Startseite › Foren › Das Radio-Forum › Roots. Mit Wolfgang Doebeling › 15.01.2012
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Wolfgang DoebelingEiner orientiert sich bloß noch am anderen („danke für den Tipp“), selbständiges methodisches Suchen findet kaum noch statt.
Was bedeutet für Dich denn „selbständiges methodisches Suchen“? Bzw. wie sieht das praktisch aus?
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WerbungHerr RossiDas mag ich nicht ganz auf mir und anderen Usern sitzen lassen. Ja, mich fuchst es schon ein wenig, wenn ich verspätet auf etwas aufmerksam werde, vor allem, wenn es mir schon mal direkt vor die Nase gehalten wurde.
Mal abgesehen davon, dass man als Musikjournalist für die ständige Recherche andere Möglichkeiten hat, als wenn man in anderen Berufen tätig ist und möglicherweise neben der Musik noch ein paar andere Interessen pflegt – ich bin schon daran interessiert, auf dem Laufenden zu bleiben. Im RS findet „meine“ Musik schon lange kaum noch statt bzw. haben sich meine Interessen anders entwickelt. Ich lese ihn noch, er hat aber nicht mehr die Orientierungsfunktion wie in den 90ern. Englische Musikzeitschriften regelmäßig zu lesen, schaffe ich nicht.
Bleibt das von Dir so innig geliebte Internet, was aber erstmal nicht gut oder böse ist, sondern das, was Nutzer daraus machen. Für mich sind Blogs natürlich wichtig, aber vor allem der Austausch mit anderen Musikenthusiasten auch außerhalb des Forums. Via Internet. Meistens funktioniert dieses „Frühwarnsystem“, so dass ich die meisten meiner Favoriten der letzten Jahre schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt im Visier hatte, Lana Del Rey z.B. schon im lm Sommer 2010. Dass Du das Wissens- und Deutungsmonopol des Musikjournalisten den Netzwerken vorziehst, ist allerdings einleuchtend.
Zugegeben, Du warst Auslöser obiger Ausführung, weil Du zwar keineswegs zu den ganz Ahnungslosen im Forum gehörst, sich am Beispiel Tristen aber genau deshalb schön beobachten ließ, wie das mit den „Tipps“ inzwischen so läuft: zufällig.
Nun, „meine Musik“ findet im RS auch schon lange kaum mehr statt (außer in eigenen Texten), warum sich eine Orientierungsfunktion deshalb auf das Web beschränken muß, will mir indes nicht recht einleuchten. Englische Musikzeitschriften zu lesen, schreibst Du, sei für Dich nicht zu schaffen, aber Zeit und Muse für Blogs und Netzwerkaktivitäten hast Du offenbar. Eine Frage der Prioritäten nur.
Schließlich: ein „Wissens- und Deutungsmonopol“ beanspruche ich bestimmt nicht, im Gegenteil: Diskurs auf ungefährer Augenhöhe ist Voraussetzung für Erkenntnisgewinn, auch und gerade in Fragen der Ästhetik. Im Internet herrscht freilich ein so verheerendes Gefälle an Voraussetzungen, das Übergewicht schlichter Idiotie ist dermaßen erschlagend, daß die Suche nach Substanz zwangsläufig jener nach der proverbialen Stecknadel im Heuhaufen gleicht; für mich nicht zu schaffen.
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Spaceman SpiffWas bedeutet für Dich denn „selbständiges methodisches Suchen“? Bzw. wie sieht das praktisch aus?
Kein Mysterium, Spiff. Jede Menge lesen und hören, viel reisen und reden, kurzum: lernen. Aber halt von Leuten, die einen Vorsprung haben, nicht von solchen, die selbst hoffnungslos hinterherhecheln.
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Der Tristen-Tipp von Rossi an mich, der hier ja offensichtlich als Beispiel dient, war so zufällig und wilkürlich ja gar nicht. Er entstand aus der Erkenntnis heraus, dass wir beide Caitlin Rose schätzen. Über solche Querverbindungen läuft es hier ja häufig. An solche nüchternen Verweise kann man unbedarft rangehen und das Feld gewissermaßen von hinten aufrollen. Oft blättere ich dann auch im RS oder anderen Magazinen zurück, um zu sehen, was denn wer wie dazu geschrieben hat. Dass Impulse nicht mehr ausschließlich als erste Instanz über professionelle Rezensionen laufen müssen, empfinde als Vorteil, weil ich sonst einiges verpassen bzw. schlicht übersehen würde.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Wolfgang DoebelingKein Mysterium, Spiff. Jede Menge lesen und hören, viel reisen und reden, kurzum: lernen. Aber halt von Leuten, die einen Vorsprung haben, nicht von solchen, die selbst hoffnungslos hinterherhecheln.
