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Coldplay 02.09.08 – SAP-Arena Mannheim
Auf der Welle des Erfolges ihres 4. Erfolgsalbums in Folge, das den mundigen Namen Viva la vida or Death and all his friends trägt, eröffnen Coldplay ihre Deutschlandtournee in der ausverkauften SAP-Arena zu Mannheim und begeistern trotz offensichtlicher Probleme durch ihre professionelle Routine, die Show und nicht zuletzt die Songs ihr Publikum.
Coldplay leiden unter ewigen Vergleichen mit U2. Was jedoch durchaus nachvollziehbar ist, weil sie sich bereits auf der Tour zu ihrem zweiten Album A rush of blood to the head all der Elemente bedienten, die U2 seit Jahrzehnten als die Zutaten für eine die Massen bewegende und trotzdem dem einzelnen das Gefühl, speziell angesprochen und Zeuge eines wichtigen Events zu werden, gebende Show zurechtgelegt haben.
Aber anders als U2, die dies über die Dauer eines Jahrzehntes und 5 Alben aufbauten, machten Coldplay gleich ihr War als Debüt und schoben sofort ihr The Joshua Tree nach um danach aber erstmal ihr Zooropa zu machen. Und nun Viva la vida – ihr Pop? Was aber Coldplay von Bands wie U2 oder auch R.E.M., die in der gleichen Liga spielen, unterscheidet ist, dass die anderen Bands auch 4 Typen waren, die man aber alle irgendwie kannte. Wie einst bei den Beatles, hat auch Larry Mullen seine Fans (meist weiblich!) und Mike Mills natürlich auch (der andere Nerd, der es neben Bill Gates zu etwas gebracht hat!). Und bei Coldplay? Alle kennen und lieben (oder hassen) Chris Martin. Aber obwohl die anderen Bandmitglieder so perfekte Rockstarnamen haben wie Guy Berryman, Jonny Buckland und vor allem Will Champion kennen lediglich die-hard-Fans diese Namen geschweige denn dass sie wissen, welches Instrument welcher von ihnen spielt. Und all das macht es schwer Coldplay so richtig zu lieben, sie wurden einfach zu schnell groß und sie werden in der Öffentlichkeit viel zu wenig als Band wahrgenommen. Das neue Album Viva la vida, von Brian Eno mitproduziert (schon wieder eine U2-Parallele!), klingt für sich genommen über weite Strecken sehr spannend, was ihnen jedoch live eher zum Verhängnis wird, weil sie diese Arrangements und Sounds nicht umsetzen können – hier wird beispielsweise der Unterschied zu denen von Martin verehrten Radiohead deutlich.Das Konzert wird eröffnet von Strokes-Gitarrist Albert Hammond Jnr., der einen poppigen NYC-Indie-Crossover auf die Bühne bringt, zwar keinen einzigen hymnenhaften Chorus für die auf solche wartende Arena liefert, mit seiner guten Band und einem knackigen Sound jedoch angenehm unterhält. Das Intro des aktuellen Albums Life In Technicolor bildet den Auftakt der Coldplay-Show und die Band steht eng um das Schlagzeugpodest ganz als ob sie die Größe der Arena zu einem Club schrumpfen will. Das Albumcoverbild von Delacroix bildet im XXXL-Format den Hintergrund der Bühne und eine verkürzte Version von Violet Hill macht den Auftakt der Show. Chris Martins Stimme klingt bei den ersten Songs merkwürdig wie durch einen Vocoder verzerrt. Die Stimme hat nicht die Durchsetzungskraft, die man von den Studioaufnahmen gewohnt ist, was bei einer Band wie Coldplay, die mit ihrem Leadsänger steht oder fällt, durchaus spielentscheidend ist. Spätestens bei Yellow fällt auf, dass Martins Stimme an diesem Abend nicht im vollen Umfang zur Verfügung steht, was der Stimmung in der Arena jedoch keinen Abbruch tut. Dies liegt vielleicht auch daran, dass Martin alle zwei Minuten das Publikum fragt, ob es „okay“ sei und auch brav diverse Ansagen auf Deutsch macht. Profis halt. Bemerkenswert ist zudem, dass der Sänger anders als auf vorherigen Touren erst beim siebten Song (Speed of sound) am Piano sitzt. Zuvor springt er zur Gitarre auf der Bühne herum wie ein Duracell-Männchen. In der Arena sorgen insgesamt 6 Videoprojektionsbälle neben einer hin und wieder eingesetzten Megaleinwand für die optische Multiplikation des Showgeschehens, innovative Effekte, die jedoch nicht darüber hinwegtäuschen können, dass hier mitunter musikalisch eher auf Sparflamme gekocht wird. Besonders deutlich wird dies bei den Tracks des neuen Albums, die live in keinem Augenblick der zugegebenermaßen hoch liegenden Vorlage der Studioversion gerecht werden. Außerdem fällt auf, dass einige Songs im Vergleich zu dem Original stark gekürzt wurden. Was in Momenten, in denen Chris Martin allein am Klavier auf einer Minibühne mitten im Publikum spielt, weniger stört als wenn die gesamte Band zu hören ist. Die Stimme von Martin festigt sich im Verlauf des Konzertes jedoch zu einer soliden Performance, hohe Passagen lässt er elegant von den begeisterten Fans singen.
