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  • #1023313  | PERMALINK

    saffer38

    Registriert seit: 26.08.2003

    Beiträge: 3,091

    Originally posted by René@28 Sep 2004, 15:10
    Danke Saffer38 für die Geschichtsstunde – äußerst interessant! :)

    immer wieder gerne…va.a wenn es um Bruce geht, könnt ich stuuuuuundelang erzählen!
    Dann wollen wir mal demnächst „The wild, the innocent…“ angehen, da gibts auch ganz tolle Geschichten, z.B. über eine Live-Version von „Kitty's back“ bei der sich Springsteen im Publikum versteckte und ein blutverschmiertes Messer eine nicht unerhebliche Rolle spielte….

    oder warum Bruce bei den Sessions zu „Born to run“ ein zärtlich-ironisches Verhältnis zu seinem Spiegel aufbaute, fast Landau eine aufs Maul gehauen hätte und am Ende der Mammutaufnahmen beim Abmischen einfach eingepennt ist (deswegen fehlt das Sax-Solo am Ende von „Thunderoad“)

    oder warum Bruce bei „Darkness..“ ,nachdem die Platte schon im Druck war, die Tour einen Tag später beginnen sollte, auf einmal doch das Gitarrensolo bei „Promised Land“ wieder drin haben wollte…

    oder warum Maxl Weinberg bei „The River“ kurz vorm Rausschmiß stand, die Platte eigentlich als Einzel-LP geplant war undundund, seht Ihr, komm schon wieder ins Schwafeln….. ;)

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    #1023315  | PERMALINK

    whole-lotta-pete

    Registriert seit: 19.05.2003

    Beiträge: 17,435

    James Brown
    In the Jungle Groove (1970, hier: Expanded 2003 Edition) [edit: Ich habe erst kürzlich heraus gefunden, dass es sich nicht um ein „echtes“ Album von 1970 handelt, sondern um eine Zusammenstellung aus dem Jahr 1987, die 2003 neu aufgelegt wurde. Trotz allem – fantastische Platte!]

    Dies ist mit Sicherheit das beste und liebgewonnenste Album, dass ich mir 2004 zugelegt habe. Album? Verdammt nein, ich müsste Funk Bombe sagen. Der Mann hat den harten Funk&Soul nicht erfunden, er IST es. Oder war? Wie kann man von einem solchen Monument von Platte und von Künstler eigentlich von „war“ sprechen…gute Musik ist und bleibt. Und ich habe selten ein derart gutes Album gehört, obwohl es als solches gar nicht so gut funktioniert. Gerade die neue „Expanded Edition“ wirkt eher zusammengestellt, doch auch die alte Version bestand aus Songtiteln, die zumeist mit Klammerbemerkungen wie „Bonus Beat Reprise“, „Remix“ oder „Re-Edit“ ausgestattet wurden. Das hört sich fade an, aber weit gefehlt – James Brown´s Musik ist organisch und nicht synthetisch. Ständig hat er sie selbst geändert, gemixt, entwickelt und daran herumgefeilt. Einige Songs entstanden aus Parts von eigenen, älteren Kompositionen, andere verästeteln sich mit der Zeit in unüberschaubar vielen Versionen. So ist sein Stil, und das ergibt nicht Unruhe, sondern Spannung. Auch live gab der Meister kaum einmal gleiche Songs mit gleichen Arrangements zum Besten.

    Auf „In The Jungle Groove“ gibt es Songs, die aufregenden Aufnahmen entsprangen – in den letzten 6 Monaten, die Brown´s „Sixties Band“ noch zusammen verbrachte. Danach kamen die „JBs“, und auch hier wurde klar, dass der Mann ständig mit die besten Musiker ihres Fachs um sich versammelte, nicht zuletzt natürlich Bass-Monster Bootsy Collins und einen Schlagzeug-Fachwerker namens Clyde Stubblefield (schon seit ´65 immer wieder an Brown´s Seite).

