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napoleon-dynamite
Btw. vielen Dank auch für deine sehr umfassenden Festivalberichte!danke für’s lesen. warst du gestern eigentlich da?
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WerbungDanke auch von mir nochmal – das Ding mit Reese Europe klingt ziemlich toll. Die Big Band … 2016 war es ja dieses öde Ronin-Ding – da konnten/wollten sie immerhin nicht noch den dauernden Solo-Applaus, aber ein Fremdkörper war das ja schon auch (es war die NDR Big Band, glaube ich?) – und Karolina Strassmayer ist ja immerhin eine der besten Stimmen der WDR Big Band? (Hab die nicht so super im Ohr, aber ihr Name ist mir jedenfalls geblieben.)
Die Soulquarians – interessant, denn ich hab den Namen noch nie gehört (kenne natürlich diverse der Mitglieder des Kollektivs) – damals kam das für mich wohl knapp zu spät, ich war da schon völlig in den Jazz abgetaucht und an Hip Hop und Crossover nicht mehr weiter interessiert (das erste Jazzmatazz-Album hatte ich noch so oft gehört, bis es mich total langweilte, das erste Buckshot Le Fonque liegt immer noch irgendwo herum, aber was danach kam, kriegte ich nicht mehr mit, hatte auch nicht das Budget, um verschiedene Gebiete abzugrasen, der Jazz alleine war ja schon eine gigantische Herausforderung.
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Die „Peacocks“-Version von Winstone kannte ich noch gar nicht – danke, sehr schön!
Horn ist mir auch erst als Name begegnet, die Stimme brauche ich auch wirklich nicht, das ist natürlich gut gesungen, da und dort ein kleiner Effekt (etwas angerauht, etwas rauchig, ein kleiner Schlenzer – Lehrbuch), aber doch viel zu leichtgewichtig (am Schluss, wo sie wohl „beweglich“ sein soll, quiekt sie noch mit fragwürdigem Gespür in die Höhe), wenigstens von diesem einen Stück her … die Trompete ist dann in der Tat eine andere Gewichtsklasse, schon die ersten paar Töne, „falsch“ intoniert, die Phrase verhauen, aber: Charakter. Evans kenne ich allerdings auch nicht näher, hast Du ihn via die Band von Rashied Ali gehört?
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #157: Benny Golson & Curtis Fuller – 12.11.2024 – 22:00 / #158 – 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbavorgarten warst du gestern eigentlich da?
Leider nein, die beiden Abende am Wochenende klappen bei mir zeitlich nicht.
Die Speech von Bonaventure Soh Bejeng Ndikung ist nun auch online verfügbar.
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A Kiss in the Dreamhousegypsy-tail-windDie Big Band … 2016 war es ja dieses öde Ronin-Ding – da konnten/wollten sie immerhin nicht noch den dauernden Solo-Applaus, aber ein Fremdkörper war das ja schon auch (es war die NDR Big Band, glaube ich?) – und Karolina Strassmayer ist ja immerhin eine der besten Stimmen der WDR Big Band? (Hab die nicht so super im Ohr, aber ihr Name ist mir jedenfalls geblieben.)
ja, passenderweise bekam sie auch das solo in „the peacocks“. dass da in jedem jaz eine big band dabei sein muss, war mir noch gar nicht aufgefallen. man könnte daraus hervorragend ein matinee-programm machen, das würde wohl auch dem entsprechenden publikum besser passen…
gypsy-tail-wind
Horn ist mir auch erst als Name begegnet, die Stimme brauche ich auch wirklich nicht, das ist natürlich gut gesungen, da und dort ein kleiner Effekt (etwas angerauht, etwas rauchig, ein kleiner Schlenzer – Lehrbuch), aber doch viel zu leichtgewichtig (am Schluss, wo sie wohl „beweglich“ sein soll, quiekt sie noch mit fragwürdigem Gespür in die Höhe), wenigstens von diesem einen Stück her … die Trompete ist dann in der Tat eine andere Gewichtsklasse, schon die ersten paar Töne, „falsch“ intoniert, die Phrase verhauen, aber: Charakter. Evans kenne ich allerdings auch nicht näher, hast Du ihn via die Band von Rashied Ali gehört?genau, evans war sogar bei meinem einzigen ali-livekonzert dabei, ein ziemlich grüblerischer typ. dass er bei horn mitspielt (frank lacy ist ja auch noch dabei), spricht schon für sie, finde ich. ihr auftritt war auch eigentlich ziemlich ok – sie kriegt den show-charakter gut hin, spielt rollen, ist eine tolle erscheinung, und hatte stimmlich die ziemlich laute big band sehr gut im griff. aber um richtig persönlichkeit zu entwickeln, braucht sie wohl noch ein paar jahre.