Ein wunderbarer Moment des Konzertes ist indes die Version The Scientist und der von Drummer Will Champion gesungenen Flipside der Violet Hill-Single Death Will Never Conquer, die beide auf den hinteren Rängen mitten im Publikum in akustischen Versionen interpretiert werden. Der B-Stage-Effekt ist zwar wieder von U2 (sic!) bekannt, dass sich die B-Stage jedoch wirklich mitten im Publikum befindet, und keine Bühne mit einer Begrenzung darstellt, ist jedoch neu und überaus wirksam. Zu Lovers In Japan gibt es dann neben Archivfilmen der japanischen Weltkriegsarmee einen Konfettiregen in Form von bunten Schmetterlingen, der die Musik endgültig ins zweite Glied degradiert.
Dies alles war dem Publikum jedoch einerlei, die Stimmung in der SAP-Arena hätte nicht besser sein können und der Großteil der 13.000 wird sich an den Sound- oder Stimmenproblemen wohl kaum gestört haben. Auf dem Weg nach draußen wird das Thema von Viva la vida in bester Fußballchor-Manier von vielen Fangruppen angestimmt. Alles in allem ein Triumph der Technik, der Effekte, der großen Gesten und nicht zuletzt des Publikums über die Musik.
Setlist:
1. Life In Technicolor
2. Violet Hill
3. Clocks
4. In My Place
5. Cemeteries of London
6. Yellow
7. 42
8. Speed Of Sound
9. Chinese Sleep Chant
10. God Put A Smile Upon Your Face
11. Yes
12. Talk (solo Piano)
13. The Hardest Part (solo Piano)
14. Lost!
15. Viva La Vida
16. The Scientist (B-stage)
17. Death Will Never Conquer (B-stage)
—Pause mit Talk remix vom Band—
18. Politik
19. Lovers In Japan
20. Death And All His Friends
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21. Fix you
22. The Escapist
Quelle: regioactive.de--
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WerbungEin durchaus zutreffender Kommentar zum Konzert.
Noch einige Anmerkungen von mir:
Die Jungs kommen mit reichlich Verspätung auf die Bühne, die der DB zur Ehre gereichen würde.
Die Band war richtig gut, vor allem Will Champion hat alles aus sich herausgeholt, aber eben Chris Martin konnte gegen das Soundgewitter nur bedingt ansingen.
Der B-Stage Teil wäre super gewesen, hätte ich nicht direkt darüber gesessen. So habe ich leider nichts gesehen, aber zumindest gehört.
Die Länge des Konzerts, von nur gut 90 Minuten halte ich für grenzwertig. Schließlich haben die Vier schon vier Alben eingespielt. Da hätte ich mir doch noch ein paar Extra-Minuten mit alten Stücken gewünscht.
Aber ansonsten war es eine recht runde Sache.
Best Grüße
Frank--
Hmm, interessant. Ich habe sie doch tatsächlich noch nie live gesehen, wie dieses Mal immer irgendwie verpasst. Was hat eigentlich das Ticket gekostet, j.w.?
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Is this my life? Or am I just breathing underwater?fokaHmm, interessant. Ich habe sie doch tatsächlich noch nie live gesehen, wie dieses Mal immer irgendwie verpasst. Was hat eigentlich das Ticket gekostet, j.w.?
In meinem Fall eine Review für regioactive. Ich glaube an der Abendkasse Stehplatz so um 64, Sitzplaz in den Siebzigern. Also kein billiges Vergnügen! Ich wäre sonst sicher nicht hingegangen.
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Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage BlueUnsere Tickets kosteten 67 Euronen plus 5 Extraeuronen fürs Parken.
Billig ist anders.