    Letzterer grooved einen Funkbeat zusammen, der selbst eiskalten Tanzverweigerern geradezu Bewegung aufzwingt. Sein großer Auftritt: Der legendäre „Funky Drummer“ Song, ganze 9:13 min auf dieser Platte. Stubblefield´s Drums, aber besonders sein unsterblicher Break darin, gelten als still-unholy-after-all-these-years . Alleine dieser eine Track dürfte den übermächten Einfluss von James Brown und seinen Musikern auf ewig einbetonieren, wurde doch jener Break und genau diese Drums nicht nur von praktisch JEDEM DJ, Rapper und Hip Hopper in unserer Galaxie gesampelt oder nachgeahmt. Nein, das Rhythm-Muster und die Abfolge sind wohl auch direkt Paten für ganze modernere Musik-Genres geworden!

    Aber, zur Erinnerung, James Brown Sound ist nicht synthetisch, sonder organisch, und daher steht er – allein mit dieser Platte – so mächtig über all jenen. Und das war nur ein lausiger Song! Meine Güte, der Opener „It´s a new day“ ist nicht weniger ein Feger. James fordert „let the girls know what they can do for us“, und dann setzt sich die Groovemaschine mit einer stax-alike Gitarre und den unwiderstehlichen Handclaps in Bewegung. Oder „Give it Up And Turnit A Loose“, dessen tighte Bootsy-Basslinie allein schon unglaubliche Schwingungen verbreitet. Und es gibt wieder einen Break…auf Befehl von James Brown setzt alles aus, bis nur noch die Congas den Song tragen. Langsam und auf sein Zeichen hin kommen sie wieder zurück. Aber wie! Brown befiehlt, und wir folgen ohne Murren und Knurren! „Clap your hands, stomp your feet“ – keiner wird hier verweigern, der auch nur einen Funken Musik im Blut hat. Das Schlagzeug setzt wieder ein und der Groove haut dich aus den Socken – wenn aber Bootsy Collins den Bass an dieser Stelle zurück in den Song pumpt, will man vor Freude und schierer Begeisterung am liebsten nackt ums Haus rennen…

    Kurzum, bis auf ein paar unnötige Remix-Parts und das leider nur in Mono verfügbare, sonst großartige „Soul Power“ ist „In The Jungle Groove“ ein Füllhorn an umwerfenstem und coolstem handgemachtem Funk, der überhaupt vorstellbar sein kann. Reaktionen in meinem Umfeld, nachdem ich mehr zufällig die Platte erworben hatte: Freund 1: „Kann ich die haben?, Freund 2 „Kann ich die mal leihen?“ Freund 3: Nimmst du mir die mal auf?“ Freund 4-7…etc. Auf einer Party bekam ich sie zurück (max. 1 Tag hatte ich ihm leihweise gestattet, und er war der einzige!) und gab das Album gleich an den DJ weiter. Der war gerade damit beschäftigt, die Tanzfläche mit deutschem Hip Hop zu langweilen, bevor JB die Sache unverkennbar geraderückte und jeder Bewegungsfreiraum eng wurde…im Auto hörte ich sie auf dem Rückweg von der Arbeit, sammelte einen jungen Tramper auf, und der war ziemlich verwirrt. Natürlich angesichts meiner Optik und dem niegehörten Groove, was er offensichtlich nicht zusammenbringen konnte. Er bekam, wie so unzählige Frager seither, den Tipp, dass es sich um James Brown handelt. Ja genau, den die meisten nur mit „Sex Machine“ und „I feel good“ zu kennen glauben. Nach dem Kauf dieses Albums habe ich ernsthaft überlegt, ins Händlergeschäft einzusteigen. Gäbe es nur ein paar mehr Scheiben, deren Qualitäten so einfach durch Abspielen zu verdeutlichen sind, würde ich damit sicher erfolgreich.

    Wenn nur Platz für ein James Brown Album sein sollte, kauft dieses. Punkt.

