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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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@harry-rag: Okay, ich denke, die Standpunkte sind ausgetauscht und hinreichend begründet, danke dafür! Einigen müssen wir uns ja nicht, was mir auch vollkommen unmöglich erscheint, zumindest im Blick auf unsere unterschiedlichen Einschätzungen, was Volksverhetzung, Gewaltaufrufe und Gesellschaftsbild betrifft (um jetzt nur mal die paar alleroffensichtlichsten Kluefte aufzuzählen). Es ist immer wieder anregend, mit jemandem zu kommunizieren, der mir teilweise vollkommen abwegig vorkommende Ansichten so schwungvoll und argumentativ hochwertig vertritt.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Musik muss doch auch für sich sprechen und darf nicht erst Sinn ergeben, nachdem ich mich dem Genre nahezu akademisch genähert und mich mit den Lebensläufen der Interpreten penibel auseinandergesetzt habe.
Wieso muss Musik/Kunst das tun? Ist es das Problem von Terry Gilliams „Fear And Loathing In Las Vegas“, wenn die Zuschauer denken: „Ah, zwei Verstrahlte nehmen ganz viele Drogen!“ – und das für die Essenz des Filmes halten? Wer nur an der Oberfläche kratzt, kommt halt zu entsprechenden Schlüssen.
Und ich vermute eben nicht, dass der gemeine HipHop/Rap-Konsument die Hintergründe und vermeintlichen Absichten so aufarbeitet, wie das bei Dir und Irrlicht der Fall ist.
Ich behaupte dagegen, dass in allen Subkulturen eine tiefergehende Auseinandersetzung mit den Inhalten stattfindet. Du behauptest hier ein Problem, das auf den Mainstream zutrifft, der mal eben die Zehen ins gerade angesagte Gewässer hält, um dann die Wasserqualität zu verkünden.
Außerdem schwingt da wieder dieses „Ja, ICH weiß wie man differenziert, aber doch nicht DIESE Leute…“ mit.
Vielleicht muss einfach die Mehrheitsgesellschaft ihr Game upsteppen, damit aus ihren Kindern eben nicht hirnlose Konsumenten werden, die keine Möglichkeit zur Differenzierung haben, weil dies in der breiten Masse nicht vorgesehen ist? Dort weiß man ja, was gut und schlecht ist. Gott weiß es, der es an den ersten Mann im Staat weitergibt und die Sozialarbeiter missionieren dann in den „Brennpunkten“. Verkündet die frohe Botschaft! (Und peitscht die Ungläubigen ein wenig aus!)Und ein friedliches Miteinander bzw. der Wille darum ist doch die Basis einer jeden erstrebenswerten „Gesellschaftsform“.
Die Menschen hätten die Mittel um in Wohlstand und Frieden zu leben. Sie entscheiden sich aber lieber für Gott, Nation und Kapital. Ich sehe da keinen großen evolutionären Vorsprung zu Kollegah oder Landser.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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@bullschuetz: Ich nehme das einfach mal als positiv formuliertes „Tschüssi!“.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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War aber interessant hier, und wenn ich Fragen zu Hiphop habe, komme ich gerne wieder.
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Lese ich dezent misanthropische Züge in deinem Menschheitsplädoyer, Harry? Wie tief sollte denn in die Materie eingetaucht werden, um hinter den besagten Zeilen doch noch einen Sinn und Gewinn zu entdecken? Oder zumindest eine Rechtfertigung dieser Zeilen? Welche Intention haben solche Zeilen außer Gewaltverherrlichung und die Entwürdigung bestimmter Menschengruppen? Wie viele Jahre muss ich Rap gehört haben, um solche Ergüsse fundiert scheiße finden zu dürfen?
