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Album #33
Archie Shepp – Fire Music
Impulse A-86Ted Curson – trumpet
Joseph Orange – trombone
Archie Shepp – tenor sax
Marion Brown – alto sax
Reggie Johnson – bass
Joe Chambers – drumsNew York 02./03.1965
Produced by Bob Thiele
Engineer: Rudy Van GelderHambone (Shepp) 12:05
Los Olvidados (Shepp) 8:36
Malcolm, Malcolm – Semper Malcolm (Shepp) 4:40
Prelude To A Kiss (Ellington) 4:41
The Girl From Ipanema (Gimbel/DeMoraes/Jobim) 8:18Ein halbes Jahr nach der Coltrane Widmung „Four For Trane“ geht Archie Shepp erneut mit vier Bläsern und einer Rhythmusgruppe ins Studio, um vier eigene Kompositionen und den Standard „The Girl From Ipanema“ einzuspielen.
Die Höhepunkte von „Fire Music“ sind für mich die beiden Titel der ersten Seite „Hambone“ und „Los Olivados“.
„Hambone“ zeigt die komplette spielerische Vielfalt und den kompositorischen Facettenreichtum des Saxophonisten. Eine Art Freejazzhymne, die mit Marsch-, Choral- und Bopzitaten gespickt ist, die aber immer im Fluß bleibt und nie überladen wirkt und trotz seiner Komplexität immer greifbar nah scheint. Dabei erreicht Shepps Komposition eine lyrische Qualität, die fernab vom sonstigen Geist des Free Jazz ist. Für mich ist diese Art des Free Jazz vielmehr eine spirituelle Sichtweise.
Für mich war „Fire Music“ die erste Begegnung mit Archie Shepp als Leader und der Beginn meiner Faszination für diesen teils sehr stoischen, teils sehr egozentrischen Saxophonisten.
Marion Brown, den ich auf diesem Album ebenfalls zum ersten Mal für mich entdeckt habe wird hier demnächst gesondert vorgestellt.
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Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...Highlights von Rolling-Stone.deROLLING STONE Ranking: Die besten Alben der Smashing Pumpkins
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WerbungAlbum #34
Lambert, Hendricks And Bavan – At Newport ’63
RCA (1963), wiederaufgelegt von BMG (1994)Dave Lambert – vocals
Jon Henricks – vocals
Yolande Bavan – vocals
Gildo Mabones – piano
George Tucker – bass
Jimmie Smith – drums
Clark Terry – trumpet, flugelhorn (except tracks 1,5,8)
Colemen Hawkins – tenor saxophone (except tracks 1,5,8)rec. at the Newport Jazz Festival, 05.07.1963
One O’Clock Jump (Basie) 2:59
Watermelon Man (Hancock – Hendricks) 5:32
Sack O’Woe (Adderley – Hendricks) 3:59
Deedle-Lee Deedle-Lum (Rogers – Fields – Nicholas) 5:35
Gimmie That Wine (Hendricks) 3:08
Yeh-Yeh ! (Hendricks – Grant – Patrick) 6:14
Walkin‘ (Carpenter – Hendricks) 8:35
Cloudburst (Kirkland – Harris – Hendricks) 2:29Vocal-Jazz hatten wir hier noch gar nicht. Ich auf bin Lambert, Hendricks, Bavan an sich vor langer Zeit rückwärts aufmerksam geworden. Es war wohl vor mehr als 20 Jahren, als Bobby McFerrin seine ersten bemerkenswerten vorhitparadlichen Projekte hatte, Al Jarreau die Inkarnation von Vocal-Jazz war (für den Jazz-Beginner wohlgemeint !) – in dieser Zeit haben mich einige Solo-Alben von Jon Hendricks ziemlich begeistert. Erst viele Jahre später merkte ich, dass der Mann ja auch eine Geschichte hat und zusammen mit Dave Lambert und Yolande Bavan (alternativ zuvor Annie Ross) ein Vocal-Trio bildete. Und was für eins ! Eins, dass Ende 50er dem Vocal-Jazz eine völlig neue Note gab, manche sagen sogar – ihn revolutionierten ! Es wurden Big-Band-Arrangements nachgesungen, Be-Bop-Nummern, bestimmte legendäre Soli, vor allem Jon Hendricks entwickelte die Texte zu Jazz-Instrumental-Standards. So ein Konzept könnte eigentlich auch gewaltig in die Hose gehen. Aber Lambert und Hendricks waren exzellente Könner, die bereits seit mehr als 10 Jahren Erfahrungen im Jazz-Gesang hatten. So gewannen sie Reihenweise Polls Ende der 50er und wurden auf den Festivals rumgereicht.
