Antwort auf: 100 beste Jazzalben des Rolling Stone, kommentiert

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wahr

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Ouch to lunch! Gute Besserung, Flurin.

Ich kann vorgartens Gedanken zu ‚Out To Lunch!‘ ebenfalls nachvollziehen. Das ganze Album hat einen etwas kopflastigen Duktus. Es geht weniger ums Spielen, mehr ums Zeigen – allerdings ist alles, was Dolphy selber spielt, absolut großartig. Teilweise liegt für mich ein Brecht/Weill-Hauch auf ‚Out To Lunch!‘. Das passt zu meinem Eindruck, dass Dolphy manchmal so spielt, als würde er die Rezeption seines Spiels schon mitspielen. Ich höre auch besonders bei Hat And Beard ein bisschen Zirkusmusik heraus. Es ist das einzige Stück, dass bei mir echt verloren hat.
Die Themen (bevor sie gecrasht werden) könnten gut für Filme funktionieren, dachte ich heute beim Hören im Auto. Es gibt viele tolle Stellen auf dem Album. Something Sweet ist großartig. Auch Gazzelloni ist toll mit Dolphy an der Flöte. Am Titelstück mag ich die knorrigen Linien, die Dolphy spielt.

Ich mag den Humor im Titel, der Bezug nimmt auf die damalige Mode, Alben mit „Out“ zu charakterisieren und sie zu hypen: Out There, Out Front, Outward Bound. Da kommt ‚Out To Lunch!‘ schön selbstironisch daher.

Der Bass ist mir tatsächlich nie besonders aufgefallen, daher nervt er mich nicht so.

Das Album hätte vielleicht etwas mehr Flow vertragen können. Die Kälte, die auch redbeansabdrice moniert, höre ich auch. Aber die gehört hier eben dazu, formt den Charakter mit.

Ich glaube, die Beliebtheit von ‚Out To Lunch!‘ hat auch damit zu tun, dass die Produktion so unglaublich gut ist und die Arrangements dadurch eine hohe Nachvollziehbarkeit und Transparenz bekommen. Wahrscheinlich sind nicht wenige Hörer, die sonst eher vom Rock kommen, über dieses Album an die freieren Aspekte des Jazz herangeführt worden. Bei mir war es jedenfalls schon sowas wie ein Meilenstein in dieser Beziehung.