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ah, hatte die edits unten in deinem Post gar nicht gesehen, tolles Foto… Tatsaechlich ueberschneidet sich meine LP nicht mit der neuen „Timme’s Treasures“ CD… (die natuerlich sehr spannend ist, allein schon wegen der ersten Version von Round Midnight)
Don Byas – don byas 1945Ist Don Byas der Kuenstler, von dem es die meisten Alben gibt, die „1945“ heissen? Ich koennt es mir vorstellen… Tatsaechlich ist das hier jetzt meine fuenfte LP mit Don Byas Aufnahmen von 1944-46 (nach der Rosenkrantz LP, der Savoy Doppel-LP und der Alamac LP, die auch 1945 heisst), und ich wuerd fast sagen, dass dies hier nach der Savoy Doppel-LP der naechste essentielle Kauf ist (teuer ist das ja alles nicht – und wenigstens diese 5 Platten ueberschneiden sich nicht). Auf der Platte, die mit verschiedenen Covern beim franzoesischen Black and Blue Label erschien, finden sich drei Sessions mit je vier Tracks, insgesamt zwoelf also, die urspruenglich fuer das winzige Jamboree Label entstanden (und diese 12 Tracks sind auch Byas gesamte Jamboree Aufnahmen). Johnny Guarnieri ist auf allen Tracks zu hoeren, an Bass und Drums wechseln sich verschiedene Leute ab, von denen Cozy Cole (eine Session), den groessten Namen hat… eine Session ist im Quartett, auf den anderen beiden hat Byas jeweils einen erstklassigen Trompeter neben sich in der Frontline… Einmal ist das Buck Clayton, das andere mal der legendaere Joe Thomas… Ansonsten weiss ich nicht viel zu sagen – Small Group Swing der ersten Guete in einer gescheiten Ausgabe, am meiste von Byas hoert man natuerlich auf den Quartetttracks, aber die Trompeter sind wirklich auch alle beide hoerenswert … Rauschen tut die Platte ein wenig, aber sind ja auch alte Aufnahmen… das Design des Covers ist ein bisschen langweilig, aber zumindest auf meinem Exemplar hat ein Vorbesitzer das aufgewertet, in dem er einen grossen, orangenen Aufkleber des Cafe Banhoek in Amsterdam Osdorp ueber Byas Schulter platziert hat.
hier ist ein schoener Blogpost zu einer der drei Sessions (der mit Clayton)
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WerbungBeim selben Blog (Michael Steinman’s Jazzlives) gibt es hier 90 Minuten Timme Rosenkrantz Tapes mit Don Byas, die sich scheinbar mit „meiner“ LP oben ueberschneiden (das erste Mal Byas kommt im ersten Video nach gut 5 Minten…)
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Don Byas / George Johnson – Those Barcelona Daysim September 1946 kam Byas nach Europa und machte ziemlich direkt die ersten Aufnahmen (mit Tyree Glenn, Billy Taylor…). Im Sommer 1947 liess er sich dann in Spanien nieder, die Aufnahmen hier enstanden in Barcelona und Madrid zwischen August 1947 und April 1948… Ein bisschen ist es, als waer Byas hier direkt von der 52nd Street, dem Zentrum der Jazzwelt, in einen ziemlich verstaubten alten Filmsoundtrack spaziert… Von Django Reinhardt aus den 30ern gibt es auch so Aufnahmen mit irgendwelchen ziemlich steifen Grand Orchestres… Von den 12 spanischen Byas Tracks sind so vier oder fuenf ganz ok, liegt meistens an den Soli von Byas… und wenn keine spanischen Schlagersaenger beteiligt sind, ist das tendentiell ein Plus (ist auf gut der Haelfte der Tracks der Fall). Tatsaechlich hat Freshsound die CD ganz clever so programmiert, dass die ersten sechs Tracks ganz ok sind, und die zweiten sechs Tracks eher schwaecher…
Auf der CD (und im spotify stream) folgen dann noch acht Tracks des Saxophonisten George Johnson, der auch schon auf einigen der Tracks mit Byas zu hoeren ist… Auch wenn hier keine grossen Namen beteiligt sind, ist das eindeutig die interessantere Session – allein schon weil von Johnson und seinen Kameraden eben keine hundert besseren Tracks aus diesen Jahren vorliegen… und die Band ist gut eingespielt, es gibt clevere Arrangements und talentierte Leute, Claude Dunson hat zB Trompetencredits mit Andy Kirk und Benny Carter – aber als Solist in einer kleinen Band, hat man ihn in New York nicht aufgenommen… Johnson ist eine interessante Figur, hat praktisch seine ganze Karriere in Europa verbracht, in den 30ern mit Django Reinhardt aufgenommen, war dann waehrend des Krieges in den USA, wo er zB mit Buck Clayton und John Kirby arbeitete… Musikalisch erinnert er mich sehr an Kirtland Bradford, fast der gleiche, sehr huebsche, fast schon etwas liebliche Klang. Solche Leute hoert man oft nicht viel solieren, er beweist hier absolut, dass er es kann… Die einzige Frage, die kurioserweise offen bleibt, ist, ob der Tenorist, der auf manchen der Johnson Tracks ein klein wenig zu hoeren ist, Byas ist, oder der sonst undokumentierte Jimmy Adams… ich vermute letzteres.
