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Album #34
Lambert, Hendricks And Bavan – At Newport ’63
RCA (1963), wiederaufgelegt von BMG (1994)
Dave Lambert – vocals
Jon Henricks – vocals
Yolande Bavan – vocals
Gildo Mabones – piano
George Tucker – bass
Jimmie Smith – drums
Clark Terry – trumpet, flugelhorn (except tracks 1,5,8)
Colemen Hawkins – tenor saxophone (except tracks 1,5,8)
rec. at the Newport Jazz Festival, 05.07.1963
One O’Clock Jump (Basie) 2:59
Watermelon Man (Hancock – Hendricks) 5:32
Sack O’Woe (Adderley – Hendricks) 3:59
Deedle-Lee Deedle-Lum (Rogers – Fields – Nicholas) 5:35
Gimmie That Wine (Hendricks) 3:08
Yeh-Yeh ! (Hendricks – Grant – Patrick) 6:14
Walkin‘ (Carpenter – Hendricks) 8:35
Cloudburst (Kirkland – Harris – Hendricks) 2:29
Vocal-Jazz hatten wir hier noch gar nicht. Ich auf bin Lambert, Hendricks, Bavan an sich vor langer Zeit rückwärts aufmerksam geworden. Es war wohl vor mehr als 20 Jahren, als Bobby McFerrin seine ersten bemerkenswerten vorhitparadlichen Projekte hatte, Al Jarreau die Inkarnation von Vocal-Jazz war (für den Jazz-Beginner wohlgemeint !) – in dieser Zeit haben mich einige Solo-Alben von Jon Hendricks ziemlich begeistert. Erst viele Jahre später merkte ich, dass der Mann ja auch eine Geschichte hat und zusammen mit Dave Lambert und Yolande Bavan (alternativ zuvor Annie Ross) ein Vocal-Trio bildete. Und was für eins ! Eins, dass Ende 50er dem Vocal-Jazz eine völlig neue Note gab, manche sagen sogar – ihn revolutionierten ! Es wurden Big-Band-Arrangements nachgesungen, Be-Bop-Nummern, bestimmte legendäre Soli, vor allem Jon Hendricks entwickelte die Texte zu Jazz-Instrumental-Standards. So ein Konzept könnte eigentlich auch gewaltig in die Hose gehen. Aber Lambert und Hendricks waren exzellente Könner, die bereits seit mehr als 10 Jahren Erfahrungen im Jazz-Gesang hatten. So gewannen sie Reihenweise Polls Ende der 50er und wurden auf den Festivals rumgereicht.
Das ausgewählte Lieblingsalbum ist ein recht Spätes, genau gesagt das Vorletzte (1963) und live. 1964 war dann schon Schluss, weil Dave Lambert nicht mehr wollte (warum weiss ich nicht – jedenfalls wollte er wieder managen) und ein Revival gab es auch nie wieder, weil er 1966 bei einem Autounfall starb. Das Gründungsmitglied Annie Ross musste aus gesundheitlichen Gründen bereits 1 Jahr zuvor die Segel streichen und wurde qualifiziertest durch Yolande Bavan ersetzt. Mein Lieblingsalbum ist es deshalb, weil mit Coleman Hawkins und Clark Terry mindestens 2 Legenden dabei sind, die sich professionellst ganz in den Dienst der Sache stellen, weil mit Freude mit dem Publikum kommuniziert wird, weil teilweise abwechslungsbereichernd relativ lange Nummern drauf sind, die auch mal Platz dafür bieten, dass sich die Vokalisten zurückziehen und den Instrumentalisten Platz lassen und weil klassisches Hard-Bop-Material im Mittelpunkte steht (sogar die exzellente Cannonball Adderley Nummer Sack O’Woe !). Viele Gründe ! Ich will diesmal die Titel nicht einzeln durchdeklinieren. Sind alle auf ihre Art packend, dynamisch, kraftvoll und auf ihre Art mit viel Witz und Esprit dargeboten. Ist übrigens aus meiner Sicht eigentlich egal, welches Album man sich tatsächlich als Erstes von Lambert, Hendrick, Bavan/Ross schnappt. Enttäuschen tut Keines. Und wenn man swingenden Vocal-Jazz mag, gibt es keine Fehlgriffe.
Wer sich noch nichts so richtig vorstellen kann:
Lambert, Henricks, Bavan verhält sich zu Manhattan Transfer so wie die Stones zu Queen, so wie Dylan zu Maffay, so wie Thorens zu Technics, so wie Citroen zu Fiat, so wie der RS zum Musikexpress …. So ungefähr ...
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