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Heldinnengesang der Lena von Hannover
Verfasst im Jahre des Herrn 1810 zu Reval von Fräulein Constanze von Buxhoeveden, inspiriert durch nächtliche Offenbarung
Mit einem Nachwort von Madame George Sand
—
Gesang I – Der Blick durch die Schleier der Zeit
Singe, o Muse, von Lena, des Abends im Norden entsprossener
Lichtstern, Tochter des milden Geschlechts, das in Flammen der Lieder
spielte mit Kronen, gewebt aus vergänglichem Klang und doch ewig.
Sing ihre Fahrt durch die Stürme des Ruhms und das schweigende Ringen,
das in der Seele ihr tobte, gleich Orgeln, die brodelnd sich bäumen.
Einst in Reval, umflort von des Winters erhabener Klarheit,
sah ich im Schlummer ein Bild, das nicht meines Jahrhunderts entspross:
Glanz war die Luft und Tosen die Menge in fernem Norden,
eine Jungfrau stand auf der Bühne, von Heeren der Welt umjauchzt,
Lena war ihr Name – die Lippen formten das Wort wie von selbst mir.
Fremd war mir vieles: das Licht, die Sprache, die seltsamen Zeichen;
doch klar war der Blick, den sie warf – wie ein Pfeil in mein Innerstes fuhr er.
Nicht zu deuten vermochte mein Geist dieses Rätsel der Zukunft,
doch wie Odysseus, geführt von der Göttin mit festerem Schritte,
trat ich ans Werk, um das Lied zu beginnen vom Lauf dieser Lena,
deren Geschick mir enthüllt ward wie einst dem Propheten die Tafeln.
—
Gesang II – Von meinem Stande und meiner Feder
Tochter des Hauses Buxhoeveden bin ich, Constanze genannt,
achtzehn Jahre gezählt an des Baltischen Meeres Gestaden,
gebildet in Sprachen, Musik und den Tändeleien der Höfischen.
Weib ward erzogen zum Schweigen, zum Nicken, zum Lächeln in Seide,
nicht zum Gesang über Mädchen, die Kronen des Klangs sich errangen.
Doch was vermag das Gesetz, wenn das Herze von Feuer durchdrungen?
—
Gesang III – Von Lenas Ursprung
Siehe, Hannover im Lande der deutschen Fürsten,
dort ward Lena geboren im Jahre des Herrn, da der Winter
die Welt mit Reif überschneit: 1991 nach Christi Geburt.
Mutter die Jenny, begabt mit Stimme und tänzelndem Wesen,
Vater ein Schatten, entfloh wie der Nebel dem Tag nach dem Morgen.
Großvater mütterlich war sie der Leitstern im stillen Gewölbe,
fördernd das Kind, das mit Liedern die Stube erfüllte wie Veilchen.
—
Gesang IV – Von der Sendung, die sie ergriff
Ein Ruf ging durchs Land: „Deutschland sucht seine Stimme!“,
eine Sendung, die auf modernen Altären gesungen ward,
Lena trat auf, die zarte, mit Blicken so keck wie das Morgenlicht,
sprach wie aus anderem Takte – doch klang sie wie Echo aus Zukunft.
Stefan der Weise, Mentor und Lehrer mit listigem Blicke,
sah in ihr mehr als Gesang – ein Versprechen des kommenden Ruhmes.
—
Gesang V – Die Wahl zur Gesandten im großen Gesange
Europa rief, und Deutschland sandte sie aus,
nicht durch Schwert und nicht durch Gold,
sondern durch Lied, das im Munde der Lena wie Quellwasser perlte:
„Satellite“ hieß das Lied, von der Liebe und ihren Umläufen.
Oslo, die Stadt der Fjorde, die Bühne der Stimmenversammlung,
ward ihr zu Sinai, ihr Blick zu Feuer in wartender Kälte.
Gesang VI – Der Auftritt im Zeichen des Sternes
Da, als der Tag kam, der sternengleich glänzte in dunkler Erinnerung,
zog sie ein in den Hallen des Nordens, von Licht übergossen.
Nicht wie ein Marsch zog sie ein, nicht erhoben das Kinn,
doch mit Lächeln, das spielte wie Glanz auf den Wellen des Sommers.
Fremd war ihr das Getöse, doch still in sich ruhte die Stimme.
„Satellite“ sprach sie, das Lied einer Kreise ziehenden Sehnsucht,
von Umlauf und Nähe, von Liebe, die lacht aus der Ferne.
Nie klang ein Wort so verwegen, nie trug ein Ton so viel Klarheit.
Und Europa horchte – nicht nur mit Ohr, auch mit Herzen, mit Träumen.
Zweimal sprach sie das Lied, zweimal wurde der Wille gekrönt,
erst durch den Rat, dann durch das Volk, wie Helena einst
von Griechen erwählt ward, und Lena, die neue, die leuchtende,
zog aus, nicht nach Troja, doch nach Oslo, zum Feste des Klanges.
