Handpicked Treasures Of Jazz

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  • #2746905  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

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    Originally posted by captain kidd@7 Nov 2004, 14:37
    olé ist aber viel näher an den africa brass sachen dran als an sketches. ich mag alle drei alben.

    wir müssen das ja nicht ausdiskutieren, vielleicht sollte ich meine Sketches-Aversion nach ca 10 Jahren auch mal überdenken und es neu probieren…

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    Highlights von Rolling-Stone.de
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    #2746907  | PERMALINK

    atom
    Moderator

    Registriert seit: 10.09.2003

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    Ein paar Motivähnlichkeiten zu der Miles Davis Komposition sind sicherlich vorhanden, doch fehlt in meinen Augen der direkte Flamenco Bezug. Neben den afrikanischen Einsprengslern sind es vor allem indische Einflüsse, die das Stück durchsetzen.

    Und mit der Sketches solltest Du bei Gelegenheit noch einmal einen Versuch starten NiteOwl.

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    Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...
    #2746909  | PERMALINK

    captain-kidd

    Registriert seit: 06.11.2002

    Beiträge: 4,140

    Ich schieb mal ne Frage zu der Massey Hall Platte ein. Kennt jemdand die Complete Version von der Firma Jazz Factory? Ist die wirklich (klanglich) besser als die Debut Scheibe. Soll ja auch ohne die Mingus Overdubs sein. Danke.

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    Do you believe in Rock n Roll?
    #2746911  | PERMALINK

    jan-dark

    Registriert seit: 31.07.2003

    Beiträge: 3,410

    hab grad gesehen dass capkidd auch auf amazon gelegentlich schreibt und bei der gelegenheit auch olé in den korb gelegt.. B)

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    almost happy • almost satisfied • the restless one • has found some peace tonight
    #2746913  | PERMALINK

    captain-kidd

    Registriert seit: 06.11.2002

    Beiträge: 4,140

    Originally posted by Jan Dark@7 Nov 2004, 15:48
    hab grad gesehen dass capkidd auch auf amazon gelegentlich schreibt

    ja, dann gebt mir mal alle reichlich gute bewertungen… :rolleyes: :rolleyes:

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    Do you believe in Rock n Roll?
    #2746915  | PERMALINK

    atom
    Moderator

    Registriert seit: 10.09.2003

    Beiträge: 21,878

    Originally posted by captain kidd@7 Nov 2004, 16:15
    Ich schieb mal ne Frage zu der Massey Hall Platte ein. Kennt jemdand die Complete Version von der Firma Jazz Factory? Ist die wirklich (klanglich) besser als die Debut Scheibe. Soll ja auch ohne die Mingus Overdubs sein. Danke.

    Ich besitze leider nur das ReIssue von 1983, imerhin im Original Cover, aber leider stereophonisiert. Ich empfinde die Aufnahmequalität – dafür daß Mingus das Konzert selbst aufgezeichnet hat – aber nicht als störend. Hier überwiegt für mich die Spielfreude und das zeitdokumentarische Element.

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    Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...
    #2746917  | PERMALINK

    atom
    Moderator

    Registriert seit: 10.09.2003

    Beiträge: 21,878

    Ein Text von captain kidd. Leider etwas verspätet.

    Album #16

    Miles Davis – Kind of Blue

    1. So What
    2. Freddie Freeloader
    3. Blue in Green
    4. All Blues
    5. Flamenco Sketches

    Miles Davis – Trumpet
    Julian ‚Cannonball’ Adderley – Alto Saxophone
    John Coltrane – Tenor Saxophone
    Bill Evans – Piano
    Paul Chambers – Bass
    Jimmy Cobb – Drums
    Wynton Kelly – Piano (#2)

    Im Original ist die Rede von Cannonball Adderly und Wyn Kelly. Man ist dabei immer von unabsichtlichen Schreibfehlern ausgegangen. Die beiden sind jedoch die Einzigen, die nicht direkt bei Columbia unter Vertrag waren, oder? Vielleicht ist das wieder so ein Pseudonyme Ding

    Recorded at Columbia 30th Street Studio, New York City on March 2, 1959 (#1-3) and April 22, 19549 (#4,5). Produced by Irving Townsend

