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seaweedDas tut mir wirklich leid. Wie konnte Dir das denn passieren? Ein furchtbarer Musiker, den ich aber auch nich wirklich dem Free-Jazz zuordne. Genauso wenig wie sein Arschkriecher-Gefolge aus Berlin. Nicht zu vergessen, seine holde Ehefrau, die sich zur Zeit an eine weitere, wahrscheinlich desaströsen, unglaublich prätentiösen Neubearbeitung von Ornette Coleman-Kompositionen heranwagt. Schlippenbach’s Ideen sind in meinen Augen abstrakte Varianten von durchaus harmonischen Kompositionen. Da liegt genau so wenig Seele drin, wie in einer zufällig entstandenen Tonfolge zerscheppender Porzellanteller. Charme entsteht nur dann, wenn er zu seinen eigenen Wurzeln blickt.
Schlippenbach kein Freejazz? Das halte ich aber mal für eine gewagte Behauptung. Ich hatte ihn mal live mit Evan Parker erlebt und war sehr angetan. Natürlich ist seine Musik hochgradig abstrakt – aber deswegen keinesfalls seelenlos. Ich halte ihn für einen herausragenden Musiker. Seine persönlichen Verhältnisse interessen mich allerdings nicht.
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Werbungnail75Schlippenbach kein Freejazz? Das halte ich aber mal für eine gewagte Behauptung. Ich hatte ihn mal live mit Evan Parker erlebt und war sehr angetan. Natürlich ist seine Musik hochgradig abstrakt – aber deswegen keinesfalls seelenlos. Ich halte ihn für einen herausragenden Musiker. Seine persönlichen Verhältnisse interessen mich allerdings nicht.
Die Verhältnisse (Duett mit Frau Aki Takase) und Verbündnisse (z.B. Monks Casino, Berlin Contemporary Jazz Orchester) habe ich auch rein musikalisch analysiert, die persönlichen sind mir ebenfalls piepegal.
Das von Dir angesprochene Trio Parker/von Schlippenbach/Lovens weiß ich auch zu schätzen. Um es kurz zu sagen: „Pakistani Pomade“ ist zum Beispiel Free-Jazz in Reinform. Das meinte ich auch mit seinen Wurzeln, weil dieses Trio andere Maßstäbe hat und setzt, als es von Schlippenbach heute tut. Inzwischen ist er für mich unhörbar geworden, da steckt zu viel Berechnung und Analyse hinter. Das Gefühl von Individualität und Anarchie, genau das, das Coleman hier in dem einleitenden ersten Satz vermittelt und das für mich Free-Jazz bedeutet, hat Schlippenbach über die Jahre verloren.--
Ich glaube nail 75 hat mit seinem Beitrag avantgarde/Freejazz einen wichtigen Punkt angesprochen. Für mich beteutet Freejazz nicht zwangsläufig, daß alle Regeln die bis dahin als verbindlich galten außer Kraft gesetzt sein mußten- aber sie konnten/können in Frage gestellt werden – und/oder durch andere ersetzt werden. Freejazz ist nicht unbedingt reines Chaos sondern Wahlfreiheit. Gerade z.B. Ornette Coleman ist für mich stark in der Tradition verwurzelt.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Mit „Spiritual Unity“ von Albert Ayler tue ich mich doch schwerer als mit Alice Coltrane und Pharoah Sanders.
Ist vermutlich kein Nachteil, wenn man sich mit traditionellerem Jazz in Triobesetzung schon beschäftigt hat und da auch ein Ohr für hat.--
StaggerleeIch glaube nail 75 hat mit seinem Beitrag avantgarde/Freejazz einen wichtigen Punkt angesprochen. Für mich beteutet Freejazz nicht zwangsläufig, daß alle Regeln die bis dahin als verbindlich galten außer Kraft gesetzt sein mußten- aber sie konnten/können in Frage gestellt werden – und/oder durch andere ersetzt werden. Freejazz ist nicht unbedingt reines Chaos sondern Wahlfreiheit. Gerade z.B. Ornette Coleman ist für mich stark in der Tradition verwurzelt.
Unbestritten. Gerade vorhin „Four For Trane“ gehört, das ist auch kaum avantgardistischer als „Unity“. Ich weiß nicht so recht, ob ich es zum Freejazz zählen sollte. Mit avantgarde-jazz hätte ich hingegen kein Problem.
@Keksofen: Ui, direkt von 0 auf 100. Probiere es doch mal mit „Kind of Blue“ von Miles Davis oder „Sunday At the Village Vanguard“ von Bill Evans, nicht dass Dir der Free Jazz noch den ganzen Jazz verleidet.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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nail75Probiere es doch mal mit „Kind of Blue“ von Miles Davis oder „Sunday At the Village Vanguard“ von Bill Evans (…)
Dem Tipp schließe ich mich uneingeschränkt an. Beides sehr wundervolle Klassiker und sicherlich ein mehr als idealer Einstieg in die große, bunte, vielseitige und tolle Jazzwelt.