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    #1023317  | PERMALINK

    whole-lotta-pete

    Registriert seit: 19.05.2003

    Beiträge: 17,435

    Originally posted by sparch@29 Jul 2003, 11:51
    Im ersten Post dieses Threads habe ich jetzt mal eine Übersicht aller bisher besprochenen Alben untergebracht, ein Inhaltverzeichnis sozusagen. Diese sehr gute Idee kam nicht von mir, sondern von KritikersLiebling. :twisted:

    Hey…ich wollte mal betonen, dass ich diesen Thread klasse finde, aber bisher gar nicht beachtet habe. Die Vielfältigkeit ist enorm, ich hab wohl lange Zeit zu Unrecht abgewunken und dachte, hier werden nur wie üblich Dylan, Springsteen & Co zum 100sten Mal beweihräuchert.

    @sparch, habe eben erst deine schon ältere Iron Maiden Besprechung gelesen. Großartig! Die „Powerslave“ war tatsächlich meine erste eigene Platte, wohingegen ich aber schon einer dieser langhaarigen Typen mit nem Haufen Aufnäher auf der Jacke war. Und Maiden live hab ich mir auch mal gegönnt, das war 1990 und sensationell.

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    #1023319  | PERMALINK

    kritikersliebling

    Registriert seit: 08.07.2002

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    Originally posted by Whole Lotta Pete@30 Sep 2004, 13:13
    Hey…ich wollte mal betonen, dass ich diesen Thread klasse finde, aber bisher gar nicht beachtet habe. Die Vielfältigkeit ist enorm, ich hab wohl lange Zeit zu Unrecht abgewunken und dachte, hier werden nur wie üblich Dylan, Springsteen & Co zum 100sten Mal beweihräuchert.

    Wir können auch anders.

    --

    Das fiel mir ein als ich ausstieg.
    #1023321  | PERMALINK

    sparch
    MaggotBrain

    Registriert seit: 10.07.2002

    Beiträge: 36,855

    Originally posted by Whole Lotta Pete@30 Sep 2004, 13:13
    Hey…ich wollte mal betonen, dass ich diesen Thread klasse finde, aber bisher gar nicht beachtet habe. Die Vielfältigkeit ist enorm, ich hab wohl lange Zeit zu Unrecht abgewunken und dachte, hier werden nur wie üblich Dylan, Springsteen & Co zum 100sten Mal beweihräuchert.

    Dabei ist Dylan hier noch gar nicht vertreten und Springsteen hat über ein Jahr dafür benötigt. ;)

    Ansonsten: schöner Beitrag Pete, weiter so!

    --

    Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?
    #1023323  | PERMALINK

    fetenguru

    Registriert seit: 17.07.2002

    Beiträge: 5,054

    Originally posted by Whole Lotta Pete@30 Sep 2004, 13:13
    Hey…ich wollte mal betonen, dass ich diesen Thread klasse finde, aber bisher gar nicht beachtet habe. Die Vielfältigkeit ist enorm, ich hab wohl lange Zeit zu Unrecht abgewunken und dachte, hier werden nur wie üblich Dylan, Springsteen & Co zum 100sten Mal beweihräuchert.

    Ich schreibe schon an „Born to run“… :D

    Dauert aber noch ein wenig!

    --

    LARS ist nur eine Abkürzung: Like A Rollin' Stone
    #1023325  | PERMALINK

    jan-dark

    Registriert seit: 31.07.2003

    Beiträge: 3,410

    Originally posted by Whole Lotta Pete@30 Sep 2004, 12:49
    kauft dieses

    ..und in den einkaufswagen gelegt.. B)

    --

    almost happy • almost satisfied • the restless one • has found some peace tonight
    #1023327  | PERMALINK

    whole-lotta-pete

    Registriert seit: 19.05.2003

    Beiträge: 17,435

    Originally posted by Jan Dark@30 Sep 2004, 16:31
    ..und in den einkaufswagen gelegt.. B)

    Freut mich! Du wirst es kaum bereuen. Übrigens, die erwähnte Begeisterung bei allen Bekannten und Freunden bedarf noch einer Zusatzbemerkung. Nämlich, dass es sich bei denen in meinem Kreis fast ausnahmslos um Rockergesindel handelt, denen Hip Hop oder ähnliches total fremd ist. Zeigt vielleicht, wie echter Groove wirklich reinhaut.

