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Matthäus-Passion, Bach-Kollegium Stuttgart, Rilling
Studio-Eröffnung in Mitte, Hackescher Markt, Frühling 2004. „Erstaunlich daran fand ich auch diese Wir-Perspektive“, sage ich, zu Nadja gewandt, als wir draußen stehen und rauchen. „Gibt’s doch ganz oft“, sagt Sabine, ihre Freundin. „Lagerberichte in Biographien zum Beispiel: dann passierte dieses und jenes und wir machten dies und das und so weiter“, aber Nadja und ich sagen erst mal nichts, sondern warten, weil das ja auch höflich ist und Sabine ist ihre Freundin.
Nadja sieht aus wie eine Giraffe: diese riesigen Augen mit diesen majestätischen Wimpern. Ihre Eleganz beim Gehen, das leichte, behutsame Neigen des Kopfes, eine flüchtige Drehung oder der kurze Moment des Nachdenkens. Sie steht aufrecht da mit Jeans und einer Flasche Bier und Zigarette, und ein andermal denkbar wäre auch ein Hut aus Paris oder England.
„Vielleicht ist das doch etwas Besonderes. In diesem Fall erzählen ein paar Jungs. So was wie:
The Lisbon girls were thirteen (Cecilia), fourteen (Lux), fifteen (Bonnie), sixteen (Mary), and seventeen (Therese). No one could understand how Mrs. and Mr. Lisbon, a math teacher, had produced such beautiful children. And when we were told how Mr. Lisbon had cried when Lux was later rushed to the hospital during her own suicide scare, we could easily imagine the sound of his girlish wheeping.
Das ist anders, ich glaube, es ist die Erzählperspektive.“ Aber dann trete ich schon wieder zurück und Najda übernimmt und sagt, sie glaube auch, das sei anders und Sabine nimmt das erst einmal an und wir trinken Bier aus der Flasche.
Beim Reingehen erzählen wir uns immer noch was, zum Beispiel sage ich zu Nadja, dass ich das mit dem Verwechseln auch kenne. Bei mir ist das immer mit Musik. Letztes Jahr zum Beispiel kommt dieses Donnie-Darko-Soundtrack-Klaviersingstück im Radio, dieses Tearsforfearscover und ich denke: Mensch, das erste Stück von R.E.M., das mir gefällt. Oder in Portugal im Autoradio läuft dieser 94er Sommerhit von den Crash Test Dummies und ich frage mich, was jetzt eigentlich mit Nick Cave los sei.
Wir lachen ein bisschen, während wir uns so hinstellen, und Nadja wiegt manchmal ihren schönen Kopf so erhaben hin und her, eigentlich immer, und sie sagt: „Bei mir wäre das mit T. S. Eliot. Das wäre das Schlimmste. Wenn so was passierte, also…“ Sabine strahlt: „Bei mir ist das gar nicht möglich!“ Nadja wiegt ihren Kopf herum und wechselt Spielbein und Standbein und Sabines Augen weiten sich und sie hebt ihre Hände empor und sagt leise, aber als wolle sie schreien: „Bach!“ und Nadja und ich trinken einen Schluck und ich schaue nur ganz flüchtig und schnell nach rechts, und Sabine steht links und sagt, den könne sie gar nicht verwechseln und erzählt begeistert von Johann Sebastian Bach und sagt Vokalmusik und Oratorien, und als sie Passionen sagt, blicke ich sie an und sage leise, aber als wolle ich schreien, in ihre Begeisterung hinein:
„Baaaaaaaaaa!! Rraaaaaaaa!! Baaaaaammm!“ und sie strahlt und ich lächele kurz und sie sagt: „Ja!“ und dann gibt sie zurück: „Barrabam!“ und ich sage: „Ist geil, oder?“ und wir erzählen Nadja ganz kurz von dieser Situation mit Pontius Pilatus und der Frage:
Welchen wollt ihr unter diesen zweien, den ich euch soll losgeben?
Sie sprachen:
4-stimmiger Chor 4-stimmiger Chor
Cello, Kontrabass, Cembalo Cello, Kontrabass, Cembalo
Barrabam! Barrabam!
und gutgelaunt beschließen wir, uns aufs Sofa zu setzen und ich gehe um den Tisch herum und Sabine hinterher, doch entschieden und mit wenigen großen Schritten überholt Nadja Sabine einfach und setzt sich neben mich.
zuletzt geändert von kingberzerk--
Tout en haut d'une forteresse, offerte aux vents les plus clairs, totalement soumise au soleil, aveuglée par la lumière et jamais dans les coins d'ombre, j'écoute.