Welchen qualitativen Anspruch habt Ihr an ein Musikmagazin (z.B. den Rolling Stone)?

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  • #5606743  | PERMALINK

    kicks

    Registriert seit: 11.10.2006

    Beiträge: 545

    Banana JoeViel zu schreiben gibt es zu dem Thema ja wohl nicht mehr, all things said and done… Vielleicht noch eine kleine Ergänzung zu dem Punkt „Internet vs. Print“ von mir.

    Ja das Internet, soll man es lieben oder hassen dafür? Die einst getroffene Prognose, das klassische Printmedium würde ausgedient haben, ist bisher nicht eingetreten (dougsahm würde wohl auch kaum mit einem Laptop in der Sauna verschwinden…). Trotzdem hat es natürlich die Stellung des gedruckten Papiers – in diesem Fall Musikzeitschriften – massiv verändert. Das Internet ist schneller, direkter, globalisierender und zudem kommunikativer. Wie soll da ein Magazin mithalten? Es gibt Strategien dafür (siehe Spiegel online), allerdings hat sich bisher kein relevantes (deutsches) Musikmagazin für diesen Weg entschieden. Dem RS kann man zumindest noch anrechnen, dass sie mit dieser Plattform hier Relevanz im Internet geschaffen haben (ob nun mit Kalkül geplant oder rein zufällig Früchte geerntet bleibt dabei aber noch zu eruieren…)

    Aber ich schweife ab, es geht um den qualitativen Anspruch an ein Musikmagazin. Da es in vielen Punkten mit dem Internet nicht mehr konkurrieren kann, muss der Anspruch an ein Musikmagazin mehr als zuvor doch sein, Hintergründe aufzudecken, Zusammenhänge festzustellen, Schlussfolgerungen zu ziehen und so ein Bild der aktuellen Popkultur zu zeichnen. Genau diesen Auftrag sehe ich bei den Musikmagazinen, denn das Internet kann diesen (momentan) nicht erfüllen. Der RS erfüllt diesen Auftrag übrigens meines Erachtens auch nur unbefriedigend und ist für mich eigentlich „nur“ ein Informationsblatt (aber ein gut geschriebenes). Spex und vor allem De:Bug haben für mich hier schon lange die Spitzenrollen übernommen, berichten über musikalische Themen (oder jeweils artverwandtes) im Zusammenhang und zeichen damit ein Bild, wie es in der popkulturellen Landschaft gerade wirklich aussieht.

    das ist wirklich gut und ehrlich beschrieben
    besonders der kleine Auszug von „Mista“
    denn!
    wer bitte kauft heute noch den R.S.?
    es war mal die Bibel für Musikfanatische
    aber da waren wir jung und hatten nichts anderes
    und die Redakteure haben nicht etwas abgeschrieben – sich etwas zusammengesammelt
    von Redakteuren die heute vielleicht schon tot sind oder ihren job aufgegeben haben
    sie waren DIREKT dabei – waren in den Wohnzimmern der Musiker und in den Umkleidekabinen
    vor einem gig….

    heute kauft sich kein junger Mensch mehr den R.S. ( also schätze ich mal
    kann ja mal nachfragen oder ihr könnt nachfragen – wenn genehm )
    er kauft sich was anderes – wenn überhaupt
    weil ein junger Musikfreak tatsächlich ALLES und ich sage ALLES!
    im net findet
    jeder Musiker oder jede auch noch so kleine band hat eine site
    dann kannst- wenn das nicht reicht – fanseiten besuchen
    da kriegst du jeden Hinweis – jedes Interview ( sozusagen: jeden Furz den je eine band gelassen hatte )
    wenn das auch nicht reicht, gehst du in downloads – in einen privatroom
    wenn du etwas spezielles willst und frägst da direkt nach
    dann bekommst du weitere Informationen von denen der R.S. nur träumt

    ich will den R.S. nicht schlecht machen
    aber die Geschichten zum hundertsten Male kennt wirklich jeder
    egal ob politisch oder musikalisch

    aber natürlich ist es so – dass Musikfans genauso wie ( wasweißich „bike“-fans
    oder „Auto-Motor-Sport-fans“ )
    eine Lektüre gerne lesen- die alles bestätigt was man sowieso schon längst weiß

    ausserdem ist alles ein Geschäft und vertritt Geschäftsinteressen
    ja?