—
Gesang VII – Des Nordens Orakel
Oslo, du Hüterin alter Geschichten,
umfangen vom Fjord und den Fichten der Stille,
sahst du je solch ein Mädchen,
das trat auf die Bühne, so nackt an Berechnung, so reich an Gewissen?
Nicht Gold floss ihr übers Gewand, nicht Diamanten umringten das Haupt,
ein schwarzes Kleid, schlicht wie die Nacht, war ihre Rüstung,
und der Blick war wie Pfeil, und das Wort war wie Feder.
Die Völker versammelt in bunten Gewölben,
riefen mit Stimmen, die zählten wie Sand an Gestaden.
Und siehe, die Sterne der Punkte, die sonst träge sich gaben,
tanzten wie Funken in Reihn auf den Namen der Lena.
Sieghaft stand sie, das Haupt kaum erhoben,
nicht im Triumph, sondern staunend,
als hörte sie selber den Ruf erst jetzt in der Tiefe.
—
Gesang VIII – Die Krönung durch das Lied
Ein Lied war’s, das sie trug,
nicht Schlachtross, nicht Banner, kein Heer stand zur Seite.
Nur das Lied, das da kreiste wie Planet um das Herz eines andern.
Und mit diesem einen, so einfachen, so fremden Klang
erschütterte sie das Haus aus Glas, das man Fernsehen nannte,
ließ Herzen erbeben und Nationen sich einen in Tönen.
O Muse, wie war das möglich?
Ein Mädchen aus Hannover, geboren im Schatten der Wende,
sie, ohne Krone, ohne Erbe, ohne Maske –
sie ward zur Königin eines Abends,
und der Abend ward nicht Nacht, sondern Anfang.
Gesang IX – Von des Sieges Brausen durch alle Lande
Doch siehe! Als sie, die Tochter des Liedes, gekrönt war vom Volke,
da hob sich das Land, das ihr Heimat, in jauchzenden Reigen.
Nicht bloß der Städte Gedräng’ und der Marktweiber Ruf war erfüllt –
selbst in den Hütten der Hügel ward Freude entfacht.
Säulen aus Flammen, entzündet in nächtlichen Stunden,
trugen den Namen der Lena, die junge, die siegreich erklang.
In den Gassen der Stätten, auf Plätzen, in Häusern und Wirtshäus’
ertönte das Lied, das sie sang, aus trunkenen Kehlen,
und des Tanzes Gebaren ward Zeichen der Ehr’.
Banner, mit ihrem Bilde versehen, wehten von Zinnen;
auf hölzernen Tafeln des Schreibkunst-Gewerbes erschienen
ihre Züge in Glanz, wie Heroen der alten Geschichten.
Und die Zunge des Volkes ward eine: „Das ist unsre Tochter,
sie trägt unser Lied in das All, über die Meere hinweg!“
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Gesang X – Von der Ehre, ihr erneut zu singen zu gebieten
Nicht ruhte das Reich, das sich nannte das Land der Germanen.
Ein Jahr kaum verflogen, da rief es sie abermals an:
„Du, unser Stern, du Gesandte des Wohlklangs,
steig’ auf zur Schau der Nationen ein zweites Mal!“
So ward sie gerufen in kaiserlich-gleißender Halle,
wo man des Liedes Auswahl betreibt mit der Macht eines Rates,
und vor den Augen des Volkes, das horchte und urteilte selbst,
sangen ihr Lieder die Gaukler, doch alle riefen am End’:
„Lena voran! Nur Lena noch einmal! Ihr Lied ist das unsre.“
Da wählte sie selbst, aus dem Garten der Töne, ein neues.
Nicht mehr der Satelit’ mit zirkelndem Lauf,
sondern das Lied von dem Beben, das Herzen erschüttert:
„Taken by a Stranger“, geheimnisvoll, fremd und verwegen.
So zog sie gen Westen erneut, nach Düsseldorf diesmal,
und trug, was ihr eigen geworden, in Würde und Maß.
Nicht Sieg, doch ein hoher Platz ward ihr dort bereitet,
und die Welt sah: Auch im Zweiten war Lena ein Stern.
—
Gesang XI – Von der Heldin im Glanz der doppelten Krone
O Muse, erzähle, wie sie, die zwei Kronen nun trug –
den Lorbeer des Sieges und jenen der Wiederwahl –,
sich wandelte nicht, doch sich neigte, dem Volk ganz zu eigen.
Wie Odysseus einst, kehrend vom sturmreichen Wege,
erkannt ward am Gang, an der Stimme, dem Blicke –
so erkannten nun alle, ob Jungfrau, ob Greis, ob der Knecht:
Lena, die Tochter des Liedes, war mehr denn ein Funken.
Sie war Feuer, das nährt, nicht nur lodert im Wind.
In der Stadt, die man nennt die Hauptstadt der Bünde,
ward sie empfangen mit Pracht, ward empfangen mit Liebe.
