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thelonicaWie ist die Relation von „Out To Lunch“ zu den späteren Mwandishi Projekten? Ist da nicht musikalisch (Sounds) viel gemeinsam, nicht nur die Bassklarinette, vielleicht auch kompositorisch u. teilweise rhythmisch?
mir fallen da auf anhieb keine überschneidungspunkte ein. die bassklarinette, klar, aber da ist maupin ja fast eine gegenposition zu dolphy. all die vielen warmen texturen durch klavier, e-piano und synthesizer hat dolphy auf OUT TO LUNCH bewusst suspendiert und durch den perkussiven hutcherson ersetzt. und mwandishi ist wirklich das gegenteil von aufgeräumt… aber, was ich oben meinte, ich hätte gerne mehr zusammenarbeit von dolphy und hancock gehabt.
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Werbungredbeansandricein irgendwelchen Dimensionen liegen Hancock und Dolphy schon auf der gleichen Achse… ob ich das Illinois Concert kenn, weiss ich nicht, vielleicht was für auf der Zugfahrt…
es gibt ja auch noch die sachen aus dem gaslight, die müsste ich auch mal wieder hören.
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In A Silent Way habe ich mir schon mal rausgelegt, ebenso wie Out To Lunch.
Lese hier sehr interessiert mit und werde die Alben durch deine Reviews sicher noch mal ganz anders hören. Danke auch für den Link zum Dolphy Album. Das kannte ich noch nicht.
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"Meine Rolle in der Gesellschaft besteht wie die eines jeden Künstlers oder Dichters darin, das auszuleben und auszudrücken, was wir alle fühlen, und nicht etwa darin, den Leuten vorzuschreiben, was sie zu fühlen haben - nicht als Prediger, nicht als Führer, sondern als Spiegelbild von uns allen. John Lennonvorgarten(…) schön, dass dieser thread auch bei anderen das schreiben über das subjektive hören auslöst (damit meine ich auch friedrich, zu dessen wiederaufgreifen von BRILLANT CORNERS ich gar nichts mehr geschrieben habe).
Alles in Ordnung! Deine Ausführungen regen tatsächlich an, die Alben nochmal neu und vielleicht auch aus anderer Perspektive zu hören.
Apropos Perspektive, ich hätte eine Minderheitenmeinung zu Bitches Brew anzubieten. Ist ein bisschen lang geworden, aber BB ist ja auch ein langes Album
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Ich hatte Bitches Brew mal in einer bescheiden klingenden Doppel-LP-Ausgabe und einer nicht minder bescheiden klingenden CD-Ausgabe. Das klang so, als hätte man Watte in den Ohren. Insofern machte das Hören auch keinen Spaß und BB ist damals und damit und auch nicht bei mir angekommen. Vor einigen Jahren habe ich die 40th Anniversary 3 CD + DVD Box erworben. Oft gehört habe ich sie ehrlich gesagt jedoch nie. Aber jetzt habe ich sie mal aus dem Regal gezogen und eingelegt. Vom Klang her ist das tadellos, transparent und satt.
Es ist, als würde man sich durch den Dschungel schlagen, überall wuchert es, Schlingpflanzen schlängeln sich kreuz und quer durchs Geäst. Alles schillert in verschiedenen Grüntönen, hier und da blitzt die Sonne durch dieses Gewirr, ein paar Wassertropfen perlen von den Blättern auf die Haut. Mal erblickt man eine prächtige farbige Blüte, irgendwo raschelt, kreischt, heult oder zwitschert es, ein Tier wird aufgescheucht und springt davon, ein bunt gefiederter Vogel flattert vorüber und verschwindet wieder, irgendwas schwirrt mir um die Nase oder krabbelt mir ins Hosenbein. Irgendwas zwickt und sticht mich. In welche Richtung man auch blickt, alles sieht gleich aus, kein vorne und kein hinten. Dreht man sich ein paar mal im Kreis, weiß man nicht mehr, woher man gekommen ist und wohin man geht. Alles verändert sich ständig und bleibt doch immer gleich.