Das ausgewählte Lieblingsalbum ist ein recht Spätes, genau gesagt das Vorletzte (1963) und live. 1964 war dann schon Schluss, weil Dave Lambert nicht mehr wollte (warum weiss ich nicht – jedenfalls wollte er wieder managen) und ein Revival gab es auch nie wieder, weil er 1966 bei einem Autounfall starb. Das Gründungsmitglied Annie Ross musste aus gesundheitlichen Gründen bereits 1 Jahr zuvor die Segel streichen und wurde qualifiziertest durch Yolande Bavan ersetzt. Mein Lieblingsalbum ist es deshalb, weil mit Coleman Hawkins und Clark Terry mindestens 2 Legenden dabei sind, die sich professionellst ganz in den Dienst der Sache stellen, weil mit Freude mit dem Publikum kommuniziert wird, weil teilweise abwechslungsbereichernd relativ lange Nummern drauf sind, die auch mal Platz dafür bieten, dass sich die Vokalisten zurückziehen und den Instrumentalisten Platz lassen und weil klassisches Hard-Bop-Material im Mittelpunkte steht (sogar die exzellente Cannonball Adderley Nummer Sack O’Woe !). Viele Gründe ! Ich will diesmal die Titel nicht einzeln durchdeklinieren. Sind alle auf ihre Art packend, dynamisch, kraftvoll und auf ihre Art mit viel Witz und Esprit dargeboten. Ist übrigens aus meiner Sicht eigentlich egal, welches Album man sich tatsächlich als Erstes von Lambert, Hendrick, Bavan/Ross schnappt. Enttäuschen tut Keines. Und wenn man swingenden Vocal-Jazz mag, gibt es keine Fehlgriffe.
Wer sich noch nichts so richtig vorstellen kann:
Lambert, Henricks, Bavan verhält sich zu Manhattan Transfer so wie die Stones zu Queen, so wie Dylan zu Maffay, so wie Thorens zu Technics, so wie Citroen zu Fiat, so wie der RS zum Musikexpress …. So ungefähr ...--
dougsahmUnd wenn man swingenden Vocal-Jazz mag, gibt es keine Fehlgriffe.
Vielen Dank für den Tipp! Vielleicht hilft er mir ja, mein Fragezeichen hinter dem Vocal-Jazz zu eliminieren.
Aber Citroen zu Fiat, wo ist da das Gefälle? :lol:
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You can't fool the flat man!dougsahmVocal-Jazz hatten wir hier noch gar nicht.
Hey doug, hast Du „Ella & Louis“ vergessen?
Wieso aber zwei Besprechungen in nur zwei Tagen?
Egal. Morgen mehr von mir zu „Fire Music“.--
God told me to do it.Hat and beardHey doug, hast Du „Ella & Louis“ vergessen?
Wieso aber zwei Besprechungen in nur zwei Tagen?
Egal. Morgen mehr von mir zu „Fire Music“.Frage 1: Ja
Frage 2: Ich war dran. Und wenn sich zeitlich was drumherum verzögert/verschiebt, bleibt man trotzdem dran. So ist es vereinbart – sonst wird es eine endlose Terminabstimmerei.--
Hat and beardWieso aber zwei Besprechungen in nur zwei Tagen?
War mein Fehler. „Fire Music“ war für den 27.03. vorgesehen. Nun wieder im gewohnten Sonntags-Rhythmus.