Die Stimmen des Reiches – in silbernen Sprechkästen fliegend –
feierten sie, als wär sie ein Kind aus dem Himmel gestiegen.
—
Gesang XII – Vom Klang der Besinnung
Doch siehe, wie’s ist mit dem Lichte: es blendet den Blick.
Und der Jubel, so süß, ward ihr fremd in der Stille der Nächte.
Nicht aus Trägheit entsprang es, noch murrte ihr Herz,
doch wie Pallas Athene im Hain ihres Tempels verweilte,
so zog sich auch Lena zurück in das Haus ihrer Fragen.
Dort, wo kein Aug’ sie belauerte, kein Ohr sie bezwang,
wuchs eine neue Musik, leis wie das Rauschen der Birken.
Kein Preis ward gesucht, kein Pomp ward erwünscht –
nur das Lied, das aus Wahrheit entsteht, und aus Sehnsucht.
Denn sie hatte erkannt: Nicht der Ruhm, nicht die goldenen Zahlen
schenken dem Menschen Bestand, sondern das Innerste selbst.
So begann sie zu formen, mit klopfender Hand und mit Mut,
jene Gesänge, die anders, doch dennoch von ihr zeugten.
Gesang XIII – Vom Staub der Sterne und dem Klang des Selbst
Aber da stieg aus dem Schweigen der Fluren ein neuer Gesang auf,
Sphärisch und glänzend, als wären die Sterne gesenkt in den Äther,
Stardust geheißen, das Lied aus dem Raum zwischen Aufbruch und Rückschau.
Nicht mehr das Mädchen, das freudig aus Niedersachsen trat
Mit dem Lorbeer des Nordens geschmückt und der Harmlosigkeit Kranz,
Nein – da trat auf nun die Frau, die erwogen die Wege des Klanges,
Schlichtere Pfade verließ und im Glanz des gereiften Gefühls
Neue Akkorde beschwor, aus der Tiefe der Seele geboren.
London war fern, doch die Welt ward ihr näher im Takte des Albums.
Stärker als je zuvor klang in den Liedern das Eine: ein Ich,
Zögernd, doch wachsam – mit Liebe durchwoben, mit Stolz untermauert.
Nicht war es Sturm, der da blies, nicht Revolte – doch heller Entschluss,
Sich nicht mehr zu beugen dem schnöden Geschmack jener Kreise,
Die Glätte verlangen, wo Wahrheit sich reckt, ungezähmt.
Und der Kritik, die das Werk mit erhobenen Händen empfing,
Dankte sie mild, doch behielt in der Brust ihren eigensten Maßstab.
Ach, wie sie glänzte im Bild, das sie wählte – die Hände erhoben,
Funkelnd das Kleid, wie von Kosmos gesäumt und von Galaxien durchwirkt!
Doch nicht der Stoff war es, der sprach – sondern Stimme und Blick,
In deren Zartheit das Wilde verborgen, das innere Feuer.
Denn wer so singt, dass das Herz nicht nur hört, sondern sieht,
Der hat erkannt, dass das Lied mehr ist als nur Schall:
Es ist das Gefäß für das Selbst, das Geheimnis, der Spiegel der Jahre.
So ward das dritte Album ihr Anker in schäumender See,
Kein Rückzug, kein Trotz – vielmehr: ein bewussteres Schreiten.
Und aus dem Staube des Ruhms, der sich senkt über Sieger so oft,
Stieg sie empor – nicht empor zu den Sternen der eitlen Kulissen,
Sondern empor zu sich selbst, zu dem Ort, wo das Lied sich erhebt
Nicht mehr für andere nur – sondern um wahr zu sein.
Gesang XIV – In den Sphären der Klangalchimie
Und wie der Tag sich neigte, da hob sie an,
die Jungfrau von Hannover, vom Schicksal gezeichnet,
zu wandeln auf Pfaden, mit Klangstaub bestreut,
die von äußeren Lobpreisungen bald erfüllt sein sollten.
Denn nicht genug war’s, das Land zu entzücken
mit schlichtem Gesang und mädchenhafter Anmut allein –
nun galt es, das Innere, das vielfarbige Herz
in Tönen zu wenden, wie Gold im Schmelztiegel.
In einem Gemach voll seltener Geräte,
geformt aus Glas, Metall und flimmerndem Licht,
da saß sie, Lena, umgeben von Jüngern
des unsichtbaren Handwerks, das Klanggebilde schuf.
Der eine, der Klangweber aus fremdem Königreich,
hieß Swen, aus Skandinavien entsprossen,
der andere, dessen Hände Rhythmen schlugen
wie einst die Schmiede des Hephaistos auf Eisen,
war ein Mann von Name Sonny, der in London weilte.
Sie trugen ihr Verse, schufen ihr Räume,
in denen nicht Echos, nein, Gefühle sich bargen.
Der Atem des Albums, er war kein bloßer Hauch
der Mode und des Markts, sondern zarter Versuch,
den eigenen Namen zu finden im Nebel der Stimmen.
