Re: Tom Waits

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Alice/Blood Money: Die 28 Nummern gleichen einem Querschnitt durch Tom Waits´ Stilgeschichte: Der Titelsong von ALICE ist purer Cool Jazz, wie man ihn von ihm seit Ende der Siebziger nicht gehört hat, TABLE TOP JOE feiert sich selbst mit einem beschwipsten skelettierten Ragtime. Bei STARVING IN THE BELLY OF A WHALE klingt Waits´ Stimme mehr denn je wie die eines räudigen Tieres. Doch mit LULLABY, seiner Cello- und Banjo- Version des Woyzeck-Märchens vom „armen Kind“, würde sich jedes Baby in den Schlaf singen lassen. Es verstünde ja auch noch nicht, was da gesungen wird, das Baby: dass der Mond zerbrochen ist und die Eltern für immer fortgegangen sind und jeder Mensch alles verlieren wird. Für die kleine Alice, die schon mehr versteht von der Welt, heult Waits auf Deutsch: „Komme nie zu spät! Sei pünktlich!“ und stürzt sich ins Karnickelloch, gegraben von Carolls Weißem Hasen.

Schlamm und Knochen finden sich reichlich auf ALICE und BLOOD MONEY. Sie sind vermischt mit Tränen und Meer, Blut und Schnaps, Himmel und Hölle. Tom Waits tut, was große Dichter tun: Er besingt die letzten Dinge. „(Alexander Menden, Südde…he Zeitung-Blut, Schnaps und Tränen)

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