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Um da auch noch meinen Senf hinzuzugeben, es war sicher weder eine gesteuerte Medienkampagne mit dem Ziel die US Musikindustrie zu schädigen, noch war alles von vornherein generalstabsmäßig geplant.
Schließlich wollte Capitol die Beatles zunächst gar nicht. Und die von Mista aufgezählten Firmen, die britische Bands lizensierten, waren (bis auf Epic) alle eher kleinere unabhängige Firmen.
Ich glaube sowohl die Medien in den USA, aber erst recht die Industrie, waren von dem Erfolg der britischen Musik – allen voran den Beatles – zunächst wirklich überrascht. Allerdings haben die Medien dann sehr schnell reagiert. Und Epstein hat sicherlich erstklassige Vorarbeit geleistet, wie Mista es schon richtig beschrieb.Die US Musikindustrie hat schon mit einer gewissen Verzögerung reagiert. Und der Erfolg der Briten war den Label Mogulen und Herrschern des Brill Building auch völlig zu recht nicht ganz geheuer. Sahen sie doch ihre Felle wegschwimmen. Es hat dann schon ein paar Jährchen gedauert, bis man sich erholte und mit den Monkees, und dann mit San Francisco und Flower Power zur Gegenoffensive blies.
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Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!Highlights von Rolling-Stone.deDie 25 besten Videospiel-Adaptionen aller Zeiten
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WerbungotisRossi spricht oben nur von der Beatlesmania. Klar gab es diese, aber es war die british invasion, die dem Musikbetrieb der Staaten so zusetzte.
Schon klar, aber mir ging es doch um was anderes: Warum haben die Beatles im allgemeinen(!) Bewusstsein bis heute einen solchen Ausnahmestatus? Dazu muss man sich doch nur vor Augen führen, wie die Medien „Geschichte machen“. Es sind eine Handvoll Schlüsselereignisse, die immer wieder schlagwortartig und emblematisch wiederholt werden, um die 60s zu kennzeichnen – Mauerbau, Kennedy-Mord, Beatlesmania, „I have a dream“, Vietnam, Woodstock, Mondlandung, in der deutschen Version dann noch der tote Benno Ohnesorg und die nackige Kommune 1 an der Wand aufgereiht – fertig. So sind die 60s in den Medien. Und die Beatles haben den Vor- oder Nachteil, Teil dieser „Reader’s Digest“-Version zu sein. Die Medien erinnern sich nicht an die US-Erfolge der Dave Clark Five oder von Herman’s Hermits, sondern an die Chartsrekorde der Beatles 1964, die Ed-Sullivan-Shows und die hysterischen Zahnspangen-Mädchen.
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Mikko, so groß finde ich die Verzögerung nicht. Natürlich musste Epstein Capitol erstmal überzeugen, aber er hatte mit dem Booking der Carnegie Hall und dem Auftritt bei Sullivan ja schon Riesentrümpfe in der Hand. Es war 1963 – ich finde, das lief dann doch recht fix. Er wusste sehr gut, dass er mit den kleinen Firmen wie Vee Jay und Swan niemals einen großen Erfolg haben würde und hat das alles sehr clever abgewickelt.
Und auch die kleinen Firmen sind ja Teil der US Musikindustrie und sie haben sehr schnell die britischen Bands gesigned, so dass die Platten schon recht ordentlich in einflussreichen US Radio Staions liefen, bevor die Beatles (und dann auch die anderen Bands) überhaupt leibhaftig auftauchten. Am 7. Februar 1964, dem sogenannten D-Day, tönte es dann aus vielen Radios kurz vor der Landung der Beatles in New York deshalb auch folgerichtig: „Good morning.. six thirty Beatle Time… the temperature is thirty Beatle degrees..“
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When I hear music, I fear no danger. I am invulnerable. I see no foe. I am related to the earliest time, and to the latest. Henry David Thoreau, Journals (1857)Herr RossiSchon klar, aber mir ging es doch um was anderes: Warum haben die Beatles im allgemeinen(!) Bewusstsein bis heute einen solchen Ausnahmestatus? Dazu muss man sich doch nur vor Augen führen, wie die Medien „Geschichte machen“. Es sind eine Handvoll Schlüsselereignisse, die immer wieder schlagwortartig und emblematisch wiederholt werden, um die 60s zu kennzeichnen – Mauerbau, Kennedy-Mord, Beatlesmania, „I have a dream“, Vietnam, Woodstock, Mondlandung, in der deutschen Version dann noch der tote Benno Ohnesorg und die nackige Kommune 1 an der Wand aufgereiht – fertig. So sind die 60s in den Medien. Und die Beatles haben den Vor- oder Nachteil, Teil dieser „Reader’s Digest“-Version zu sein. Die Medien erinnern sich nicht an die US-Erfolge der Dave Clark Five oder von Herman’s Hermits, sondern an die Chartsrekorde der Beatles 1964, die Ed-Sullivan-Shows und die hysterischen Zahnspangen-Mädchen.