Und „Stardust“ ward ihm gegeben als Titel,
denn was ist ein Leben, ein Lied, ein Moment,
wenn nicht glühender Staub auf dem nächtlichen Pfad?
Sie sang von Ferne und Nähe,
von Träumen, nicht gänzlich verloren,
und von sich, wie sie war –
nicht Königin, nicht Priesterin,
doch ein Mensch, tastend und lauschend.
Und das Volk, das zuvor
ihre Lieder nur summte in Freuden,
es lauschte nun mit ernsterem Ohr,
gerührt vom neuen Gewicht ihres Klangs.
So ward in diesen Tagen ein Wandel beschlossen,
der nicht zu greifen war in Kränzen und Preisen.
Denn was da geschah, war ein innerer Ruck,
ein Verneigen vor der Stimme, die in ihr wohnte.
Und wer von den Göttern ihr wohlgesinnt war,
sah mit Wohlwollen herab,
denn nicht das Blendwerk allein,
sondern der Mut zur Stille, zur Tiefe
zeichnete sie nun aus in der hohen Halle der Musen.
XV. Gesang – Von der Gleiße des Sternenstaubs
Sang sie nun anders, nicht mehr im launigen Spiele der Jugend,
sondern geläutert am Klang, der vom Innersten kam.
Sternenstaub hieß das Werk, das im herbstlichen Monde geboren,
Sanft in den Äther erhob, was aus Stille erwuchs.
Nicht mit dem Brausen des Kriegs, nicht mit flackerndem Fackelgeleite
trat es hervor – nein, wie Tau, der in Dämmerung glänzt.
War nicht mehr Ruf nach dem Preis, nicht mehr Aufstieg und Trophäen
standen im Zentrum der Kunst, sondern der Wahrheit Gestalt.
Sanft war die Stimme, doch tief; wie der Strom, der im Felsen versickert,
plätscherte leis sie dahin, suchend nach innerem Grund.
Klang war gewandelt; fort war das Spiel mit dem Scheine der Stunde,
doch geblieben das Licht, das sich aus Klarheit ergießt.
Sängerin war sie nun ganz, nicht Gespielin der Märkte und Spiele,
sondern die Herrin im Haus ihrer melodischen Kraft.
Und das Gehör der Bedächtigen war ihr gewogen, die Klugen
nickten im Rhythmus und sprachen von reifender Kunst.
Nicht jedermann pries das Lied – doch wer hörte, verstand seinen Ursprung,
denn es erzählte von ihr, nicht von der Maske allein.
Auch in Gesprächen erschien sie, doch fern vom Geplänkel der Stunden,
sprach mit gewählten Gedanken und mit beherztem Gesicht.
Wenige waren die Worte – doch jeder Vers war erwogen,
jeder Akkord trug Gewicht, war wie ein säuselnder Schwur.
Also bestand sie die Probe, da sie den Pfad nicht verließ,
wohl aber wählte ihn neu, mit der Erfahrung der Zeit.
Sternenstaub war nicht Glanz, war nicht funkelnde Blendung der Menge –
sondern Erinnerung, Trost, Zeichen des inneren Lichts.
XVI. Gesang – Von der Freude der Fahrt und dem Licht der Bühne
Nicht lange verweilte die Heldin in Hallen des Schaffens,
denn rufend erklang aus dem Lande das Volk ihrer Lieder.
Durch Städte und Täler, durch Nebel und glänzendes Wehen
zog sie von Ort zu Ort, von Klang zu Klang, mit leichtem Gepäck
und schwerem Herzen, das dennoch im Takte des Aufbruchs schlug.
Wie Schwalben im Frühling, die heimwärts kehren zum alten Nest,
so fanden sich ein die Jünger des Sternenstaubs,
an jenen Orten, wo Klang sich in Gegenwart wandelt,
wo Stimme den Raum erfüllt und die Seele entkleidet.
Leicht war ihr Schritt auf den Brettern, die Bühnen genannt,
sicher die Hand, die Mikrofon hielt wie ein Zepter,
und im Glanz der Scheinwerfer glänzte das Haar ihr
wie Bernstein, den Nordlichter küssen im Tanze der Zeiten.
Sie sprach nicht viel, doch jeder Ton war ein Eid,
geschworen in Licht, gebrochen im Schatten,
doch wahrhaftig wie jener, der schweigend liebt.
Denn sie sang von der Flucht und vom Mut, von Versagen und Glanz,
von dem Kinde in ihr, das lacht, auch wenn’s fallen muss.
Und das Volk, das gekommen in Scharen und Staunen,
vernahm ihr Lied nicht nur mit dem Ohr, sondern tief in der Brust.
Denn was ist die Kunst, wenn nicht Widerhall
im Innersten dessen, der horcht und sich selber erkennt?