    Es macht ja sicherlich sonst keiner. Und vielleicht ist es auch gar nicht nötig. Dieses Album kennt eh jeder. War ja sogar im Stone auf Platz irgendwas beim Poll der 500 besten Alben. Campino hat’s bestimmt auch gewählt. Eigentlich also so ein ekeliges Konsensalbum. Aber erstens werden Konsensalben eigentlich nie wirklich von demjenigen auch gehört (ist ja quasi der Sinn von solchen Alben, kann man halt aber schön mit angeben und sagen: seht her, Jazz höre ich auch) und zweitens sind sie manchmal doch einfach sehr sehr gut (siehe Pet sounds, What’s going on, Crooked rain Crooked rain). Hier nun also Kind of blue. Das meistverkaufteste, vielleicht das wichtigste aber bestimmt eines der schönsten Jazzalbum aller Zeiten. Für unzählige der erste Schritt in den Jazzkosmos, so auch für mich. Oder war es doch Billie Holiday?

    Auf jeden Fall streifte ich durch den Plattenladen und sah dieses berühmte Cover. Auch durch den großen gelben Aufkleber (Jazz Masterpiece) war ich irgendwie angefixt, denn ich war gerade dabei, meine musikalischen Grenzen zu verschieben. Also CD in den Player im Ladenlokal und Kopfhörer auf. Und ungelogen, dieser tastende, verspielte Anfang nahm mich sofort gefangen. Ich war begeistert. Die Soli fand ich zunächst etwas zu lang und teilweise (Coltrane wohl) zu laut, aber dank dieses Anfangs kaufte ich die CD. Und hörte sie dann wochenlang beinah ununterbrochen. Immer mehr entfaltete sich die ganze spontane Schönheit der Aufnahmen. Ich fühlte jeden Ton, jede Phrase verankerte sich in meinem Kopf. Begeisterung. Bis heute kann ich nicht genau erklären, woran es liegt. Ich, man verzeihe diese Duselei, fühle es einfach. Und jedes Mal wieder.

    Vielleicht spürt man einfach die Spontaneität der Spieler (von jedem Track soll es ja nur einen Take geben), die Freude, dass sie endlich nicht mehr wild durch die Akkorde rennen mussten wie beim Bop. Dass sie ihre Ideen freier verwirklichen konnten, dank der modalen Spielweise (die ich übrigens nie wirklich „verstanden“ aber möglicherweise „begriffen“ habe). Und vielleicht war Miles glücklich, endlich mal nur eigene Stücke spielen zu können und nicht auf die ewigen Standards zurückgreifen zu müssen. Dies macht jedenfalls für mich auch einen wichtigen Teil des Zaubers aus. Der größte Zauber geht natürlich von den Musikern selbst und deren Spiel aus. Sei es Miles weicher sinnlicher Ton, Adderleys tief im Blues verwurzelter Protofunk Jubel oder Coltranes nach Freiheiten suchender harter und klarer Sound. Einfach wunderbar. Und dazu eine unglaubliche Rhythmusgruppe. Der „zurückhaltende Intellektuelle“ Bill Evans am Klavier mit seinem kühlen Feuer (bei einem Stück funkelt jedoch Wynton Kelly mit einem robusten Solo), der junge Bassist Paul Chambers (Mr. PC) und am Schlagzeug Jimmy Cobb.

    Alles Meister. Und so klingt die Musik auch, wiederum bitte ich um Verzeihung, meisterhaft. Das ist pure Schönheit. Schönheit des Augenblicks. Und dieser Augenblick kehrt immer wieder. Albern, dieses Album nicht hören zu wollen, weil es halt jeder hört, weil es eben ein Konsensalbum ist. Wer es nicht mag, okay, aber verstehen werde ich das wohl nie.

    (captain kidd)

    --

    Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...
    #2746919  | PERMALINK

    flatted-fifth
    Moderator

    Registriert seit: 02.09.2003

    Beiträge: 6,027

    Originally posted by atom@20 Nov 2004, 18:55
    Miles Davis – Kind of Blue

    Oh schön, das Album habe ich mir auch kürzlich erst zugelegt. Schreibe später auch mal vier, fünf Sätze dazu.

    --

    You can't fool the flat man!
    #2746921  | PERMALINK

    blackjack

    Registriert seit: 09.03.2003

    Beiträge: 2,352

    Tolle Besprechung, da es auch meine erste Begegnung mit dem Jazz war (und bei mir ja noch nicht so lange her ist). Ich liebe diese Scheibe und gerade der „tastende“ Anfang gefiel auch mir besonders gut.

