinen Teil Riefenstahl bis zum heutigen Tage.

    --

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    #7185821  | PERMALINK

    gefaehrlichebohnen

    Registriert seit: 09.06.2009

    Beiträge: 3,481

    schussrichtungMoral ist nicht mein Ding, aber: Leni Riefenstahl hat u.a. die Olympiade 1936 (?) gefilmt. Hierzu hat sie gewisse technische Neuerungen eingeführt – in Bezug auf Kameraarbeit (die Inspiration dazu hat sie widerrum von anderen bekommen). Solltest Du also jemals Sportschau, Fußball oder sowas gucken hast Du einen kleinen Teil Riefenstahl bis zum heutigen Tage.

    Das ist dann ja nur kalte Technik.

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    #7185823  | PERMALINK

    otis
    Moderator

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 22,557

    GefährlicheBohnen
    Aber Du hast Recht: die Weiterführung ist schon sehr spannend. Hast Du ein Beispiel, wo diese Ästhetik aufgenommen wurde (ein Musikvideo oder ähnliches) ?

    Du findest diese cleane Körperkultur doch sehr häufig. Im Pop z.B. bei DAF.
    Ich denke nicht, dass es eine gegenseitige Inspiration sein muss. Riefenstahls Bilder (wie übrigens auch Hamsuns Natur, nicht seine Charaktere) bilden eine Vollkommenheit ab, die widerspruchsfrei scheint. Dieser ästhetische Ansatz ist es, was ihn, propagandistisch eingesetzt, gefährlich macht. Als solche ist diese Ästhetik reiner Kitsch oder die Überhöhung davon oder Ausgangsmaterial für komplexere Charakterstudien.

    --

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    #7185825  | PERMALINK

    schussrichtung

    Registriert seit: 06.02.2007

    Beiträge: 17,697

    GefährlicheBohnenDas ist dann ja nur kalte Technik.

    Ohne diese keine Filme oder Tonträger. Und u.a. auch nicht dieses Forum.

    --

    smash! cut! freeze!
    #7185827  | PERMALINK

    bender-rodriguez

    Registriert seit: 07.09.2005

    Beiträge: 4,310

    lathoMit Futurismus wäre ich auch angekommen… Es geht ja noch ein Stück weiter: der Anfang von Triumph des Willens von Riefenstahl nimmt gefangen, auch wenn sich alles in einem dagegen sträubt.

    Und noch einen Schritt weiter – und es krampft sich alles in einem zusammen: Jahrelang stiess das Bowie-Zitat „when you think about it, Adolf Hitler was the first pop star“ bei mir auf vollkommenes Unverständnis. Ich hielt Bowie in dieser Hinsicht für einen vollkommen weltfremden Idioten. Erst als ich „Triumph des Willens“ (auszugsweise) sah, dämmerte mir urplötzlich, was er damit meinte…
    Noch verblüffender, erschreckend faszinierend – und natürlich perfider – erscheint die Wirkung der Riefenstahlschen Ästhetik, wenn man den Ton ausschaltet. Gespenstisch, „Triumph des Willens“ wirkt stellenweise wie ein Vorläufer des modernen Konzertfilms. Letztendlich ist auch nicht von der Hand zu weisen, daß sich offensichtlich einige (auch nicht in den Gefilden des Totalitarismus umtriebige) Rock/Pop-Künstler von dieser Ästhetik inspirieren liessen…

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    I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sad
    #7185829  | PERMALINK

    gefaehrlichebohnen

    Registriert seit: 09.06.2009

    Beiträge: 3,481

    otisDu findest diese cleane Körperkultur doch sehr häufig. Im Pop z.B. bei DAF.
    Ich denke nicht, dass es eine gegenseitige Inspiration sein muss. Riefenstahls Bilder (wie übrigens auch Hamsuns Natur, nicht seine Charaktere) bilden eine Vollkommenheit ab, die widerspruchsfrei scheint. Dieser ästhetische Ansatz ist es, was ihn, propagandistisch eingesetzt, gefährlich macht. Als solche ist diese Ästhetik reiner Kitsch oder die Überhöhung davon.