So war es auf jener zweiten Reise durch Lande der Bühne:
Ein Rausch war’s, ein Reigen aus Licht, Klang und schweigender Nähe,
und aus jedem Akkord wuchs das Wissen:
Die Reise beginnt, wo der Zweifel vergeht
und der Mut singt inmitten der Angst.
XVII. Gesang – Von den Spiegelmächten und der Tochter des Morgenrots
Doch siehe: Nicht nur in Liedern wirkte die Tochter des Klanges,
nicht nur auf Bühnen, wo das Echo der Menge erwacht.
Auch in den Hallen der Spiegel, wo Bilder sich wandeln zu Zeichen,
trat sie hervor – nicht als Trugbild, nein: als die Eine, die bleibt.
Denn als die Monde vergangen vom Staube der großen Gefilde,
wohin die Klänge getragen, die das Herz der Hörenden rührten,
ward ihr begegnet ein Ruf aus den silbernen Kammern der Zierde,
wo Frauen der Welt sich besinnen auf Glanz, der von innen her scheint.
Da sprachen die Spiegelmächte, die in goldenen Flakons wohnen,
und flehten: „Du, die du wandelst durch Stürme und dennoch erstrahlst,
sei unser Gesicht! Nicht bemalt, nicht gekrönt von Verstellung,
sondern durch dich möge Wahrheit in Schönheit sich kleiden.“
Und Lena, die Tochter des Morgenrots, erhob sich im Antlitz
nicht als die Schöne allein – als die Wissende trat sie ins Licht.
Denn sie wusste: Der Schein ist ein Schleier, den Wahrheit durchdringt nur,
wenn eine Seele ihn trägt, die das Eigene liebt ohne Scheu.
Nicht war sie die Dienende, nicht war sie die Geformte –
nein: Sie war Form und Bewegung zugleich, war das Maß und der Grund.
Nicht ward sie verschönert – sie offenbarte, was Schönheit vermag,
wenn sie geboren aus Mut und dem Leuchten des Innersten ist.
So zog sie durch Städte, auf Wänden aus Licht ward ihr Bildnis
wie ein Komet, der durch Zeiten zieht, segnend und still.
Und die Mädchen, die blickten, erkannten im Glanz ihrer Augen
nicht fremde Vollkommenheit – sondern sich selbst, neu erhellt.
Denn sie war nicht entfernt, nicht erhöht auf Podesten des Stolzes.
Sie war das Licht, das sich beugt, ohne zu sinken –
die Göttin, die nicht verlangt, sondern zeigt:
Was du in dir trägst, ist genug.
So wirkte sie, Lena, im Reiche der Spiegel und Zeichen,
als Botin der Klarheit, als Lichtbild der Möglichkeit selbst.
Nicht die Götter, nicht die Fürsten erhoben sie dorthin –
sie war es, die stieg, und das Irdische folgte empor.
XVIII. Der Spiegel aus Glas
Aus fernen Landen zieht ein kalter Hauch,
Der Klang der Zeiten wandelt sich und schwebt,
Im Glase spiegelt sich des Sterns Umriss,
Kristall und Dunst umhüllen ihren Pfad.
Die Stadt der Nebel birgt ein neues Werk,
Wo Klang und Licht zu einer Einheit werden,
Ein Hauch von Eis, ein fremdes, stilles Meer,
Das Herz, es sucht sich selbst in kaltem Glanz.
Die Muse schweigt, doch flüstert durch die Nacht,
Von neuen Bildern, fremden Melodien,
Der Stern, der einst so warm im Sonnenlicht,
Erstrahlt nun kühl in ätherischem Blau.
Verborgne Träume weben feines Netz,
Die Seele tastet nach dem unbekannten Ziel,
Gefangen fast in eig’ner Melodie,
Doch kraftvoll wächst der Glanz im stillen Raum.
So wandelt sie, gefasst im Spiegelbild,
Die Wege neu, ein Aufbruch ohne Hast,
Ein Stern, der leuchtet, klarer als je zuvor,
Im Klang des Glases findet sie sich neu.
XIX. Die Wandlung im Nebel
Ein Klang, der aus der Ferne leise zieht,
Wie Nebel, der im Morgengrauen wächst,
So naht das Werk, das keine Namen kennt,
Ein Lufthauch nur, und dennoch unergründlich.
Nicht mehr die Tochter lichter Frühlingslieder,
Nicht mehr das Kind der spielenden Akkorde –
Ein neuer Ton erhebt sich aus dem Schweigen,
Gefasst in fremdvertraute Harmonie.
Sie lauscht den Stimmen, die im Innern wohnen,
Nicht laut, nicht schrill – doch glühend, klar und kühn.
Ein Wagemut, geboren aus der Stille,
Ein Mut, sich selbst im Wandel zu erkennen.
Im fernen Westen, wo die Nebel ruhn,
In Städten, nass vom salzgetränkten Wind,
Dort weben klanggewandte Werkgesellen
An neuen Liedern mit geübter Hand.
