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Der Film beobachtet mehrere Menschen beim Warten in der Abflughalle vom Flughafen Paris-Orly. Schanelec zeigt in langen Einstellungen ohne Schnitt und Gegenschnitt, wie die Menschen sich unterhalten und durch den Terminal laufen. Sie filmt größtenteils aus großer Entfernung, Menschen laufen durchs Bild, die Protagonisten sind teilweise verdeckt. Am Ende wird der Flughafen evakuiert und das Warten hat ein Ende.
Ein in seiner scheinbaren Beiläufigkeit ungemein dichter Film, der mit unerschütterlicher Ruhe und viel Zeit in lose miteinander verknüpften Skizzen mühelos und präzise Alltägliches einfängt, ohne dabei je Gefahr zu laufen, banal zu sein. Schanelec weiß genau, was sie zeigen will, und setzt ihren Willen kompromisslos und instinktsicher um. Großes Kino und in jeder Hinsicht der bislang beste Berlinale-Film, den ich gesehen habe. Ihre anderen Filme muss ich dringend bei Gelegenheit nachholen!
****1/2
(Die Diskussion im Anschluss zeigte wieder einmal, dass man Schauspielern keine Fragen zu ihren Filmen stellen sollte und dass sich eifrige Berlinale-Moderatorinnen mitunter in ihrer sicherlich ehrenhaften Analysebegeisterung verirren.)
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Declan MacManusIhre anderen Filme muss ich dringend bei Gelegenheit nachholen!
Mach das. Durch die Bank Meisterwerke! Einstweilen schon mal Danke für die tollen Berlinale-Filmrezensionen.
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In fester Beziehung befindliche Frau beginnt ein Verhältnis mit einem verheirateten Mann mit Kindern. Aus Ficken wird Liebe und nach einigem Hin und Her siegt am Schluss dann doch die Familie.
Klar, nach dem Triumph von Schanelec gestern abend musste heute abend ein Dämpfer kommen. Ich hätte es wissen können: Soldinis bekanntesten Film „Pane e tulipani“ („Brot und Tulpen“) habe ich nicht gesehen, weil er mich nie interessiert hat – warum also sollte der neue Film interessant sein? Wie dem auch sei, „Cosa voglio di più“ hat mir zwei kuschelig-belanglose langweilige Stunden im trotz Weltpremiere nicht ausverkauften Friedrichstadtpalast beschert. Eine Allerweltsgeschichte mit Charakterschablonen (in Sachen Grobschlächtigkeit der Figurenzeichnung allen voran der treudoof-verständnisvolle gehörnte Ehemann), ein paar vorabendkompatibel gestöhnten Sex-Szenen und einem gähnenden Nichts, wo man einen Spannungsaufbau erhofft hatte.
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ford-prefect Feeling all right in the noise and the lightRegistriert seit: 10.07.2002
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Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!Die kenne ich. Fand ich recht sehenswert. Aber was hat sie mit der Berlinale zu tun?
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ford-prefect Feeling all right in the noise and the lightRegistriert seit: 10.07.2002
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Declan MacManusDie kenne ich. Fand ich recht sehenswert. Aber was hat sie mit der Berlinale zu tun?
War ich auch im Zweifel, ob das in den Thread passt. Fällt aber doch unbestritten ins gleiche thematische Gebiet. Sozusagen ein Exkurs.
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Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!Ford PrefectFällt aber doch unbestritten ins gleiche thematische Gebiet.
Nöö, die Berlinale ist kein Festival des deutschen Films.
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ford-prefect Feeling all right in the noise and the lightRegistriert seit: 10.07.2002
Beiträge: 10,267
Declan MacManusNöö, die Berlinale ist kein Festival des deutschen Films.
Du hast Recht.
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Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!Ein Soldat kehrt 1940 aus dem japanisch-chinesischen Krieg ohne Arme und Beine, mit verbrannter Gesichtshaut zurück. Er ist taub und kann sich kaum noch vernehmlich artikulieren. In seinem Dorf wird er auf Geheiß des Militärs als „Kriegsgott“ verehrt. Seine Frau fügt sich zunächst in ihr Schicksal, indem sie ihn pflegt und sein hohes Sex-Bedürfnis befriedigt. Dann aber fängt sie an ihn zu quälen und zu demütigen. Derweil wird klar, dass der Soldat zu Unrecht als Kriegsheld verehrt wird.