Aber scheee war’s trotzdem.
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j.w.In meinem Fall eine Review für regioactive. Ich glaube an der Abendkasse Stehplatz so um 64, Sitzplaz in den Siebzigern. Also kein billiges Vergnügen! Ich wäre sonst sicher nicht hingegangen.
Ah, verstehe.
adlatusUnsere Tickets kosteten 67 Euronen plus 5 Extraeuronen fürs Parken.
Billig ist anders.
Aber scheee war’s trotzdem.
Na, gesehen haben will ich die Jungs schon noch in diesem Leben. Nächstes Mal muss ich wohl eher nochwas drauflegen…
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Is this my life? Or am I just breathing underwater?j.w. Was aber Coldplay von Bands wie U2 oder auch R.E.M., die in der gleichen Liga spielen, unterscheidet ist, dass die anderen Bands auch 4 Typen waren, die man aber alle irgendwie kannte. Wie einst bei den Beatles, hat auch Larry Clayton seine Fans (meist weiblich!) und Mike Mills natürlich auch (der andere Nerd, der es neben Bill Gates zu etwas gebracht hat!). Und bei Coldplay? Alle kennen und lieben (oder hassen) Chris Martin.
Au contraire, mon capitain! Entweder Larry Mullen oder Adam Clayton…die beiden spielen zwar gut zusammen, eine Körperkreuzung hat meines Wissens jedoch noch nicht stattgefunden.
Ich sehe Coldplay absolut nicht in der U2-Liga. Nicht etwa, weil ich U2 sehr und Coldplay kaum leiden kann, aber ob Coldplay wirklich schon einen Klassiker wie The Joshua Tree abgeliefert haben? Eine Platte, bei der man sich 20 Jahre nach dem Erscheinen über eine Special Edition-Box freut?
Eine Platte, die weltweit noch immer in den „ewigen Bestenlisten“ auftaucht (welche Aussagekraft auch immer das haben mag).
Denke nicht. Bei Coldplay höre ich seit Jahren immer wieder den selben Song, bei U2 sind es derer wenigstens 4-5.Davon abgesehen aber ein gut geschriebener Artikel.
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Ich bin eine Turniermannschaft![/FONT][/I]PadamAu contraire, mon capitain! Entweder Larry Mullen oder Adam Clayton…die beiden spielen zwar gut zusammen, eine Körperkreuzung hat meines Wissens jedoch noch nicht stattgefunden.
O Gott, sorry!
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Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage BlueWir sind eine halbe Stunde nach Beginn des Konzerts aufgestanden und gegangen. regioactive.de hat diplomatisch von Soundproblemen gesprochen und die gab es in der Tat in einem Maße, wie es bei einer so genannten Superband nur als Skandal zu bezeichnen ist. Anstatt der Darbietung von Musik erlebten wir ihre Vernichtung durch rabiaten Lautstärkedruck, ihre Unterordnung unter einen rücksichtslos hochgehebelten Lärmpegel.
Derjenige, der Coldplay-Songs kannte, konnte möglicherweise einzelne, sich aus der Soundwand herauslösenden Stimmführungen der Instrumente wiedererkennen bzw. erahnen. Nicht bekannte Songs legten allerdings gnadenlos die gewalttätige Zerstörung fraglos zugrunde liegender musikalischer Qualität offen, das Zuhören wurde zu einem würdelosen Rätsel.
Wir waren gekommen um Spaß an Musik zu haben. Was geboten wurde, war eine Zumutung für das Gehör jeden Musikers. Jenseits des rausgeschmissenen Geldes ist das eigentlich Erschreckende, wie eine Band wie Coldplay ganz offensichtlich den Begriff Professionalität für sich definiert…
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Zunächst würde mich interessieren, wer „wir“ sind.
Dann steht da dieser Satz: „Anstatt der Darbietung von Musik erlebten wir ihre Vernichtung durch rabiaten Lautstärkedruck, ihre Unterordnung unter einen rücksichtslos hochgehebelten Lärmpegel.“
Mit anderen Worten: Es war laut. Dass es laut wird, ist bei einem Rockkonzert in einer Halle zu erwarten. Wem es zu laut ist, der sollte sich eben Ohrenschutz mitbringen, oft kann man den auch an Ort und Stelle erwerben. Lautstärke wird auch individuell sehr unterschiedlich empfunden, so dass man es kaum allen Recht machen kann.