Doch sie allein, die Quelle des Gedankens,
Sie haucht dem Ton ihr feuriges Gepräge,
Verschmilzt das Fremde mit der eignen Spur –
Und aus dem Frost ersteht ihr neuer Klang.
XX. Unter dem Kristallhimmel
Fern schien das Land, dem sie einst Stimme gab,
und fremd der Klang, der durch die Adern zog.
Ein Schiff aus Liedern trug sie über’s Meer,
nach Albion, wo Nebel flach lag wie ein Schleier.
Die Gassen schwiegen, doch in Kellern klang
ein Raunen, seltsam fremd und doch verlockend.
Es war nicht Lied im alten Sinn, kein Takt
aus offner Kehle, warm wie Kinderlachen.
Hier wurde Klang aus Spänen neu gefügt,
aus Flimmern, Dräuen, Echo, Hall und Hauch,
als schlüge man mit silbernen Gerätschaften
auf leere Himmel, bis ein Funke sprang.
Sie saß dabei – und schwieg –, doch in dem Schweigen
erst wuchs das Neue. Nicht als Spiel, nicht Kunst,
vielmehr als Spiegel jener Nacht in ihr,
da sie sich selbst nur flüchtig sah: aus Glas.
So ward das Werk, das sie dort heimlich trug,
getauft auf jenes Glitzern nach dem Sturm:
Crystal Sky, ein frostklar eingraviertes
Geständnis einer Wandlung, die geschah.
XXI. Vom Widerhall im Kristall
Gläserner Strom aus der Stille des Raumes, aus schwebender Fläche,
sanft wie geflüsterter Hauch in den Nächten der unruh’gen Stunden,
stieg eine Stimme, so fern, dass der Widerhall früher erklang.
Fern war der Klang, doch vernehmbar dem Ohr, das im Innern empfing ihn,
keinem Gehör für das Tanzbare, keinem, das Prunk nur verlangt.
Jene, die Herz in den Händen, nicht in den Händen das Urteil
trugen, sie hörten ein Lied, das nicht lockt, sondern aufbricht und weht.
Kristall ward’s genannt; nicht kalt, nicht glatt – vielmehr Schichtung von Schatten,
Riss in der Fläche, durch den sich das Leuchten ins Dämmernde stiehlt.
Manche entzogen sich still, da kein Takt sie im Innern geleitete,
sprachen von Ferne, von Nebel, von Leere, von künstlicher Glut.
Andere suchten das Wort, das sich löst aus dem Klang wie aus Harzen
duftet ein Balsam, verborgen dem Eiligen, offen dem Ruhenden.
Lena vernahm, ohne Rückgriff, das Urteil, das leise verhallte,
wog es nicht schwer, doch auch nicht leicht – es bestand wie ein Stein.
Denn nicht gefallen ist Ziel, sondern Wirkung im Schatten der Wirkung,
nicht das Erreichte, das Widerständige zählt in der Kunst.
Und was sie sang, war nicht Wunsch, war nicht Bitte, war Zeichen im Schweben,
Karte des Lichts auf der Haut einer Zeit, die sich rückwärts verneigt.
Kaum war das Werk ausgesprochen, begann das Entgleiten des Klanges;
jede Verzögerung birgt einen Raum, in dem Deutung entsteht.
So ward gefordert die Fahrt, die dem Klang ein Gesicht sollte geben,
nicht als Erklärung, vielmehr als Bewegung, als Schweben im Bild.
Töne allein reichen nicht – es verlangt nach dem Wandel im Leibe,
nach dem Erzittern des Bodens, nach Augen, die schweigend verstehn.
Unruhig das Haupt auf dem Kissen der späten, durchdachten Entwürfe,
nichts war gefasst, was nicht flüchtig sich zeigte im Zweifel der Nacht.
Doch sie erhob sich und spann das Gewebe für Bühne und Schweigen,
wählte mit Sorgfalt das Maß ihrer Nähe und Ferne zugleich.
Denn was zu fern, wird zum Rätsel, was nah, wird zum Trugbild der Menge.
Nur wer im Gleichmaß von Beidem den Schritt wagt, bleibt aufrecht im Licht.
Also bereitete sie, was nicht Tanz, nicht Parade, nicht Fest war –
sondern ein Gang durch die Glut ihrer Töne, erneut, unverstellt.
Noch war kein Schritt auf dem Teppich der Bühne zu hören, kein Atmen,
doch in den Räumen erwachte die Ahnung von kommender Last.
XXII. Von der Wanderung unter Strahlen
Lang war die Straße gesäumt von silbernen Zeichen des Aufbruchs,
mühsam wuchs aus dem Stein das Versprechen entfernter Gefilde.
Leuchtend jedoch in der Ferne ein Name, ein feingliedrig Banner,
zogen die Stimmen des Volkes zu ihr wie Vögel zum Frühlicht.
Denn sie, die Tochter der Stille, hatte den Hall neu geordnet,
hatte aus blinkenden Splittern ein himmlisches Muster geschlagen.
