Fleet Foxes – Fleet Foxes

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  • #6725757  | PERMALINK

    kingberzerk

    Registriert seit: 10.03.2008

    Beiträge: 2,068

    Carrot FlowerDie Stimme von R. Pecknold hat für mich auch eine ganz spezielle Qualität, die eben bei aller Hingabe doch ganz klassisch und klar eingesetzt wird, vielleicht kann man es am besten als uneitel beschreiben. Die Chorstimmen bilden ein Ganzes, sie sind nicht nur da, um die Eigenheiten des Leadsängers herauszustellen. Das meinte ich mit „unpersönlich“, nicht so etwas wie bewusst cool oder unbeteiligt. The song not the singer.

    Auch wenn die Fleet Foxes aus Seattle kommen, erinnern mich die Stimme und der Gesang immer mehr an Europa. Auch im Pub ein Lied singen zu können, was in Berlin aber nur bei Russen und Polen geschieht. Die Selbstverständlichkeit bleibt reserviert, halböffentlich, schließlich geht es nicht darum, Intimität zu inszenieren. Innerlichkeit oder Verletzlichkeit ist nicht das höchste Kriterium, aber Naturalismus zählt offenbar. Was ist eigentlich das Sujet des Albums?

    Die Weite des Satzgesanges in „Sun it Rises“ drängt sich nicht auf, nur die höheren Lagen etwa in „Ragged Wood“ (aus meiner Sicht einer der schwächeren Songs gemeinsam mit „Meadowlarks“), aber selbst dabei spielt die Klangfarbe nicht ins Überrumpelnde hinüber. Die Musik klingt dadurch nur ein wenig intensiver. Die Stimme ist nicht so meins, aber die Stimme von Thom Yorke und Sufjan Stevens sind es auch nicht, was beileibe kein Ausschlusskriterium gewesen ist.

    Sehr uneuropäisch hingegen die Akkordfolgen, die Harmoniefärbungen und die Taktwechsel, besonders in „Quiet Houses“. Je ungerader das Schlagzeug spielt, desto besser gefallen mir die Passagen. Für manche Ohren sicher eine Zumutung, aber wenn man schon ein bisschen was gehört hat, kommt einem das schon entgegen.

    Die Attitüde der Band hat mir zuerst ein wenig die High Llamas in Erinnerung gerufen, gerade die Kadenzen von „Quiet Houses“, aber das hier finde ich besser, und die High Llamas hatten keine Songs.

    Schließlich wüsste ich gern, worüber sie singen. Gibt’s irgendwo die Texte?

    Update für Dick:

    Carrot FlowerIch versuche, herauszufinden, warum diese doch sehr innige, hymnische Musik auf mich so ganz anders wirkt als andere innige, hymnische Musik, die mich auch eher auf die Bäume treibt. Und der Unterschied besteht da eben für mich darin, dass ich nicht den Eindruck habe, jemand versucht mich mit seinem Tun zu manipulieren oder mir mit seinen Befindlichkeiten ins Ohr zu kriechen.

    --

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    #6725759  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    kingberzerkUpdate für Dick:

    LaCarotte:
    „Und der Unterschied besteht da eben für mich darin, dass ich nicht den Eindruck habe, jemand versucht mich mit seinem Tun zu manipulieren oder mir mit seinen Befindlichkeiten ins Ohr zu kriechen.“

    ich habe das schon gelesen, danke. Soll ich das mit „jemand singt an mir vorbei“ übersetzen, was wäre daran von Vorteil? Wo ist der Unterschied zwischen „Manipulieren“ und „Berühren“, gibt es einen?

    --

    #6725761  | PERMALINK

    mistadobalina

    Registriert seit: 29.08.2004

    Beiträge: 20,824

    Dick Laurentich habe das schon gelesen, danke. Soll ich das mit „jemand singt an mir vorbei“ übersetzen, was wäre daran von Vorteil? Wo ist der Unterschied zwischen „Manipulieren“ und „Berühren“, gibt es einen?

    Auf jeden Fall. Zum Beispiel empfinde ich Antony & the Johnsons als manipulierend, so, als wolle mir Antony seine Befindlichkeiten aufzwingen (aber da wird es sicher auch gleich Gegenstimmen geben). Die Fleet Foxes in der Tat nicht, das hat Carrot Flower sehr gut beschrieben. Für mich ist es so, als stünde es mir frei, mich selbst in die Musik einzubringen, diese Möglichkeit habe ich z.B. bei Antony nicht.

