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AutorBeiträge
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harry-ragJuri Sternburg über Prezident (und auch ein bisschen über Koljah)
Eigentlich über viele, auch über Abs und JAW. Was hältst Du von Juris Gedanken?
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Ich halte es für fatal, das Versagen der AON-Qualitätskontrolle nicht zu thematisieren, aber kleinliche Ideologieverortungen vorzunehmen. Wie schon so oft geäußert: Ich brauche keine Musikjournaille, die mir die Welt erklärt, sondern eine, die mir aufzeigt, wo es geilen Sound gibt. Die Texte und Künstler kategorisiere ich anschließend schon selbst, keine Bange.
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Okay, das sehe ich tatsächlich komplett anders. Für mich ist es schon wichtig, dass bei einer Plattenbesprechung auf „Inhalte“ eingangen wird und damit verbunden auch das, was man „Ideologie“ nennen könnte. Ob es solche Künstlerportraits brauch, ist eine andere Frage. Mir ging es hier aber konkret um die Inhalte. Ich bin relativ zwiegespalten zwischen „ja, absolut“ und „okay, ich ziehe aus der Aussage ganz andere Schlüsse“.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Ich sehe, wie er auf die Vorwürfe zu Prezidents Text kommen kann, halte sie aber für sehr zugespitzt weitergesponnen, um zu einem bestimmten Ergebnis zu kommen. Die Vorwürfe gegenüber Koljah halte ich für kompletten Kokolores, ich habe aber auch keinerlei Achtung vor Religion. Deren Hoheitssymbole gehen mir deshalb auch gepflegt am Arsch vorbei. Wenn also jemand sagt: „Das Kopftuch/das Kreuz ist ein Zeichen der Unterdrückung“ kann ich das unterschreiben. Muss dafür aber nicht in den Krieg ziehen.
Absztrakkt erscheint mir wirklich wie ein Nazi-Bauer, er ist mir aber eigentlich egal, weil mich seine Musik nicht kickt. Warum soll ich mich also mit seinen Aussagen beschäftigen? Die Musik ist scheiße – das ist wirklich das Schlimmste, was passieren kann.--
harry-ragIch sehe, wie er auf die Vorwürfe zu Prezidents Text kommen kann, halte sie aber für sehr zugespitzt weitergesponnen, um zu einem bestimmten Ergebnis zu kommen. Die Vorwürfe gegenüber Koljah halte ich für kompletten Kokolores, ich habe aber auch keinerlei Achtung vor Religion. Deren Hoheitssymbole gehen mir deshalb auch gepflegt am Arsch vorbei. Wenn also jemand sagt: „Das Kopftuch/das Kreuz ist ein Zeichen der Unterdrückung“ kann ich das unterschreiben. Muss dafür aber nicht in den Krieg ziehen. Absztrakkt erscheint mir wirklich wie ein Nazi-Bauer, er ist mir aber eigentlich egal, weil mich seine Musik nicht kickt. Warum soll ich mich also mit seinen Aussagen beschäftigen? Die Musik ist scheiße – das ist wirklich das Schlimmste, was passieren kann.
Ich glaube, mein Problem ist einfach, dass gesellschaftlich momentan zu klar definierte Scheinfronten entstehen. Das ist einerseits normal, wenn ein rassistischer Ruck durch die Welt geht – und vor allem spürbar wird und einem täglich lichterloh entgegen flammt -, andererseits aber auch extrem schwierig, weil es Menschen dadurch selbst gewählt, teils ohne Sinn und Verstand, in ein Lager katapultiert. Anders gesagt: Religionskritik sollte ein wesentliche Bestandteil einer aufgeklärten Gesellschaft sein und ob Kopftücher nun ein Zeichen von „Fortschritt“ sind, dieser Haltung bleibt sowohl Skinny als auch Sternburg hier doch ein wenig schuldig (es geht ja nicht darum, ob die Menschen „fortschrittlich“ sind). Genauso wäre „so fortschrittlich wie Kreuze in Bayerns Behörden“ weder richtig noch falsch. Ich glaube, man kann fest davon ausgehen, dass Leute wie Koljah und Prezi mit nationalem Gedankengut auf Kriegsfuß stehen – das heißt aber im Umkehrschluss nicht, dass man jeden Teil der Gegenströmung prinzipiell gut finden muss. Dagegen verwehrt sich Prezi mit den letzten beiden Tracks m.E. enorm nachvollziehbar – da klebt die HipHop Journaille einerseits förmlich am Gesäß von „Berliner Clanchefs“, Gewalt in Texten ist „Teil der Kultur“ – außer wenn es sich gegen Schwule, Ausländer oder Frauen richtet. Das ist letztlich eben eine doch sehr imagebehaftete Denkweise, die Koljah mit seiner Kommentierung auf den neuen Prezi Text ja auch entsprechend aufs Korn nimmt. Denn es stimmt schon: Wenn man Toleranz ins Unermessliche verlängert, kommt dabei hin und wieder auch völlige Gleichgültigkeit heraus. Reine Worthülsen, reines Distinktionsgebaren, reine Selbstvermarkung für den „guten Zweck“, genau das, was eben „Gutmenschentum“ im negativen beschreibt. Ganz heikles Thema, weil man leider Gottes nie weiß, welche Claquere man durch diese Differenzierung für sich gewinnt, aber auch notwendig, wenn man sich nicht nur reiner Selbstbeweihräucherung hingeben will.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Ich habe kein Bedürfnis dazwischen zu grätschen, wenn die Zillertaler Türkenjäger vom „arischen Strand“ singen, finde aber, dass ich z.B. dazwischen gehen muss, wenn Menschen in der Straßenbahn von Dunkeldeutschen belästigt werden. In meinen Augen besteht in der Kunst keine Notwendigkeit, eine vorbildliche Haltung zum Leben einzunehmen; es ist mir überlassen, wie ich meine Realität gestalte. Weder Filme, noch Bücher oder Musikalben haben einen Erziehungsauftrag und finden ihre Berufung nicht in der Wegbereitung für die idealste aller Welten. Mir kommt es bei solchen Artikeln immer vor, als würden Marquart oder Sternburg (cheers, mate!) der Musik die Schuld geben, für die bestehenden Verhältnisse.