(Mein Einstieg damals waren übrigens „Someday my Prince will come“ von Miles Davis und „Settin‘ the Pace“ von John Coltrane).@seaweed: Mit deinem Urteil über den späten von Schlippenbach bzw. und seine umständlichen Hampeleien was Traditionspflege bzw. verbogene Neubearbeitungen angeht, liegst du absolut richtig. Maniriert und borniert (und mit den dafür passenden Kasperlefiguren) wären da wohl treffende Attribute für das, was der Knabe da mittlerweile auf die Jazzbühnen hebelt. Jedenfalls ziemlich grauenvoll, verklemmt und bemüht und weit weg von der frischen Knackigkeit seiner älteren Sachen (ich denke da insbesondere auch an das großartige „Global Unity Orchestra“) und tatsächlich wohl eher für Rollkragenpulliträger und bärtige Pfeifenraucher von einigem Reiz. (Außnahme sicherlich sein „Swinging the Bim“ Auftritt oder die „Hunting the Snake“ Sessions).
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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nail75Ich bevorzuge daher die Bezeichnung avantgarde-jazz. Diese ist zwar nicht griffiger, erlaubt es aber, dass man auch Werke einbeziehen kann, die nicht frei sind, aber davon leben, dass sie die Grenzen des Jazz ausloten und überschreiten, dazu würde ich dann z. B. Larry Youngs „Unity“, Miles Davis „Plugged Nickel“-Aufnahmen, die Blue Note und Impulse-Aufnahmen (soweit ich sie kenne) von Sam Rivers und Carla Bleys „Escalator over the Hill“ zählen. Ich muss aber fairerweise sagen, dass mein Wissen begrenzt ist.
Welche Impulse! Aufnahmen von Sam Rivers meinst du denn jetzt genau, Nail? „Crystals“ z.B. gefällt mir sehr gut, würde ich aber, ähnlich wie Larry Youngs Sachen (vornehmlich „Lawrence of Newark“), eher unter dem Begriff „Fusion“ einsortieren. Avantgardistischere Sachen wären für meine Begriff bspw. Milford Graves‘ Solo-Drum Aufnahmen etc.
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pinchWelche Impulse! Aufnahmen von Sam Rivers meinst du denn jetzt genau, Nail? „Crystals“ z.B. gefällt mir sehr gut, würde ich aber, ähnlich wie Larry Youngs Sachen (vornehmlich „Lawrence of Newark“), eher unter dem Begriff „Fusion“ einsortieren. Avantgardistischere Sachen wären für meine Begriff bspw. Milford Graves‘ Solo-Drum Aufnahmen etc.
Siehe übrigens auch Post 35. Naja, beispielsweise Trio Live und auch Crystals, der Rest ist ja nur schwer erhältlich, wobei Trio Live sicherlich freejazz ist, Crystals nur ein halbgares avantgardistisches BigBand-Experiment (tschuldigung! ;-)). Vielleicht hätte ich besser auf Contours verwiesen.
Sag mal, kennst Du „Unity“ nicht? Das hat mit Fusion (Lifetime, Lawrence) gar nix zu tun. Milford Graves kenne ich gar nicht…--
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Ähem, nein, „Unity“ ist eine Lücke bei mir.
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pinchÄhem, nein, „Unity“ ist eine Lücke bei mir.
Oh mein Gott, das muss das absolut nächste Album sein, das Du Dir kaufst. Kein Wunder, dass meine Diskussionsversuche ins Leere laufen!
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Huch! Okay, wird gemacht.
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Sehr schöner thread! Werde mir Gedanken machen und ein paar Worte (inkl. Top 10 Liste) später dazu posten.
Leider habe ich derzeit relativ wenig Zeit…
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Der Teufel ist ein Optimist, wenn er glaubt, dass er die Menschen schlechter machen kann. "Fackel" - Karl Krausnail75Vieles von Impulse! gibt es übrigens momentan günstig bei Zweitausendeins!
Stimmt.
Sun Ra – Space is the Place
John Coltrane – Interstellar Spacesind es geworden. Beide toll, wenn auch auf sehr unterschiedliche Art und Weise. Sun Ra könnte eine folgenschwere Entdeckung gewesen sein..
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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MalibuSun Ra könnte eine folgenschwere Entdeckung gewesen sein..
Kann ich gut verstehen. Vom Sonnengott ist nahezu alles grandios. Selbst im hochbetagten Alter schüttete der Mann noch absolute Meisterwerke aus (z.B. „Somewhere Else“, 1993). Viel Spass beim Entdecken. Dranbleiben lohnt!
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Weniger frei, aber wahrhaft grandios ist „Jazz in Silhouette“.
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Schlagwörter: AACM, Art Ensemble Of Chicago, Avantgarde, Black Artists Group, Free Jazz, Freejazz, Jazz, Nessa Records
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