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friedrich
Den Titel des Albums finde ich etwas sehr programmatisch. Klingt ja wie ein Manifest. Da muss jemand schon sehr von sich selbst und seiner Sache überzeugt sein. Das löst bei mir fast schon einen Abwehrreflex aus.ich komme ja ursprünglich aus westfalen. jedesmal, wenn da einer mehr will als eine kartoffel ausgraben, stehen da 3 ältere männer in dunkelbunten anoraks, schütteln das haupt und raunen: nu mal nicht gleich abheben. bleib ma auf dem teppich. da fragt man sich irgendwann, auf welcher grundlage wer den teppich gewebt hat. vielleicht war der jazz 1959 so langweilig, dass er mal eine neue form annehmen wollte. aber ganz konkret war der protagonist wohl unschuldig, er hat sich nicht allzu viel darum geschert, ob irgendeine kluge pr-agentur bei atlantic die flucht nach vorne angetreten und vom shape of jazz to come geredet hat. standen halt genug männer in dunkelbunten anoraks herum, die meinten, die vier jungs da könnten nicht spielen. jedem sein abwehrreflex.
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vorgarten
noch eine inspiration durch diesen thread –vergesse ich immer, wie gut das tut, einfach mal zwischendurch ein ornette-album zu hören. sofortige schärfung, entbullshittisierung, tempo. und das ist ja nochmal 2 jahre vor EASTERN SOUNDS. dass man das mal als parodie gehört hat…
ganz tolles coverfoto übrigens, der pullover, die lockere umarmung des instruments und die schöne doppelbedeutung von shape… ich glaube, coleman weiß nicht so recht, was der fotograf von ihm will, also schaut er einfach.
war das jetzt eigentlich claxton (discogs) oder friedlander (wiki)?Credits auf meiner CD aus den vermutlich 90ern: Cover photo – William Claxton.
Ja, schönes Foto, schönes Cover.Eigentlich war dann ja – im Osten – Lee Friedlander der krass gute Portraitist für Atlantic (oft so scharf ausgeleuchtet, dass man jeden Pickel, jede Akne-Narbe oder Falte sehen kann – es gibt aber auch tolle dunklere Fotos, die mit dem Licht spielen*) … aber das Cover von „The Shape of Jazz to Come“ scheint tatsächlich von William Claxton zu stammen. Die Box gibt da leider keine Angaben, da sind zwar im Booklet diverse Fotos attribuiert, aber die Verpackung eben nicht, und hinten im Booklet ist die Liste der vertretenen Fotografen dann ziemlich lang (es sind auch noch Portraits von diversen anderen Musikern drin, von denen Zitate zu Ornette abgedruckt sind, z.B. eins von Maynard Ferguson, der auch seine Bürde zu tragen hat). Aber die erste Ausgabe der Box enthielt auf innern Schuber und auf den Papphüllen, in denen jeweils zwei CDs stecken, weitere Aufnahmen von der Foto-Session – hier sieht man sie in Klein und unscharf:
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*) z.B.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #165: Johnny Dyani (1945–1986) - 9.9., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaVorhin nochmal die Toshiko, aber ich war wieder die halbe Zeit abgelenkt, drum besser noch nichts – jetzt zur Nacht, da ich gerade ungeplant drübergestolpert bin:
James Black (d) ist später bei Lateef at Pep’s dabei (Lieblingsscheibe), Marshall Smith (b) kenne ich noch weniger als den Leader (von dem ich noch das Duo-Album mit Eddie Harris habe) – aber das hier ist eigentlich eh ziemlich die Show von Nat Perilliats (ts) – und der macht das auch wirklich gut.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #165: Johnny Dyani (1945–1986) - 9.9., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaSchöne Entdeckung jetzt.
Davor „Impressions of Mary Lou“ von John Hicks und „Trio“ von Sam Yahel.