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jazzfest berlin, tag vier.
what the world needs now is love. bill frisell endet mit bacharach. zuvor hatte er sich einen kokon aus freundlichkeit und solipsismus gebaut und ließ uns kurz hinein. kleine motive, eingehüllt in voraussetzungsvolle harmonien, die sich in weite landschaften träumen, geloopt, sich selbst zuzwinkernd, von großer wärme und intimität. gut gesetzte kleine brüche mit möglichkeit zum applaus oder zur flucht: „lush life“ plötzlich, dann monk. dann eine 30-minütige suite, bei der sich der kokon noch ein stückchen weiter öffnet. „music is“ heißt sein neues soloalbum. ein passendes ende für einen hervorragend kuratierten schlusstag, an dem vielleicht tatsächlich so etwas wie die „reine“, von allen politischen verstrickungen befreite musik präsentiert werden sollte. aber dann bacharach am ende… vielleicht ist das doch eine politische geste: das kleine, wertvolle, intime, der selbstgebaute kokon ist zu verteidigen, in zukunft und auch jetzt schon. bill frisell, auf dem orientteppich, der nicht fliegt, mit kuscheltieren, die ihm die einsamkeit nehmen, mit seiner freundlichkeit, die uns einlädt.
das wetter macht mit beim „melancholic sunday“. das himmelgrau hat eine qualität, wie sie nur berlin an manchen sonntagnachmittagen im november und februar entwickeln kann. ich werde schon beim fahrradabschließen angemeckert, da ich angeblich jemandem den besten laternenpfahl weggeschnappt hätte. das gemeckere geht in der kaiser-wilhelm-gedächtniskirche beim beharren auf die letzten plätze weiter (dabei müsste man ja nur 20 minuten warten, dann gehen ja die ersten schon wieder). die kirche als programmatische herausforderung, die aber eine orgel in petto hat, wird erwartbar mit statischen klängen gefüllt, die sich auf estland, also auf pärt beziehen. maria faust kommt ja auch aus estland, hat drei streicher, ein klavier und einen weiteren saxofonisten dabei und spielt provokant unterkomplexe kollektivfiguren, die nicht swingen dürfen, aber auch nicht immersiv sind. der große goldene christus, der über ihnen im blau schwebt, scheint seine ausgebreiteten arme dazu zu benutzen, die klänge am aufsteigen zu hindern. für das aus improvisationen entstandene orgelstück von kara-lis coverdale, das sich ohne unterbrechung anschließt, werden wir vielleicht deshalb ins dunkel getaucht, und der christus wird zum schwarzen schatten. coverdale hat auch estnische wurzeln, dazu einen bezug zu sakraler musik, arbeitet aber eigentlich eher mit tim hecker zusammen und ist teil der elektronik-szene von montréal. es passiert, was passieren muss, wenn man einen menschen mit klangforscherischen ambitionen an die kirchenorgel lässt: aus leisen dissonanzen heraus machen töne merkwürdige dinge miteinander. zwischendruch wird es arg harmonisch, auch die erwartbare donnerpassage gibt es, aber die frequenzen und der raum machen sich schöne angebote. wir im dunkeln könnten jetzt eigentlich, wie vor drei tagen von ndikung angeregt, eine community bilden und uns heilen. aber es gehen schon wieder so viele raus.
finale mit gitarren. vor frisell tritt der norweger kim myrh auf, der auf hubro ein album mit drei experimentellen schlagzeugern gemacht hat. die sind jetzt auch dabei, dazu aber noch drei weitere gitarristen. hinten zentral spielt tony buck und ein deutliches necks-flair zeichnet den auftritt aus, nur trackhafter und auskomponierter. schöne soundwälle, die sich rhythmisch verschieben, dabei aber meditativ und rockig zugleich bleiben. danach dann artist in residence mary halvorson, die im gepsärch zuvor mal wieder ihre helden aufgezählt hatte: erst hendrix, dann ziemlich schnell bailey, dann (als lehrer) joe morris. die einladung des jazzfests ermöglicht es ihr, zum ersten mal überhaupt ihr octet nach europa mitzubringen. das, was sie und die steel-gitarristin susan alcorn als intro fabrizieren, klingt schon mal wie ein quantensprung zur norwegischen sensitivrock-klangfläche. sie bleiben dabei, frequenzen zu verbinden, ambivalenzen einzustreuen, die john hébert und tom fujiwara in stockende grooves verwandeln, um eigentlich, ganz funktional, absprungbühnen für die vier bläser zu bauen: dave ballou, jon irabagon, ingrid laubrock und jacob garchik erhalten je zwei gelegenheiten, die sie nutzen. das sind schon unfasbbar gute musiker. aber sie haben die sau nicht dabei, die sie rauslassen könnten. mary halvorson versemmelt den schluss, weil ihr mitten in der bandvorstellung auffällt, dass sie schon über die zeit ist – und dann einfach von der bühne geht. der teppich für frisell muss ausgelegt werden, die kuscheltiere warten schon.