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    #1023329  | PERMALINK

    dougsahm
    Moderator

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    Beiträge: 17,863

    Little Feat – Time Loves A Hero (1977)

    Und es war Sommer. Vielleicht fühlte es sich auch wie Sommer an und es war Frühsommer. Jedenfalls hatte der erste von uns den Führerschein + Auto und wir haben einen Tag in der Schule blau gemacht und sind zum nächsten Plattenladen gefahren. Jeder mit 20 DM Budget und keiner genaueren Absichten. Es war werktags vormittags und so konnte man ungestört alles rauf und runter hören. Da der Cover der frisch erschienenen Time Love An Hero irgendwo in einer Zeitschrift abgedruckt war, wurde sie auch angetestet. …. und es gab eine Initialzündung …Ich wusste sofort „des is mei Musi“. Vieles was mich die ganzen Jahre bis heute in der ein oder anderen abgewandelten Form begleiten sollte, ist auf diesem Album im Kern bereits vorhanden. Ein heterogener Mischmasch verschiedener Stile. Danach habe ich gesucht, ohne wahrzunehmen, dass ich danach suchte: Das groovende Element von Hi Roller oder Time Loves A Hero oder Rocket in my Pocket, das jazzrockige Elemente von A Day At The Dog Races, das countryeske Missin You, hybride Verknüpfungen wie die Hawaii-Gitarre in Time Loves A Hero. Und als dann geraume Zeit später der Rockpalast-Auftritt stattfand und die ebenso famose Live-LP Waiting for Columbus erschien, waren sowieso alle Sympathiedämme gebrochen. Die pubertäre Geschmacksemanzipation aus der Pink Floyd – Welt hin zu neuen Einschätzungen war erfolgt. Aus heutiger Sicht wirkt das Album – für einen früher Verliebten – ernüchternd normal, ja unspektakulär. Das ist aber auch schon der einzige Punkt, den ich ggfs. als Kritik gelten lasse. Früher warns halt andere Zeiten …Da wars was Besonderes. Aber schliesslich war das Album am selben Tag gekauft und danach gingen wir noch in den örtlichen Spielwarenhandel. Viel Geld war nicht mehr übrig. Es reichte gerade noch für einen weissen Plastikiglu und eine rosa Sau, die aus dem Eingang herausschaut. So wurden 2 persönliche Legenden an einem Tag geboren. Den Iglu und die Sau gibt es nicht mehr. Time Loves A Hero gibts dagegen doppelt – Vinyl von damals + CD. Vielleicht war es auch Fasching und ich habe es nur als Sommer empfunden …

    --

    #1023331  | PERMALINK

    sparch
    MaggotBrain

    Registriert seit: 10.07.2002

    Beiträge: 36,855

    Schöner Beitrag dougsahm. Ich bin wirklich begeistert, daß sich das hier so gut hält, auch ohne aktuelles Zutun von mir. Allerdings sollten die Beiträge nicht zu dicht aufeinander folgen, es sollten zwischen 2 Beitägen schon ein paar Tage liegen, sonst wird es zuviel bzw. einzelne Beiträge gehen möglicherweise unter, was schade wäre.