Das Bild passt natürlich nicht so ganz, denn der Dschungel hat keinen beat, außerdem herrscht da eigentlich auch nicht ständige Bewegung und es gibt nicht die daraus resultierende Flut an Reizen, wie ich sie auf Bitches Brew höre. Und außerdem steht der Dschungel nicht unter Strom. Ja, eigentlich ist dieser Dschungel eine Phantasie, die Bitches Brew bei mir auslöst.
Das ist aufregend und faszinierend, aber auch irritierend und verwirrend. Und da beginnen meine Probleme: Ich weiß nicht, worauf ich mich konzentrieren soll und aus welcher Richtung die nächste Überraschung kommt. Keine Spannungsbögen? Keine Melodien? Eine Abfolge von Soli, die sich alle nur auf ein paar Akkorde und/oder den darunter brodelnden Rhythmus beziehen? Wo ist da der Fokus? Gut, man könnte argumentieren, dass es nicht den einen Fokus gibt sondern mehrere gleichzeitig. Oder einen sich ständig verschiebenden Fokus. Aber das macht es mir nicht nur schwer, der Musik zu folgen, es geht mir manchmal sogar auf die Nerven. Am besten kann ich mich noch orientieren, wenn es ein durchgehendes gestalterisches Thema gibt. Das ist meist der beat – oder nennen wir es besser den durchgehenden Puls. Aber ist der immer so zwingend? Ist das funky? Wollte Miles funky sein?
Mir kommt Bitches Brew ein bisschen vor wie eine Versuchsanordnung, bei der Miles der Band minimale Vorgaben gemacht hat und es darauf ankommen ließ, was sich daraus ergibt. Manchmal ergibt sich daraus in meinen Ohren mehr oder was anderes als die Summe seiner Teile, manchmal aber auch nicht.
Miles Run The Voodoo Down mit seinem deutlich artikuliertem durchgehenden schleppenden groove und so was wie einem Riff hat es in meine „Electric Miles“-Playlist geschafft. Aber bei vielem anderen von Bitches Brew kapituliere ich vor der verwirrenden Reizüberflutung. Ich versuche seit Jahren, Bitches Brew gut zu finden. Manchmal finde ich es sogar gut. Aber meistens und am Ende bevorzuge ich alle anderen elektrischen Miles-Alben, die ich habe. In A Silent Way, Jack Johnson, On The Corner, Get Up With It …
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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.” (From the movie Sinners by Ryan Coogler)friedrichAm besten kann ich mich noch orientieren, wenn es ein durchgehendes gestalterisches Thema gibt. Das ist meist der beat – oder nennen wir es besser den durchgehenden Puls. Aber ist der immer so zwingend? Ist das funky? Wollte Miles funky sein?
unbedingt! und „spanish key“ ist ja tatsächlich auch sehr funky. ansonsten ist das aber oft nicht so klar. genau, der puls ist das, woran man sich orientieren könnte, das klappt bei mir wunderbar, und dschungel mag ich sowieso (auch wenn ich erst in einem einzigen war). aber ich kann deine wahrnehmung sehr gut nachvollziehen – und mit der skepsis bist du bei diesem album, trotz des erfolgs und des klassiker-status, ganz bestimmt nicht alleine (s. auch redbeans‘ post zum thema).
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ich unterschreibe so ziemlich alle vorbehalte zu „out to lunch“, kann diese viel zu hohe einschätzung des albums nicht nachvollziehen, ziehe die five spot alben sowie das illinois-concert und sogar „out there“ vor, würde da sogar einen vergleich zu einem anderen berühmten künstler ziehen, piero manzoni, nur das dolphy nicht das aufs album brachte was dieser in die dosen tat. beides sind aber extreme kopfgeburten die von ihren fans/freunden hochgejazzt, überhöht wurden…, bei dolphy vielleicht auch weil er hoch veranlagt viel zu früh verstarb….es gehört vielleicht in eine top 100 bei den jazz-alben aber nicht in eine top 10….