    Du hast es absolut auf den Punkt gebracht, dies gefährlich macht es vielleicht gerade intessant.

    schussrichtungOhne diese keine Filme oder Tonträger. Und u.a. auch nicht dieses Forum.

    Ja, schon, aber da wird noch mehr transportiert. S. Otis Posting.

    --

    #7185831  | PERMALINK

    schussrichtung

    Registriert seit: 06.02.2007

    Beiträge: 17,697

    GefährlicheBohnenJa, schon, aber da wird noch mehr transportiert. S. Otis Posting.

    Bender hat es mE eben gut auf den Punkt gebracht.

    --

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    #7185833  | PERMALINK

    gefaehrlichebohnen

    Registriert seit: 09.06.2009

    Beiträge: 3,481

    Bender RodriguezUnd noch einen Schritt weiter – und es krampft sich alles in einem zusammen: Jahrelang stiess das Bowie-Zitat „when you think about it, Adolf Hitler was the first pop star“ bei mir auf vollkommenes Unverständnis. Ich hielt Bowie in dieser Hinsicht für einen vollkommen weltfremden Idioten. Erst als ich „Triumph des Willens“ (auszugsweise) sah, dämmerte mir urplötzlich, was er damit meinte…
    Noch verblüffender, erschreckend faszinierend – und natürlich perfider – erscheint die Wirkung der Riefenstahlschen Ästhetik, wenn man den Ton ausschaltet. Gespenstisch, „Triumph des Willens“ wirkt stellenweise wie ein Vorläufer des modernen Konzertfilms. Letztendlich ist auch nicht von der Hand zu weisen, daß sich offensichtlich einige (auch nicht in den Gefilden des Totalitarismus umtriebige) Rock/Pop-Künstler von dieser Ästhetik inspirieren liessen…

    David Bowie nicht auch ?

    --

    #7185835  | PERMALINK

    otis
    Moderator

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 22,557

    Ich sehe gerade hier im Stallone Thread Riefenstahl pur. hier

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    #7185837  | PERMALINK

    bender-rodriguez

    Registriert seit: 07.09.2005

    Beiträge: 4,310

    otis
    Findet die Ideologie in der Ästhetik ihre Entsprechung und umgekehrt?

    Ich glaube, Ideologie muß sich zwangsläufig immer einer Ästhetik bedienen, die imstande ist, die Massen mitzureissen, zu begeistern und zu hypnotisieren. Wenn das Individuum im kollektiven Rausch untergeht und mit ihm verschmilzt, so wird ein ungeheures Zusammengehörigkeitsgefühl erzeugt, das für totalitäre Systeme ungeheuer wichtig ist. Umgekehrt ist diese Verzahnung, bzw. Abhängigkeit m.E. nicht so eminent wichtig, da eine gewisse Ästhetik auch ohne politischen Hintergrund eigenständig existieren kann.

    Riefenstahls Ästhetik ist in der Folge zehntausendfach aufgegriffen worden. Was auch heißen kann, dass faschistoide Tendenzen in der Werbung, im Pop etc. verortbar sind. Finde das nicht schlimm, eher spannend.

    Spannend UND (dann) schlimm, wenn vollkommen gedanken- und geschmacklos eingesetzt. Was nicht heissen soll, daß die überlegte Nutzung dieser faschistoiden Merkmale besser wäre – logischerweise bei weitem nicht! Wie bereits angeführt, eine gewisse Ästhetik totalitärer Systeme der dreissiger/vierziger Jahre ist längst schleichend in unseren Alltag eingezogen – ohne daß dies noch ein Aufreger wert wäre.

    Achtung absolut OT: Bender, der Boyd hat doch auch diese Single Pagan Muzak gemacht oder? Besaß sie damals. Wie gesucht ist sie heute? (reines Interesse eines 7″-Fans. Übrigens unmöglich auf CD zu übertragen oder in eine stimmige Download- Datei zu verwandeln.)