Der Film hat zwei Ebenen, die unterschiedlich gut funktionieren. Nach allem, was ich bisher gelesen habe, stellt Wakamatsu (übrigens ein Herr jenseits der 70) den Antikriegs- und Antipropaganda-Aspekt in den Vordergrund. Allerdings ist seine Botschaft so banal und wird so plakativ wiederholt, dass er in seinem Anliegen weit über das Ziel hinausschießt. Die zweite Ebene hingegen ist furios umgesetzt: „Caterpillar“ funktioniert hervorragend als unerbittliches Ehedrama. „Du kannst nur schlafen und essen“, schreit die Frau den Soldaten irgendwann an. „Und ficken“, hätte sie hinzufügen können: Die verzweifelten, von jeglicher Lust oder gar Liebe weit entfernten Sexszenen sind (auch abgesehen von der Tatsache, dass Sex mit einem Torso nicht zu den ästhetischsten Dingen des Lebens gehört) das Brutalste, was die Berlinale mir bisher geboten hat. Und auch die sich steigernde Rache, die die Frau am Soldaten nimmt, ist zum einen beeindruckend gespielt, zum anderen geschickt inszeniert und Szenen aus der Vergangenheit des Soldaten und des Paares (ohne jetzt zu viel verraten zu wollen) gegenübergestellt.
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(ohne die erste Ebene wäre er sogar noch besser)
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Lately I've been seeing things / They look like they float at the back of my head room[/B] [/SIZE][/FONT]Nach einer wahren Begebenheit: Johann Rettenberger hat wegen versuchten Bankraubes im Gefängnis gesessen. Dort hat er jeden Tag auf einem Laufband und im Hof trainiert. Nach seiner Entlassung läuft er weiter und feiert einen Überraschungserfolg beim Wien-Marathon. Mit der stets gleichen Maskierung raubt er mehrere Banken aus. Er zieht bei einer Frau ein, die er von früher kennt, und beginnt eine Affäre mit ihr, bleibt aber distanziert. Derweil sitzt ihm sein Bewährungshelfer im Nacken.
Auch wenn der Plot danach schreit: „Der Räuber“ ist kein Thriller. Heisenberg inszeniert seinen Plot in klaren, ruhigen Bildern, ohne jede Anstrengung und Aufgeregtheit. Dabei gelingen ihm nebenbei ein paar großarige kleine Szenen (z. B. der Hund, der während eines Raubüberfalls in den Windfang am Eingang der Bank läuft, hinter der zweiten automatischen Schiebetür stehen bleibt, eine Weile Auge in Auge dem kurzzeitig irritierten Bankräuber gegenüber steht, sich dann umdreht und wieder nach draußen trottet). Doch so überzeugend der Film rein ästhetisch und im Kleinen sein mag – unterm Strich bleibt eine Enttäuschung zurück. Die Hauptfigur bleibt fremd. Rettenberger redet nur das Allernötigste, bleibt auch in der Affäre stets kühl und unberechenbar. Der Film erklärt diesen Mann nicht, der stoisch seine Ziele verfolgt. Aus dieser konsequenten Verweigerung einer Erklärung könnte „Der Räuber“ seine Stärke ziehen. Leider funktioniert das nicht. Denn während in Heisenbergs weitaus besserem Debütfilm „Schläfer“ die Ungewissheit thematisch notwendig ist und dem Film ihre Spannung verleiht (es geht um Denunziation und um Terrorfahndung in Deutschland), ist es dem Zuschauer bei „Der Räuber“ schlicht egal, warum Rettenberger so handelt, wie er handelt. Und das bekommt dem Film nicht gut. Heisenberg lässt Rettenberger rennen und rennen und rennen und man wartet und wartet und wartet, dass er endlich einmal genug gerannt ist. Der Showdown zieht sich am Ende so quälend lang hin, dass man geradezu erleichtert ist, wenn es endlich so gekommen ist, wie es kommen musste. Vielleicht war ich aber auch einfach zu müde.
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Lately I've been seeing things / They look like they float at the back of my head room[/B] [/SIZE][/FONT]Super-Besprechungen – deutsches Feuilleton, here comes Declan!
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.lathoSuper-Besprechungen – deutsches Feuilleton, here comes Declan!
Dem kann ich nur zustimmen, Declan. Schon mal darüber nachgedacht, das beruflich zu machen? Sehr stark, Deine Texte!
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"Film is a disease. And the only antidote to film is more film." - Frank CapraFlint HollowayUnd wenn jemand „Exit Through The Gift Shop“ von Banksy ansieht wäre ich auch über ein paar Worte dankbar.
Oberflächlich und eitel, reißerisch, achwas, teilweise einfach ziellos dumm zum vornkopfschlagen, ärgerlich, weil die Geschichte durchaus Potential hatte. Kam beim Publikum aber allgemein sehr gut an. („Ey lass uns auch mal irgendwie mit Kunst Kohle machen. – „was denn?“ „Keine Ahnung. Oder mit Kommerz, den mal als Kunst verkaufen kann.“) * 1/2
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Declan MacManusGroßes Kino und in jeder Hinsicht der bislang beste Berlinale-Film, den ich gesehen habe.
Bin auch sehr begeistert, Schalenec hat einen sicheren Blick für Schönheit.
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Declan MacManus
Allerdings ist seine Botschaft so banal und wird so plakativ wiederholt, dass er in seinem Anliegen weit über das Ziel hinausschießt.
und zwar auf beiden Ebenen so unerträglich penetrant, das ich ich das Ende des Films (technisch wie inhaltlich) als Erlösung empfand.
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Schlagwörter: Berlinale
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