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mighty quinnAls Anspruch an den Künstler ist eine solche Erwartungshaltung quatsch. Als Anspruch an eine 5-Sterne-Platte find ich sie teilweise vertretbar. Wenn die Wirkung auf die (musikalische) Außenwelt und somit die Einordnung in einen übergeordneten Kontext keine Rolle spielen, ist ein Urteil nicht vollkommen.
Auch die Stones z.B. haben meiner Meinung nach zuletzt erstaunlich starke Studio-Alben veröffentlicht. Das reicht mir vollkommen. Würden sie aber die Welt aus den Angeln heben, kriegten sie dafür auch 5 Sterne. Verstehst du, was ich meine – oder red ich Blödsinn? Bin mir grad selbst nicht so sicher….
Wie hörst Du z.B. TOOM? Bin gerade zu faul nachzuschauen.
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WerbungMick67Wie hörst Du z.B. TOOM? Bin gerade zu faul nachzuschauen.
5 Sterne. Mit Platz in meiner ewigen Top 10. Was ich aber auch mit der (zumindest von mir) zuvor nie gehörten, intensiven Auseinandersetzung mit dem eigenen Altern, dem nahenden Tod und Vergänglichkeit erkläre. Die Platte hat mir damals beim ersten Mal einen fast schmerzlichen Stoß versetzt.
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Eigentlich bin ich anders, ich komme nur selten dazu.ClauKann mir einer der Experten bitte mal weiterhelfen? Woran erkenne ich, welcher Gitarrist auf der Platte welche Gitarre spielt? Bei den Stones erkenne ich das, aber Sexton und Kimball kann ich nicht auseinanderhalten.
Auf jeden Fall kann ich sagen, dass diese zerdengelte Gitarre am Anfang von Long and wasted years wohl von Onkel Bob selbst stammt. Und ganz im Ernst, wo findet man heutzutage noch den Mut, Stücke mit solchen „Fehlern“ einfach zu veröffentlichen? Ist halt noch immer ein Punkrocker, der Alte. Album wird immer stärker. Die ersten sechs Tracks sind alle unglaublich intensiv und nah. Das Blues-spielen-nach-Zahlen-Stück bricht dann leider irgendwie den Fluss auf. Und Tin Angel finde ich auch ein wenig zu starr ins Akkordkorsett genäht. Der Titelsong ist trotz seiner Schunkelhaftigkeit echt ergreifend – und der Schlusstrack natürlich auch. Ein herzlicher Gruß von Alphatier zu Alphatier. Bester Track bleibt für mich Pay in Blood. Richtig schön böse…
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Do you believe in Rock n Roll?SPON ist sehr zufrieden:
spiegel.de
71 Jahre, 34 Alben, zu viele Exegeten, zu viel Mythos. Ja, ich weiß, das ist nur eine aktualisierte Version meines Einstiegs von 2009, aber ganz ehrlich: Es hat sich seitdem nicht viel verändert. Vor allem nicht bei Bob Dylan, der sich unlängst bei seinem Gastspiel in Berlin recht rüstig gab und allem Raunen, „Tempest“ könnte sein letztes Album sein, Hohn sprach. Zeitungsseite um Zeitungsseite wurde schon wieder vollgeschrieben über dieses gelungene, sehr entspannte Spätwerk, als wenn nicht auch die letzten drei Spätwerke schon sehr entspannt (gelungen sowieso) gewesen wären. Aber ach, die biblischen Bilder! (Gab es die nicht schon auf „Slow Train Coming“ und „Saved“?), die Shakespeare-Hinweise! (War der nicht schon 1966 zusammen mit Dylan „stuck inside of Mobile with the Memphis Blues“?)Ein religiöses Album habe er machen wollen, sagte Dylan dem US-„Rolling Stone“, aber ihm habe die Zeit gefehlt. Der Fuchs! Religiöser als auf „Tempest“ geht es kaum, und mit über einer Stunde Spielzeit gehört es zu den längsten Dylan-Alben aller Zeiten. Keine Zeit, pah! Die Kargheit des Plattencovers (keine Texte, keine Liner Notes) spottet zudem den geschraubten Ausarbeitungen der Dylanologen, als wollte er sagen: Hier gibt’s doch nichts zu Erklären, hört doch einfach mal zu, verdammt! Lasst Euch auf die Musik ein! Die ist es nämlich, die von Dylan auf „Tempest“ noch einmal mit aller Inbrunst seiner geschundenen Stimme zelebriert wird, im launigen Depressions-Swing „Duquesne Whistle“ ebenso wie im muskulösen Stones-Zitat „Pay In Blood“ oder im „Mannish Boy“-Riff von „Early Roman Kings“.