    _________________________
    the show must go on

    --

    Highlights von Rolling-Stone.de
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    #5606745  | PERMALINK

    flatted-fifth
    Moderator

    Registriert seit: 02.09.2003

    Beiträge: 6,027

    otisDas Internet wird diesen Anspruch auch in Zukunft nicht leicht erfüllen können, denke ich, da es nur Puzzleteile zu einer solchen Gesamtschau liefern kann, aber nie den Zusammenhang selbst.

    Momentan denke ich das auch, allerdings wäre der Auftrag durchaus durch das Internet leistbar. Wenn man sich die Frage stellt, weshalb das Internet momentan keine Zusammenhänge herstellen kann, so ist die Antwort die Gesichtslosigkeit des Mediums. Die Musikmagazine haben über Jahrzehnte ein real existierendes Gesicht aufgebaut (welches man in Form von Papier sogar anfassen kann), wirtschaftlich betrachtet eine Marke etabliert. Dies ist der größte Wert, den die Printmagazine (zumindest die Bekannten) haben und welchen Sie gegenüber dem Internet auspielen können. „Wanna see my smilin‘ Face on the Cover of the Rolling Stone“ wird glaube ich auch weiterhin eine Relevanz für Musiker haben. Momentan gibt es keine vergleichbare „Marke“ im Internet (Pitchfork z.B. ist weiterhin nur wenigen bekannt), die eine derartige Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

    Warum reite ich nun auf der Aufmerksamkeit im Zusammenhang zur gesamtheitlichen popkulturellen Betrachtung rum? Nun, wenn ich sage, dass es im Internet keine vergleichbare Marke gibt, so beschreibe ich lediglich den Ist-Zustand. Es wäre durchaus denkbar, dass so etwas entstehen könnte. Ein grundlegendes Merkmal des Internets ist zwar die Diversifikation, aber spätestens seit Web 2.0 (ich hasse eigentlich diesen Begriff) findet ein Konsolidierungsprozess statt. Es werden Klammern um die schier unendlichen Informationsangebote gebildet (Technorati, Delicious, …), das Chaos wird semantisch geordnet. Noch ist diese Ordnung weiterhin eine pure Ansammlung von (nun besser auffindbaren) Informationen, aber wieso sollte die Entwicklung nicht dahin gehen, diese Informationsflut gezielt zu verpacken, gerne auch redaktionell. Und nun sind wir bei der „Marke“ angelangt. Jedes Unternehmen betreibt heute Suchmaschinenmarketing, um bei Google möglichst weit oben zu stehen, ähnliches stelle ich mir auch bei einer solchen Musikplattform vor („Hast Du gesehen, wir haben bei xxx (Namen bitte selbst ausdenken) eine Relevanz“).

    Dies aber nur nebenbei und als Erläuterung des in meinem obigen Beitrag lapidar in Klammern gestelltes „momentan“. ;-)

    Vielmehr möchte ich zum einen

    otisDiesen muss man sich selbst erstellen oder er wird von einem guten Journalisten auf der Basis seiner Anspruchshaltung an das Kunstobjekt und seiner Stellung zur Gesellschaft dargestellt (ich würde DD da allemal zustimmen). Hier sähe ich die letzte große und wertvolle Nische für eine gute Kultur-/Musikzeitschrift: Ohne Selbstverliebtheit aus den Spuren des kulturellen Geschehens ein Bild, das sich auf Grund der ständigen neuen Inputs tagtäglich ändern mag, des kulturellen Zustandes einer Zeit abzuliefern. Viel verlangt, deshalb auch sehr abhängig von Geist und Gespür des schreibenden Journalisten.

    dieses hier unterschreiben und zum anderen

    otisSo könnte die Verpackung der Information, die Platzierung innerhalb des Magazin-Kontextes und von Zeitfenstern, diese selbst zu etwas Besonderen machen, was den Kauf einer Zeitschrift anregen mag und diese damit legitimiert. Nicht umsonst gibt es in den letzten Jahren, besonders in England, die vielen Themenhefte oder auf dem Buchmarkt die vielen „Bilderbücher“. Das Heft/Buch ist das Ereignis, weniger der Inhalt.

    diesen Gedanken aufgreifen. Das die Magazine in ihrer physischen Existenz immer hochwertiger werden, ist mir auch schon aufgefallen (die neue Spex hat sich ja gerade diesbezüglich auch aufpoliert). Es ist sicherlich eine gute Strategie, seine Unique Selling Proposition soweit auszunutzen, dass die Attraktivität des Kaufes steigt. Sehr interessant ist vor allem Deine Aussage „Das Heft/Buch ist das Ereignis, weniger der Inhalt“. Das kann ich sehr gut nachvollziehen, bei mir ist es nämlich genau so – besser gesagt bei mir ist der Kauf schon das Ereignis, ein Grund weshalb ich keine Abos habe. Das Internet wird es niemals schaffen, genau dieses Ereignis/Gefühl zu reproduzieren, emotional spielt sich dort etwas ganz anderes ab. Genau hier liegt die große Chance der Printmagazine und ich denke, dass wissen sie auch. Man muss nur aufpassen und es nicht übertreiben. Zuviel Zucker tut auch nicht gut…

