Alben und Referenzen – "Was bedeutet für Euch…?"

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  • #12520443  | PERMALINK

    kingberzerk

    Registriert seit: 10.03.2008

    Beiträge: 2,220

    Tracy Chapman! Der Beitrag hat mich gleich in ein anderes Zeitalter katapultiert. Hier geht so einiges. Das gibt mir gleich die Chance, einen Index an den Anfang zu klemmen. Gesagt, getan.

    zuletzt geändert von kingberzerk

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    Tout en haut d'une forteresse, offerte aux vents les plus clairs, totalement soumise au soleil, aveuglée par la lumière et jamais dans les coins d'ombre, j'écoute.
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    #12520477  | PERMALINK

    was
    Break China Laughing

    Registriert seit: 17.01.2010

    Beiträge: 11,283

    Pere Ubu – Dub Housing

    Es muss Anfang der 80er  gewesen sein, als in der deutschen SOUNDS ein längerer Artikel über den Musiker Mayo Thomson erschien.

    Der Grund war der, daß Thompson bei Pere Ubu die Rolle von Gitarrist Tom Herman übernahm.

    Das machte mich alles sehr neugierig, denn ich hatte bis dahin weder was von Pere Ubu, noch von Thompsons Gruppe Red Krayola gehört.

    Als beim Mailorder von Juliana Hopp dann das erste Album The Parable Of Arble Land angeboten, überlegte ich nicht lange und bestellte, ohne auch nur einen einzigen Ton gehört zu haben Mayo Thompsons Bemerkung im Interview, er habe mit seiner ersten Band „intelligente Psychedelic Musik“ gemacht, fand ich irgendwie faszinierend.

    Ich bekam dann sogar ein Original aus den 60ern, erschienen bei International Artists. Das sagte mir damals aber noch gar nichts.

    Vielmehr ließ mich die Musik beim ersten Anhören noch etwas ratlos zurück. Dennoch war da was, was mich unterschwellig antörnte.

    Be meinem nächsten Besuch beim SATURN in Hannover in der Ihme Passage schaute ich nach der anderenGruppe und war sehr erstaunt, dass es dort ein Fach von Pere Ubu gab.

    Weshalb ich dann ausgerechnet zum zweiten Album Dub Housing  griff, weiß ich heute nicht mehr. Aber wahrscheinlich lag es an der Covergestaltung.

    Wieder zu Hause angekommen, rief ich sofort einen Freund an, den ich mit meiner Begeisterung auch angesteckt hatte.

    Er kam dann auch gleich vorbei und wir hörte dann zusammen  erstmals die zweite Seite der LP.

    Als der kurze, aber heftige Track I will wait  erklang, schaute mich mein Freund sehr erstaunt an und sagte “ Das ist also Pere Ubu???“  Und ja, das war Pere Ubu und im Verlauf des Abends war auch er dann von dieser Musik begeistert.

    Die Gruppe um David Thomas hat mich dann nicht mehr los gelassen und meine Sammlung wuchs ständig.

    Ich bin sehr froh, dass ich die  Gruppe anlässlich hier Jubiläumstour zum ersten Album Modern Times in Hamburg live  sehen durfte. Eines meiner ungewöhnlichsten Konzerte. Und allein die Präsenz von David Thomas auf der Bühne wird mir immer in positiver Erinnerung bleiben.

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    #12520495  | PERMALINK

    stormy-monday
    Natural Sinner

    Registriert seit: 26.12.2007

    Beiträge: 21,495

    Hui, Zoji. Das hat mich gerade richtig angepackt.

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    ...but everybody wants you to be just like them                              Contre la guerre    
    #12520523  | PERMALINK

    kingberzerk

    Registriert seit: 10.03.2008

    Beiträge: 2,220

    Um Per Ubu hatte ich aus schwer zu erklärenden Gründen immer einen Bogen gemacht, aber jetzt höre ich es zum ersten Mal. 1978, oha. Da ist schon viel drin, was damals auch bei Talking Heads und später bei PiL abging. Würde mich interessieren, was Du von Super Bon Bon hältst (Anspielen nicht vor 1.30 beenden). Ganz anderes Genre und nicht so in the face, aber dennoch.