Dylan wandert durch die Stile, die ihm lieb und eigen sind, wie durch ein Ankleidezimmer, probiert hier mal einen Dandy-Hut auf, hier mal einen „Shark-skin suit/ Bow-ties and buttons/ Hi-top boots“. Trotz allem Feuilleton-Ballast und Literaturnobelpreis-Gedöns, das auf ihn und sein Werk projiziert wird, ist Dylan am liebsten nur der Hobo, der dem Pfeifen des Güterzugs folgt, der langsam heranrollt und in die Ferne weist.
Da sitzt er dann mit seiner Gitarre im Stroh, lässt die Beine hinausbaumeln und singt uns, wie im knapp 14 Minuten langen, schön dahinwalzernden Titelstück, in 45 Versen vom Untergang der „Titanic“, der natürlich für die Apokalypse der ganzen Welt steht. Und draußen zieht die Prärie vorbei: Nashville, Memphis, Austin vielleicht. Und in einer dieser im Abendrot leuchtenden „Scarlet Towns“ steigt er ab und streunt durch die „Long Narrow Roads“ wie ein Gangster, ein Pimp mit zwielichtigem Gefolge, wie im Videoclip zu „Duquesne Whistle“, ein verschlagenes Lächeln im Gesicht: „I pay in blood/ But not my own“, singt er und weiß genau um seine Unsterblichkeit: „The more I die/ The more I live“. Umso rührender, dass „Tempest“ mit einer balladesken Hommage an John Lennon endet, zu Lebzeiten nicht unbedingt Dylans größter Fan war: „Roll on, John“.
Ab auf die Straße, ob nun zur Erlösung oder Verdammnis, who cares! Noch schnell seinen Frieden machen und den Hut etwas kecker nach hinten tippen, bevor der große Sturm uns alle hinwegfegt. Roll on, Bob.
(8.0) Andreas Borcholte
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McGeadyWogegen das der Deluxe-Edition beigelegte viel Freude beim Durchblättern bereitet. Auch wenn es mit dem Album selbst nicht so viel zu tun hat.
Halte die Deluxe-Edition jat fast für eine Unverschämtheit. Klar, die Aufmachung des kleinen Büchleins ist ganz nett – aber null weitere Infos zu den Magazin-Covern. Kein Jahr, kein Land. Nichts. Und dann das ganze noch in nem unhandlichen Schuber… das ist nicht wirklich gut gemacht.
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Do you believe in Rock n Roll?
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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captain kiddHalte die Deluxe-Edition jat fast für eine Unverschämtheit. Klar, die Aufmachung des kleinen Büchleins ist ganz nett – aber null weitere Infos zu den Magazin-Covern. Kein Jahr, kein Land. Nichts. Und dann das ganze noch in nem unhandlichen Schuber… das ist nicht wirklich gut gemacht.
Den Euro mehr war es mir trotzdem wert.
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Das Album hat jetzt auch bei mir einige Durchläufe hinter sich. Bei Dylan brauche ich immer etwas länger, da sich der Herr ja nicht unbedingt in meiner bevorzugten bzw. vertrauten Umgebung abarbeitet. Aber seit „Time Out Of Mind“ freue ich mich über jede neue Veröffentlichung und weiß mittlerweile so einige seiner Alben zu schätzen, ohne zum ganz großen Verehrer mutiert zu sein.
Neues habe ich dann auch nicht mehr zum Thema beizutragen. Der Titelsong ist mir, wie einigen anderen ja auch, etwas zu lang geraten. Das fällt aber bei der Laufzeit von „Tempest“ kaum ins Gewicht. Dafür fallen manchmal Kleinigkeiten ins Gewicht, die den einen Hörer in Verzückung geraten lassen und den anderen noch nicht einmal wirklich auffallen. Hier Donnie Herrons Banjo bei „Scarlet Town“, das den ohnehin tollen Song zu einem großartigen würzt.