Ich war nicht dabei, weiß also nicht wie laut es war. Es würde mich interessieren, wie andere das sehen.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.@ kwinzi:
Ich habe keineswegs diplomatisch formuliert, sondern so wie ich es wahrgenommen haben. Ich habe in der SAP-Arena schon deutlich besseren Sound erlebt, deshalb gehöre ich nicht zu den Leuten, die alles auf die Arena abschieben. Es war aber auch nicht so unterirdisch, dass man hätte gehen müssen. Das Problem war nicht so sehr der Sound, der vom Mixer gemacht wurde, an sich, sondern tatsächlich die Band mit dem was sie geliefert hat. Die Instrumente waren schon klar zu hören, auch der Gesang, was die Probleme der Band wirklich gut zu spielen, sehr deutlich macht. Erinnert mich ein klein wenig an die Beatles, die unter anderem aufgehört haben zu touren, weil das Publikum, auch wenn sie auf der Bühne den größten Scheiß zusammen gespielt haben, begeistert gekreischt hat. Coldplay wird offensichtlich für das geliebt, was sie zu verkörpern scheinen und wie ihrere Musik auf Platte klingt. Live konnten sie nicht einlösen, was sie auf Platte versprachen, und ich denke das ist in der Review sehr deutlich rüber gekommen. Ebenso wie eine Anerkennung für eine handvoll wirklich toller Songs und auch ein allemal respektables neues Album.--
Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage BlueMusik wird oft nicht schön gefunden, weil sie stets mit Geräusch verbunden.
Wilhelm Busch
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Köln:
Die beste Show seit ZooTV 1992! Endlich mal wieder Laser in verschiedenen Farben, Videos auf riesengroßen Ballons, plötzlich Herbst in der Halle als tausende Blätter in verschiedenen Farben nach unten fallen, eine Band, die zwei Lieder mitten im Publikum singt, als sie auf einer kleinen Bühne auf dem Unterrang auftreten. Und dazu ein Publikum, dass vom ersten Ton aus auch schon auf den Rängen steht, viel singt und klatscht und auch noch weiter singt, wenn die Lieder längst zu Ende sind. Selbst die neuen Lieder wurden abgefeiert wie alte Hits! Der Sänger bei guter Stimme, alles gut abgemischt, einige Spielfehler. Machte aber nichts. Unheimlich gute Drums!
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Herbst? Blätter? Du meinst Sommer und Schmetterlinge, oder? Ich habe ZooTV seinerzeit auch gesehen und habe die U2-Show als eine Liga darüber erlebt. ZooTV hat Maßstäbe für Rockshows der 90s und auch noch der 00s gesetzt. Ob das bei der aktuellen Coldplay-Tour auch so sein wird, wage ich zu bezweifeln, wobei das Spielen mitten im Publikum auf den Rängen, der showmäßige Höhepunkt war.
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Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Bluej.w.Herbst? Blätter? Du meinst Sommer und Schmetterlinge, oder? Ich habe ZooTV seinerzeit auch gesehen und habe die U2-Show als eine Liga darüber erlebt. ZooTV hat Maßstäbe für Rockshows der 90s und auch noch der 00s gesetzt. Ob das bei der aktuellen Coldplay-Tour auch so sein wird, wage ich zu bezweifeln, wobei das Spielen mitten im Publikum auf den Rängen, der showmäßige Höhepunkt war.
Ich habe das als Herbst mit fallenden Blättern interpretiert. Das lasse ich mir auch nicht mehr nehmen…
ZooTV war zwei Ligen drüber, schon allein, weil da ein Konzept hinterstand. Nach ZooTV wollte ich das auf Konzerten so schnell nicht wieder sehen, stand eher auf die reinen Rockshows mit der Musik im Vordergrund. In letzter Zeit hatte ich mich aber dabei erwischt, dass ich dachte „Mensch, jetzt könnt` auch mal wieder jemand so richtig dick auftragen…“. Und da war das jetzt schon was. Naja, alles hat seine Zeit.
Den showmäßigen Höhepunkt fand ich übrigens eine fast ins elektronische hineingehende Version von God put a smile… die überging in ich glaube Talk, die sie gemeinsam auf einer „Gangbühne“ spielten. Die Setlist war schon etwas anders als bei dir. Habe ich leider nicht mehr so ganz im Kopf. Fix you war zum Beispiel mittend rin, Yellow als Zugabe. Das Piano kam auch früher zum Einsatz. Achso, die dicken Trommeln haben mir auch sehr gefallen…
Und noch was: Bitte Leute, die auf Konzerten nichts anderes zu tun haben, als Handyfotos zu machen erschießen!
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