Startseite › Foren › Kulturgut › Für Cineasten: die Filme-Diskussion › Berlinale 2010 › Re: Berlinale 2010
Ein Soldat kehrt 1940 aus dem japanisch-chinesischen Krieg ohne Arme und Beine, mit verbrannter Gesichtshaut zurück. Er ist taub und kann sich kaum noch vernehmlich artikulieren. In seinem Dorf wird er auf Geheiß des Militärs als „Kriegsgott“ verehrt. Seine Frau fügt sich zunächst in ihr Schicksal, indem sie ihn pflegt und sein hohes Sex-Bedürfnis befriedigt. Dann aber fängt sie an ihn zu quälen und zu demütigen. Derweil wird klar, dass der Soldat zu Unrecht als Kriegsheld verehrt wird.
Der Film hat zwei Ebenen, die unterschiedlich gut funktionieren. Nach allem, was ich bisher gelesen habe, stellt Wakamatsu (übrigens ein Herr jenseits der 70) den Antikriegs- und Antipropaganda-Aspekt in den Vordergrund. Allerdings ist seine Botschaft so banal und wird so plakativ wiederholt, dass er in seinem Anliegen weit über das Ziel hinausschießt. Die zweite Ebene hingegen ist furios umgesetzt: „Caterpillar“ funktioniert hervorragend als unerbittliches Ehedrama. „Du kannst nur schlafen und essen“, schreit die Frau den Soldaten irgendwann an. „Und ficken“, hätte sie hinzufügen können: Die verzweifelten, von jeglicher Lust oder gar Liebe weit entfernten Sexszenen sind (auch abgesehen von der Tatsache, dass Sex mit einem Torso nicht zu den ästhetischsten Dingen des Lebens gehört) das Brutalste, was die Berlinale mir bisher geboten hat. Und auch die sich steigernde Rache, die die Frau am Soldaten nimmt, ist zum einen beeindruckend gespielt, zum anderen geschickt inszeniert und Szenen aus der Vergangenheit des Soldaten und des Paares (ohne jetzt zu viel verraten zu wollen) gegenübergestellt.
****
(ohne die erste Ebene wäre er sogar noch besser)
--
Lately I've been seeing things / They look like they float at the back of my head room[/B] [/SIZE][/FONT]