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    #12520537  | PERMALINK

    was
    Break China Laughing

    Registriert seit: 17.01.2010

    Beiträge: 11,283

     

    Habe mal bei Super Bon Bon rreinehört und ich finde das ganz gut. Dieser hypnotische Beat und der da rüber laufende Rap hat was. Muss ich mir aber noch mal genauer vornehmen.

    Pete Ubu waren vielseitiger, als man denkt. Da wären einmal die klassischen   Alben  The Modern Dance und Dub Housing. 

    Dann das Schräge und Sperrige, wo David Thomas auch mal Freestyle singt.  Auf dem dritten und vierten  Album kommt das stark zum Tragen.

    Es gibt aber auch die poppige Seite der Gruppe. Sehr schön da das Album Cloudland. Schau dir mal das Video zu  Love Love Love an. Das haut mich jedesmal wieder um.

    Von den späteren Alben gefällt mir Ray Gun Suitcase am besten.

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    #12520713  | PERMALINK

    kingberzerk

    Registriert seit: 10.03.2008

    Beiträge: 2,220

    Wir biegen um die Ecke, du schulterst deine Tasche, Sonne strahlt, es ist elf Uhr mittags und die Straßenbahnen lärmen durch die Hauptstraße. Die Fußgängerampel schaltet gerade um, als du meinst, da werde noch ein Stück gesucht für die Inszenierung, aber das poppe alles nicht. „Gestern habe ich was gehört!“, brülle ich gegen die Lastwagen an. „Madonnas Music, aber von dieser türkischen Grand-Prix-Sängerin!“ – wir trennen uns kurz wegen der Passanten, die uns entgegenkommen und blicken über ihre Köpfe hinweg. „Stell‘ Dir vor: Heeeeeeey Mister DJaaaaaaay! I wanna daaaaance with my Baaaaaby! Als würde sie das morgens über Istanbul zum Morgengebet brüllen!“ Du lachst und hüpfst mit dieser Tasche um die Passanten herum und dann siehst du in der Straßenschlucht die 21 zuerst, und wir nicken uns kurz zu und laufen los. Du nimmst die große Bahn in der Kurve, ich die enge, aber da stehen Leute am Kiosk, Mädchen mit Unterwegskaffee. Wird schwer, vielleicht sogar ein Unfall. Vielleicht irgendwas mit Reinigung. Komplizierte Schrittfolge, Zeitlupe. Erster Wechselschritt, zweiter, dann ein Hund und für einen winzigen Augenblick muss ich mich am Pflaster abstützen, renne gleich weiter, nichts passiert, und du schon längst vorn.

    Madonna – Music

    Sertab Erener – Music

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    #12521081  | PERMALINK

    kingberzerk

    Registriert seit: 10.03.2008

    Beiträge: 2,220

    @was Was für Leute hatten eigentlich Per Ubu gehört? Zählt das heute zu Post-Punk? Violent Femmes waren zwar folkiger, aber in der Haltung ähnlich, oder? Ich hatte mal gelesen, dass sich Lindsay Buckingham von Fleetwood Mac nach“Rumours“ für Violent Femmes usw. interessiert hatte, was dann das Folgealbum „Tusk“ stark beeinflusst. Per Ubu dürfte wohl auch dazugezählt haben.

    zuletzt geändert von kingberzerk

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    #12521157  | PERMALINK

    was
    Break China Laughing

    Registriert seit: 17.01.2010

    Beiträge: 11,283

    kingberzerk@was Was für Leute hatten eigentlich Per Ubu gehört? Zählt das heute zu Post-Punk? Violent Femmes waren zwar folkiger, aber in der Haltung ähnlich, oder? Ich hatte mal gelesen, dass sich Lindsay Buckingham von Fleetwood Mac nach“Rumours“ für Violent Femmes usw. interessiert hatte, was dann das Folgealbum „Tusk“ stark beeinflusst. Per Ubu dürfte wohl auch dazugezählt haben.

