Wörter und Unwörter – Der gepflegte Stilistik-Thread

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  • #6009963  | PERMALINK

    nicht_vom_forum

    Registriert seit: 18.01.2009

    Beiträge: 6,959

    nail75Bei mir war das sehr wohl der Fall.

    Was mich interessieren würde: Was solltest du stattdessen sagen? Schwarzer?

    Soweit ich mich erinnere, stand meistens die geographische Herkunft / Nationalität im Vordergrund (Deutsche mit schwarzer Hautfarbe gab es ja im Umfeld nicht) und ansonsten wohl „Schwarzer“.

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    #6009965  | PERMALINK

    scorechaser

    Registriert seit: 02.05.2003

    Beiträge: 46,551

    Montag morgen. Aufstehen.

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    "Film is a disease. And the only antidote to film is more film." - Frank Capra
    #6009967  | PERMALINK

    zappa1
    Yellow Shark

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 87,447

    latho
    Ich glaube, bei mir war das noch früher der Fall – ich kann mich erinnern, dass das Wort gebraucht wurde, aber beispielsweise in der Schule nicht mehr. Wahrscheinlich ist es über den Weg „ausgestorben“, zumindest aus der Verwendung gekommen. Ältere sind davon natürlich nicht betroffen. Einmal mehr ein Hoch auf die Schulpflicht.

    „Ausgestorben“ trifft es ganz gut, so habe ich das auch noch im Hinterkopf. Öffentliche Diskussionen gab’s nach meiner Erinnerung irgendwann zu Beginn der 1980er.

    Davor war es einfach ein Begriff, über den man sich keine großen Gedanken gemacht hat.
    Ich selbst bin ja die ersten acht Lebensjahre in Giesing direkt neben einer US-Kaserne aufgewachsen, sie gehörten zum alltäglichen Straßenbild, man hat zusammen gespielt, manche wurden von ihren Eltern sogar lieber auf unsere Grundschule geschickt als auf ne US-Schule, der Umgang war völlig normal.

    Ich denke auch, dass der Rassismus gegenüber „Negern“ in dieser Zeit sowieso eher gering war. Mein Vater hat oft erzählt, dass er, als die Amis in ihr kleines Dorf eingezogen sind, vor Schreck fast tot umgefallen ist als er den ersten „Neger“ gesehen hatte, und er sich sicher war, dass der ihn jetzt kocht und auffrisst. Was anderes hatten sie davor ja nicht gehört. Aber alleine durch die Entwicklung in der Nachkriegszeit, gab’s wohl eher ne Wandlung in die positive Richtung. Die Prozentzahl an ewig gestrigen Deppen gab’s natürlich immer.

    Die GIs, die in den 50er/60er Jahren nach Deutschland kamen, dürften eher erstaunt gewesen sein, über die Freiheiten, die sie hier hatten, die ihnen in ihrem eigenen Land immer noch verwehrt wurden, dass sie hier nicht von Spinnern wie dem KKK verfolgt und umgebracht wurden.

    Es ist gut, dass der Begriff ausgestorben ist, einen rassistischen Hintergrund werde ich ihm für die 60er/70er, die ich bewusst erlebt habe, auch in Zukunft nicht zuschreiben.

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    „Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“ (Goethe) "Allerhand Durcheinand #100, 04.06.2024, 22:00 Uhr https://www.radiostonefm.de/naechste-sendungen/8993-240606-allerhand-durcheinand-102  
    #6009969  | PERMALINK

    genosse-schulz

    Registriert seit: 06.01.2009

    Beiträge: 5,321

    Herr RossiWenn man mit heutigen Augen auf ältere Kinderbücher oder Comics schaut, ist es immer wieder überraschend, wie unreflektiert darin auch in der Nachkriegszeit noch Stereotypen wiederholt wurden, da bin ich beim Vorlesen auch immer mal wieder drüber gestolpert.

    Ich beim Wiederansehen:

    motörwolfDie Darstellung sogenannter Eingeborener ist aus heutiger Sicht unfassbar, das fängt mit ihrer Sprache („Uga uga“) an, geht über die Accessoires (Knochen im Haar) bis zu den dümmlichen Gesichtern.

    Und das bei einem damals so progressiven Künstler wie Bruno Bozzetto.

    --

    I hunt alone
    #6009971  | PERMALINK

    demon

    Registriert seit: 16.01.2010

    Beiträge: 66,870

    scorechaserMontag morgen. Aufstehen.

    Unwörter?

    PS: du solltest an deiner Signatur arbeiten: „25.11.“ statt „02.10“, bitte. danke! :-)

    --

    Software ist die ultimative Bürokratie.
    #6009973  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 88,476

    genosse schulzIch beim Wiederansehen:

    Stimmt. Völlig frei von Stereotypen war wohl kaum etwas, was wir damals gesehen oder gelesen haben. Ich vermute aber, dass so offensichtlich überzeichnete Darstellungen wie diese, die man doch auch als Kind schon nicht mit der Realität verwechselt, letztlich weniger problematisch sind als scheinbar realistische Darstellungen, die bestimmte Vorstellungen und Wertungen vermitteln.

