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Chris Darrow: Southern California Drive
Chris Darrow begann in den frühen 60s als Saitenfreak und Multiinstrumentalist seine Karriere in der Bluegrass-Truppe The Scat Band (kenne ich nicht). Dann fand er in David Lindley einen kongenialen Nebenmann und gründete mit ihm, Max Buda und Solomon Feldthouse die kalifornische Band “Kaleidoscope”, nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen englischen Psychtruppe. Kaleidoscope´s Musik hatte durch die Verwendung diversester Saiteninstrumente immer einen Hang zu leicht exotischen Klängen.
Nach der Trennung der Gruppe spielte Darrow in den 70ern und frühen 80ern einige Soloalben ein, u.a. Artist Proof, Under My Own Disguise, Fretless und eben dieses Southern California Drive.
Das Album erschien 1980 meines Wissens nur auf dem deutschen Line-Label, was wohl letztlich den schlechten Verkaufszahlen der o.a. vorhergehenden Alben zu verdanken ist. Dennoch findet sich hier ein kleiner musikalischer Schatz.
Wie der Titel schon vermuten lässt, haben wir es mit einer Art musikalischem Roadmovie zu tun, mit endlosen Straßen, ziellosen Fahrten, weiten Horizonten. Und natürlich handelt es vom Trinken, von unerfüllter Liebe und dem ganzen Trotz, der sich dem grauen Alltag entgegenstemmt.
Das alles in eine ungemein knackige Rockmusik verpackt mit präzise arrangierten, wunderbar stimmigen Songs, die einen förmlich auf die Straße hinausziehen. Die Rhythmusarbeit fasziniert mich hier am meisten, nichts Kompliziertes, nur ein ständiges Pluckern und Rattern, knackig und trocken. Dagegen stehen da und dort hohe, gleißende Sounds, die einen schönen Kontrast ausmachen. Und selbst wenn es mal wg der Damen im Leben etwas schwieriger im selbigen wird, bekommen die positive vibrations bald wieder die Oberhand.
Musik, die einen offenen Himmel herbeizaubert, das Strahlen der Sonne. Man steigt einfach ein, lässt sich mitreißen von dem Rhythmus der Straßen, den Bodenwellen mit dem Wind in den Haaren den Blick nach vorn auf den Horizont gerichtet, rechts und links fliegt der Alltag vorbei. Ewig rasende Unrast, die das Ziel ist. Man kommt nirgendwo an, aber der Blues ist weg, die Lieben sind verflossen und die Sonne hat einen wieder.
Good Time Music, die alles Düstere mit ungemeiner Kraft vertreibt.
Der Schluss-Track „We Two“ ist eine swingende Hommage an Chuck Berry, dem auch das Album gewidmet ist.
Für mich eine der schönsten Gute-Laune-Platten, die ich kenne (eine andere ist von obigem D. Lindley), und die beste Cruiser-Platte sowieso. Nicht Hot Rod, sondern Cruisin´ ist angesagt!
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