    Pere Ubu * stammten ursprünglich aus der amerikanischen Industriemetropole Cleveland.
    * benannt nach einer Satire des französischen Absurditisten Alfred Jarr((Rocklexikon Schmidt-Joos,Graves)

    Der direkte Bandvorläufer war Rocket From The Tombs. Neben diesen beiden Hauptvertetern war aber ab den 70er Jahren eine recht vielfältige und eigenständige Musikszene entstanden

    Was sich dann so ab 1975 immer mehr in eine sehr frühe , aber laute und aussagekräftige Form des Alternative, oder nenne es auch New Wave entwickelte.Neu vor allem deshalb  weil sowas dann wirklich noch keiner dort vorher gemacht hatte.

    Waren Rocket From Tombs von der Besetzung her noch eine Rockband mit Wurzeln im 60er US Garagenrock a la Stooges oder auchvon und dem, was dann in New York als USPunk bekannt wurde,  legten Pere Ubu sich stilistisch nicht mehr eindeutig fest. Mit dem neuen Synthiespieler und Keyboarder  Allen Ravenstine kam ausserdem noch eine wilde und unberechenbare Klangfarbe hinzu.DazuDavid Thomas mit seiner mehrere Oktaven reichenden Stimme, und seinem eigenwilligen Drang, auch mal ins Atonale oder Dadaistische   abzudrehen.

    Ein Krikiter hat mal das erste Stück von “ The Modern Dance “ in etwa so beschrieben: Aus dem einen Kanal dringt ein elektronisches Fiebsen, was sich ständig verändert, aus der anderen Seite kann man einen schrabbeligen Chuck Berry Riff hören….dann setzt die ganze Band mit voller Wucht ein.

    Um mal einen fassbaren  Begriff zu nennen: Ein Stück wie Heart Of Darkness von 1975 könnte man sich auch gut in der Dark Wave Szene Englands  der 80er vorstellen, also Bands wie The Cure, Red Lorry Yellow Lorry etc….nur eben 10  Jahre früher.

    Pere Ubu liegen immer anders, immer quer, haben immer ihr ganz eigenes Ding gemacht…was ihnen zwar treuesten Fans in der Heimatszene verschaffte. Den großen  kommerziellen Durchbruch konnten sie mit sowas aber vergessenen  war wohl auch nie geplant. In den letzten Jahren ließen Pere Ubu mitunter ganze  Aufnamesessions mitfilmen, die man sich dann auf you tube oder Facebook anschauen konnte. Habe ich öfters gemacht und kann sagen, dass es den Musikern da in erster Linie um Spaß und Spielfreude ging.

    Diesen Eindruck hatten Tezuka und ich auch beim Konzert in der Hamburger Fabrik

    Da existiert auch noch ein Thread hier im Forum.

    zuletzt geändert von was

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    #12521227  | PERMALINK

    mozza
    Captain Fantastic

    Registriert seit: 26.06.2006

    Beiträge: 81,042

    Alfred Jarry, wahrscheinlich der Begründer des Absurden Theaters – avant la lettre – dessen erstes Theaterstück mit dem Wort „Merdre“ beginnt, was zur damaligen Zeit ziemlich radikal war.

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    Going down in Kackbratzentown
    #12521293  | PERMALINK

    kingberzerk

    Registriert seit: 10.03.2008

    Beiträge: 2,220

    Matthäus-Passion, Bach-Kollegium Stuttgart, Rilling

    Studio-Eröffnung in Mitte, Hackescher Markt, Frühling 2004. „Erstaunlich daran fand ich auch diese Wir-Perspektive“, sage ich, zu Nadja gewandt, als wir draußen stehen und rauchen. „Gibt’s doch ganz oft“, sagt Sabine, ihre Freundin. „Lagerberichte in Biographien zum Beispiel: dann passierte dieses und jenes und wir machten dies und das und so weiter“, aber Nadja und ich sagen erst mal nichts, sondern warten, weil das ja auch höflich ist und Sabine ist ihre Freundin.