    --

    Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?
    #1023333  | PERMALINK

    otis
    Moderator

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    Chris Darrow: Southern California Drive
    Chris Darrow begann in den frühen 60s als Saitenfreak und Multiinstrumentalist seine Karriere in der Bluegrass-Truppe The Scat Band (kenne ich nicht). Dann fand er in David Lindley einen kongenialen Nebenmann und gründete mit ihm, Max Buda und Solomon Feldthouse die kalifornische Band “Kaleidoscope”, nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen englischen Psychtruppe. Kaleidoscope´s Musik hatte durch die Verwendung diversester Saiteninstrumente immer einen Hang zu leicht exotischen Klängen.
    Nach der Trennung der Gruppe spielte Darrow in den 70ern und frühen 80ern einige Soloalben ein, u.a. Artist Proof, Under My Own Disguise, Fretless und eben dieses Southern California Drive.
    Das Album erschien 1980 meines Wissens nur auf dem deutschen Line-Label, was wohl letztlich den schlechten Verkaufszahlen der o.a. vorhergehenden Alben zu verdanken ist. Dennoch findet sich hier ein kleiner musikalischer Schatz.
    Wie der Titel schon vermuten lässt, haben wir es mit einer Art musikalischem Roadmovie zu tun, mit endlosen Straßen, ziellosen Fahrten, weiten Horizonten. Und natürlich handelt es vom Trinken, von unerfüllter Liebe und dem ganzen Trotz, der sich dem grauen Alltag entgegenstemmt.
    Das alles in eine ungemein knackige Rockmusik verpackt mit präzise arrangierten, wunderbar stimmigen Songs, die einen förmlich auf die Straße hinausziehen. Die Rhythmusarbeit fasziniert mich hier am meisten, nichts Kompliziertes, nur ein ständiges Pluckern und Rattern, knackig und trocken. Dagegen stehen da und dort hohe, gleißende Sounds, die einen schönen Kontrast ausmachen. Und selbst wenn es mal wg der Damen im Leben etwas schwieriger im selbigen wird, bekommen die positive vibrations bald wieder die Oberhand.
    Musik, die einen offenen Himmel herbeizaubert, das Strahlen der Sonne. Man steigt einfach ein, lässt sich mitreißen von dem Rhythmus der Straßen, den Bodenwellen mit dem Wind in den Haaren den Blick nach vorn auf den Horizont gerichtet, rechts und links fliegt der Alltag vorbei. Ewig rasende Unrast, die das Ziel ist. Man kommt nirgendwo an, aber der Blues ist weg, die Lieben sind verflossen und die Sonne hat einen wieder.
    Good Time Music, die alles Düstere mit ungemeiner Kraft vertreibt.

    Der Schluss-Track „We Two“ ist eine swingende Hommage an Chuck Berry, dem auch das Album gewidmet ist.
    Für mich eine der schönsten Gute-Laune-Platten, die ich kenne (eine andere ist von obigem D. Lindley), und die beste Cruiser-Platte sowieso. Nicht Hot Rod, sondern Cruisin´ ist angesagt!

    --

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    #1023335  | PERMALINK

    mitchryder

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    Der Blues ist weg otis? Na dann mag ich es bestimmt nitt ;) .

    Ich kannte bisher solo nur von ihm Under My Own Disguise. Die hat mich aber nie sonderlich begeistert. Warum bis auf deine doch zu vage Beschreibung könnte dieses Album mich begeistern? Bring noch ein paar Argument dafür.

    --

    Di. & Do. ab 20.00 Uhr, Sa. von 20.30 Uhr Infos unter: [/COLOR][/SIZE]http://www.radiostonefm.de
    #1023337  | PERMALINK

    otis
    Moderator

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 22,557

    Originally posted by MitchRyder@6 Oct 2004, 22:44
    Der Blues ist weg otis? Na dann mag ich es bestimmt nitt ;) .

    Ich kannte bisher solo nur von ihm Under My Own Disguise. Die hat mich aber nie sonderlich begeistert. Warum bis auf deine doch zu vage Beschreibung könnte dieses Album mich begeistern? Bring noch ein paar Argument dafür.

    Mitch, deinen Blues wegzubekommen.
    Die Under My Own Disuise und die Fretless sind tatsächlich etwas unausgeglichener in meinen Ohren (obwohl beide ihre qualitäten haben).
    Auf der Southern finde ich darrow´s gesang zudem sehr erträglich! ;)
    Höre sie dir einfach mal an und fahre ab!