    --

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    #6725763  | PERMALINK

    tugboat-captain

    Registriert seit: 20.03.2008

    Beiträge: 2,825

    Dick Laurenthabe ich getan, bevor ich die Frage stellte, ich verstehs trotzdem nicht…

    Ich weiß auch ehrlich gesagt nicht, wie ich Dir das plausibel machen soll. Ich denke, dass jeder seine eigene Definition von „Manipulationsversuch“ hat. Für mich verbirgt sich dahinter Musik, die ich als insistierend und aufdringlich empfindet, weil sie sich zu sehr in gekünstelten Emotionen wühlt und/oder in ihren Hymenhaftigkeit zu sehr nach „Juhu“, „Wow“, „Ahhhhhh“ und „Unglaublich“ schreit. Ist, um das noch mal zu betonen, Definitionssache und hängt davon ab wie sehr man Emotionen an sich heran lassen kann/will und ob man das Dargebrachte als gekünstelt oder nicht empfindet.
    Im Falle „Fleet Foxes“ habe ich das Gefühl von „aufdringlich“ oder „insistierend“ nicht, weil die Musik wieder durch ein traditionelles-minimalistisches Songwriting ausgebügelt wird. Dass ich den Gesang trotz seiner Größe nicht als „manipulierend“ empfinde, schrieb ich ja bereits weiter oben.

    --

    detours elsewhere
    #6725765  | PERMALINK

    tugboat-captain

    Registriert seit: 20.03.2008

    Beiträge: 2,825

    MistadobalinaZum Beispiel empfinde ich Antony & the Johnsons als manipulierend…

    Dein Antony ist mein Conor Oberst. ;-)

    --

    detours elsewhere
    #6725767  | PERMALINK

    kingberzerk

    Registriert seit: 10.03.2008

    Beiträge: 2,068

    Dick LaurentSoll ich das mit „jemand singt an mir vorbei“ übersetzen, was wäre daran von Vorteil? Wo ist der Unterschied zwischen „Manipulieren“ und „Berühren“, gibt es einen?

    Gute Frage, überlege auch schon.

    In diesem Fall vermute ich, dass es das Album aus meiner Perspektive nicht darauf anlegt, möglichst große Nähe zu inszenieren, dennoch aber viel Persönlichkeit zum Ausdruck bringt.

    Meine Nachbarin zum Beispiel mag nicht in der Öffentlichkeit singen, weil sie das Gefühl hat, sich dann vor Fremden auszuziehen. Aber sie singt auch andere Lieder, auch gern über Intimität und Nähe. Die Fleet Foxes sind hingegen gut in der Heide, schätze ich mal, ohne deshalb unpersönlich zu sein, und sie bleiben angezogen.

    --

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    #6725769  | PERMALINK

    mistadobalina

    Registriert seit: 29.08.2004

    Beiträge: 20,824

    tugboat captainDein Antony ist mein Conor Oberst. ;-)

    Kann ich nachvollziehen, geht mir aber nicht so. Ein gutes Thema übrigens, finde ich. Mich würde interessieren, wie das andere so sehen, und ob es bei jedem Künstler gibt, deren/dessen Musik sie als manipulativ empfinden. Vielleicht einen thread wert – mal sehen.

    --

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    #6725771  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    MistadobalinaAuf jeden Fall. Zum Beispiel empfinde ich Antony & the Johnsons als manipulierend, so, als wolle mir Antony seine Befindlichkeiten aufzwingen (aber da wird es sicher auch gleich Gegenstimmen geben). Die Fleet Foxes in der Tat nicht, das hat Carrot Flower sehr gut beschrieben. Für mich ist es so, als stünde es mir frei, mich selbst in die Musik einzubringen, diese Möglichkeit habe ich z.B. bei Antony nicht.

    Genau! Deshalb mag ich Antony auch nicht.

    Und die Texte, kingberzerk, sind in der Hauptsache Schilderungen von Natur. In den Liner Notes zur Platte wird das auch sehr schön aufgegriffen, obwohl die Texte da nicht abgedruckt sind.

    PS: Ein genaueres Textstudium steht bei mir auch noch aus.

    --

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    #6725773  | PERMALINK

    carrot-flower
    Moderator

    Registriert seit: 26.09.2007

    Beiträge: 3,122

    kingberzerkSchließlich wüsste ich gern, worüber sie singen. Gibt’s irgendwo die Texte?