    --

    You can't fool the flat man!
    #5606747  | PERMALINK

    kicks

    Registriert seit: 11.10.2006

    Beiträge: 545

    Sonic JuiceIch hatte einen entsprechenden Diskussionsanschub ja vor einiger Zeit schon im Thread zum RS-Märzheft angekündigt….

    Lieber ein brillanter Artikel über Tokyo Hotel als ein passabler über David Bowie (

    um direktan dich zu antworten:
    ich hatte das gelesen und mitgenickt!
    Aber manchen Vorwurf muss ich dir herausnehmen:
    Werbung
    ohne Werbung kann heute keine Zeitschrift mehr existieren
    KEINE!
    ( ausser einem französischen Magazine dessen Name mir momentan nicht einfällt – weil ich sie sowieso nichtmehr lese )

    und was Bowie z.B. betrifft
    was sollen die da noch schreiben?
    es gibt Bücher – die jeden einzelnen song bis ins letzte Detail auseinandernehmen
    see: Pegg – ein ganzes Buch voll nur mit seiner Musik
    jede tour jedes Album – jedes einzelne Wort
    was kann da ein R.S. noch tönen?

    der R.S. ist heute IMHO genauso verkommen wie music selbst
    was sollen die tun?
    sie fangen den Rest auf und schreiben darüber
    das ist okay
    das ist o.k.!!

    oder?
    ( oder solllen sie bei Bruce angeben – welcher Präsident sich gerade vertan hatte – als er ihn nahm zu seinem Wahlkampf ? )

    --

    #5606749  | PERMALINK

    punkcow

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 9,235

    allman revamped?

    --

    #5606751  | PERMALINK

    themagneticfield

    Registriert seit: 25.04.2003

    Beiträge: 34,031

    ich hätte nicht gedacht, dass das jemand noch später bemerkt als Jascha ;-)

    --

    "Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!
    #5606753  | PERMALINK

    kicks

    Registriert seit: 11.10.2006

    Beiträge: 545

    Punkcowallman revamped?

    hast du etwas dazu beizutragen in diesem thread?

    _________________________

    --

    #5606755  | PERMALINK

    annamax

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 4,665

    Mistadobalinazu deiner ersten Frage, sonic:

    Der RS ist das einzige Magazin das ich sammle und zwar von Anfang an. Ich war wohl auch eine der ersten Abonnentinnen. Tatsächlich war ich damals voll beglückt, endlich mal ein „Musikmagazin“ für Erwachsene zu lesen. Dabei ist es auch geblieben.

    Das trifft auf mich auch zu, obwohl der Platz langsam eng wird. Wohin mit den ganzen Heften?

    Alles in allem langweilen mich die Kurzberichterstattungen (grob gesprochen Seite 10 bis 30) im RS zunehmend. Am Anfang ein wenig Klatsch und Tratsch mit lustigen Fotos ist schon in Ordnung.
    Danach darf der RS aber gern ausführlicher werden. Ich verzichte auch gerne auf die letzte Aktualität, wenn ich dafür einen ordentlich recherchierten Artikel bekomme, aus dem im Idealfall auch die Handschrift des Autors rauszulesen ist. Journalismus mit Charakter sozusagen …

    Und selbstverständlich nehme ich einen Bürgerkriegsbericht im RS genau so ernst wie einen Zeit-Artikel. Der Spiegel kann hier leider schon lange nicht mehr mithalten.