    --

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    #1023339  | PERMALINK

    saffer38

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    So, „Drohung“ wahr gemacht, hier ist mein Review zu:

    Bruce Springsteen & The E-Street Band: The wild, the innocent, the E-Street-shuffle

    Es gibt ein Photo von Bruce Springsteen, aufgenommen 1973 zur Zeit der Sessions von „The wild…“, da sieht man ihn in Long Branch, NJ auf dem Ocean-Boulervard stehen und alles um ihn herum scheint schräg oder schief sein: Alte Fahrräder vor einem Geschäft, die Straßenlaterne – alles hat irgendwie Schlagseite. Und genauso schief klingen die ersten Töne von Springsteen’s zweiter Platte innerhalb nur eines Jahres! Doch nach 10 Sekunden schrägstem Bläsergehupe macht sich die (nun auch offizielle) E-Street Band auf ihren musikalischen Weg durch die Bars und Strandboulevards der verfallenen Jersey-Küste Anfang der 70er – „The E-Street-Shuffle“ verwandelt sich nach diesem Auftakt schnell in eine Nummer reinsten Stax-Souls mit herrlich, vor Lebenslust überbordenden Zeilen wie:

    „Sparks fly on E Street when the boy prophets walk it handsome and hot,
    All the little girls' souls grow weak when the manchild gives them a double shot,
    The schoolboy pops pull out all the stops on a Friday night,
    The teenage tramps in skin-tight pants do the E Street dance and everything's alright“