Es ist vollkommen okay, wenn du und Irrlicht euch berufen fühlt, den Rap verteidigen zu müssen. Jedoch zieht hier keiner über DEN Rap im Allgemeinen her, nur bestimmte Vollpfosten werden als solche benannt. Und in wie weit ein Jugendlicher in der Lage ist, bei diesen Texten zu differenzieren und zu reflektieren, wage ich im Großen zu bezweifeln und sollte individuell betrachtet werden. Da können die Eltern aber noch so dolle inventieren und aufklären. Ich bin bei Gipetto. Solche Texte fördern für mein Verständnis kein humanes Miteinander. Schon gar nicht in sozialen und finanziellen Brennpunkten. Und genau dort herrscht eben leider nicht selten dieser Umgangston. Da darf du gern noch so laut nach Auseinandersetzung schreien, nur sind die dafür benötigten Ressourcen in den eben angesprochenen Fällen nicht vorhanden. Auf Eltern- und Jugendseite. Und dann muss eben der von euch verschmähte Sozialarbeiter mit dem Wischeimer kommen…
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Lese ich dezent misanthropische Züge in deinem Menschheitsplädoyer, Harry?
Kann ich selbst nicht so genau sagen, mir fällt zumindest immer wieder auf, dass der gesellschaftliche Mainstream sich für hochanständig und unfehlbar hält, ohne eigene Motive zu hinterfragen. Da passiert oft keine Meinungsbildung, sondern die Weitergabe von Tradition und Folklore. Meist auch noch aus Gründen des Gehorsams.
Welche Intention haben solche Zeilen außer Gewaltverherrlichung und die Entwürdigung bestimmter Menschengruppen?
Sie sind Ausdruck des Künstlers, vielleicht haben sie erst einmal gar keine Intention, denn nicht jeder sieht sich als Lehrer. Vielleicht bringt der Rapper ein eigenes Gefühl auf den Punkt, baut Druck ab, erfreut sich an seinem Witz, ergeht sich in der Vorstellung von Omnipotenz. Frag Kollegah doch mal.
Wie viele Jahre muss ich Rap gehört haben, um solche Ergüsse fundiert scheiße finden zu dürfen?
Machst du jetzt hier den pumafreddy? Du kannst das scheiße finden, andere können das feiern.
Und dann muss eben der von euch verschmähte Sozialarbeiter mit dem Wischeimer kommen…
Und genau hier liegst du in der Einschätzung der Sozialarbeit vollkommen falsch. Das ist keine Missionarsarbeit, um Menschen zu bekehren und auf den rechten Pfad der Tugend zu bringen, sondern eine Hilfestellung, die versuchen sollte, soziale Missstände auszugleichen, damit die Betroffenen Mittel und Wege haben sich ihr eigenes Bild der Welt zu konstruieren.
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Wir wissen ja wohl, dass Sozialarbeiter auch eine systemstabilisierende Wirkung erzielen. Warum auch nicht? Sollen Sozialarbeiter etwa zur Gewalt gegen die Mehrheitsgesellschaft aufrufen? Zum Umsturz der herrschenden Klasse? Was willst Du eigentlich? Die Anarchie? Du kannst sicher sein, dass sich die unvollkommene Menschheit eines Tages selbst vernichten wird. Du tätest gut daran, Menschen der bürgerlichen Mitte nicht ausschließlich mit Deinen Vorurteilen zu belegen. Ein bisschem mehr Respekt und Menschenfreundlichkeit schadet nie.
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There is a green hill far away I'm going back there one fine day. I am free because I am the soul bird
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Sollen Sozialarbeiter etwa zur Gewalt gegen die Mehrheitsgesellschaft aufrufen?
Ich halte es nur für boshaft, wenn man Menschen eine Aussicht auf Überwindung einer prekären Lage stellt, in die sie durch strukturelle Fehler der Gesellschaft geraten sind, daran aber ein unmissverständliches Bekenntnis zu eben dieser Gesellschaft knüpft – inklusive all ihrer Fehler, Irrwege und mitgeschleppten Altlasten.
Ein bisschem mehr Respekt…schadet nie.
Und das fängt mit Respekt vor dem künstlerischen Ausdruck an. Der ist nicht gegeben, wenn Hochanständige dauernd nach Verboten krakeelen. Choosefruit kann sagen, er findet es scheiße. Andere können sagen, sie mögen es. Hartmut Engler muss nur nicht darauf hoffen, dass ich ihn mal anrufen werde, um über Musik mit ihm zu sprechen.
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harry-rag
Sollen Sozialarbeiter etwa zur Gewalt gegen die Mehrheitsgesellschaft aufrufen?