    --

    "After four hundread years, we made it!" Coleman said. "You don't think it was too soon?" Duke asked.
    #2746923  | PERMALINK

    dougsahm
    Moderator

    Registriert seit: 26.08.2002

    Beiträge: 17,863

    Album #17

    Carla Bley – Social Studies
    Watt 11 / ECM

    Michael Mantler – Trumpet
    Carlos Ward – Soprano and Alto Saxophones
    Tony Degradi – Tenor Saxophone, Clarinet
    Gary Valente – Trombone
    Joe Daley – Euphonium
    Earl McIntyre – Tuba
    Carla Bley – Organ, Piano
    Steve Swallow – Bass
    D. Sharpe – Drums

    New York, September 1980 bis Januar 1981

    Reactionary Tango 12:52
    Copyright Royalities 6:41
    Utviklingssang 6:30
    Valse Sinistre 4:54
    Floater 5:55
    Walking Batteriewoman 4:24

    All compositions by Carla Bley

    Komponierter modernerer Jazz war mir an sich schon immer suspekt ! Wenn ich mich stark konzentriere fallen mir an sich nur 4 gefallende Ausnahmen ein. Bei 2 davon bin ich mir aber höchst unsicher, ob das überhaupt Jazz ist (Wim Mertens und Michael Nyman). Was soll es sonst sein ? Filmusik ? Das ist kein Stil ! Egal ! Übrig bleibt – somit fast allein auf weiter Flur – für meinen Geschmack – Carla Bley mit Social Studies (neben dem Vierten: Willem Breuker Kollektiv).

    Das Kennenlernen dieses Albums fiel in eine Zeit, in der ich – welch geschmackliche Verirrung – ECM-Alben höchst aufgeschlossen war. Anfang der 80er. Als eines der wenigen ECM-Alben, das ich heute noch uneingeschränkt goutiere, ist Dieses übriggeblieben.

    Aber Social Studies beginnt mit einer Übernummer, den Reactionary Tango in 3 Teilen. Praktisch so was wie 3 Sätze, durch Minipausen getrennt. Herrlich wie im Hintergrund meist Tuba, Euphonium und Schlagzeug einen Zeitlupentangotakt vorgeben und im Vordergrund abwechselnd die Saxes + Trompete – gemeinsam oder einzeln – , die Posaune oder die Gitarre scheinbar improvisierend, aber tatsächlich meist arrangiert, Figuren aufsetzen. Carla Bley lässt abwechselnd Pianofiguren perlen oder hinterlegt eine zart, kaum wahrnehmbare Orgel. Aber unabhängig von dieser Grundstruktur darf jeder Musiker unterwegs mal nach vorne. Ein Meisterstück ! Muss man mal gehört haben ! Mindestens. Hatte ich vor langer Zeit auch mal im TZ Instrumental drin. Und es ist eigentlich klar, dass der Rest nicht diesen 6-Sterne Level halten kann.

    Es folgt, dass harmonische langsame Jazz-Blues-Stück Copyright Royalities, das von der Struktur her eine Billy Strayhorn – Komposition sein könnte, aber nicht ist. Diesmal ist anfänglich über weite Strecken Tuba und Klarinette – welch schöne Kombination – im Vordergrund.

    Track 3 erinnert hinsichtlich seiner Melodieführung und Langsamkeit an eine Coltrane-Ballade. Mit 9 Musiker lässt sich aber auch eine Ballade raffiniert aufbauen.

    Valse Sinistre ist ein intellektueller, kompositorisch aufgebohrter Walzer. So kenne ich Frau Bley. So ist es interessant, aber nicht mehr. So ist sie typisch. In der falschen Stimmung kanns ungemein nerven.

    Floater fängt floatend an und baut sich dann zu einem arrangierten Instrumentengewitter auf. Ein einnehmender Spannungsbogen wird dabei erzeugt. Wie wenn eine Gewitterfront aufzieht. Mal meint man gleich ist es soweit. Dann kommt doch wieder die Sonne raus. Am Ende zieht das Gewitter dann doch vorbei und man hat es nur 5 km entfernt rumpeln gehört. Aber dennoch . eindrucksvolles Wetter.

