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Don Byas / George Johnson – Those Barcelona Days
im September 1946 kam Byas nach Europa und machte ziemlich direkt die ersten Aufnahmen (mit Tyree Glenn, Billy Taylor…). Im Sommer 1947 liess er sich dann in Spanien nieder, die Aufnahmen hier enstanden in Barcelona und Madrid zwischen August 1947 und April 1948… Ein bisschen ist es, als waer Byas hier direkt von der 52nd Street, dem Zentrum der Jazzwelt, in einen ziemlich verstaubten alten Filmsoundtrack spaziert… Von Django Reinhardt aus den 30ern gibt es auch so Aufnahmen mit irgendwelchen ziemlich steifen Grand Orchestres… Von den 12 spanischen Byas Tracks sind so vier oder fuenf ganz ok, liegt meistens an den Soli von Byas… und wenn keine spanischen Schlagersaenger beteiligt sind, ist das tendentiell ein Plus (ist auf gut der Haelfte der Tracks der Fall). Tatsaechlich hat Freshsound die CD ganz clever so programmiert, dass die ersten sechs Tracks ganz ok sind, und die zweiten sechs Tracks eher schwaecher…
Auf der CD (und im spotify stream) folgen dann noch acht Tracks des Saxophonisten George Johnson, der auch schon auf einigen der Tracks mit Byas zu hoeren ist… Auch wenn hier keine grossen Namen beteiligt sind, ist das eindeutig die interessantere Session – allein schon weil von Johnson und seinen Kameraden eben keine hundert besseren Tracks aus diesen Jahren vorliegen… und die Band ist gut eingespielt, es gibt clevere Arrangements und talentierte Leute, Claude Dunson hat zB Trompetencredits mit Andy Kirk und Benny Carter – aber als Solist in einer kleinen Band, hat man ihn in New York nicht aufgenommen… Johnson ist eine interessante Figur, hat praktisch seine ganze Karriere in Europa verbracht, in den 30ern mit Django Reinhardt aufgenommen, war dann waehrend des Krieges in den USA, wo er zB mit Buck Clayton und John Kirby arbeitete… Musikalisch erinnert er mich sehr an Kirtland Bradford, fast der gleiche, sehr huebsche, fast schon etwas liebliche Klang. Solche Leute hoert man oft nicht viel solieren, er beweist hier absolut, dass er es kann… Die einzige Frage, die kurioserweise offen bleibt, ist, ob der Tenorist, der auf manchen der Johnson Tracks ein klein wenig zu hoeren ist, Byas ist, oder der sonst undokumentierte Jimmy Adams… ich vermute letzteres.
Tatsaechlich ist es so, dass Johnson fuer den Track „Rose Room“ aus den Rosenkrantz Tapes ein alternativer Lineup-Vorschlag zu Bradford ist… (den Track findet man auf meiner blauen LP oder kann ihn sich unter dem Link aus dem letzten Post zusammensuchen). Was stark fuer Johnson spricht, ist, dass er auch spaeter mit Byas zusammenarbeitete, und er – anders als Bradford – zu der Zeit seinen Lebensmittelpunkt in New York hatte…
Fazit: die CD Ausgabe hiervon lohnt schon, wenn auch vielleicht nicht wegen Byas, die LP, auf der die acht Johnson Tracks fehlen, kann man zurueckstellen…
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