Re: Marillion – Sounds That Can’t Be Made

#8616409  | PERMALINK

Anonym
Inaktiv

Registriert seit: 01.01.1970

Beiträge: 0

So, tagelang habe ich mich jetzt durchgehört und gebe auch mal gebündelt meinen Senf dazu:

GAZA

Für mich das beste Stück der CD gleich am Anfang. Schön vertrackt, mutig und abwechslungsreich in den ersten Zweidritteln, dann ab 12:00 wird es wunderschön, Hogarth schmachtet, Rothery spielt seine wunderschöne Gitarre und es gibt ein fulminantes Finale. Ganz große Gefühle! Mich stört es nicht, dass es ein politischer Text ist, auch wenn er relativ simpel gehalten ist. Hogarth ist einfach ein wunderbarer Sänger. Sehr gelungen noch einmal das letzte Zucken des Liedes in den letzten 2,5 Minuten. Das wird ein Klassiker! Dennoch bleibt das Stück einen Tick hinter den älteren Großtaten der Band zurück und daher: ****1/2

SOUNDS THAT CAN´T BE MADE

Nicht schlecht, wenn auch keine Meisterleistung. Die ersten 4,5 Minuten sind kurzweilig, die Melodie gefällt mir und das Lied hat was. Einen deutlichen Sprung nach oben bekommt es dann in den letzten 2,5 Minuten. Rothery packt wieder eine tolle Hintergrundgitarre aus, zu der Hogarth im Vordergrund alles reinschmeisst. Ich mag Hogarth laut und intensiv. Tolles Finale! ****

POUR MY LOVE

Das war es dann erstmal mit Breitwandsound und großen Gefühlen bei mir. Es plätschert nichtssagend an mir vorbei und es tut sich gar nichts. Auch in der zweiten Hälfte, als das Lied etwas Dynamik bekommt und auch Rothery sein Solo spielen darf, kommen keine großen Gefühle auf. Öde, überflüssig, ärgerlich. *1/2

POWER

Gott sei dank geht es wieder bergauf! Auch power ist sicher nicht ein Meilenstein der Marilliongeschichte, aber es ist ordentlich. Ein guter Refrain, druckvoller Sound und, wie so oft, entfaltet sich das Stück gegen Ende. Die letzten 2 Minuten haben es in sich. Im gewohnten Strickmuster wird das Tempo rausgenommen, um anschließend zum Finale zu blasen. Dennoch gut. ****

MONTRÉAL

Die Enttäuschung des Albums für mich. Wenn ich höre, dass ein Lied von Marillion 14 Minuten lang ist, dann ist das bisher ein Qualitätssiegel gewesen. Von allen Longtracks löst es jetzt a few words for the dead ganz locker am Tabellenende ab. Textlich erreicht es mich gar nicht und ich finde diesen Erzählstil platt und auch belanglos. Viel zu viel Hogarth im Stück und sobald etwas wie musikalische Spannung entsteht, geht es weiter im Reisetagebuch. Das Lied hat seine Momente, beginnen um die 5,5 Minuten. Ein schöner atmosphärischer Bassteil, vielleicht einen Tick zu lang, aber die anschließenden lyrischen Ergüsse treiben mir die Schamesröte ins Gesicht. *aua* Zum Glück kommt bei etwas über 8 Minuten wieder eine nette, kurze Instrumentalpassage, wieder fortgeführt von textlichen Belanglosigkeiten über ihren Montréaltrip.
Dann Hoffnung Nr. 3 bei kurz vor 10:00 Minuten: Ein schönes Keyboard, Rothery dudelt und Hogarth beendet dies mit seinem megaflachen down at the sports bar, the icehockey never ends und ich bin wieder raus.
Und es ist wie immer: Die letzten 2 Minuten finde ich musikalisch wieder ganz spannend, auch wenn Hogarth krampfhaft versucht mit seinem nervigen je t`aime my darling meine Laune zu versauen. **1/2

INVISIBLE INK

Laaaaangweilig. Zuckersüß, kitschig und erreicht mich überhaupt nicht. Dröger Beginn, dann steigt die Band ein und es ist so 08/15, dass es sofort wieder in der Versenkung verschwindet. *1/2

LUCKY MAN

Vielleicht lag es am öden Vorgänger, aber es hat mir anfangs sehr gut gefallen, aber wieder verloren. Es ist nicht schlecht, bringt wieder etwas Dynamik und hat einen guten Refrain. Rothery dudelt wie in asylum satellite #1. Scheinbar hat ihm das gut gefallen und er hatte einfach Lust noch einige Noten in diesem Sound zu spielen. Nicht originell, aber naja.
Insgesamt nicht der Knaller, aber auch irgendwie nicht schlecht für bestimmte Momente. ***

THE SKY ABOVE THE RAIN

Wieder ein epischer Titel mit über 10 Minuten Spielzeit, da kommt Freude auf. Leider nur sehr kurz. Über den Text mag man streiten können, aber ich finde ihn flach. Und so beginnt das Stück auch öde und kitschig mit einem zähen Hogarth. Dezent setzt die Musik ein und bei mir kommt das Gefühl von Fahrstuhl- oder Barhintergrundmusik auf. Unauffällig, unaufdringlich und belanglos. Zwischendurch spielen sie ein wenig mit Lautstärke und Tempo, ohne jedoch richtig spannend zu werden.
Und es wären nicht Marillion, wenn sie gegen Ende nicht doch noch ein wenig die Kurve bekommen würden. Die letzten 3 Minuten haben diese epische Ausstrahlung, die mich dann doch nicht kalt lässt. Leider spielt Rothery schon wieder seinen asylum satellite #1-Sound, so dass man glauben könnte, er wäre beim letzten Stück nicht fertig geworden. Unoriginell. **1/2

Insgesamt überwiegt die Enttäuschung. Es gibt sie kaum, die wirklich großen Momente. Mosley am Schlagzeug bleibt fast komplett unsichtbar durch den schlappen Mix des Schlagzeuges. Rothery schaffte es zu selten die großen Gefühle und Stimmungen mit der Gitarre zu schaffen. Hogarth ist ein wunderbarer Sänger, leider mit viel zu viel Hang zum Kitsch und ohne textliche Ideen.

Insgesamt gefühlte und enttäsuchende: **1/2

--