Re: Der Big Band Thread

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gypsy-tail-wind
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ferrySorry gypsy, meine Bemerkung hatte ich eigentlich als Witz gemeint. War mir schon klar, dass Du nicht die Musik vergleichen wolltest, sondern nur dass die Big Band- Musik damals Unterhaltungsmusik war.
Ace of Base war aber auch ein schlechtes Beispiel. Wahrscheinlich gibt es auch gar kein passendes Beispiel, weil unsrere heutige Multimedia- Gesellschaft überhaupt nicht mit der damaligen Gesellschaft vergleichbar ist.¨

Ich sag ja: ich hab den Smiley bemerkt, auch wenn er nicht da war! Kein Grund zum Entschuldigen!

ferryWas hat eigentlich damals zum Sterben der Big- Bands beigetragen ?

Soweit ich weiss, war es zum einen der BeBop, aber auch die Schallplatte. Die Radiostationen legten immer mehr Schallplatten auf, statt teure Big- Bands zu engagieren. Aber wohl auch der Krieg, weil die Menschen nur wenig Geld übrig hatten um sich die Big- Bands anzuschauen. die Big- Bands waren einfach zu teuer bei den vielen beteiligten Musikern.

Bebop glaub ich nicht… primär war’s der Krieg (die jungen Männer wurden gedraftet) und die Wirtschaftskrise bzw. Umstellung auf Kriegswirtschaft. Vinyl war ein rares Gut, Gigs wurden weniger, Kundschaft blieb aus, ausser den erfolgreichsten (Ellington, Kenton, Herman und ein paar andere) mussten fast alle Leader wenigstens vorübergehend ihre Bands aufgeben. Nicht einmal Basie konnte sich halten und reduzierte für ca. eineinhalb Jahre 1950/51 seine Gruppe auf ein Oktett, bevor er 1952 mit der sogenannten new testament Band wieder für Furore sorgte (diese Band ist übrigens sehr, sehr anders als die old testament Band, deren Beste Jahre etwa 1936-41 waren… danach wurde die Band geschwächt durch den Abgang einiger Solisten – und diese waren fürs Konzept der Band absolut essentiell und tragend, eigentlich war’s gar keine richtige Big Band sondern ein chaotischer Haufen grossartiger Solisten, die Basie irgendwie erfolgreich domptieren konnte. Besonders die Jahre bei RCA waren dann eher schwach (Paul Gonsalves – ein wunderbarer Tenorist! -, der später lange, lange Zeit bei Ellington spielen sollte und auch dessen „Comeback“ in Newport 1956 besiegelte, spielte in der Zeit in Basies Band). Im Oktett orientierte sich Basie ein klein wenig am Bop, Musiker der Gruppe waren u.a. Clark Terry, Buddy De Franco, Wardell Gray und Charlie Rouse… das blieb aber ein eher kurzes Intermezzo, und später in der NT-Band liefen Basie die eher modernern Leute (Thad Jones und Frank Foster fallen mir als erstes ein) dann auch nach ein paar Jahren oft wieder davon, weil er nicht willens war, wagemutigere Arrangements zu spielen und generell scheinbar Angst vor Neuerungen hatte (siehe dazu die Passagen aus ein paar Artikeln, die ich im Basie-Thread zitiert habe).
Es gab allerdings auch ein paar Musiker – besonders Joe Newman – die Basie über lange Zeit die Treue hielten und sowohl in der OT- als auch der NT-Band mitwirkten. In der NT-Zeit war Eddie „Lockjaw“ Davis einer der treuesten Weggefährten, er spielte in den 50ern und 60ern mehrere Male in der Band und kehrte auch später immer wieder zurück (auf dem tollen Bond-Album für Roulette ist er in toller Form zu hören, aber auch auf frühen Clef/Verve Sessions im entsprechenden Basie-Mosaic, das noch immer greifbar ist, aber nur auf CD).

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