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Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...atomAlbum #33
Archie Shepp – Fire Music
Danke für die schöne Besprechung! Habe mir kürzlich „Passport to Paradise“ von Mr. Shepp (2002 Westwind) am Grabbeltisch gekauft. Ist natürlich nicht Fire Music, aber Herr Shepp ist natürlich immer noch unverkennbar.
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Kapitän HaddockDanke für die schöne Besprechung! Habe mir kürzlich „Passport to Paradise“ von Mr. Shepp (2002 Westwind) am Grabbeltisch gekauft. Ist natürlich nicht Fire Music, aber Herr Shepp ist natürlich immer noch unverkennbar.
„Passport To Paradise“ ist von 1981 und ist ein Tribut an Sidney Bechet. Eine recht ordentliche Platte, die natürlich nicht an seine großen Alben heranreicht. Archie Shepp war auch noch in den letzten Jahren recht aktiv. Besonders seine Live Auftritte waren sehr vorzüglich!
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Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...atom“Passport To Paradise“ ist von 1981 und ist ein Tribut an Sidney Bechet. Eine recht ordentliche Platte, die natürlich nicht an seine großen Alben heranreicht. Archie Shepp war auch noch in den letzten Jahren recht aktiv. Besonders seine Live Auftritte waren sehr vorzüglich!
Von 1981 also! Auf der CD steht nämlich kein Aufnahmedatum außer eben (2002 Westwind). Besetzung etc. ist aber angeführt.
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Ein Text von captain kidd:
Album #35
Dizzy Gillespie – Something Old, Something New
[Philips PHM/(S) 600-091]
Dizzy Gillespie – Trumpet
James Moody – Flute, Altsaxophone, Tenorsaxophone
Kenny Barron – Piano
Chris White – Bass
Rudy Collins – Drums1. Bebop
2. Good Bait
3. Medley: I can’t get started / ´Round midnight
4. Dizzy Atmosphere
5. November Afternoon
6. This lovely feeling
7. The day after
8. Cup Bearers
9. Early Mornin’ Blues (Bonus Track)Recorded April 25, 1963 at A&R Recording, New York City. Produced by Hal Mooney.
Was kann man überhaupt über Dizzy Gillespie schreiben? Der Mann ist eine Legende. Miterfinder des BeBop und Vorbild für eine Reihe anderer Trompeter wie Miles Davis, Lee Morgan oder auch Freddie Hubbard. Vielleicht sogar Vorbild für alle Trompeter nach ihm. Darin nur vergleichbar mit Louis Armstrong. Und doch habe ich mich erst spät um Aufnahmen mit ihm gekümmert. Klar, die Aufnahmen mit Charlie Parker kannte man – aber der Bop jener Zeit gehörte nicht unbedingt zu meiner Lieblingsmusik. Auch das sollte sich mit Dizzy ändern. Aber der Reihe nach.
Meine erste Gillespie-CD war „Diz and Getz“ mit, natürlich, Stan Getz. Eine hart und schnell swingende Scheibe mit der ultimativen Version von „It don’t mean a thing (if it ain’t got that swing). Schnell musste eine zweite CD her, eben die hier besprochene. Und schon beim ersten Hören war ich total fasziniert – was eigentlich relativ selten vorkommt. Aber allein die himmelstürmende Lässigkeit des höllisch schnellen Openers riss mich förmlich vom Stuhl. Nach den unisono gespielten Anfangsriff spielt Moody ein wahnsinniges, funkinfiziertes Sax-Solo (mit einigen dreckigen Honks). Und dann kommt Dizzy. Er schert sich nicht um Taktgrenzen, sondern fackelt ein Feuerwerk von Melodieeinfällen und rhythmischen Variationen ab. Das alles in enormer Geschwindigkeit, die einen staunend zurück lässt. Aber immer mit Seele und merklicher Spielfreude. Und so faszinierend geht es weiter.