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vorgartenich komme ja ursprünglich aus westfalen. jedesmal, wenn da einer mehr will als eine kartoffel ausgraben, stehen da 3 ältere männer in dunkelbunten anoraks, schütteln das haupt und raunen: nu mal nicht gleich abheben. bleib ma auf dem teppich. da fragt man sich irgendwann, auf welcher grundlage wer den teppich gewebt hat. vielleicht war der jazz 1959 so langweilig, dass er mal eine neue form annehmen wollte. aber ganz konkret war der protagonist wohl unschuldig, er hat sich nicht allzu viel darum geschert, ob irgendeine kluge pr-agentur bei atlantic die flucht nach vorne angetreten und vom shape of jazz to come geredet hat. standen halt genug männer in dunkelbunten anoraks herum, die meinten, die vier jungs da könnten nicht spielen. jedem sein abwehrreflex.
Nette Beschreibung, sagt einer, der zwar nicht aus Westfalen stammt, aber eine ganze Zeit im östlichen Südwestfalen gewohnt hat, mit Nordfenster.
Auch bezüglich Festlegung des Albumtitels wird das stimmen.
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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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vorgarten
friedrich Den Titel des Albums finde ich etwas sehr programmatisch. Klingt ja wie ein Manifest. Da muss jemand schon sehr von sich selbst und seiner Sache überzeugt sein. Das löst bei mir fast schon einen Abwehrreflex aus.
ich komme ja ursprünglich aus westfalen. jedesmal, wenn da einer mehr will als eine kartoffel ausgraben, stehen da 3 ältere männer in dunkelbunten anoraks, schütteln das haupt und raunen: nu mal nicht gleich abheben. bleib ma auf dem teppich. da fragt man sich irgendwann, auf welcher grundlage wer den teppich gewebt hat. vielleicht war der jazz 1959 so langweilig, dass er mal eine neue form annehmen wollte. aber ganz konkret war der protagonist wohl unschuldig, er hat sich nicht allzu viel darum geschert, ob irgendeine kluge pr-agentur bei atlantic die flucht nach vorne angetreten und vom shape of jazz to come geredet hat. standen halt genug männer in dunkelbunten anoraks herum, die meinten, die vier jungs da könnten nicht spielen. jedem sein abwehrreflex.
Dieser Ansatz wird nicht nur exklusiv in Westfalen gepflegt, darf ich berichten 😎 ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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vorgarten
thesidewinderMit Coleman fange ich ja gerade erst an, deswegen als Einstieg diese trashige Download-Compilation. Aber ich sehe schon dass ich da um die eine oder andere CD nicht rumkommen werde, vor allem die ersten 5 Alben reizen mich.
man wird dir hier bestimmt dazu raten, dir die atlantic-box zu holen. macht auch total sinn. ich mag aber gerade die originalalbenzusammenstellung, weil ich gelernt habe, dass es wichtig ist, ornette zu portionieren
mein einstieg war THE ART OF THE IMPROVISERS, sozusagen die offizielle resterampe der antlantic sessions. ich habe mich monatelang damit beschäftigt und hatte nie wieder eine solche euphorie mit dieser musik. den ausschuss kannte ich sozusagen auswendig. gerade war ich völlig hingerissen von „congeniality“, das in der masse einfach untergeht, glaube ich. allein das solo von cherry reicht, um alle heiligensprechung zu rechtfertigen.
Mein Kennenlernen mit Ornette Coleman geschah mit „Ornette!“ und hier kann ich auch Jahrzehnte später immer wieder zusteigen …. durch diese Scheibe wohl nachhaltiger Segen für die Scott La Faro + Ed Blackwell Kombo ….
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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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gypsy-tail-windVorhin nochmal die Toshiko, aber ich war wieder die halbe Zeit abgelenkt, drum besser noch nichts – jetzt zur Nacht, da ich gerade ungeplant drübergestolpert bin:
James Black (d) ist später bei Lateef at Pep’s dabei (Lieblingsscheibe), Marshall Smith (b) kenne ich noch weniger als den Leader (von dem ich noch das Duo-Album mit Eddie Harris habe) – aber das hier ist eigentlich eh ziemlich die Show von Nat Perilliats (ts) – und der macht das auch wirklich gut.
Eine hell leuchtende Sternschnuppe aus New Orleans ….
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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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Verlassen hat uns …. :
Lee Konitz (1927 – 2020) R.I.P ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)Als Erstes heute morgen aufgelegt:
R.I.P.