Tatsaechlich ist es so, dass Johnson fuer den Track „Rose Room“ aus den Rosenkrantz Tapes ein alternativer Lineup-Vorschlag zu Bradford ist… (den Track findet man auf meiner blauen LP oder kann ihn sich unter dem Link aus dem letzten Post zusammensuchen). Was stark fuer Johnson spricht, ist, dass er auch spaeter mit Byas zusammenarbeitete, und er – anders als Bradford – zu der Zeit seinen Lebensmittelpunkt in New York hatte…
Fazit: die CD Ausgabe hiervon lohnt schon, wenn auch vielleicht nicht wegen Byas, die LP, auf der die acht Johnson Tracks fehlen, kann man zurueckstellen…
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.Ein Leserbrief aus Downbeat vom 16.12.1946, der ein bisschen die Atmosphaere beschreibt, die George Johnson und Don Byas in Barcelona vorgefunden haben duerften… Die Johnson Band war wohl die zweite amerikanische Jazzband in Europa nach dem Krieg, nach der legendaeren Don Redman Tour mit Don Byas… Der Autor, Dave Sternberg, war – wie auch aus dem Brief klar wird – der Manager der Johnson Band…
A Yankee In Spain
Barcelona. Spain
To the Editors.I arrived here some time ago, and am having the time of my life. Meat twice a day, cognac in my coffee, lobster thermidor for the asking, a swell hotel room on Barcelona’s Park ave.. and like the first white man the Indians saw, I am considered a God here, because I am a foreigner.
Nightlife in Spain is the answer to the night club owners prayers. On Monday nights they are full. The emphasis however is placed on food and not on drinks The government has an unusually heavy tax, around 115 percent of the bill, and yet business thrives. The decor of the places would astound you. They are way beyond any Hollywood concept of richness and they have the Spanish touch of fine marble statues, reproductions of Botticelli, and fine hand carved woodwork.
The musicians have to be unusually adept and fine. They have to play paso dobles, sambas tangoes, boleros and the fox as they call it. The usual musician here plays violin, sax or trumpet, accordion or bandoneon. and sings. One definite letdown
here is their insistence that the music must be continuous. The result is that the music never stops. Before the last note dies out a new number is begun and when the alternating band comes on it starts to play the same number of the band it is relieving und does so while getting on the bandstand. The pianist of the new orchestra (they usually have two pianos in the
place) picks up after the last chord.One place in Madrid called the Casablanca, has a revolving bandstand so while one band finishes the other is in place and being brought on. The Casablanca is done in the Moroccan motif and has a roof that disappears.
The Lamoga where George Johnson will play at is the newest nightclub in Barcelona. It is fabulously rich in decorations and is owned by two young brothers named Julian and Benjamin Rocafort. These two brothers are the local Russeks here. The place seats only 200 people and has a staff of 50 people to wait on the clients. It is a combination of the 21 club and the Monte Carlo. Opening night the tariff was 400 pesetas about $20 The government bite was 215 pesetas out of that 400.
We ran into a snag on the question of visas but that will being ironed out (it was a last minute misunderstanding) and the owner of the place decided to open with two bands on Oct. 23 after postponing the opening for one month (and paying his entire staff for that month) while waiting for my band to come over. They should be over by Nov 20 at the latest. The musical
world is waiting with keen anticipation the invasion of the Yanquis. The last band to visit Barcelona was Benny Carter in 1932.In the Martin De LaRosa orchestra playing at the Lamos is featured a trumpet player who resembles Harry James and is considered Spain’s foremost trumpeter. He has a beautiful tone and phraser tastefully. His name Is Rovira. He has two equally famous brothers who also play trumpet.
More later.
Dave Sternberg
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.Sehr schöne Funde, @redbeansandrice!
Spanien hatte im Krieg ja nicht allzu viel abgekriegt, da es neutral geblieben war – und dadurch als einzige faschistische Diktatur den Krieg überlebte, wenn auch international geächtet. Die Repressionen des Franco-Regimes ließen sicher auch nicht viel Freiraum. Eigenartig, dass die afro-amerikanischen Jazzer dort offenbar mit offenen Armen empfangen wurden. Aber man gierte wohl auch in Spanien nach Unterhaltung und Zerstreuung und ließ die Pesetas springen.