wer sich auf frisell einlässt, wird belohnt. der rest geht meckernd. „die frau deventer“ will ja alles neu machen, da sei für „altgediente“ ja nicht mehr viel dabei, meint, sehr freundlich, mein sitznachbar. „frau deventer“ wird wohl erstmal nicht „unsere nadin“ werden. was soll jetzt so neu daran sein, wenn jemand aus aktuellen interessanten albumprogrammen etwas zusammenstellt, ein paar kontexte anbietet, sogar alte helden (mitchell, frisell) einlädt. war wadada leo smith vor zwei jahren zugänglicher als mitchell? war tyshawn sorey ein kuscheligerer artist in residence als halvorson? aber so gehen halt die erzählungen: irgendwie wird alles neu, anders, jünger, und das ist ok, aber schade.
bill frisell hat nach bacharach noch eine überraschung für uns. ein medley aus „tenderly“ und „the nearness of you“? nein – er bittet mary halvorson zum duett auf den kuscheltierteppich. what the world needs now is a young (female) guitar player. beide treten in die pedale und verstricken sich leise in ihre ganz individuellen americana-schluckaufs. eine schönere staffelübergabe, bei der der stab am hellsten strahlt, kann man sich als schlussbild nicht ausdenken.
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hier noch der schöne bericht von tobi müller, der das festival ziemlich gut auf den punkt bringt, finde ich:
http://www.spiegel.de/kultur/musik/jazzfest-berlin-neue-impulse-unter-nadin-deventer-a-1236673.html--
soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
Beiträge: 56,495
Lesenswerte Berichte …. danke ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)Eine reine Bezahl-Online-Plattform, auf der so geschrieben wird wie es @vorgarten vermag, würde ich sofort abonnieren.
danke, aber naja…
die vier berichte haben – ganz kostenfrei – jetzt aber noch einen anderen ort gefunden (ab hier.)
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vorgartendanke, aber naja…
die vier berichte haben – ganz kostenfrei – jetzt aber noch einen anderen ort gefunden (ab hier.)Kostenfrei nehme ich es natürlich auch gerne. Danke für den Link. Die Seite sollte ich mir merken. :)
soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
Beiträge: 56,495
vorgartendanke, aber naja… die vier berichte haben – ganz kostenfrei – jetzt aber noch einen anderen ort gefunden (ab hier.)
Chapeau ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)vorgartendanke, aber naja… die vier berichte haben – ganz kostenfrei – jetzt aber noch einen anderen ort gefunden (ab hier.)
Klasse!
Sehr tolle Berichte @vorgarten! Scheint alles in allem wieder ziemlich gut gewesen zu sein.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #157: Benny Golson & Curtis Fuller – 12.11.2024 – 22:00 / #158 – 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaDanke an @vorgarten, dass er mir hier so schön vor Augen führt, was ich am Sonntag verpasst habe. Aber der prekäre Zustand meiner Atemwege ließ mir keinen Spielraum. Ich hätte solch lobende Worte über Bill Frisell von Dir nicht erwartet, aber weiß eigentlich auch nicht warum.
Als schwachen Trost lege ich mir Bill Frisells Soloalbum Ghost Town aus dem Jahr 2000 auf. Dabei stockt mir immer wieder der Atem, das Herz stolpert und die Seele beginnt zu schweben. Americana-Schluckauf mit Kuscheltieren? Aber auch mit Geistern. Und wahrscheinlich komme ich an Bill Frisells neuem Soloalbum nicht vorbei.
Eine Aufnahme von What The World Needs Now Is Love gibt es übrigens auf der von John Zorn kuratierten Great Jewish Music : Burt Bacharach-Compilation. Auch die entschleunigt die Atemfrequenz.
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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)Edit: Versehentlicher Doppelpost
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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus) -
Schlagwörter: 2018, Jazzfestivals, Jazzgigs, Jazzkonzerte, Konzertberichte
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