Ich halte es nur für boshaft, wenn man Menschen eine Aussicht auf Überwindung einer prekären Lage stellt, in die sie durch strukturelle Fehler der Gesellschaft geraten sind, daran aber ein unmissverständliches Bekenntnis zu eben dieser Gesellschaft knüpft – inklusive all ihrer Fehler, Irrwege und mitgeschleppten Altlasten.
Das ist doch eine Last, die jede Art der Gemeinschaft und jedes Individuum mit sich rumträgt. Das ist auch unabänderlich, da schon längst Vergangenheit. Und es ist alles andere als boshaft, wenn man versucht, Menschen zumindest eine Lebensabschnittsperspektive in Aussicht zu stellen. Menschen geraten nicht ausschließlich durch strukturelle Fehler der Gesellschaft in Not. Ich will nicht sagen, dass individuelle Not nicht auch durch gesellschaftliche Missstände begünstigt werden kann, keine Frage, aber individuelle Unzulänglichkeiten verschiedener Art sind nicht zu übersehen. Aber das würde jetzt doch zu weit abdriften, denke ich.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Menschen geraten nicht ausschließlich durch strukturelle Fehler der Gesellschaft in Not.
Chor der Anständigen: Natürlich. Die sind mindestens zu 40% auch faul und dumm.
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harry-rag Hartmut Engler muss nur nicht darauf hoffen, dass ich ihn mal anrufen werde, um über Musik mit ihm zu sprechen.
Da würde ich gerne mithören wollen
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There is a green hill far away I'm going back there one fine day. I am free because I am the soul birdharry-rag
Menschen geraten nicht ausschließlich durch strukturelle Fehler der Gesellschaft in Not.
Chor der Anständigen: Natürlich. Die sind mindestens zu 40% auch faul und dumm.
Manchmal ist die Wirklichkeit sehr erschreckend.
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There is a green hill far away I'm going back there one fine day. I am free because I am the soul birdharry-ragUnd genau hier liegst du in der Einschätzung der Sozialarbeit vollkommen falsch. Das ist keine Missionarsarbeit, um Menschen zu bekehren und auf den rechten Pfad der Tugend zu bringen, sondern eine Hilfestellung, die versuchen sollte, soziale Missstände auszugleichen, damit die Betroffenen Mittel und Wege haben sich ihr eigenes Bild der Welt zu konstruieren.
Hier kommt es darauf an, welchen Zweig der Sozialen Arbeit du verfolgst. Jemand im Gemeinwesen wird anders als der ASD agieren. Auch wenn mich Prof. Dieter Oelschlägel dafür rügen würde, Gemeinwesenarbeit in die Soziale Arbeit einzuflechten. Hauptaufgabe ist natürlich immer mit den Ressourcen des Gegenübers zu arbeiten, doch hier gibt es verschiedene Ansätze. Und wenn das Weltbild des Klienten negativer Natur ist, hat der Sozialarbeiter dann doch die Aufgabe, andere und eventuell bessere Bilder der Welt mit dem Klienten zu erarbeiten. Meine Metapher mit dem Wischeimer sollte keinen missionarischen Aspekt haben, sondern lediglich eine Arbeit mit Missständen. Und die können unterschiedlicher Natur und Ausprägung sein. Den Arbeitsansatz und-auftrag habe ich damit nicht anschneiden wollen.
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Westernhagen will seine Echos jetzt auch zurückgeben. Wenn das so weitergeht, werden mir Kollegah und Farid Bang fast noch sympathisch. Es ist jedenfalls faszinierend zu beobachten, wie sich die Deutsch-Rock-Pop-Schlager-Bagage durch diesen gepflegten Schiss in deren Vorgarten gestört fühlt und dabei ihre ganze Scheinheiligkeit offen legt.
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Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Und wenn das Weltbild des Klienten negativer Natur ist, hat der Sozialarbeiter dann doch die Aufgabe, andere und eventuell bessere Bilder der Welt mit dem Klienten zu erarbeiten.
Sehe ich anders. Die Sicht der Welt kann nicht auswendig gelernt werden wie der Katechismus. Du kannst vielleicht aufzeigen, wo es andere Informationen über das Judentum gibt als bei Kollegah. Die Schlüsse muss jeder für sich alleine ziehen.
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