    --

    I'm pretty good with the past. It's the present I can't understand.
    #5606757  | PERMALINK

    go1
    Gang of One

    Registriert seit: 03.11.2004

    Beiträge: 5,645

    Kicks hat zwei Punkte angesprochen:
    1) „Man kann sämtliche Infos und Materialien im Netz finden.“
    Eben deshalb ist hier mehrmals gesagt worden, dass Zeitschriften mehr bieten sollen als Infos und Materialien, nämlich Hintergründe, Synthesen, eigene Gedanken und Wertungen usw. Und überhaupt „Journalismus mit Charakter“, genau.
    (Und Informationen sollten natürlich hieb- und stichfest sein. Im Netz steht ja auch viel Unsinn.)
    2) „Über alte Helden wie David Bowie gibt es ganze Regalreihen von Büchern – was soll man da noch schreiben?“
    Das geht schon, wenn man sich überlegt, was man wem mitteilen will. Man kann den Leuten einen Überblick geben, die diese Bücher nicht selbst lesen wollen; man kann sich auf ein spezielles Thema konzentrieren und zusammenfassen, was sich dazu finden lässt; oder einen Aspekt herausarbeiten, der bislang vernachlässigt worden ist. Am besten ist: Man stellt eine eigene Sichtweise dar mit neuen Deutungen und Wertungen. Usw.
    Es sollte mehr geboten werden als „Fakten Fakten Fakten“.

    --

    To Hell with Poverty
    #5606759  | PERMALINK

    kicks

    Registriert seit: 11.10.2006

    Beiträge: 545

    hmm
    die tun das doch – oder?

    mit ihren absolut dämlichen Besternungen

    ähm- sorry O.T.

    --

    #5606761  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 45,074

    kickshmm
    die tun das doch – oder?

    mit ihren absolut dämlichen Besternungen

    ähm- sorry O.T.

    Warum dämlich?

    --

    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #5606763  | PERMALINK

    kicks

    Registriert seit: 11.10.2006

    Beiträge: 545

    naja – das war eigentlich mehr satirisch gemeint
    denn wer gibt Sterne ( b.z.w. Noten ) ein Lehrer…
    und bei manchen Besternungen ( also allgemein in Musik-Magazinen )
    hatte ich mich schon gefragt, ob derjenige die Alben überhaupt jemals hörte

    aber sicher geht es nicht anders, mann muss besternen

    --

    #5606765  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 45,074

    kicksnaja – das war eigentlich mehr satirisch gemeint
    denn wer gibt Sterne ( b.z.w. Noten ) ein Lehrer…
    und bei manchen Besternungen ( also allgemein in Musik-Magazinen )
    hatte ich mich schon gefragt, ob derjenige die Alben überhaupt jemals hörte

    aber sicher geht es nicht anders, mann muss besternen

    Sterne sind sicherlich in vieler Hinsicht problematisch, aber für Musikmagazine kaum zu vermeiden. MOJO hatte lange Zeit keine Sterne, musste sich aber dem Druck der Leser letztlich beugen.

    --

    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #5606767  | PERMALINK

    mistadobalina

    Registriert seit: 29.08.2004

    Beiträge: 20,833

    nail75Sterne sind sicherlich in vieler Hinsicht problematisch, aber für Musikmagazine kaum zu vermeiden. MOJO hatte lange Zeit keine Sterne, musste sich aber dem Druck der Leser letztlich beugen.

    Am Beispiel von SPEX sieht man, dass es auch ganz gut ohne Sterne geht. Ich selbst stehe der Besternerei auch eher zwiespältig gegenüber – auch meiner eigenen. Ich kann zwar sagen, welche Alben in einem Jahr besonders gut gefallen haben, aber sie mit Sternen „abzustempeln“ fällt mir sehr schwer. Denn letzlich müsste man jedes Album gegen alle anderen abwägen – damit wäre ich wohl für den Rest meines Lebens beschäftigt.

    Im Musikmagazinen verleiten Sterne dazu, die Rezension erst gar nicht zu lesen, damit wird man Alben aber nicht gerecht.

    --

    When I hear music, I fear no danger. I am invulnerable. I see no foe. I am related to the earliest time, and to the latest. Henry David Thoreau, Journals (1857)
    #5606769  | PERMALINK

    kicks

    Registriert seit: 11.10.2006

    Beiträge: 545

    das MOJO is eigentlich schon ganz gut – krieg ich immer im pac
    einmal im Jahr
    neulich hatte ich mal den „musikexpress“ durchgeblättert
    oh weh! wie weh da manches tut ( Besternung! – nie im Leben kann derjenige
    jemals die Alben gehört haben )

    --

    #5606771  | PERMALINK

    kicks

    Registriert seit: 11.10.2006

    Beiträge: 545

    Mistadobalina

    Im Musikmagazinen verleiten Sterne dazu, die Rezension erst gar nicht zu lesen, damit wird man Alben aber nicht gerecht.

    ja- so ungefähr meinte ich das
    Musik ist doch kein Staubsauger oder ne Waschmaschine – die man nach
    Stromverbrauch besternt

    --

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