Ansonsten sollen alle gerne Kreuze um den Hals, Kopftücher um den Schädel und Swastika-Tattoos tragen, so dass ich die Idioten schon von Weitem kommen sehe. Eure Uniformen sind vor allem Warnsignal.--
harry-ragIch habe kein Bedürfnis dazwischen zu grätschen, wenn die Zillertaler Türkenjäger vom „arischen Strand“ singen, finde aber, dass ich z.B. dazwischen gehen muss, wenn Menschen in der Straßenbahn von Dunkeldeutschen belästigt werden.
Kunst ist immer auch ein Abbild der Gesellschaft. Kunst die Schuld zu geben, dass diese teils widerlich, egozentrisch, gewaltbereit und feindlich gegen allem Andersartigen ist, finde ich auch befremdlich. Wobei ich nicht unbedingt die Zillertaler Türkenjäger im Radio hören wöllte.
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Das Radio sendet auch nur komplett irrelevante Scheiße. Das Grundrauschen an verblödeten Nichtigkeiten ist auch nicht viel besser als launig umgetextete Schlager mit Hassbotschaften.
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Hm. Auch wieder wahr.
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Oder vermutest du eine gesellschaftliche Verrohung durch alltägliche Hassbotschaften?
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harry-ragOder vermutest du eine gesellschaftliche Verrohung durch alltägliche Hassbotschaften?
Schwierige Frage. Ich schwanke zwischen so einer tautologischen Ansicht (heißt: dargestellte Gewalt macht unempfindlicher und senkt die Hemmschwelle. Und eine niedrige Hemmschwelle wiederum macht anfälliger für die Auslebung neuer Gewalt) und der Überzeugung, dass es Gewalt auch geben würde, selbst wenn sie nicht sichtbar täglich unseren Alltag dominieren würde. Gewaltdarstellung selbst schafft noch keine Gewalt. Für mich sind Aggressionen dafür, glaube ich, einfach zu fest verankerte Wesenszüge aller Lebewesen. Dass Menschen auszutreiben funktioniert einfach nicht (und hat es nie), man kann aber sicher die Auslebung hinterfragen und bessere Ventile schaffen. Ich verstehe in dem Kontext daher schon sehr gut, was Prezi mit der Conclusio „Die schlimmsten Herrenmenschen, die die keine sein wollen“ meint. Hoch oben vom Elfenbeinturm aus, umgeben von seiner eigenen Sucht nach Kritik an allem und jedem, verschwindet die Wahrnehmung dafür, dass man eigentlich gar keine Haltung hat und letztlich für keine Überzeugungen eintritt. Manchmal funktioniert Abgrenzung wie die Zentrifugalkraft und man landet letztlich genau da, wo man sich selbst eigentlich nicht vermutet.
Oder wie ein toller Battle-MC es jüngst gesagt hat: „Wie Du die Crowd am Ende des Debakels noch beschwichtigst/Sagst, Du seist immerhin kein Mutterlines Rapper, das sei ein makelloser Lichtblick/Und dann frag ich mich, wie ist es, wenn alles, was einen ausmacht, das ist, was man nicht ist“. Amen, Bruder. Besser kann man das nicht ausdrücken.
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dargestellte Gewalt macht unempfindlicher und senkt die Hemmschwelle.
Dem widerspreche ich. Ich bin mir nicht sicher, ob dargestellte Gewalt, konsumiert in großen Mengen, gegenüber dargestellter Gewalt unempfindlicher werden lässt, ich bestreite aber, dass dargestellte Gewalt gegenüber Gewalt unempfindlicher macht. Auch nach dem Anschauen des zweihundertsten Van-Damme-Films liegt der Unterschied zwischen einem choreographierten (Schau)kampf auf dem Bildschirm und einer Tracht Prügel in der Nachbarschaft klar auf der Hand. Gegenteiliges könnte ich mir nur vorstellen, wenn jemand in seinem Leben noch keine Gewalterfahrung gemacht hat – aber das ist eine lächerliche Vorstellung, oder?
Würde dargestellte Gewalt gegenüber Gewalt unempfindlicher machen, empföhle ich vor dem nächsten Zahnarztbesuch Brian Yuznas „The Dentist“ wiederholt anzuschauen. Die ortliche Betäubung müsste man sich danach schenken können…--
harry-rag
dargestellte Gewalt macht unempfindlicher und senkt die Hemmschwelle.
Dem widerspreche ich. Ich bin mir nicht sicher, ob dargestellte Gewalt, konsumiert in großen Mengen, gegenüber dargestellter Gewalt unempfindlicher werden lässt, ich bestreite aber, dass dargestellte Gewalt gegenüber Gewalt unempfindlicher macht.
Ich denke, dass es da letztlich einfach auch keine abschließende Antwort gibt. Man geht da primär immer von sich und dem mikroskopisch kleinen Kreis an Menschen aus, den man im Leben kennengelernt hat. Eine belastbare Aussage ist das statistisch gesehen eh nicht.
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Nichts gegen die Visions, habe ich selbst jahrelang gelesen, aber ich ahne Schlimmes.
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