Favoriten: „Duquesne Whistle“, „Pay In Blood“, „Scarlet Town“ & „Tin Angel“
Starke ***½
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Etwas offTopic, aber trotzdem: Gibt es über Dylan ein herausragendes Buch, das man gelesen haben müsste / sollte? Wird mal Zeit für mich!
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foeGibt es über Dylan ein herausragendes Buch, das man gelesen haben müsste / sollte?
Die Bücher von Paul Williams sind es meiner Meinung nach. Visuell ansprechender ist Bob Dylan: Musik, Visionen, Hintergründe von Mark Blake – das Vorwort von Bono kann man ja überblättern…:lol:
Hier ist es zu finden.
Höre das Album ja derzeit nur noch. Hat Lekman schnell verdrängt. Bin jetzt bei mindestens **** – genau wie TOOM und L&T.
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Do you believe in Rock n Roll?captain kiddDie Bücher von Paul Williams sind es meiner Meinung nach.
Absolut! Wenn die Lektüre gefallen hat, gibt es auch die Möglichkeit Paul Williams Familie zu unterstützen. Nach seinem Unfall sind die Probleme groß.
http://www.paulwilliams.com/donations.html
Auch Robert Shelton`s „No direction home“ ist als sehr behutsame und nicht sensationslustige Biografie sehr zu empfehlen (geht allerdings nur bis in die 70er). Es gibt eine schöne und ergänzte neue Ausgabe beim Edel Verlag.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
foeEtwas offTopic, aber trotzdem: Gibt es über Dylan ein herausragendes Buch, das man gelesen haben müsste / sollte? Wird mal Zeit für mich!
Auch ich fand die Bücher von Paul Williams gut – vor allem hat er mir auch den „späten Dylan“, also die Jahre der „Never Ending Tour“ ab 1987 nahe gebracht.
Ich mag aber auch die Biographie von Clinton Heylin und dessen Bücher über die Dylan-Songs (obwohl ich nicht immer mit ihm übereinstimme).
Behind The Shades
Revolution in the Air (Songs of Bob Dylan Vol 1)
Still on the Road (Songs of Bob Dylan Vol 2)Außerdem ist der Film von Martin Scorsese „No Direction Home“ m.E. für jeden Rockmusikfan sehenswert, auch wenn er nur die Jahre bis zu dem ominösen Motorradunfall behandelt.
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Scorseses „No Direction Home“ habe ich. Von den Buchtipps werde ich es wohl mit Sheltons gleichnamigem Buch und mit „Bob Dylan: Musik, Visionen, Hintergründe“ von Mark Blake versuchen. Thanks!
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Das Detering-Buch über Dylan bei Reclam ist sehr gut, würde ich auf jeden Fall als erstes lesen.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.Hätte ich mir “Tempest” nicht bereits am Erscheinungstag gekauft, so hätte ich es mit Sicherheit getan, nachdem ich diverse Postings hier gelesen habe. Einige haben den Geist des Albums so schön umschrieben und auch sonst prima rezensiert, dass dem wirklich nichts weiter hinzuzufügen ist.
Danke Euch dafür.Drei Dinge seien nur erwähnt:
1) „Scarlet Town“ halte ich überhaupt nicht für überflüssig. Im Gegenteil, der Song zählt zu den neun schönsten der Platte.
2) „Tin Angel“ mach mir da mehr Schwierigkeiten. Hier dient die Musik wirklich nur noch als Transportmittel für die Lyrics – und die ist auf das Allernötigste reduziert. Ist kein schlechter Song, aber irgendwie anstrengend.
3) Es zeigt sich immer mehr, dass ich mit dem Spätwerk des Meisters viel besser zurechtkomme, als mit seinen früheren, natürlich zu Recht etablierten Alben (z. B. Blood on the tracks, Blonde on Blonde).
Den ersten Platz auf meiner Beliebtheitsskala teilen sich nach wie vor „Time out of mind“ und „Modern Times“, wobei MT einen Hauch weiter vorn liegt.
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You brought me here, but can you take me back again?Kommt Zeit, kommt Rat (kommt Rasierapparat):
Den „Long and wasted Years“-Liebhabern (wozu ich mich zähle) lege ich nahe, „in the summertime“ auf „shot of love“ aufzulegen. Und zwar laut.
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