Klingt vernünftig, versuche ich so auch. (Abgesehen vom vielen Reisen vielleicht.)
Nur die Leute „mit Vorsprung“ zu finden ist halt schwierig. Und wenn es um aktuelle Musik geht, um Singles gar, wird es da mit gedruckten Magazinen schon schwierig.
Deine Bemerkung von oben, daß es zwischen diesem Forum und dem gedruckten Rolling Stone kaum noch Berührungspunkte gibt, funktioniert ja auch in die andere Richtung. Jede Menge Künstler, bzw. Releases, tauchen hier auf und werden hier (zugegeben meist nicht besonders ausführlich) behandelt, lange bevor im deutschen RS davon zu lesen ist.
Modern times.--
@ Bullitt
Das bestätigt doch meine Beobachtung: Du hast besagte RS-Rezension im April übersehen oder ignoriert, was auch immer, dann gab Dir Rossi Monate später einen Tipp, weil er selbst einen Tipp bekommen hatte von einem, welcher wiederum bei der Halbjahresliste eines Vierten angebissen hatte. Wenn das keine Abfolge von Zufällen ist, müssen wir den Begriff neu definieren.
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Wolfgang Doebeling@ Bullitt
Das bestätigt doch meine Beobachtung: Du hast besagte RS-Rezension im April übersehen oder ignoriert, was auch immer, dann gab Dir Rossi Monate später einen Tipp, weil er selbst einen Tipp bekommen hatte von einem, welcher wiederum bei der Halbjahresliste eines Vierten angebissen hatte. Wenn das keine Abfolge von Zufällen ist, müssen wir den Begriff neu definieren.
Okay, um die Verkettung gings. Das stimmt natürlich. Aber letztendlich kams an, das ist für mich das Entscheidende. Letztendlich kann man es aber einfacher haben, wenn man seine Hausaufgaben macht. Das will ich gar nicht in Frage stellen. Ein Freund aus England schenkte mir Weihnachten eine Mickey Newbury LP und spielte mir zusätzlich Jim Ford und Bobby Charles vor. Ich war begeistert und meinte noch, Uncut-Leser wüssten mehr, dabei habe ich beim zurückblättern bemerkt, dass ich zumindest zwei der Reissues im RS schlicht verpennt hatte (und im Forum war darüber nichts zu lesen).
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Wolfgang DoebelingEine Frage in diesem Zusammenhang (nicht nur an Dich), weil es mich generell wundert: warum wird überhaupt Airplay von Platten gewünscht, die man bereits besitzt und jederzeit zuhause hören könnte? In order to share the experience? Interessiert mich. Sehr.
MistadobalinaIch möchte gern, dass meine präferierte Musik auch anderen zu Gehör kommt, nicht zuletzt deshalb, weil der Künstler/die Künstlerin möglicherweise davon profitiert.
Da schließe ich mich an. Musik, die ich mag, soll Verbreitung finden. Wobei Paper Dollhouse ja nicht mal so exotisch ist, wie man (d.h. ich) sich das gern einbildet: 4-Sterne-Rezensionen in „Mojo“ und „Uncut“ sind schon eine Hausnummer und es gibt selbst deutsche Mailorder, die die Platte anbieten.
MikkoAls Hörer freue ich mich zwar über meine Favoriten, aber das Kennenlernen unbekannter neuer Musik ist mir eigentlich wichtiger. Andererseits reicht so ein erster Eindruck für mich oft nicht aus. Und wenn bei mir nicht gleich die Reflexe anspringen, dann vergesse ich so eine neue Musik auch schnell wieder.
Und auch das kenne ich von mir: Zu viel Neues auf einmal kann an einem Abend mit schlechter Tagesform schon mal überfordern (ich weiß, sowas kennst Du gar nicht). Und zu etlichen Platten/Tracks findet man natürlich nicht sofort Zugang. Aktuellstes Beispiel bei mir: Hättest Du nicht im RS die EP der Icypoles noch rezensiert, nachdem sie bereits in „Roots“ gelaufen war, hätte ich mich nicht mehr darum gekümmert, so unscheinbar wirkte sie beim ersten Hören zwischen lauter anderen Neuheiten. So aber war die Neugier nochmal geweckt worden (diverse Schlüsselreize in der Rezension taten ihren Teil) und ich investierte nochmal die vier Pfund. Zu meinem Glück, „Promise To Stay“ ist dann noch meine zweitliebste EP des letzten Jahres geworden.
Aber natürlich geht es auch mir in erster Linie um Unbekanntes. Halt nicht nur und immer.