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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)Franco und der Jazz ist spannend, in der Tat (ist auch einiges zu geschrieben worden, schien mir gestern, aber vor allem auf Spanisch und Katalanisch)… Hier ist mal ein Ärgernis: Diese Cd und jene LP
(also die Byas Americans Swinging in Paris und die entsprechende Prestige Compilation) enthalten Material von den gleichen drei Sessions, insgesamt 15 Tracks von ziemlich genau 3 Minuten, aber aus vollig unerfindlichen Gründen lässt die CD einfach mal eben drei Tracks aus der Session mit Bill Coleman weg…--
.kurzer zwischenruf: was war mit salazar und portugal? ich frage nur, weil mir bei einer recherche mal der hot clube de portugal auffiel, den es immer noch gibt, und bei dem offenbar die gleichen leute zu besuch kamen (ob don byas auch, weiß ich allerdings nicht).
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Bei mir lief heute eine Playlist mit einem Track von Piero Umiliani, da musste ich sofort an Don Byas denken. Und Bossa Nova hätte wahrscheinlich super gepasst für Don Byas (vielleicht mit ein bißchen Hilfe und passenden Sidemen), vielleicht auf Verve.
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redbeansandriceFranco und der Jazz ist spannend, in der Tat (ist auch einiges zu geschrieben worden, schien mir gestern, aber vor allem auf Spanisch und Katalanisch)… Hier ist mal ein Ärgernis: Diese Cd und jene LP
(also die Byas Americans Swinging in Paris und die entsprechende Prestige Compilation) enthalten Material von den gleichen drei Sessions, insgesamt 15 Tracks von ziemlich genau 3 Minuten, aber aus vollig unerfindlichen Gründen lässt die CD einfach mal eben drei Tracks aus der Session mit Bill Coleman weg…
Das ist tatsächlich die schwächste (zudem hässlichste – finde sie schlimmer als die alten Vogue-Reihen) der Paris-Jazz-CD-Reihen… aber die Compilations von Kenny Clarke und Lucky Thompson sind super und in Sachen Reissues die AEoC (ein needle drop twofer) und die von Slide Hampton und Phil Woods auch top.
Danke für den „Brief“ aus Spanien … und Portugal denk ich weiss man wenig, weil es kaum Aufnahmen gibt?
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #157: Benny Golson & Curtis Fuller – 12.11.2024 – 22:00 / #158 – 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaTatsächlich erwähnt Evensmo einen Flohmarktfund, der kürzlich wem in Lissabon gelang… eine portugiesische Don Byas Single, die kein Diskograph auf dem Schirm gehabt hatte…
Und ja, das ist echt keine tolle Reissueserie, aber gerade die Lucky Thompson CD hat bei mir schon Potential für die besten hundert CDs aller Zeiten… dass ich die Byas CD gab ärgert mich fast, weil ich mir sonst jetzt die Prestige LP holen würde…
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.gypsy-tail-wind … und Portugal denk ich weiss man wenig, weil es kaum Aufnahmen gibt?
das hatte ich mich gefragt, aber es scheint tatsächlich so gewesen zu sein, trotz festivals, radio-programmen etc.
und das hier ist der flohmarktfund aus lissabon, oder?
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A propos, ein Album von Don Byas mit Amália Rodrigues gibt es ja auch, aber erst von 1968 (rec., rel. 1972 wie es scheint) … wer braucht Bossa Nova, wenn er Fado haben kann?
https://www.discogs.com/de/master/504871-Am%C3%A1lia-Don-Byas-Encontro
(Ich hab die CD von 2005)--
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gypsy-tail-windA propos, ein Album von Don Byas mit Amália Rodrigues gibt es ja auch, aber erst von 1968 (rec., rel. 1972 wie es scheint) … wer braucht Bossa Nova, wenn er Fado haben kann? https://www.discogs.com/de/master/504871-Am%C3%A1lia-Don-Byas-Encontro (Ich hab die CD von 2005)
Kannte ich nicht …. scheen ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)gypsy-tail-windA propos, ein Album von Don Byas mit Amália Rodrigues gibt es ja auch, aber erst von 1968 (rec., rel. 1972 wie es scheint) … wer braucht Bossa Nova, wenn er Fado haben kann?
wahnsinn, hab ich noch nie gesehen, danke! darf byas denn da auch mal solo spielen?
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vorgarten
gypsy-tail-windA propos, ein Album von Don Byas mit Amália Rodrigues gibt es ja auch, aber erst von 1968 (rec., rel. 1972 wie es scheint) … wer braucht Bossa Nova, wenn er Fado haben kann?
wahnsinn, hab ich noch nie gesehen, danke! darf byas denn da auch mal solo spielen?
Ewig nicht mehr gehört, war mal eine Entdeckung wohl wenige Jahre nachdem die erwähnte 2005er-CD herausgekommen war) und kam mir erst durch Deine Frage wegen Portugal wieder in den Sinn … ich weiss es nicht, aber das kann man hier nachprüfen
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #157: Benny Golson & Curtis Fuller – 12.11.2024 – 22:00 / #158 – 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba -
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