Antwort auf: Listen To This! – Meine Favoriten II

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You can call me "Sam"

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The Beach Boys –  Pet Sound Sessions , 4 CD Box, 1996 (Capitol 7243 8 37662 2 2)

Über das elfte Studioalbum der Beach Boys ist schon sehr viel geschrieben worden. Für nicht wenige Leute gilt es als ein Meilenstein für die populäre Musik der 60er Jahre. Die während der Arbeit an diesem Album entstandenen  Aufnahmen kursierten lange Zeit als Bootlegs . Erst 1996, zum 30 jährigem Jubiläum    erlaubte Brian Wilson dann endlich die offizielle Veröffentlichung dieser, von vielen heiß begehrten Aufnahmen und noch mehr, aber dazu komme ich später noch.

Die Beach Boys  waren zunächst nur eine von vielen Surf Bands. Produziert wurden sie vom strengen und tödlich ehrgeizigen Familienoberhaupt  Murray Wilson, der auch nicht davor zurückschreckte, seinen Willen bei seinen drei Sühnen mit roher körperlicher Gewalt durchzusetzen.  Sein ältester Sohn Brian z.B. war nach einer solchen Attacke von dort an auf einem Ohr taub.

Trotzdem schaffte es Brian, gute Songs zu komponieren und sich nach einiger Zeit aus den Fängen des  Vater zu befreien. Die neu erlangte künstlerische Freiheit schlug sich sogleich in einer langen Reihe guter Kompositionen nieder. Die Beach Boys waren nun auch schon überregional bekannt und tauchte  immer häufiger in den Charts auf.  1964 erreichten sie erstmals die Spitze der  amerikanischen Hitparade mit dem Song  I Get Around.
Ende des selben Jahres erlitt Brian Wilson einen Nervenzusammenbruch und gab bekannt, von nun an nicht mehr live auftreten zu wollen und sich stattdessen voll und ganz auf das Songschreiben zu konzentrieren und sich um das Marketing der Band zu kümmern.  Seinen Platz übernahm kurzfristig der befreundete Musiker Glen Campbell, wenig später wurde Bruce Johnston festes Bandmitglied.

Inzwischen war etwas Neues in  den Musikmarkt  eingebrochen, was die Amis gerne als britische Invasion umschreiben. Im fernen England war die Beatmusik entstanden und setzte nun an, die gesamte Welt zu erobern.
Brian Wilson war dies natürlich nicht entgangen  Zunächst sah er darin nur eine weitere Konkurrenz. Als die Beatles jedoch  1965 Rubber Soul herausbrachten,  und die Musik Presse einhellig in höchsten Tönen schwärmte, da war auch Brian von diesen Aufnahmen begeistert.
Allerdings setzte die positive Kritik an den Beatles bei ihm ein persönliches Konkurenzdenken in Kraft, welches sich dahin äußerte, das Brian  von nun an meinte, es läge an ihm, den Erfolg der Engländer noch zu übertreffen und das „Größte Pop Musik Album aller Zeiten“ zu schaffen.

Zwar hatte sich Brian auch ohne die Beatles  seit den ersten Kompositionen 1961/62 an immer stetig weiter entwickelt. Für das neue Album schwebte ihm etwa anderes vor, als das, was er zuvor zusammen mit seiner Band aufgenommen hatte.Weg vom Surf, bzw Gute Laune Sonnen Sound.    Und so holte er sich zusätzliche Unterstützung durch den Komponisten und Lyriker Tony Asher. Mit Asher schrieb er dann auch die meisten  Songs für Pet Sounds, während die Beach Boys sich auf Tournee befanden.

Bei nächster Gelegenheit wurden die zurückgekehrten restlichen Beach Boys von Brian vor Tatsachen gestellt. Die neuen Songs standen schon auf dem Papier und erstmals hatte Brian vor, den Aufnahme Stamm beim neuen Album um etliche bekannte und geschätzte Studiomusiker zu erweitern.

Hier  dann erst einmal einige Fakten über das Album, die ich mir über Wikipedia geholt habe.

Aufgenommen wurde das Album in vier verschiedenen Studios in Los Angeles in der Zeit vom  12. Juni 1965  bis zum 13. April 1966.

Der Stamm der Musiker inklusive der Beach Boys:

Brian Wilson: Orgel, Bass, Piano, Hatrmonium, Gesang
Glen Campbell: 12 saitige Gitarre
Barney Kessel: Gitarre, Mandoline
Bruce Johnston: Gesang
Mike Love: Gesang
Terry Melcher: Tamburin, Gesang
Carl Wilson: Gitarre, 12saitige Gitarre, Gesang
Jim Gordon: Schlagzeug
Hal Blaine:  Bongos, Schlagzeug, Pauken
Al Jardine: Gesang
Carol Kaye: Bass
Dennis Wilson: Gesang, Schlagzeug
Steve Douglas: Klarinette, Flöte, Saxofon

Die Poduktion übernahm Brian Wilson selber.

Veröffentlicht wurde die Platte am 16. Mai 1966

Kommen wir nun zur Box:

Meine hier vorliegende Ausgabe ist ein einer Longbox verpackt. Diese ist massiv, sprich, man kann sie beim Anfassen nicht eindrücken. Außerdem ist der obere Teil, wo auch der Schriftzug aufgedruckt ist, noch einmal zusätzlich beschichtet.Auf dem Unterteil stehen auf der Rückseite noch einmal alle Songangaben.