    --

    #6009975  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 38,485

    Herr RossiStimmt. Völlig frei von Stereotypen war wohl kaum etwas, was wir damals gesehen oder gelesen haben. Ich vermute aber, dass so offensichtlich überzeichnete Darstellungen wie diese, die man doch auch als Kind schon nicht mit der Realität verwechselt, letztlich weniger problematisch sind als scheinbar realistische Darstellungen, die bestimmte Vorstellungen und Wertungen vermitteln.

    Zudem sollte man feststellen, dass manche Wörter – wie eben „Neger“ – im allgemeinen Sprachgebrauch verankert waren, egal mit welcher Bedeutung sie eingeführt oder von manchen gebraucht wurden, auch bei Leuten, die (wahrscheinlich) keine Rassisten waren. Kein Grund aber, sie weiter zu benutzen.

    --

    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #6009977  | PERMALINK

    genosse-schulz

    Registriert seit: 06.01.2009

    Beiträge: 5,321

    Herr RossiIch vermute aber, dass so offensichtlich überzeichnete Darstellungen wie diese, die man doch auch als Kind schon nicht mit der Realität verwechselt, letztlich weniger problematisch sind als scheinbar realistische Darstellungen, die bestimmte Vorstellungen und Wertungen vermitteln.

    Ganz sicher sogar. So fand z.B. Goebbels das nicht unelegante Machwerk „Jud Süß“ volkserzieherisch-propagandistisch wesentlich gelungener als den Hetz und Hau drauf-Streifen „Der ewige Jude“.

    Wobei natürlich positive Darstellungen genauso wirken können. Als Kind hat mich jedenfalls Woody Strodes Auftritt in „Spartakus“ extrem schwer beeindruckt:

    --

    I hunt alone
    #6009979  | PERMALINK

    filter

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 2,922

    Zappa1Und von paar Geschichten abgesehen, ist Busch für Kinder sowieso eher ungeeignet, auch wenn er mir schon als Kind höllische Freude bereitet hat…;-)

    … und meinen Eltern einen höllischen Schreck. Ich las ihn heimlich unter der Bettdecke unter Zuhilfenahme der Nachttischlampe. Den kokelnden Geruch nahm ich nicht wahr, so vertieft war ich. Bis mein Vater die bereits schwarz werdende Bettdecke wegriss.

    --

    Ich brachte meine Vergangenheit im Handgepäck mit. Ihre lagerte irgendwo im Container-Terminal. Als sie ging, benötigte ich einen Seemannssack.
    #6009981  | PERMALINK

    filter

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 2,922

    Zappa1

    Ich denke auch, dass der Rassismus gegenüber „Negern“ in dieser Zeit sowieso eher gering war. Mein Vater hat oft erzählt, dass er, als die Amis in ihr kleines Dorf eingezogen sind, vor Schreck fast tot umgefallen ist als er den ersten „Neger“ gesehen hatte, und er sich sicher war, dass der ihn jetzt kocht und auffrisst. Was anderes hatten sie davor ja nicht gehört.

    Ich traf den ersten mit etwa 6 Jahren in einer Toilette in Erfurt anlässlich der dortigen Gartenausstellung. Den Mund sperrangelweit offen, ebenso die Hose, stand ich vorm Pissoir und vergaß völlig, was ich wollte. Er grinste mich an und sagte, er heiße Ali Ben Ali. Werd ich nie vergessen.

    Hatte am Wochenende ein Gespräch mit meiner Freundin, wie man ihrem vierjährigen Sohn wertfrei die dunkle Hautfarbe des Gegenübers erklärt. Er reagierte nämlich auch sehr verstört bei seiner ersten Begegnung. Ist gar nicht so einfach, ohne ihm falsche Wörter einzupflanzen. Kinder saugen ja alles unreflektiert auf.

    --

    Ich brachte meine Vergangenheit im Handgepäck mit. Ihre lagerte irgendwo im Container-Terminal. Als sie ging, benötigte ich einen Seemannssack.
    #6009983  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 88,476

    Zappa1Wahrscheinlich spielst du auf „Schmulchen Schievelbeiner“ (schöner ist doch unsereiner) aus Plisch und Plum an. Diese Geschichte wird natürlich gerne in Kinderausgaben übernommen, ich selbst hatte und habe nur die beiden großen Bände mit dem Gesamtwerk. War mir als Kind aber nicht bewusst, dass es sich dabei um einen jüdischen Namen handelt.

    Es gibt noch andere Stellen, z. B. im Naturalphabet (hier ist es eher die Darstellung) und in der „Frommen Helene“ („Und der Jud mit krummer Ferse, Krummer Nas’ und krummer Hos’, Schlängelt sich zur hohen Börse, Tiefverderbt und seelenlos.“)

    Er hat ja im Grunde alle Leute völlig überzogen dargestellt.

    Schon richtig. Ich schätze ihn ja auch, aber über solche Stellen stolpert man natürlich. Als Kind habe ich mir dabei nichts gedacht.