    Nadja sieht aus wie eine Giraffe: diese riesigen Augen mit diesen majestätischen Wimpern. Ihre Eleganz beim Gehen, das leichte, behutsame Neigen des Kopfes, eine flüchtige Drehung oder der kurze Moment des Nachdenkens. Sie steht aufrecht da mit Jeans und einer Flasche Bier und Zigarette, und ein andermal denkbar wäre auch ein Hut aus Paris oder England.

    „Vielleicht ist das doch etwas Besonderes. In diesem Fall erzählen ein paar Jungs. So was wie:

    The Lisbon girls were thirteen (Cecilia), fourteen (Lux), fifteen (Bonnie), sixteen (Mary), and seventeen (Therese). No one could understand how Mrs. and Mr. Lisbon, a math teacher, had produced such beautiful children. And when we were told how Mr. Lisbon had cried when Lux was later rushed to the hospital during her own suicide scare, we could easily imagine the sound of his girlish wheeping.

    Das ist anders, ich glaube, es ist die Erzählperspektive.“ Aber dann trete ich schon wieder zurück und Najda übernimmt und sagt, sie glaube auch, das sei anders und Sabine nimmt das erst einmal an und wir trinken Bier aus der Flasche.

    Beim Reingehen erzählen wir uns immer noch was, zum Beispiel sage ich zu Nadja, dass ich das mit dem Verwechseln auch kenne. Bei mir ist das immer mit Musik. Letztes Jahr zum Beispiel kommt dieses Donnie-Darko-Soundtrack-Klaviersingstück im Radio, dieses Tearsforfearscover und ich denke: Mensch, das erste Stück von R.E.M., das mir gefällt. Oder in Portugal im Autoradio läuft dieser 94er Sommerhit von den Crash Test Dummies und ich frage mich, was jetzt eigentlich mit Nick Cave los sei.

    Wir lachen ein bisschen, während wir uns so hinstellen, und Nadja wiegt manchmal ihren schönen Kopf so erhaben hin und her, eigentlich immer, und sie sagt: „Bei mir wäre das mit T. S. Eliot. Das wäre das Schlimmste. Wenn so was passierte, also…“ Sabine strahlt: „Bei mir ist das gar nicht möglich!“ Nadja wiegt ihren Kopf herum und wechselt Spielbein und Standbein und Sabines Augen weiten sich und sie hebt ihre Hände empor und sagt leise, aber als wolle sie schreien: „Bach!“ und Nadja und ich trinken einen Schluck und ich schaue nur ganz flüchtig und schnell nach rechts, und Sabine steht links und sagt, den könne sie gar nicht verwechseln und erzählt begeistert von Johann Sebastian Bach und sagt Vokalmusik und Oratorien, und als sie Passionen sagt, blicke ich sie an und sage leise, aber als wolle ich schreien, in ihre Begeisterung hinein:
    „Baaaaaaaaaa!! Rraaaaaaaa!! Baaaaaammm!“ und sie strahlt und ich lächele kurz und sie sagt: „Ja!“ und dann gibt sie zurück: „Barrabam!“ und ich sage: „Ist geil, oder?“ und wir erzählen Nadja ganz kurz von dieser Situation mit Pontius Pilatus und der Frage:

    Welchen wollt ihr unter diesen zweien, den ich euch soll losgeben?
    Sie sprachen:

    4-stimmiger Chor               4-stimmiger Chor
    
    Cello, Kontrabass, Cembalo     Cello, Kontrabass, Cembalo
    
    Barrabam!                      Barrabam!

    und gutgelaunt beschließen wir, uns aufs Sofa zu setzen und ich gehe um den Tisch herum und Sabine hinterher, doch entschieden und mit wenigen großen Schritten überholt Nadja Sabine einfach und setzt sich neben mich.

    zuletzt geändert von kingberzerk

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