Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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  • #12293775  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Gestern im Kino: Emitaï (Ousmane Sembène, SN/FR 1971) – heftig.

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    #12293845  | PERMALINK

    nicht_vom_forum

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    @.motoerwolf: Eine überraschende Kritik. Ich habe den Trailer gesehen und war sofort extrem skeptisch. Meine Befürchtungen:

    motoerwolf
    Im Kino:
    Civil War (Alex Garland, 2024)
    Garland hat einen höchst politischen Film gedreht, ohne dass Politik tatsächlich eine Rolle spielt.

    Das Problem sehe ich dabei dahingehend, dass „unpolitisch“ oder „centrist“ in den USA nach europäischen Maßstäben mindestens „konservativ“ bedeutet oder sogar rechts davon. Damit zeigt der Film quasi automatisch rechte/libertäre Bürgekriegsphantasien, wenn er nicht explizit anti-faschistisch positioniert ist. Es gilt ja leider immer noch das Bonmot „Es gibt keine Anti-Kriegsfilme, nur Kriegsfilme“. Mich haben die Bilder im Trailer unanngenehm an die Bilder des 6. Januar 2021 und die pseudo-paramilitärische Ausrüstung der Möchtegern-Putschisten erinnert.

    ist die Verwandlung von Menschen in regelrechte Monster unter den Bedingungen des Bürgerkrieges. Hier wird der Film fast zum Horrorfilm. Ebenso eindrücklich sind die Action-Szenen, die nicht mehr dazu einladen, Helden oder den Tod ihrer Opfer zu feiern.

    Hast Du den Trailer gesehen? Die darin gezeigten Szenen fand ich alles andere als eine negative oder kritische Darstellung von Gewalt. Ist der Film anders? Im Gegenteil: Ich fand die Darstellung der Kämpfer dahingehend fast schon faschistoid heroisierend, dass es ihnen nur noch um sinnentleerte Aktion um der Aktion willen ging: „Wir wissen nicht, wer auf uns schießt, aber wir schießen zurück!“. Ganz analog zur Betrachtung der Wehrmachtssoldaten seitens der Rechten, bei der persönlicher Heldenmut gefeiert wird, ohne zu thematisieren, was die Wehrmacht eigentlich in Osteuropa zu suchen hatte.

    Kannst Du dazu was schreiben?

    --

    Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away.  Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dick
    #12293931  | PERMALINK

    motoerwolf

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    Bye Bye

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    And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame
    #12293969  | PERMALINK

    nicht_vom_forum

    Registriert seit: 18.01.2009

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    Danke für die Antwort.

    motoerwolf
    @.nicht_vom_forum
    Der Film ist alles, nur nicht unpolitisch. Es geht nur nicht um DEMS vs GOP.

    Ja, ich hätte „apolitisch“ schreiben sollen. So oder so halte ich es für schwierig, in einem Land mit einem Waffenfetisch, in dem ein beachtlicher Teil der Bevölkerung tatsächlich von Putsch und Bürgerkrieg träumt, so zu tun, als gäbe es auch noch andere mögliche Gründe für einen US-Bürgerkrieg als rechtsradikale Militias, Trump-Anhänger und ähnliche Gruppen.

    Übrigens ist der Film kein amerikanischer, auch wenn er dort spielt. Die Frage müsste also lauten, was bedeutet unpolitisch oder centrist im UK?

    Naja. Der Film ist mit amerikanischen Schauspielern für ein amerikanisches Publikum gemacht.

    Es gilt ja leider immer noch das Bonmot „Es gibt keine Anti-Kriegsfilme, nur Kriegsfilme“.

    Das ist in meinen Augen schon immer Unsinn gewesen.

    Natürlich kann man Krieg auch kritisch darstellen und der Spruch ist verkürzt. Er trifft aber m. A. n. zu, wenn der „Anti-Kriegsfilm“ sich der Mittel des Actiom-Kinos bedient. Und zumindest im Trailer war das aus meiner Sicht so. Ich fand zum selben Thema übrigens DMZ ziemlich gut.

    Mal schauen. Vielleicht sehe ich mir den Film noch an und bilde mir ein eigenes Bild. An der handwerklichen Qualität habe ich jedenfalls keine Zweifel.