Herauszuheben zum Beispiel das Medley. Sehr ruhig und getragen erarbeiten sich Dizzy und Moody die Melodie, fangen dann kurz an zu swingen und schwenken anschleißend kongenial auf den Monk-Klassiker über. Moody spielt ein großartiges Solo, gefolgt von Dizzy, der am Ende eine waldhornartige Phrase bläst, die einen zwischen Lachen und Weinen zurücklässt. Nächstes Highlight ist das Stück „November Afternoon“ von Tom McIntosh, dessen Kompositionen einen Großteil der zweiten Seite ausmachen. Faszinierend hier vor allem, wie Trompete und Saxophon die Hauptmelodiephrase immer wieder zusammenspielen – besonders, wenn sie dies versetzt tun. Ein enorm spannendes Hörerlebnis.
„This Lovely Feeling“ ist dann das Flöten-Feature von Moody. Bemerkenswert hier, dass Dizzy am Ende des Stücks auch so klingt, als würde er Flöte statt Trompete spielen. Für diese Details liebe ich diese Platte. Denn auch die restlichen Stücke bieten genug Spannung und Spielfreude. Gleiches gilt für die Mitmusiker. Klar, Barron überzeugt auf ganzer Linie, aber auch die eher unbekannte Rhythmusgruppe swingt hervorragend. In den Liner Notes steht etwas von Gillespies „isolated masterpiece“ der 60er. Keine Ahnung, ob es wirklich das einzige in diesem Jahrzehnt von ihm war – aber ein Meisterwerk war und ist es auf jeden Fall.
Weiteres vom mittleren Dizzy:
Dizzy Gillespie and Stan Getz – Diz and Getz [Norgran MGN 1050 / Verve 549 749-2]
Dizzy Gillespie – At Newport [Verve 314 513 754-2](captain kidd)
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Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...Darf man eigentlich auch Wünsche angeben, was man gerne noch rezensiert sehen würde, oder ist alles schon fest geplant?
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TRINKEN WIE GEORGE BEST UND FUSSBALL SPIELEN WIE MARADONAWir planen etwa zwei Monate im Vorraus. Wünsche dürfen geäußert werden.
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Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...Blue Train und A Love Supreme würden mich sehr interessieren. Oder Mingus Ah um. Bin aber natürlich auch immer für Dinge dankbar, die ich noch nicht kenne. Auf die Explorations von Evans bin ich beispielsweise auch durch diesen Thread aufmerksam geworden.
zu Gillespie: Hab mal gehört, dass die Zusammenarbeit mit Charlie Parker „quintet of the year“ sehr hörenswert sein soll.
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TRINKEN WIE GEORGE BEST UND FUSSBALL SPIELEN WIE MARADONAMark Oliver EverettBlue Train und A Love Supreme würden mich sehr interessieren. Oder Mingus Ah um. Bin aber natürlich auch immer für Dinge dankbar, die ich noch nicht kenne. Auf die Explorations von Evans bin ich beispielsweise auch durch diesen Thread aufmerksam geworden.
zu Gillespie: Hab mal gehört, dass die Zusammenarbeit mit Charlie Parker „quintet of the year“ sehr hörenswert sein soll.
Wenn ich mal darf: „Blue Train“, „A Love Supreme“ oder „Ah Um“ hier vorzustellen, halte ich für unnötig, Diskussionen darüber für eventuell sinnvoll.
„Quintet Of The Year“ ist toll, unterhaltsam und gut. Parker hat aber um Welten bessere Sachen aufgenommen und Gillespie ist überbewertet.
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God told me to do it.Ich schließe mich Hat and beard an, was die Vorstellung der drei Werke angeht. Dieser Strang hier sollte eigentlich nicht zu einer Art Kanon werden, so dass ich eine Diskussion von „Blue Train“ und „A Love Supreme“ lieber im Coltrane Thread sehen würde, obwohl Coltrane hier in absehbarer Zukunft noch vorkommen wird.
Mingus wird hier ebenfalls noch das ein oder andere Mal vorkommen, über „Ah Um“ kann aber auch durchaus im Mingus Thread diskutiert werden.
Über das Massey Hall Konzert haben wir ja bereits hier im Thread gesprochen, ich wäre bei einer näheren Betrachtung aber jederzeit dabei.
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Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos... -
Schlagwörter: Empfehlung, Faves, Jazz, User Reviews
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