    Ich schau so etwas immer bei www.songmeanings.net nach. Bin in der Textexegese noch nicht so weit, aber „White Winter Hymnal“ ist schonmal ganz hinreißend:

    I was following the pack
    all swallowed in their coats
    with scarves of red tied ’round their throats
    to keep their little heads
    from fallin’ in the snow
    And I turned ’round and there you go
    And, Michael, you would fall
    and turn the white snow red as strawberries
    in summertime

    @Dick: So, wie es Mista und der Käptn beschrieben haben, meinte ich es. Nimm z.B. ein Extrembeispiel wie PJ Harvey (die ich sehr gern höre): Ihre Musik scheint zum einen sehr selbstentblößend, zum anderen sehr auf Provokation und Reaktion aus. Bei den Fleet Foxes habe ich eher den Eindruck, die machen ihr Ding im Dienst der Guten Sache und schielen nicht drauf, was sie bewirken.

    Edit: Mista, einen Thread zu solchen Fragestellungen fände ich klasse!

    --

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    #6725775  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    tugboat captainDein Antony ist mein Conor Oberst. ;-)

    Conor Oberst ist einfach nur langweilig. Der erreicht mich gar nicht erst. Sein neues Album könnte allerdings interessant sein. Gehört aber nicht hierhin, sorry.

    --

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    #6725777  | PERMALINK

    mistadobalina

    Registriert seit: 29.08.2004

    Beiträge: 20,824

    Carrot Flower
    @Dick: So, wie es Mista beschrieben hat, meinte ich es. Nimm z.B. ein Extrembeispiel wie PJ Harvey (die ich sehr gern höre): Ihre Musik scheint zum einen sehr selbstentblößend, zum anderen sehr auf Provokation und Reaktion aus. Bei den Fleet Foxes habe ich eher den Eindruck, die machen ihr Ding im Dienst der Guten Sache und schielen nicht drauf, was sie bewirken.

    Ich bringe es auch mit Selbstdarstellung in Verbindung. Die Fleet Foxes beschreiben/erzählen und stellen sich eben nicht dar.

    --

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    #6725779  | PERMALINK

    kingberzerk

    Registriert seit: 10.03.2008

    Beiträge: 2,068

    Carrot Flower: Herzlichen Dank – dachte ich mir’s doch: „red squirrel in the mornin‘, I’m comin‘ to take you home“

    Mikko: hatte schon so den Verdacht, danke für den Hinweis!

    Ganz allgemein:
    Verführung mit Manipulation gleichzusetzen, will mir nicht ganz gefallen, außer wir sprechen über die Werbeindustrie. Antony & The Johnsons, Xiu Xiu, Tori Amos und Kollegen: Während einem die einen wie beschrieben „ins Ohr kriechen“, hauchen dir andere zart auf die Seele.

    --

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    #6725781  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    ok, ich verstehe jtzt ungefähr, was ihr meint, den Begriff „manipulierend“ hätte ich dennoch nicht verwendet.

    Lustig die gewählten Beispiele zur Verdeutlichung, grade weil ich bei keinem der Interpreten den Gesang unabhängig von der Musik beurteilen könnte. Antony macht mit den Johnsons den größten Müll, singt aber bei Hercules absolut songdienlich und passend. Auch Conor Oberst hat die Sterneskala schon fast komplett durchlaufen – das Problem war allerdings nie der Gesang…

    --

    #6725783  | PERMALINK

    carrot-flower
    Moderator

    Registriert seit: 26.09.2007

    Beiträge: 3,122

    MistadobalinaIch bringe es auch mit Selbstdarstellung in Verbindung.

    Ja, genau! Wobei es dann eben von zig Faktoren abhängt, ob man diese Inszenierung ertragen oder sogar genießen kann. Ich gehe z.B. bei Antony sehr gern mit, weil ich seine Art der Entblößung als hilflos empfinde, als stünde er da und könne nicht anders (was sicher Quack ist!).

    --

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    #6725785  | PERMALINK

    mistadobalina

    Registriert seit: 29.08.2004

    Beiträge: 20,824

    Dick Laurentok, ich verstehe jtzt ungefähr, was ihr meint, den Begriff „manipulierend“ hätte ich dennoch nicht verwendet.

    Lustig die gewählten Beispiele zur Verdeutlichung, grade weil ich bei keinem der Interpreten den Gesang unabhängig von der Musik beurteilen könnte. Antony macht mit den Johnsons den größten Müll, singt aber bei Hercules absolut songdienlich und passend. Auch Conor Oberst hat die Sterneskala schon fast komplett durchlaufen – das Problem war allerdings nie der Gesang…

    Das es nur um den Gesang geht, hat hier wohl keiner gesagt. Es geht natürlich auch um die Songs und die jeweilige Art der Interpretation.

    --

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