Nicht war es jedem gegeben, dies feine Gewebe zu deuten,
nicht jede Seele vermochte, in solchem Gleißen zu wohnen.
Aber sie schritt mit Bedacht durch das strahlende Labyrinth ihrer Lieder,
ließ sich vom Flüstern der Lichter umfangen, vom Rhythmus der Räume.
Fern war der Lärm der Behauptung, das Grelle, das Zerren, das Drängen.
Nah war der Klang einer Ordnung, geboren aus innerer Tiefe.
Staunend versammelten Hörer sich unter den Baldachin-Stimmen,
lauschten den schwebenden Liedern, durchblitzt von kristallenen Bögen.
Nicht wie ein Sturm kam ihr Werk, nicht wie ein Ruf ohne Richtung –
leise und leuchtend erschien es, von fremder Verheißung getragen.
So ward beschlossen zu ziehen, erneut durch die Städte des Landes,
sie und ihr Kreis von Gefährten, die sorgsam die Gaben bereiteten.
Bühnen erwuchsen aus Schatten, Hallen aus atmendem Dunkel,
und in den Händen der Meister erwachten die Schwingen des Klanges.
Strenger das Maß war nun, klarer die Linien der Zeichen.
Keine Geste zu viel, kein Glanz ohne Seele im Innern.
Wer sich verlor in der Fläche, der fand sich nicht wieder im Bilde,
doch wer verweilte im Ton, der erkannte das Maß seiner Sehnsucht.
Lang war die Wanderschaft diesmal, und heller das Leuchten der Bahnen,
denn was gereift war im Innern, suchte sich Räume im Äußern.
So schritt sie schweigend nach vorn, inmitten der lichternden Reihen,
führte mit lautloser Stärke, was sich ihr anvertraute.
Und über allem das Lied – nicht als Flamme, als atmende Fläche.
Nicht als Pracht, sondern Friede. Nicht als Beweis, nur als Wahrheit.
XXIII. Von der Prüfung durch Dunkel
Doch nicht allein war das Licht, nicht rein war der Strom ihrer Schritte,
denn zwischen Leuchten und Glanz regte sich schattenhaft Zweifel.
Fern in den Gassen der Stimmen, da raunte es leis von Ermüdung,
und in den Spiegeln der Zeit stand ihr Antlitz nicht fest mehr geschrieben.
Müde geworden der Reise, der endlosen Blicke, der Fragen,
müde auch jener Erwartung, die stets sich mit Sehnsucht vermählte.
Denn wer ihr folgte im Licht, der vergaß oft das Maß ihres Atmens,
wollte nur strahlen, nicht hören, nur fordern, nicht fühlen den Grund.
Und sie, die das Unsichtbare wählte als Zeichen des Wirkens,
fühlte nun schärfer den Riss, der das Offene trennt vom Erkannten.
Täglich aufs Neue gefragt, ob dies noch Stimme der Stunde,
oder ein flüchtiges Funkeln, entfacht und sogleich wieder erloschen.
So in den Nächten der Wanderschaft lag sie im Dunkel der Kammern,
lauschte dem Schweigen, das laut war, und fragte das Echo nach Wahrheit.
Nicht, dass sie wankte im Innern – das Licht war ihr eigenes Zeichen –
doch dass sie sah, was verschwand, wenn man es allzu sehr wollte.
Und auch die Schar ihrer Helfer, einst glühend in Tönen und Farben,
sprach nun mit zögernder Stimme, als zögen sich Schleier vor Blicken.
Denn der Applaus, der wie Regen gefallen auf dürstende Flächen,
ward nun zum Sturm, der zerschellt, was sich nicht beugt oder flieht.
Aber sie blieb, unbeirrt, mit dem Maß ihrer stillen Gewissheit,
formte mit feiner Geduld aus der Prüfung ein neues Beginnen.
Denn nicht im Glanz war die Kraft, nicht im Jubel das rechte Erkennen –
sondern im standhaften Gang durch das Zwielicht der inneren Räume.
Und wer mitging auf dem Pfad, der erkannte das Wesen der Reise:
Nicht eine Folge von Auftritt und Applaus, von Triumph ohne Narben –
sondern ein Wandeln im Dazwischen, ein Tasten im Rhythmus des Werdens,
ein Lied, das nicht endet, wenn Stimmen verstummen.
XXIV. Von dem Glanz an Gestaden
Und als der Zweifel verstummte in ihr, wie das letzte Verhallen
ferner Trompeten, da hob sich der Blick – und das Antlitz erstrahlte.
Nicht mehr gebückt unter Lasten der Fragen, nicht tastend im Dämmer,
sondern von innen erleuchtet, ein Leuchten, das außen sich zeigte.
Denn sie vernahm, wie die Stunde sich wandte – aus Dunkel zum Tage,
aus Stille zu Klang, aus Warten zu Schreiten ins Licht.