    Damit aber noch nicht genug – kurz vor Ende verwandelt sich der Song noch einmal und zwar in einen heißen Latino-Stomp, an dem auch Santana ihre helle Freude gehabt hätten. Überrascht? Kein Wunder, denn „The wild, the innocent…“ ist Bruce Springsteen musikalisch überraschendstes Album und zeigt noch einmal deutlich, daß Springsteens Frühwerk essentiell ist, um ihn in seiner Gesamtheit zu verstehen, wer ihn immer noch nur als muskelbepackten Blue-Collar-Rocker oder Rising-Gutmenschen sieht, hat nur die Hälfte verstanden! Springsteen ist einer der versiertesten Musiker überhaupt, kennt sich sehr wohl gut aus mit allen Musikstilen von Jazz, über Reggae (Auf der „Wild“-Tour 73 spielte er sogar 2 Konzerte im CBGB’s mit Bob Marley!) bis hin zu Folk, Country oder eben Rock’n’Roll. Diese Platte ist der frühe Beweis für seine Könnerschaft! Und wie er damals konnte!! Die ihn begleitete erste Ausgabe der E-Street-Band war sicherlich ein Hauptgrund dafür, warum diese Platte auch nach über 30 Jahren musikalisch noch so schillert. Mit Springsteen spielten damals Danny Frederici an Orgel und Akkordeon, David Sancoius, Piano, Vinnie „Mad Dog“ Lopez an den Drums, Garry W. Tallent, Bass und Clarence Clemmons, Sax. Vor allem die beiden Keyboarder prägen den Sound der Platte: Während Frederici mit seinem souligen Orgelspiel und seinem Akkordeon gerade in Songs wie „Sandy (4Th of July, Asbury Park)“ oder in „Wild Billy’s Circus Story“ (das auch noch mit Tuba von Gary Tallent) die Atmosphäre der Strandbars und Ocean-Boardwalks kongenial in Szene setzt, sorgt Sancious für absolute musikalische Höhepunkte (Springsteen, sagte selber später, daß Sancious der beste Musiker war, mit dem er je zusammenspielte), schon allein der Einstieg bei „New York City Serenade“ ist einfach wunderschön: Erst spielt Sancious eine kleine Mozart-Passage, wechselt dann in einen rauchigen Monk-Blues, bevor dann die eigentliche Einleitung beginnt…
    Ein weiteres Unikum dieser Platte sind die Songs! Nie wieder hat Springsteen dermaßen komplex komponiert, arrangiert, gespielt und gesungen. Fast alle Songs sind über 5 Minuten lang und vollgepackt mit Querverweisen und Zitaten aus 20 Jahren Rock’n’Roll. Neben den beiden großen Balladen „Incident on 57th Street“ und „New York City Serenade“, (die klingen, wie Martin Scorcese-Filme aus dieser Zeit („Mean Street“) anzusehen sind: Intim, mit einer Leidenschaft, die manchmal weh tut und immer mit dem ganz großen Drama ausgestattet!) waren es doch vor allem die „Rocker“ der Platte, die Springsteen’s Ruf als unwiderstehlicher Live-Perfomer weiter manifestierten. Über „Rosalita (Come out tonight)“ wurden ja schon ganze Abhandlungen geschrieben, die 7 Minuten vollgepackt mit Changes, Wechseln, einer Dynamik, die ganz klar von den alten Soul-Revuen des Apollo Theaters inspiriert ist, waren bis zum Ende der „River“-Tour immer Springsteens letzte Nummer on stage (manche dachten, sie würde es für immer blieben!). Die zweite richtige Abgehnummer ist für mich Springsteens vergessenes Meisterwerk: „Kitty’s back“ – fast 8 Minuten hochoktaniger Rock’n’Soul mit raffinierten Jazz-Einsprengseln und einer unbändigen Spielfreude der ganzen Band! Diese Nummer war 73/74 ein absoluter Live-Höhepunkt, bei dem Springsteen und Clemmons jeden Abend auf der Bühne ein ganz besonderes Drama machten: Während Clemmons zu Beginn des Songs dem entsetzten Publikum ein blutverschmiertes Messer zeigte und sagte Kitty wäre zurück in der Stadt und würde Rache nehmen, sprang Springsteen ins Publikum, versteckte sich ängstlich zwischen den Leuten , nur um drei Minuten später auf die Bühne zurückzurasen und atemlos den Refrain „Kitty’s back in town“ herauszubellen! Rock’n’Roll pur!!!
    Doch trotz aller Spielfreude, großer Songs, wie leider beim Debutalbum ließ die Proudktion doch wieder einiges übrig, die Platte wurde wieder im „Pappschachtelstudio“ (Springsteen) 911 in Beauvelt aufgenommen, Dort war das Dach kaputt, die Instrumente uralt (so hört man teilweise die Piano-Pedale knarzen) und das Recording-Equipment absolut schrott. Doch Springsteen, typisch loyal, war mit dem Engineer Louis Lakav befreundet und so wurde auch das 2. Album dort aufgenommen (mit der Ankunft Landaus Ende 74 wurde die ganze Szenerie sofort professioneller, man wechselte für „Born to run“ ins Record Plant nach NY) Noch ein Wort zu Louis Lakav. Dessen Frau Suki war teilweise auch Mitglied der E-Street Band, sie spielte Violine und Bootlegs aus dieser Zeit der legendären Live-Konzerte zeigen, daß sie bei Frühfassungen von „Jungleland“ und der atemberaubend schönen Cover-Version von Dylan’s „I want you“ sehr gut ins Soundbild der damaligen E-Street-Band passte.
    Neben den aufgenommen Tracks waren zwei weitere „Epen“ für die Platte im Gespräch: „Thundercrack“ und „Zero and Blind Terry“ (beide später auf „Tracks“ veröffentlicht!
    Abschließendes Fazit: Für mich ist „The wild, the innocent, the E-Street-Shuffle“ meine Lieblings-Springsteens-Platte, er spielte damals ohne Erwartungsdruck, nur seinem eigenen Urteil vertrauend und noch ohne ein großes Publikum, eine Musik, die in ihrer Essenz die Idee des Rock’n’Roll auf eine Art und Weise lebendig macht, wie es selbst Springsteen später kaum mehr (auf Platte) geschafft hat.

    Soweit, so gut, next stop: „Born to run“ ;)

    #1023341  | PERMALINK

    fetenguru

    Registriert seit: 17.07.2002

    Beiträge: 5,054

    Och, gehen wir etwa chronologisch vorwärts? Muss ich mich ja doch beeilen…

    --

    LARS ist nur eine Abkürzung: Like A Rollin' Stone
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