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A Kiss in the Dreamhousevorgartenman wird dir hier bestimmt dazu raten, dir die atlantic-box zu holen. macht auch total sinn. ich mag aber gerade die originalalbenzusammenstellung, weil ich gelernt habe, dass es wichtig ist, ornette zu portionieren
In der Tat wurde sie mir empfohlen (ich glaube von @gypsy-tail-wind?). Die hole ich mir auch noch, aber ich werde wohl ebenfalls zuerst auf die regulären Alben zugreifen. U.a. aus dem von dir erwähnten Grund, außerdem ist es mir wichtig einen Künstler zuerst im Alben-Kontext kennen zu lernen.
Hier jetzt, Lee zu Ehren:
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ja, klar empfehle ich „Beauty Is a Rare Thing“ – bin ja nicht zufällig Historiker geworden
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Beim großen A auch schon vorgemerkt:
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Die zweite von unten ist eine Piraten-Ausgabe … es ist aber auch mühsam geworden mit solchen Alben!
Das hier wäre eine jüngere offizielle, gebraucht aus Japan günstig (von verlässlichen Anbietern, und da heisst „good“ übrigens nicht „für die Tonne“ wie bei den Amis):
https://www.amazon.de/Shape-Jazz-Come-Ornette-Coleman/dp/B00005HDXO/
Ich hatte früher wohl mal diese alte Ausgabe (ca. späte 80er):
https://www.discogs.com/Ornette-Coleman-The-Shape-Of-Jazz-To-Come/release/794440Eigentlich sollte man Amazon ja gerade heutzutage vollkommen boykottieren, aber ich krieg’s auch nicht hin (gerade für Sachen von Major Labeln, aber auch manche kleineren scheinen dort zuverlässig vertrieben zu werden und anderswo fast nicht aufzutreiben – leider)
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #165: Johnny Dyani (1945–1986) - 9.9., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbafriedrich
Den Titel des Albums finde ich etwas sehr programmatisch. Klingt ja wie ein Manifest. Da muss jemand schon sehr von sich selbst und seiner Sache überzeugt sein. Das löst bei mir fast schon einen Abwehrreflex aus.ich komme ja ursprünglich aus westfalen. jedesmal, wenn da einer mehr will als eine kartoffel ausgraben, stehen da 3 ältere männer in dunkelbunten anoraks, schütteln das haupt und raunen: nu mal nicht gleich abheben. bleib ma auf dem teppich. da fragt man sich irgendwann, auf welcher grundlage wer den teppich gewebt hat. vielleicht war der jazz 1959 so langweilig, dass er mal eine neue form annehmen wollte. aber ganz konkret war der protagonist wohl unschuldig, er hat sich nicht allzu viel darum geschert, ob irgendeine kluge pr-agentur bei atlantic die flucht nach vorne angetreten und vom shape of jazz to come geredet hat. standen halt genug männer in dunkelbunten anoraks herum, die meinten, die vier jungs da könnten nicht spielen. jedem sein abwehrreflex.
Mein Beinahe-Abwehrreflex wird ja nicht durch die Kartoffel oder was auch immer Ornette da ausgraben will ausgelöst, sondern durch den Titel, unter dem dieses Gewächs verkauft wird. Den Anspruch, der damit formuliert wird, muss die Musik dann erstmal erfüllen. Oder: Wie soll man diese Musik unter dieser Bedingung unvoreingenommen hören?
Man kann hier nachlesen, dass der Titel tatsächlich eine Marketing-Entscheidung von Nesuhi Ertegun war. Ich denke, unter Marketing-Gesichtspunkten war das zwar gewagt aber auch geschickt, denn damit schob Ertegun dieses Album ins Rampenlicht, machte Hörer neugierig und verschaffte damit Ornette Publikum.
Ob Jazz 1959 langweilig war? Mingus veröffentlichte Ah-Um, Miles Kind of Blue. Da hat sich Nesuhi Ertegun mit The Shape … ganz schön weit rausgelehnt. Und hatte Erfolg!
Die Titel anderer früher Ornette-Alben sind btw auch recht selbstbewusst. Ich denke die 50er waren insgesamt eine sehr optimistische und fortschrittsgläubige Zeit, nicht nur im Jazz, auch in der bildenden Kunst und in der Architektur. Auch in der Wirtschaft. Zukunft verkaufte sich gut. Der Kater kam später.
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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.” (From the movie Sinners by Ryan Coogler) -
Schlagwörter: Ich höre gerade... Jazz
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