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Hat Zappa und Bob Marley noch live erlebt!Boah ey … ich bin grad zugedröhnt (musste heute notfallmässig zum Zahnarzt), aber ich zünde hier einfach mal still eine Kerze für „Out to Lunch“ an und schliesse euch in meine Gebete ein
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #166: First Visit: Live-Dokumente aus dem Archiv von ezz-thetics/Hat Hut Records - 14.10., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy-tail-windBoah ey … ich bin grad zugedröhnt (musste heute notfallmässig zum Zahnarzt), aber ich zünde hier einfach mal still eine Kerze für „Out to Lunch“ an und schliesse euch in meine Gebete ein
danke
und gute besserung!
ich bin schon wieder soweit und würde OUT TO LUNCH gegen alle skeptiker verteidigen, aber, nicht nötig: unsere nr. 1 in der blue note umfrage, und es gibt ja sogar einen user hier, der sich nach dem ersten track dieses albums benannt hat. peace & love allerseits (habe gerade zugedröhnt KARMA gehört).--
gypsy-tail-wind Boah ey … ich bin grad zugedröhnt (musste heute notfallmässig zum Zahnarzt), aber ich zünde hier einfach mal still eine Kerze für „Out to Lunch“ an und schliesse euch in meine Gebete ein
Alles Gute!
vorgarten
friedrichAm besten kann ich mich noch orientieren, wenn es ein durchgehendes gestalterisches Thema gibt. Das ist meist der beat – oder nennen wir es besser den durchgehenden Puls. Aber ist der immer so zwingend? Ist das funky? Wollte Miles funky sein?
unbedingt! und „spanish key“ ist ja tatsächlich auch sehr funky. ansonsten ist das aber oft nicht so klar. genau, der puls ist das, woran man sich orientieren könnte, das klappt bei mir wunderbar, und dschungel mag ich sowieso (auch wenn ich erst in einem einzigen war). aber ich kann deine wahrnehmung sehr gut nachvollziehen – und mit der skepsis bist du bei diesem album, trotz des erfolgs und des klassiker-status, ganz bestimmt nicht alleine (s. auch redbeans‘ post zum thema).
Hier gibt es eine lustige Diskussion darüber, ob Miles auf BB funky ist oder nicht.
„Ja!“
„Nein!“
„Doch!“
„Aber das will er doch gar nicht!“--
“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.” (From the movie Sinners by Ryan Coogler)Ouch to lunch! Gute Besserung, Flurin.
Ich kann vorgartens Gedanken zu ‚Out To Lunch!‘ ebenfalls nachvollziehen. Das ganze Album hat einen etwas kopflastigen Duktus. Es geht weniger ums Spielen, mehr ums Zeigen – allerdings ist alles, was Dolphy selber spielt, absolut großartig. Teilweise liegt für mich ein Brecht/Weill-Hauch auf ‚Out To Lunch!‘. Das passt zu meinem Eindruck, dass Dolphy manchmal so spielt, als würde er die Rezeption seines Spiels schon mitspielen. Ich höre auch besonders bei Hat And Beard ein bisschen Zirkusmusik heraus. Es ist das einzige Stück, dass bei mir echt verloren hat.
Die Themen (bevor sie gecrasht werden) könnten gut für Filme funktionieren, dachte ich heute beim Hören im Auto. Es gibt viele tolle Stellen auf dem Album. Something Sweet ist großartig. Auch Gazzelloni ist toll mit Dolphy an der Flöte. Am Titelstück mag ich die knorrigen Linien, die Dolphy spielt.Ich mag den Humor im Titel, der Bezug nimmt auf die damalige Mode, Alben mit „Out“ zu charakterisieren und sie zu hypen: Out There, Out Front, Outward Bound. Da kommt ‚Out To Lunch!‘ schön selbstironisch daher.
Der Bass ist mir tatsächlich nie besonders aufgefallen, daher nervt er mich nicht so.
Das Album hötte vielleicht etwas mehr Flow vertragen können. Die Kälte, die auch redbeansabdrice moniert, höre ich auch. Aber die gehört hier eben dazu, formt den Charakter mit.
Ich glaube, die Beliebtheit von ‚Out To Lunch!‘ hat auch damit zu tun, dass die Produktion so unglaublich gut ist und die Arrangements dadurch eine hohe Nachvollziehbarkeit und Transparenz bekommen. Wahrscheinlich sind nicht wenige Hörer, die sonst eher vom Rock kommen, über dieses Album an die freieren Aspekte des Jazz herangeführt worden. Bei mir war es jedenfalls schon sowas wie ein Meilenstein in dieser Beziehung.
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