    Walking Batteriewoman. Be Bop mit atonalen Elementen. Not My Style – zumindest in den ersten 2 Minuten. Die zweite Hälfte mit einer kraftstrotzenden Posaune im Vordergrund ist dann wieder versöhnlicher.

    Alles in Allem ein breitgefächertes Album. Fast so was wie eine Jazz-Grundschule. Mir persönlich wärs am Liebsten – ehrlich gesagt – würde der Reactionary Tango über 40 statt 13 Minuten gehen ….und sonst nichts drauf wäre.

    Ich kenne von Carla Bley beileibe das Meiste nicht. Habe noch die European Tour, Tropical Appetites, zusammen mit ihrem Mann Michael Mantler die 13 & ¾ und aus Schongau noch einen Live-Mitschnitt von Anfang der 80er. Irgendwie war mir das alles zu sehr Kopfjazz, nicht schlecht, auf dem Flohmarkt unbedingt mitnehmen, aber auch nicht so packend, dass es Komplettierungsantriebe erzeugt hätte.

    Fazit: Eines der Alben, das ich sowohl auf LP habe als auf CD. Höhere Ehre gibt es bei mir nicht.

    --

    #2746925  | PERMALINK

    dr-nihil

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 15,356

    Originally posted by Banana Joe@20 Nov 2004, 19:17
    Oh schön, das Album habe ich mir auch kürzlich erst zugelegt. Schreibe später auch mal vier, fünf Sätze dazu.

    Und in „unserem“ Jazz-Thread lassen wir es einfach mal weg.

    --

    #2746927  | PERMALINK

    mark-oliver-everett

    Registriert seit: 14.12.2003

    Beiträge: 18,065

    Originally posted by dougsahm@20 Nov 2004, 21:41
    Album #17

    Carla Bley – Social Studies
    Watt 11 / ECM

    Kenne von Bley nur das Live Album hier. Ist aber wirklich ein sehr schönes Album.

    --

    TRINKEN WIE GEORGE BEST UND FUSSBALL SPIELEN WIE MARADONA
    #2746929  | PERMALINK

    captain-kidd

    Registriert seit: 06.11.2002

    Beiträge: 4,140

    das live album habe ich auch. ist wirklich klasse. besonders die posaune. ansonsten konnte ich mit bley bisher nicht so viel anfangen. escalator over the hill fand ich z.b. etwas zu, na ja, kunstvoll?

    --

    Do you believe in Rock n Roll?
    #2746931  | PERMALINK

    hat-and-beard
    dial 45-41-000

    Registriert seit: 19.03.2004

    Beiträge: 20,527

    Album #18

    Miles Davis – Sorcerer
    Columbia

    Track 1-6:
    Miles Davis – tp
    Wayne Shorter – ts
    Herbie Hancock – p
    Ron Carter – b
    Tony Williams – dr

    Track 7:
    Bob Dorough – voc
    Miles Davis – tp
    Wayne Shorter – ts
    Frank Rehak – tb
    Paul Chambers – b
    Jimmy Cobb – dr
    Willie Bobo – bongos
    Gil Evans – arr

    New York – May 16, 17 & 24, 1967 (#1-6); August 21, 1962 (#7)

    1. Prince Of Darkness
    2. Pee Wee
    3. Masqualero
    4. The Sorcerer
    5. Limbo
    6. Vonetta
    7. Nothing Like You

    Heute also die dritte Miles-LP, die hier besprochen wird. Sorcerer war die dritte Studio-LP des zweiten großen Miles Davis Quintetts. Diese Gruppe wird zu Recht als die wichtigste Jazz-Combo der zweiten Hälfte der 60er Jahre angesehen.