    --

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    #12293985  | PERMALINK

    latho
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    motoerwolf[…]
    Es geht nur nicht um DEMS vs GOP.
    […]

    Gott sei dank. Noch so einen Film mit ehrlichen Liberals gegen dumpfe Rechte hätte ich mir nicht angesehen. Es gibt sowieso einen zwingenden Grund, den Garland-Film anzusehen: Kiki.

    --

    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #12294005  | PERMALINK

    nicht_vom_forum

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    latho

    motoerwolf[…]
    Es geht nur nicht um DEMS vs GOP.
    […]

    Gott sei dank. Noch so einen Film mit ehrlichen Liberals gegen dumpfe Rechte hätte ich mir nicht angesehen.

    Vorsichtshalber: Das sehe ich genauso. Ich bin nur nicht überzeugt, dass die aktuellen USA überhaupt eine gute Kulisse für das Thema Bürgerkrieg abgeben.

    --

    Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away.  Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dick
    #12294017  | PERMALINK

    talkinghead2

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    Windtalkers (John Woo, 2002)

    Im zweiten Weltkrieg setzen die Amerikaner die Sprache der Navajos zur Verschlüsselung ihrer Funksprüche ein, um wichtige Inseln im Pazifik von den Japanern zurückzuerobern. Interessant. Nicolas Cage ist ein wenig überambitioniert.

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    Passt gut auf euch auf und bleibt gesund!
    #12294555  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Gestern im Kino: Showing Up (Kelly Reichardt, USA 2022)

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    motoerwolf

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    #12294679  | PERMALINK

    motoerwolf

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    #12295095  | PERMALINK

    motoerwolf

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    #12295257  | PERMALINK

    pfingstluemmel
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    Zuletzt gesehen:

    Diabeł (Regie: Andrzej Żuławski – Polen, 1972) 9/10

    Żuławskis durch Hysterie gespeiste Kinetik, vor, hinter und mit der Kamera, lässt selbst die wildesten Action-Orgien im Vergleich zahm wirken. Noch vor all den gesellschaftlichen, geschichtlichen und politischen Anspielungen, dem diffusen Narrativ und den surrealen Schlenkern einer der Hauptgründe, warum ich seine Filme so faszinierend finde. In Diabeł tritt dies besonders stark zutage.
    Interessant auch die Teufelsfigur, welche nicht als großer, allwissender Verführer und Mann von Welt auftritt, sondern eine vom preussischen Staat mit Judaslohn ausstaffierte Schmeißfliege darstellt, die in all ihrer Erbärmlichkeit parasitär an das Mitleid der Hauptfigur appelliert, um auf Umwegen zum Ziel zu gelangen.
    Der Film wurde direkt bei Erscheinen vom Kommunistischen Regime und der Katholischen Kirche in Polen attackiert und verboten, erfuhr seine erste Aufführung erst gut 15 Jahre später.

    --

    Come with uncle and hear all proper! Hear angel trumpets and devil trombones. You are invited.
    #12295357  | PERMALINK

    pipe-bowl
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    „Civil War“ (2024 / Alex Garland) *****

    Ein Road Trip quer durch die Hölle. Der Film lässt viele Fragen offen, letztlich auch die nach Ursache und Wirkung, auch wenn der Präsident Verantwortung für die Geschehnisse zu haben scheint. Er überlässt es dem Zuschauer, das Gesehene in Zusammenhang mit tatsächlichen Ereignissen zu bringen und diese weiterzudenken. Gut und Böse? Gewinner und Verlierer? Ich konnte in solchen Kategorien nicht mehr denken als der Film zu Ende war. Und damit dürfte der Film sein Ziel erreicht haben. Was treibt die Kriegsreporter an? In diesem Fall auch ein falsch wirkender Ehrgeiz, für den sie alles aufs Spiel setzen. Dennoch zeigen sie das, was geschieht. Keine Fake News. Verstörend und bedrückend. Auch weil diese Dystopie sich verstärkt aus der Realität nährt. What’s so civil about war anyway?