Sehr gute und treffende Analyse!
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Klar, versuchten die Firmen zu partizipieren. Aber Hype? Gab es damals überhaupt irgendwelche Teeny-Medien in den Staaten, flächendeckend? Wie bei uns die BRAVO oder die UK-Weeklies. Mir sind keine bekannt.
Das war schon ein Feuer, das von der Musik ausging. Klar, irgendwo mussten die Teens damit in Berührung kommen, und selbstverständlich, dass die Firmen es aufgriffen. Aber ich denke schon, dass es keineswegs Firmenpolitik sein konnte, dass der Markt für heimische Künstler in der Weise wegbrach, wie es geschehen ist. Nicht umsonst sprechen sie ja von „invasion“. Nett und lustig muss die Industrie das nicht gefunden haben, eine Art feindlicher Übernahme, die so auch sicher nicht von den cleversten Promotern hätte geplant werden können. Dass Epstein mit dem Auftritt in der Ed Sullivan-Show einen Riesen-Coup gelandet hatte, dass die Beatles drei Wochen später die Top 10 okkupierten, das kann kein Hype gewesen sein. Das war eine Naturgewalt
Ab wann die US-Industrie die britischen Bands dann „aggressiv“ promotete, weiß ich nicht. Weißt du Genaueres? In welchen Medien? Cashbox und Billboard sind Fachzeitschriften. War es nicht viel mehr ein „auf den Zug aufspringen“, ein „aus der Not eine Tugend machen“?
Wo blieben denn plötzlich die Spectors und Hazlewoods, so manch ein Brill Building-writer, die Gilmers, Del Shannons und Dions, etc? Das kann doch der Industrie nicht wirklich recht gewesen sein.--
FAVOURITESDer Industrie ist alles Recht, wenn sie Geld verdienen kann. Und das haben sie ja, in dem sie die Bands für USA unter Vertrag nahmen. Das Geld fließt doch in die eigene Tasche, warum sollte ihnen das nicht Recht gewesen sein? EPIC warb mit den Dave Clark Five: „Epic introduces „The Mersey Sound with the Liverpool Beat“, man hatte sich ja die „British Invasion“ selbst auf die eigenen Fahnen geschrieben.
Natürlich wurde die Lage für die Songwriter im Brill Building schwierig, weil der Markt kleiner wurde, denn von nun an schrieben die Bands ihre Songs ja zunehmend selbst.
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When I hear music, I fear no danger. I am invulnerable. I see no foe. I am related to the earliest time, and to the latest. Henry David Thoreau, Journals (1857)Eines noch fand ich bei den Beatles immer schon ausgesprochen clever und für die Vermarktung und Wirkung unglaublich wichtig: der Name.
Ich kann mich erinnern, dass viele Erwachsene die Beatmusik, die ganzen verschiedenen Bands unter dem Namen „diese Beatles“ oder „diese Beatlesmusik“ (ohne wirklich die Gruppe zu meinen) subsummierten. Das war schon ein verdammt guter Name für eine Gruppe. Er stand beispielhaft für die Bewegung, in meinen Augen ein nicht ganz unwesentlicher Faktor für ihren Status.--
FAVOURITESÜber nationale Teen Zeitschriften in den USA in den Sixties ist mir auch nichts bekannt. Das wichtigste Medium – neben dem Radio natürlich – war das Fernsehen. Deshalb hat der Auftritt in der Ed Sullivan Show ja auch so einen Erdrutsch ausgelöst.
Ansonsten ist alles richtig was gesagt wurde. Wobei es nicht völlig egal ist, wie viel Geld man mit welchem Produkt verdient. Einheimische Künstler brachten und bringen der US Musikindustrie natürlich mehr Profit, als von auswärts lizensierte. Und für das Selbstverständnis der gesamten Szene ist es auch nicht völlig unbedeutend, woher die erfolgreichsten Künstler stammen.--
Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!Nationale Teen-Magazine gab es in den USA damals zuhauf, mit Riesenauflagen: „Teenbeat“, „Tigerbeat“, „16“, etc.
