Antwort auf: Neue Musik

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gypsy-tail-wind
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bullschuetzDanke fürs Erste! Ich nehme das als dringende Empfehlung, eine Annäherung zu wagen.

Ja, das zweifellos! Ich kreise da halt ein wenig … „Prometeo“ habe ich auf CD dann gekauft (dürfte eher schwer zu kriegen sein, plus ich weiss auch nicht, inwiefern ein Hören daheim dem Werk nach der unglaublichen Live-Erfahrung überhaupt halbwegs gerecht werden könnte … vermutlich überhaupt nicht), das marxistische Theater von „Al gran sole carico d’amore“ aus einer viel früheren (eben noch explizit politischen und vermutlich nicht ganz unproblematischen Phase) fand ich live auch sehr faszinierend und kann mir die (danach ebenfalls angeschaffte Konserve) eher noch weniger vorstellen – da wird dann auch in Extremform, mit Verdoppelung und Verdreifachung der Stimmen die Belcanto-Tradition zitiert/fortgeschrieben, es gibt also Bezüge in alle Richtungen, eben durchaus auch zur italienischen Musiktradition früherer Epochen … aber solche Dinge finde ich in echt stets viel leichter zu erkennen oder herauszuhören. Für „Al gran sole“ fuhr ich letztes Jahr nach Basel, den „Prometeo“ gab’s in Luzern (vom Intendanten, der ab der Saison 2020/21 in Basel für die Oper zuständig sein wird) – das sind mutige Aufführungen, wie sie ein grosses Haus wie Zürich leider kaum hinkriegt (aber gut, ich will nicht klagen, oben steht ja auch mein langer Post zu Lachenmann letzte Saison, das war ebenfalls enorm beeindruckend, und davor gab es die Uraufführung von „Lunea“ von Heinz Holliger, und in der Scala Kurtágs „Samuel Becket: Fin de partie“ – die grossen Häusen wagen und machen hie und da schon auch sowas, aber für den Nono in Luzern wurde rasch das ganze Theater umgebaut, in einer Art shakespear’sches Globe-Theater, mit den Sängerinnen und Musikern auf den Rängen, dem Publikum in der leergeräumten Mitten, wo Matten ausgelegt und Stühle verteilt wurden, die Texte, die ja eh nicht auf Verständlichkeit angelegt sind, wurden nach oben steigend und sich in der Kuppel des Daches verjüngend rundherum an die Wände bzw. Ballustraden und Säulen projiziert, an der Decke verschmolzen sie allmählich zu einer Buchstabenursuppe … das war von A bis Z genial umgesetzt, minimale Inszenierung eigentlich, aber perfekt zur Musik, dem Werk passend.

Über „Al gran sole carico d’amore“ habe ich hier berichtet:
http://forum.rollingstone.de/foren/topic/die-wunderbare-welt-der-oper/page/29/#post-10909869

Zur „Prometeo“-Aufführung habe ich nichts geschrieben, wie es scheint, aber Peter Hagmann (ehemaliger Musikkritiker der NZZ) hat auf seinem Blog ein paar Zeilen verfasst (das Foto stammt wohl von einer Hauptprobe, in der Aufführung waren viel mehr Leute da und das Licht war aus bzw. beschränkte sich auf die Projektionen und die ganzen Lämpchen für die MusikerInnen (und das Experimentalstudio des SWR, das in der Mitte für die Elektronik zuständig war) – das ist eine Kritik über drei Aufführungen, Nono kommt in der Mitte:
http://www.peterhagmann.com/?p=742

Meine erste und bisher einzige Konzertbegegnung mit Nono gab es im Sommer 2018 beim Lucerne Festival – da wurde „No hay caminos, hay que caminar … Andrej Tarkowskij“ aufgeführt:
http://forum.rollingstone.de/foren/topic/konzertimpressionen-und-rezensionen/page/11/#post-10579235

Von letzterem gibt es auf der CD hier (eine Empfehlung von @clasjaz, der die Tage hier leider nur gelegentlich mal reinschaut) eine Einspielung unter Abbado:

Von „Prometeo“ erschien kürzlich (also noch zu haben) eine weitere Einspielung, aber da kann ich wie gesagt nichts dazu schreiben:

Die „klassische“ DG-Scheibe mit Nono ist die hier:

Die ersten zwei, aber nicht das dritte Werk, gibt es alternativ auch hier drin:

Das meiste darin ist aber zwar 20. Jahrhundert aber doch älter und anders (Debussy, Berg, Schönberg, Bartók), die Nono-CD ist aber mit einem Werk von Manzoni gefüllt.

Hier sind die drei: Abbado, Nono und Pollini:

Auch schön: Nono und Stockhausen im Sommer 1957 in Darmstadt:

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