Dann gibt es zwei Booklets. Eines in der  Form der Longbox  . Komplett farbig mit vielen seltenen Fotos, einer Einführung und einer  Bandgeschichte, geschrieben   von David Leaf, dann wird noch einmal kurz auf jede einzelne Disc der Box eingegangen. Es folgt ein sehr ausführlicher  Track By Track Teil.  Außerdem wird in einem weiteren Teil kurz die Chart Hsitory des Albums beleuchtet.
Auf den folgenden zwei Seiten ist der Comic „Doonesbury“ von Garry Trudeau abgebildet.
Es folgt ein „Pet Sound Sessions“ betitelter Beitrag, der noch mal für jeden einzelnen Song die Besetzungen und sonstige Einzelheiten auflistet.
Danach geht man auf die technischen  Aufnahme Einzelheiten und auf die Herstellung der neuen Mixe ein. Auch in diesem Booklet sind noch mal die Tracks jeder einzelnen CD abgedruckt. Und….es gibt sämtliche  Songtexte.

Das zweite Booklet ist vom Format mit dem einer CD identisch. Aber es  bietet auf 126  s/w gehaltenen Seiten die eigentlichen Fakten zur Entstehung des Albums. Denn es wurden von allen Beteiligten die persönlichen Erinnerungen gesammelt und hier zusammengefasst.  Ich gebe gerne zu, dass ich dort bis heute nur einen kleinen Teil gelesen habe.  Und deshalb auch nicht genauer auf Einzelheiten eingehen kann.

Die drei CDs der eigentlichen  Sessions  befinden sich in einem dicken Dreifach Tray, , vergleichbar mit den Erstausgaben der drei  Beatles Anthologies.

Als Bonus Disc gibt es dann noch eine vierte CD mit dem remasterten original Mono Mix von 1996. Diese CD steckt in einer einfachen Papphülle.

Was ist auf den einzelnen CDs der Sessions nun genau drauf?

CD1

Zunächst einmal das komplette Album als damals ersten offiziell von Brian Wilson abgesegneten Stereo Mix, also alle 13 Tracks.
Außerdem die Sessionaufnahmen zu:

Sloop John B.
Trombone Dixie
Pet Sounds
Let´s Go Away For Awhile
Wouldn’t It Be Nice
You Still Believe In Me

CD2
Sessionsufnahmen von

Caroline,No
Hang On to your Ego
Don‘ t Talk(Put your Head On My Shoulder)
I Just Wasn‘ t Made For These Times
That‘ s Not Me
Good Vibrations
I´m Waiting For The Day
God Only Knows
Here Today

CD3

Die 11 reinen Gesangsspuren der Albumtracks

sowie 19 Alternativversionen

Wie wurde ich nun auf Pet Sounds aufmerksam? Zuerst darüber gelesen hatte ich natürlich im Rocklexikon , aber da mich die Beach Boys nicht vor Beginn der 90er Jahre interessierten,  machte das auf mich auch keinen großen Eindruck. Die einzige Beach Boys Platte war eine holländische EMIDISC Compilation aus den 70ern mit merkwürdig klingenden Fake Stereo. (DUOPHONIC)

Dann muss ich irgendwann aber mal was von den psychedelischen Sachen der Boys zu hören bekommen haben.  Heroes & Villians war mir zwar schon von der Compilation her bekannt. Ich weiß nur noch, dass ich mir damals bei Malibu die beiden Capitol Twoofers von  Smiley Smile/Wild Honey und Friends/20/20 holte und damit begann dann mein eigentlicher Einstieg in die Welt der Beach Boys .  Auch Pet Sounds kam zunächst in einer normalen Einzel CD zu mir in die Sammlung, als  eine CAPITOL Ausgabe von 1990.

Dass mich der erste Hördurchgang damals nun total vom Hocker riss, kann ich nicht gerade sagen. Eher war ich ein wenig ratlos darüber , was da außer Wouldn‘ t It Be Nice und Sloop John B.  noch für Klänge an mein Ohr drangen.  Das dauerte sehr lange, bis ich daran richtig Gefallen fand. Und ich legte mir auch noch ein, zwei Bootlegs mit zusätzlichen Sessionaufnahmen zu, bis es dann endlich hinhaute.
Als dann 1996 die Box auf dem Markt kam, war ich schon voll im Beach Boys, bzw. Brian Wilson Fieber und ich bestellte sie sofort, als sie bei Malibu, bzw, Soundhouse gelistet war.

Für mich, als jemand, der mit dieser Art von Musik sehr viel anfangen kann, ist die Box natürlich eine Fundgrube.
Für Leute, wo das nicht zutrifft,  würde ich eher abraten. Sie werden wohl den Stereo Mix der ersten CD noch goutieren, an den reinen Sessionaufnahmen aber keine Freude habe, bzw  daran verzweifeln.  Die Regieanweisungen von Brian sind nicht jedermanns Sache

Nach dieser Box sind ja auch die  Smile Sessions  offiziell erschienen, ebenso erweiterte Ausgaben anderer Alben, z.B. von  Wild Honey.Es gibt also noch weiterhin etwas zu entdecken aus der History von Brian und seinen Boys.