    Und von paar Geschichten abgesehen, ist Busch für Kinder sowieso eher ungeeignet, auch wenn er mir schon als Kind höllische Freude bereitet hat…;-)

    Es ist jedenfalls ein verbreitetes Missverständnis, dass Busch Kinderliteratur gemacht hätte. Seine Bildergeschichten wendeten sich an Erwachsene. Mal abgesehen von der wegweisenden Bildsprache, die ja schon geradezu filmisch war, hatten seine Geschichten auch kritische Untertöne, z. B. bei der Darstellung der gängigen Prügelpädagogik. Oder die Schlussszene von „Max und Moritz“ mit den hämischen und mitleidlosen Kommentaren der erwachsenen Dorfbewohner über die geschredderten Plagegeister, das gab der Geschichte eine unerwartete Wendung. Die „Moral von der Geschicht'“ war für Busch eben nicht, dass „böse“ Kinder bestraft gehören, auch wenn es vordergründig so aussieht.

    --

    #6009985  | PERMALINK

    zappa1
    Yellow Shark

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 87,447

    Filter… und meinen Eltern einen höllischen Schreck. Ich las ihn heimlich unter der Bettdecke unter Zuhilfenahme der Nachttischlampe. Den kokelnden Geruch nahm ich nicht wahr, so vertieft war ich. Bis mein Vater die bereits schwarz werdende Bettdecke wegriss.

    Hast wohl „Krischan mit der Piepe“ gelesen…;-)
    http://gutenberg.spiegel.de/buch/krischan-mit-der-piepe-4122/1

    --

    „Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“ (Goethe) "Allerhand Durcheinand #100, 04.06.2024, 22:00 Uhr https://www.radiostonefm.de/naechste-sendungen/8993-240606-allerhand-durcheinand-102  
    #6009987  | PERMALINK

    zappa1
    Yellow Shark

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 87,447

    Herr RossiEs gibt noch andere Stellen, z. B. im Naturalphabet (hier ist es eher die Darstellung) und in der „Frommen Helene“ („Und der Jud mit krummer Ferse, Krummer Nas’ und krummer Hos’, Schlängelt sich zur hohen Börse, Tiefverderbt und seelenlos.“)

    Das Naturalphabet ist eine meiner liebsten Bilder-Geschichten. Das konnte ich schon als Kind auswendig aufsagen, kann ich heute noch.
    Die Darstellung des Juden bei „Z“ fiel mir da natürlich auch noch nicht auf. Mir taten sie dabei eher leid, weil ich als Kind Zwiebeln gehasst habe…;-)

    Es ist jedenfalls ein verbreitetes Missverständnis, dass Busch Kinderliteratur gemacht hätte. Seine Bildergeschichten wendeten sich an Erwachsene. Mal abgesehen von der wegweisenden Bildsprache, die ja schon geradezu filmisch war, hatten seine Geschichten auch kritische Untertöne, z. B. bei der Darstellung der gängigen Prügelpädagogik. Oder die Schlussszene von „Max und Moritz“ mit den hämischen und mitleidlosen Kommentaren der erwachsenen Dorfbewohner über die geschredderten Plagegeister, das gab der Geschichte eine unerwartete Wendung. Die „Moral von der Geschicht'“ war für Busch eben nicht, dass „böse“ Kinder bestraft gehören, auch wenn es vordergründig so aussieht.

    … Prügel machen frisch und kregel, und erweisen sich probat, ganz besonders vor der Tat…

    Gebe ich dir in allen Punkten recht.

    Und manche Darstellungen sind ja auch nicht unbedingt für Kinder geeignet: „Gesegnet sei das Paraplü“…Da verspürte ich selbst immer Schmerzen…;-)

    --

    „Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“ (Goethe) "Allerhand Durcheinand #100, 04.06.2024, 22:00 Uhr https://www.radiostonefm.de/naechste-sendungen/8993-240606-allerhand-durcheinand-102  
    #6009989  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Kindergeschichten/Märchen sind ohnehin grausam. Einen Tier, egal welchen, den Bauch aufzuschneiden, mit Steinen befüllen und wieder zunähnen, ist Tierquälerei schlimmsten Ausmaßes.

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    #6009991  | PERMALINK

    gruenschnabel

    Registriert seit: 19.01.2013

    Beiträge: 6,130

    pumafreddyKindergeschichten/Märchen sind ohnehin grausam. Einen Tier, egal welchen, den Bauch aufzuschneiden, mit Steinen befüllen und wieder zunähnen, ist Tierquälerei schlimmsten Ausmaßes.

    Und Kinder finden das oftmals einfach total in Ordnung. Weil ihre Welt dadurch auch in Ordnung kommt. Der Wolf muss am Schluss einfach weg. Und dann kann Kind durchatmen. Genau wie die Hexe im Ofen verbrennt. Und es Rumpelstilzchen zerreißt. Splattertime in der Kinderfantasie!
    Die Schattierungen und Grautöne des Lebens kommen dann später dran.

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