    Du meinst diese „multispeed“ Single mit den verschiedenen Bohrlöchern? Interessante Geschichte, leider besaß ich niemals ein Exemplar (da war ich dann doch zu jung…). Da die resultierende Vielzahl an Soundergebnissen und -erfahrungen natürlich keineswegs auf CD reproduzierbar ist, ist die Single natürlich eine gesuchte Rarität. Was man dafür ausgeben muß, entzieht sich jedoch aktuell meiner Kenntnis. Ein Kumpel besitzt ein Exemplar, ich müsste ihn mal fragen, was er dafür bezahlt hat.

    --

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    #7185839  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 37,711

    GefährlicheBohnenDa stimme ich Dir zu. Riefenstahl hat eine sehr eigene Ästhetik geschaffen, mich stößt aber der nationalsoz. Hintergrund ab.

    Wen nicht? Aber die Ästhetik (im übrigen auch bei Olympia, da aber andere Aspekte) verweist direkt auf den Nationalsozialismus, da mögen Spurenelemente anderer Propaganda enthalten sein (Eisenstein), aber die Erhöhung Hitlers, auch das Zelebrieren des „Volkskörpers“, des in der Masse aufgelösten Individuums, gehört dazu. Zu „Olympia“ habe ich im Film-Thread mal „Körperbesoffenheit“ geschrieben – da wird auf einem Vulgärklassizismus aufbauend, der Körper gefeiert – als etwas eigenes, abgetrennt vom Geist. Deswegen hat Riefenstahl ja auch Jesse Owens dringelassen – einen tollen Körper hatte er ja, da war die Hautfarbe ihr wohl relativ egal (egal, was der Auftraggeber davon hielt).

    otisDarum geht es letztendlich wohl.
    Findet die Ideologie in der Ästhetik ihre Entsprechung und umgekehrt?
    Riefenstahls Ästhetik ist in der Folge zehntausendfach aufgegriffen worden. Was auch heißen kann, dass faschistoide Tendenzen in der Werbung, im Pop etc. verortbar sind. Finde das nicht schlimm, eher spannend.
    […]

    Olympia findet sich in den 80ern ständig von Madonna bis zu Chris Isaacs Wicked Game-Video. Natürlich auch sehr viel in der Werbung (auch heute noch). Das ist Abfeiern des Körpers, vielleicht anti- oder zumindest nicht besonders intelektuell, aber auch nicht per se nationalsozialistisch.

    Bender RodriguezUnd noch einen Schritt weiter – und es krampft sich alles in einem zusammen: Jahrelang stiess das Bowie-Zitat „when you think about it, Adolf Hitler was the first pop star“ bei mir auf vollkommenes Unverständnis. Ich hielt Bowie in dieser Hinsicht für einen vollkommen weltfremden Idioten. Erst als ich „Triumph des Willens“ (auszugsweise) sah, dämmerte mir urplötzlich, was er damit meinte…
    Noch verblüffender, erschreckend faszinierend – und natürlich perfider – erscheint die Wirkung der Riefenstahlschen Ästhetik, wenn man den Ton ausschaltet. Gespenstisch, „Triumph des Willens“ wirkt stellenweise wie ein Vorläufer des modernen Konzertfilms. Letztendlich ist auch nicht von der Hand zu weisen, daß sich offensichtlich einige (auch nicht in den Gefilden des Totalitarismus umtriebige) Rock/Pop-Künstler von dieser Ästhetik inspirieren liessen…

    Wie oben geschrieben – ausreichend abstrahiert, bleibt kein unmittelbarer politischer Gedanke über, von daher kann ich das nicht verwerflich finden. Das irgendjemand den Körper „entdeckt“ (oder bei der Werbung: zu entdecken hat), ist unausweichlich, dass man sich an den Filmen der 30er bedient, nicht so überraschend. Olympia (der ist ja eher Ahne des Körperkults, Triumph ist in den Zeiten Vermeintlichen Individualimus ja nicht so gefragt . Der erste Star Wars zitierte ihn) ist im englischsprachigen Ausland meines Wissens durchaus als Kunstfilm geachtet.

    --

    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #7185841  | PERMALINK

    bender-rodriguez

    Registriert seit: 07.09.2005

    Beiträge: 4,310

    GefährlicheBohnenDavid Bowie nicht auch ?

    Selbstverständlich! Schau Dir den „Thin white Duke“ doch mal an…

    --

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