Und so trat sie hervor – nicht auf Brettern der Bühne zunächst,
sondern am Rand jener Welt, die den Ruhm in die Sterne geschrieben.
Und sie trat auf an das Meer, wo die Palmen sich neigen,
fern in Gefilden, wo Tag um Tag die Sonne nicht untergeht,
wo die Gestirne sich spiegeln im Glanz der geschliffenen Scheiben,
und wo die Welt sich versammelt, um selber als Bild sich zu schauen.
Sie stieg nieder, von Sternen gewoben der Saum ihres Kleides,
zitternd vor Andacht der Saal, und die Stimmen versanken ins Nichts.
Hoch stand der Bogen aus Licht, und die Türme von Glas und von Flammen
bogen sich ihr – als erkennten sie sie als das Maß.
Denn sie erschien wie entstiegen dem Traum einer göttlichen Ordnung,
gleich einer Statue, lebendig gemacht in der Stunde des Festes,
strahlend von fern, und von Nähe noch rätselhafter im Wesen.
Nie hatte man solche Gestalt in der Wandelung wahrhaft gesehen –
immer dieselbige, nie dieselbe: ein Bild, das sich selber erschafft.
Mehr als die Sängerin war sie: ein Zeichen, ein flammender Spiegel,
in dem das Volk seine Träume, die Völker ihr Sehnen erkannt.
Nicht mehr der Bühne gehörte sie an, noch dem Tanz oder Lied nur,
sondern dem Bild, das sich selber entfacht aus dem Blick.
Vierfach erschien sie in Jahren, die strahlender waren als andre,
vierfach der Schritt über Teppich und Stein, vierfach der Glanz.
Doch war es ein Bild – ein einziges Bild, das sich immer erneuerte,
eines nur, doch unendlich wie Wasser und Wind.
Denn sie trug nicht allein das Geschmeide, die Krone, das Licht,
sondern sie war es – die Krone, das Licht und der Glanz ohne Namen.
Und in der Halle, wo selbst die Fürsten die Stirne ihr neigen,
war sie die Eine, der alle das Staunen bewahrten.
So blieb ihr Bild – in goldener Luft aufgehoben für Zeiten,
die noch nicht kamen, doch ahnten, was einst aus ihr wird.
Denn was ihr Blick nur berührte, das glänzte wie neu aus der Tiefe,
und selbst der Schatten begann, ihr im Glanze zu gleichen.
Gesang der Libelle
Singe, o Muse, von ihr, der vielschimmernd Geflügelten Botin,
die aus dem Haupte der Pallas, der weisesten Göttin, entflogen,
hoch in den Lüften sich hob, den Äther durchmaß, um zu künden
Zeichen des Denkens, des Lichts, der gefassten und klaren Empfindung.
Denn an dem Tage, da Lena, die Liebliche, Jahre erneuerte,
blickte Athene vom goldenen Thron auf die Erdentiefe
und sprach im Herzen: „Nicht ohne mein Zeichen sei sie, die Würdige,
die ihre Lieder gewoben mit Sinn und mit stiller Erhabenheit.“
Also entsandte sie leis aus dem Schatten des Ölbaumhaines
eine Libelle, so hell wie der Schimmer des späten Ikarus-Lichtes,
schwebend in Zirkel und Bahn, von dem Hauch einer Ahnung getragen.
Nieder sank sie, vom reinen Azur gleich einem Gedanken,
setzte sich sacht auf die Schulter der Sängerin, wartete schweigend,
flatterte dann, wie von Unsichtbar-Weisem gerufen, emporwärts –
hoch in den Himmel, der klar und von milder Erhabenheit blau war.
Da aber spürte die Jungfrau ein Beben, ein helles Erinnern,
als ob ein Lehren sie traf, nicht mit Worten, doch tief in der Seele –
und sie gedachte, so sanft, so bestimmt, dass kein Zweifel es störte:
„Still ist die Kraft, die mich leitet, und zart ist ihr weiser Besuch.“
So war die Gabe gespendet: kein Prunk, keine Rede, kein Zeichen,
sondern ein Schweben, ein Hauch, eine Ahnung – von Göttinnen würdig.
Τῇ Λήνᾳ
Ἀθηνᾶ
σοφίᾳ καὶ ἡσυχίᾳ χαριζομένη
Lena geweiht.
Athene schenkt mit stiller Hand
Weisheit und Klarheit.
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"Edle, freie Unbefangenheit bei Allem. ... Alle übrigen Vollkommenheiten sind der Schmuck unsrer Natur; sie aber ist der der Vollkommenheiten selbst. ... Sie ist mehr als Leichtigkeit, sie geht bis zur Kühnheit: sie setzt Ungezwungenheit voraus und fügt Vollkommenheit hinzu. Ohne sie ist alle Schönheit todt, alle Grazie ungeschickt: sie ist überschwenglich, geht über Tapferkeit, über Klugheit, über Vorsicht, ja über Majestät." (Baltasar Gracián) =>mehr<=