    Nachdem auf E.S.P. und Miles Smiles ein eigener Gruppensound gefunden worden war, wurde dieser hier verdichtet und intensiviert.
    Man höre sich nur einmal „Masqualero“ an, das Herzstück dieser LP: die rhythmische Unklarheit im Intro, das hypnotische Thema, die leichten Dehnungen und Straffungen des Tempos (eine Methode, die auf Nefertiti ins Extrem getrieben wurde), das Zusammenspiel von Trompete und Schlagzeug, das schnell einen dynamischen Hochpunkt erreicht, Hancocks patternhafte Begleitung von Miles' Solo (ab 2:40) und diese fast atonale harmonische Wendung (3:05), dann Shorters traumhaftes und zärtliches Solo, typisch für ihn in einem langen Spannungsbogen aufgebaut. Hancocks arpeggios leiten behutsam sein sich stetig steigerndes Solo ein, das dann wieder zum Thema führt. Über, oder besser: unter allem liegen Williams' rhythmische Komplexität, sein dichtes Beckenspiel, und Ron Carters Bass, der ständig zwischen tiefen und sehr hohen Lagen wechselt und das Tempo oft nur andeutet. Und plötzlich verebbt alles mit Williams' leisem Wirbel.
    Ähnlich ließen sich auch die 5 anderen Quintettaufnahmen beschreiben: die Themen sind alle recht repetitiv und „hypnotisch“; die Gruppe spielt nicht so scharf und präzis wie auf den beiden vorhergegangenen LPs, sondern mit leichten Verwischungen von Tempo und Intonation, ein sehr dichter und farbiger Sound macht das ganze Album zu einer Einheit, die erst zu Ende eine starke Zäsur erfährt. An die 6 aktuellen Aufnahmen seines Quintetts lies Miles ein 5 Jahre altes Stück anfügen, das in einem Septett mit dem Sänger Bob Dorough aufgenommen worden war. Das Liebeslied lässt den Zuhörer aus der gepackten Stimmung aufhorchen, in die man durch das sehr schwebende und intensive „Vonetta“ gebracht wurde. „Nothing Like You“ hat durch die blasse Stimme des Sängers und im Rückblick auf die anderen Stücke nahezu surrealistischen Charakter. Allein diese Bongos! Das Stück klingt in etwa wie eine Chet Baker Ballade auf 78 rpm. Kein Aufwachen, eher ein Übergang in einen anderen Traum.

    1967 ist für mich das Jahr, in dem Jazz aufgehört hat, musikalisch und gesellschaftlich relevant zu sein.
    Viele der älteren „Helden“ (Ellington, Monk, Gillespie…) veröffentlichten anspruchsvolle Musik, konnten dabei aber sehr wenig Innovation aufweisen.
    Eric Dolphy, der vielversprechende und zukunftsweisende Multiinstrumentalist, war schon 3 Jahre tot; sein Freund Mingus hatte ebenso lang fast nichts von sich hören lassen.
    Coltrane starb und riss mit seinem Tod eine große Lücke in die „Free Jazz/New Thing“-Bewegung, die nie wieder gefüllt wurde. Viele von Coltranes Weggefährten versuchten, seinen Stil weiterzuführen. Hier fehlte mir jedoch bei sehr vielen Aufnahmen ein ganz wesentliches Element für mein Jazzverständnis: der Swing.
    Cannonball Adderley machte, von Funk und Soul inspiriert, unglaublich swingende und tanzbare Musik, der aber ein wesentliches Element fehlte, um bedeutend zu sein: Fortschrittlichkeit. Was Adderley machte war zeitgemäß und frisch, aber nicht neu oder gar wegweisend.

    Miles veröffentlichte Sorcerer und Nefertiti, seine letzten komplett akustischen Alben mit dem Quintett. Danach transformierte er seine Gruppe durch Erweiterung des Instrumentariums: z.B. mit George Benson (g) auf Miles In The Sky; auf Filles De Kilimanjaro lies er Hancock und Carter elektrische Instrumente spielen und ersetzte sie auf zwei Stücken durch Chick Corea und Dave Holland. Er lies seine Musiker, begeistert von Funk, einfachere Grooves und Rhythmen spielen und adaptierte nicht nur die Kleidung und das Selbstverständnis junger, schwarzer Musiker. Danach wurde er zum Popstar. Und mit In A Silent Way gelang ihm seine letzte große LP. Kein Jazz, sondern, wie dieses Album, Traummusik.

    --

    God told me to do it.
    #2746933  | PERMALINK

    atom
    Moderator

    Registriert seit: 10.09.2003

    Beiträge: 21,878

    Sehr schöner Text, Hat and beard.

    Auf Sorcerer ist das Qunitett in der Tat auf seinem Höhepunkt und noch weit von den Auflösungen entfernt. Leider wirkt „Nothing Like You“ etwas deplaziert und trübt die Atmosphäre der Platte ein wenig. Nie war die Rhythmusgruppe (inkl. Hancock) des Quintetts so geschlossen und gleichzeitig so facettenreich wie hier.

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    Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...
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