    „Taking Sides“ (2001 / István Szabó) ****

    Die Geschichte des Dirigenten Wilhelm Furtwängler, über den nach Kriegsende von den Alliierten im Rahmen der Entnazifizierung ein Berufsverbot verhängt wurde. Dieses Kammerspiel mit Harvey Keitel als befragenden amerikanischen Offizier und Stellan Skarsgård als Furtwängler behandelt die Fragen nach Verantwortung und dem Opportunismus des Künstlers, der sich in seiner Rechtfertigung nahezu ausschließlich auf die Kunst zurückzieht. Skarsgård spielt es gut, die Figur des befragenden Offiziers wirkt mir an manchen Stellen überzeichnet. In weiteren Rollen sieht man die Spitze der deutschen / deutschsprachigen Schauspielergilde mit Bleibtreu, Minichmayr, Tukur, Zischler, Rohde, Zirner und Thieme. Und R. Lee Ermey, den ewigen Drill Instructor.

    „The Nice Guys“ (2016 / Shane Black) ***

    Der Film lebt vom Zusammenspiel zwischen Russell Crowe und Ryan Gosling. Die Action ist gut und wohl dosiert eingesetzt. Humor und Kriminalhandlung beißen sich manchmal zu sehr, wenn der platteste Humor den Fall in den Hintergrund drängt. Schlimmster Ausrutscher: “You know who else was just following orders? Adolf Hitler.“ Und die Rolle der Tochter des Detektivs ist selbst für eine Kriminalkomödie zu unglaubwürdig. Dann doch lieber einen reinen Film Noir, auch wenn hier das Setting und die Handlung mitunter Erinnerungen an „Chinatown“ hervorrufen.

    --

    there's room at the top they are telling you still but first you must learn how to smile as you kill
    #12295545  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Gestern im Kino: Beau travail (Claire Denis, FR 1999) – vollkommen sprachlos nach diesem unfassbaren, unendlich beeindruckenden Film! Der wird noch lange nachhallen, bin auch sehr froh, dass ich ich den ersten Kontakt im Kino hatte, obendrein in einer 35mm-Kopie … (ich glaub bei Filmen wär ich im Gegensatz zu Musik für harte, nicht endende, unversöhnliche Formatkriege zu haben ;-) ). Das ist wirklich ein grandioser Film in jeder Hinsicht. Die Bilder flächig, sich an den Körpern und den kargen Landschaften gleichermassen abarbeitend, am Meer auch, irre Farben immer wieder … die Charakterzeichnung der Personen … der Schnitt … die Musik (als der Song von Neil Young begann, stockte mir für einen Moment der Atem – das letzte, was ich hier erwartet hätte, aber sowas von perfekt eingesetzt und ein Eigenleben entwickelnd, wie das im Kontext von „Sleeps with Angels“ nie möglich war) … ich höre nicht auf zu staunen.

    Gerade eben im Kino: Ceddo (Ousmane Sembène, SN 1977) – auch das ein grossartiger Film, noch wuchtiger als „Emitaï“ glaube ich. Die Musik ist auch hier interessant: Hatte in „Xala“ (1974 oder 1975, je nachdem, wo man guckt) die Star Band de Dakar einen kurzen Auftritt (Youtube), so wurde für „Ceddo“ Manu Dibango gleich für den kompletten Soundtrack angeheuert. Sein Afro-Funk aus den Siebzigern überlagert die Geschichte, die im vorkolonialen Senegal spielt. Ein Dorf wird islamisiert, die Parallelen zum 20. (und inzwischen 21.) Jahrhundert sind frappant, denn es geht in Wahrheit nie um Religion, immer nur um Macht. Der Film ist auf seine Art wohl gerade so rätselhaft wie „Beau travail“ – es wird wie so oft bei Sembène zwar sehr viel gesprochen, aber eigentlich die Geschichte wird von den Bildern getragen. Ich habe noch „La noire de …“ und „Guelwaar“ vor mir, muss dann auch noch zwei der Filme im Heimkino nachholen – aber im Zwischenstand nach den drei Kurzfilmen (die Doku „L’Empire songhay“ kenne ich leider auch noch nicht) und fünf der neun Langfilme dürfte „Ceddo“ die Nase vorn haben.

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    #12297467  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Vorgestern im Heimkino: Sunset Song (Terence Davies, GB/LU 2015) mit einer umwerfenden Agyness Deyn.


    Gestern dann ein eher spontaner Queer-Cinema-Tag (Dunyes Film hatte ich nicht auf dem Schirm, lief im Rahmen des Pink Apple Festivals als Wunschfilm von Elene Navariani, die auch ein paar Worte dazu sagte):
    The Watermelon Woman (Cheryl Dunye, US 1996)
    Super 8½ (Bruce LaBruce, US 1994)

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