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God told me to do it.Wolfgang DoebelingKein Mysterium, Spiff. Jede Menge lesen und hören, viel reisen und reden, kurzum: lernen. Aber halt von Leuten, die einen Vorsprung haben, nicht von solchen, die selbst hoffnungslos hinterherhecheln.
Nochmal: Man kann Musikjournalist sein, als Beruf, aus Berufung. Das bedeutet sicher, einen anderen Anspruch an die eigene Informationsgrundlage stellen zu können, als wenn man ein Musikfan ist, der ein anderes Leben lebt. Ich glaube auch nicht, dass früher, in der guten alten Vorinternetzeit, innerhalb von Freundeskreisen zirkulierende Tipps keine Bedeutung hatten.
Englische Musikzeitschriften zu lesen, schreibst Du, sei für Dich nicht zu schaffen, aber Zeit und Muse für Blogs und Netzwerkaktivitäten hast Du offenbar. Eine Frage der Prioritäten nur.
Eine Frage auch der Sprachkenntnisse, der finanziellen und zeitlichen Möglichkeiten. Den direkten Austausch mit anderen Musikenthusiasten finde ich auch interessanter, anregender und bereichernder als mein berufsbedingt hohes Lektürepensum nun auch in diesem Bereich noch auf ein professionelles Pensum zu schrauben. Da kann ich mit den daraus resultierenden Defiziten leben. Ich weiß, dass ich Musik, die mich begeistert, auch entdecken werde, gelegentlich sehr früh, gelegentlich zeitversetzt. Mehr hören, als ich höre, könnte ich ohnehin nicht.
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Mal ein kleines Experiment, Wolfgang: Was sagst Du zu Azealia Banks‘ „212“ und den beiden War Of Words-12“s?
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Herr RossiMal ein kleines Experiment, Wolfgang: Was sagst Du zu Azealia Banks‘ „212“ […]?
Das interessiert mich auch. Ich finde es als Track ganz gut, in Verbindung mit dem Video verdammt zwingend.
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God told me to do it.Wolfgang DoebelingKein Mysterium, Spiff. Jede Menge lesen und hören, viel reisen und reden, kurzum: lernen. Aber halt von Leuten, die einen Vorsprung haben, nicht von solchen, die selbst hoffnungslos hinterherhecheln.
Leute mit Vorsprung (Ahnung, Musikgeschmack etc.) findest du durchaus noch im Forum, und der Vorsprung muss gar nicht mal groß sein. Für mich wären das zwar nicht besonders viele, aber sie geben gelegentlich entscheidene Impulse, die ganz wichtig für die Weiterentwicklung sein können. Deine Sendung spielt dabei ebenfalls eine zentrale Rolle, believe me. In anderen Bereichen des Forums – weiß nicht wie sehr dich das beschäftigt – findet das nur auf eine andere Art statt: lesen, schreiben, Eindrücke sammeln, Puzzle zusammensetzen…mittlerweile brauche ich sogar nur noch hin und wieder aktuelle Musikzeitschriften. (Und echte Cracks sind oft selber nicht in der Lage Impulse zu geben, weil sie nicht vermitteln können, oder nicht offen genug für bestimmte neue Richtungen sind…)
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SweetheartEinen Vinyl-Release gibt es aber nicht, oder?
Bislang meines Wissens nicht, hab vorhin noch nach einer 12“ geschaut.
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Herr RossiMal ein kleines Experiment, Wolfgang: Was sagst Du zu Azealia Banks‘ „212“ und den beiden War Of Words-12“s?
Ein Experiment? Inwiefern? Zu Deinen Fragen: „Panic“ vor „Battleground“, beide sehr hörenswert. Hast Du die beiden 12″ers? Ad Ms Banks: als der NME im November seinen Cool-List-Countdown mit Liam Gallagher auf #50 eröffnete, Bethany Cosentino auf #41 positionierte, Laura Marling auf #13, vor ihr auf #12 aber den nutzlosen Dave Grohl und auf #6 die volllippige Lana Del Rey, hielt sich meine Spannung auf die #1 in Grenzen. Umso stupender dann die Enthüllung. Leider vermag „212“ den NME-Rave („she’s the coolest person on the planet right now“) nicht zu rechtfertigen. Nach drei, vier Durchläufen verliert sich mein Interesse, die wüsten Worte stumpfen schnell ab, musikalisch bleibt nicht genug, um auf Dauer zu faszinieren. Da ich den NME nochmal rausgesucht habe, zitiere ich gern noch eine Stelle, die Dir gefallen dürfte. „She’s hiphop but she obsesses over Interpol and Adele in equal measure“. Vielleicht gibst Du ja jetzt Adele doch noch eine Chance?
@ Hat
Den Video-Clip kenne ich nicht. Was ist denn so zwingend daran?
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Schlagwörter: 2011, EPs, LPs, Singles, vinyl only
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