Es hieß „Beatlemania“, nicht „Beatlesmania“; ein gewaltiger Unterschied, den man wohl nicht extra erklären muß.
Etliches andere bedürfte auch dringend der Korrektur, habe dafür jetzt aber keine Zeit. Der entscheidende Aspekt wurde allerdings bisher noch gar nicht genannt: vor der „Invasion“ durch das Mutterland war die ehemalige Kolonie popmusikalisch absolut autark, versorgte sich selbst. Man war Exportweltmeister auf diesem Markt, erwirtschaftete einen ungeheuren Überschuss, weil Import nicht stattfand. Vereinzelte Hits britischer Provenienz etwa von Cliff Richard änderten daran wenig, das waren Exotica. Und nun verwandelte sich das radikal, binnen weniger Monate. Ins Gegenteil. Aus war es mit der Hegemonie. Plötzlich mußte alles englisch sein oder mindestens einen englischen Anstrich haben, um in Teenland Anklang zu finden. Ein Trauma, von dem sich die amerikanische Musikindustrie lange nicht erholte, auch wenn es natürlich jede Menge Trittbrettfahrer gab, die im Brit-Goldrausch eilends ihre Claims absteckten und dicke daran partizipierten. Was man dabei keinesfalls unterschlagen darf, ist der Umstand, daß die Beatles, Stones, Searchers, Animals, etc. Eulen nach Athen trugen. Sie verkauften den Amerikanern deren ureigene Musik, aufgepeppt und mit der Marke „Beat“ versehen, mit langen Haaren halt und nicht als Solo-Performer, sondern in Gruppen-Phalanx. Ein Coup sondergleichen, wäre das so geplant gewesen. But it just happened, basically.
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tops, Tigerbeat gab es erst ab 1965, sagt wikipedia. Teenbeat weiß ich nicht. 16 schon früher. Was weißt du über deren Einfluss?
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FAVOURITESWas heißt hier „erst“? 1965 war die British Invasion im Zenith, etliche Pop-Postillen wurden seinerzeit gestartet, andere wie „16“ eilig umgemodelt: von den Bobbies zu den Beatbands. Ihr Einfluss war enorm, denn es gab kein Musikfernsehen, nur vereinzelte Teen-Shows im TV. Die ebenfalls einem radikalen Facelifting unterzogen werden mussten, um beim Zielpublikum noch anzukommen.
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Mir ging es um den Beginn der Invasion (also ’64), weil oben auf den Medienhype abgehoben und entsprechend argumentiert wurde. Nicht um die Vermarktung im Nachhinein.
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FAVOURITESMedienhype? My ass. Die Medien wurden genauso überrascht wie die Macher und Profiteure des Biz. Man passte sich entweder an oder verabschiedete sich in die Nische. Ausnahmen wie die Beach Boys gab es auch, aber selbst für die war England bald nicht nur Absatzmarkt, sondern auch Inspirationsquelle.
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Mein Reden.
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FAVOURITEStopsMedienhype? My ass. Die Medien wurden genauso überrascht wie die Macher und Profiteure des Biz. Man passte sich entweder an oder verabschiedete sich in die Nische.
Was verstehst du unter Medien? Und wann wurden sie wovon überrascht? Amerikanische Musik-Profis wie Bernstein konnten das, was in England 1963 passierte, doch sehr gut einordnen. Auch die DJs in den Radiostationen spielten englischen Bands, sobald sie deren Platten in die Hand bekamen. Die Fachzeitschriften wie Billboard und Variety berichteten schon sehr früh über die Beatles etc. Natürlich müsste der Markt erst einmal aufgerollt werden, sprich: die Platten mussten erhältlich sein, bevor Publikums- und Teenie-Zeitschriften darauf einsteigen konnten. Die erste Beatles-Single erschien ja bereits im Februar 1963 auf Vee Jay und ich glaube schon, dass sich die Firma Mühe gegeben hat, die Singles zu promoten, denn „From me to you“ befand sich ja schon im August 1963 in den Billboard Charts, zwar nur auf No. 116, aber immerhin.
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When I hear music, I fear no danger. I am invulnerable. I see no foe. I am related to the earliest time, and to the latest. Henry David Thoreau, Journals (1857) -
Schlagwörter: The Beatles, The Rolling Stones
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