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Das großartige bei Proust: Man könnte aus vielen seiner „Abschweifungen“ Essays im Stile Montaignes herausziehen: die Rolle der Musik, das Neue in der Kunst, die Schönheit des Stils etc. Das könnte man bei Bukowski so nicht. Ausserdem ist Die Wiedergefundene Zeit neben Im Westen nichts Neues und Reise ans Ende der Nacht das bedeutendste Buch über den Ersten Weltkrieg.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Das sind meist auch die sehr gelungenen Passagen bei Proust, während die eigentliche Handlung eher unbefriedigend verläuft, wobei ich den Teil mit der Verdunkelung, dem Zeppelinangriff und dem S&M-Schwulenclub als Glanzlicht empfand.
Bei Bukowski nimmt man die Abschweifungen nicht so leicht als Abschweifungen wahr. Wahrscheinlich besser mit dem Rest verbunden als bei Proust.--
Diese langen, oft abrupt endenden Tiraden sind für das Gelingen „der magischen Prozedur“ absolut erforderlich. Das ist wie mit einer Bachschen Fuge.
zuletzt geändert von lauster--
Ich habe neulich im Schloss Gottorf spontan das Buch „Wodurch Bilder wirken – Psychologie der Kunst“ von Martin Schuster gekauft, weil mich das Thema sehr interessiert. Habe es nach ca. 60 Seiten ziemlich entnervt weggelegt, weil es überhaupt keine vertiefenden Darstellungen, sondern eher einen (zuweilen in Details sogar recht fragwürdigen) Abriss von bekannten zeithistorischen Modellen und Theorien gibt. Ist zwar nicht fair, ein kaum gelesenes Buch hier einzubringen, aber immerhin eine Empfehlung, es nicht zu kaufen.
lausterDiese langen, oft abrupt endenden Tiraden sind für das Gelingen „der magischen Prozedur“ absolut erforderlich. Das ist wie mit einer Bachschen Fuge.
In „einer“ Bach’schen Fuge gibt es keine „abrupt endenden Tiraden“, z.B. weil nichts darin überhaupt „abrupt“ endet.
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Die Bachsche „Kunst der Fuge“ endet abrupt* , nicht? Aber meinetwegen.
*Contrapunktus XIV (Takt 239)
zuletzt geändert von lauster--
lausterDie Bachsche „Kunst der Fuge“ endet abrupt*, nicht? Aber meinetwegen.
*Contrapunktus XIVIch weiß ja, dass du diese raumgreifenden Fantasiereisen liebst, in denen du mit max. zwei Sätzen Dinge verknüpfen kannst, die Lichtjahre voneinander entfernt sind.
Aber jetzt hier ausgerechnet die KdF rauszukramen, als habest du zuvor nicht eine allgemeine Charakteristik Bach’scher Fugen vollmundig benennen („Tirade“ ist übrigens auch Quatsch) wollen, ist wirklich extrem hanswurstig.--
Proust selber vergleicht den Redefluß der Francoise mit der Bachschen Fuge. Übrigens ohne damit eine „allgemeine Charakteristik der Bachschen Fuge“ benennen zu wollen . Das ist „extrem hanswurstig“. Ich weiß. Wie Proust die Maler bemüht, um verborgene Aspekte von Gesichtern und Dingen begreiflich zu machen, so suche ich Analogien in Literatur und Musik.
zuletzt geändert von lauster--
lauster Wie Proust die Maler bemüht, um verborgene Aspekte von Gesichtern und Dingen begreiflich zu machen, so suche ich Analogien in Literatur und Musik.
Ja, wie gesagt: Ich weiß, dass dir dieses freie Herumfantasieren Spaß macht. Klingt halt manchmal so, als wolltest du auch was Passendes gefunden haben.
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Irgendwie finde ich es abwegig, Literatur zu besternen. Kann aber nicht wirklich begründen, warum das so ist. Generell bin ich der Überzeugung, dass man alles in eine (mehr oder weniger) schlüssige Reihenfolge bringen und somit auch einstufen, bewerten kann.
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Im Durchschnitt ist man kummervoll und weiß nicht, was man machen soll@ gruenschnabel
Wie zum Beispiel sowas hier:
lausterEntdeckung dieses Tages: Ich mag Theodor Storm, was ich bisher nicht wusste. Dachte stellenweise sogar, Marcel Proust hätte in der „Recherche“ auf Storms Novellen zurückgegriffen. Das hieße aber, Erbsen mit Birnen zu vergleichen.
Dann lies mal die Novelle „Unter dem Tannenbaum“ von Storm.
zuletzt geändert von lauster--
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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gruenschnabelIch habe neulich im Schloss Gottorf spontan das Buch „Wodurch Bilder wirken – Psychologie der Kunst“ von Martin Schuster gekauft, weil mich das Thema sehr interessiert. Habe es nach ca. 60 Seiten ziemlich entnervt weggelegt, weil es überhaupt keine vertiefenden Darstellungen, sondern eher einen (zuweilen in Details sogar recht fragwürdigen) Abriss von bekannten zeithistorischen Modellen und Theorien gibt. Ist zwar nicht fair, ein kaum gelesenes Buch hier einzubringen, aber immerhin eine Empfehlung, es nicht zu kaufen.
lausterDiese langen, oft abrupt endenden Tiraden sind für das Gelingen „der magischen Prozedur“ absolut erforderlich. Das ist wie mit einer Bachschen Fuge.
In „einer“ Bach’schen Fuge gibt es keine „abrupt endenden Tiraden“, z.B. weil nichts darin überhaupt „abrupt“ endet.
Das Buch von Schuster kenne ich nicht. Gegen ältere – zumal um 1900, mehr oder weniger, ausgearbeitete Gedanken zur Psychologie der Kunst habe ich nichts; ich bin nicht sicher, ob in Deinen Worten eine Abneigung anklingt. Vielleicht wäre aber John Berger etwas für Dich?
Berger ist ein Mann, der die Theorien kennt, aber immer wieder sagt, das reale Auge ist es, das sieht. Und sagen heißt bei ihm freundlich erläutern. Auf youdings gibt es auch die Fernsehsachen von Berger zu den „Ways of Seeing“.
Als Seitenblick könnte auch das erfüllender für Dich sein als Schuster:
Zu Proust. Was hier so losgelassen wird, von lauster und harry-rag, ist kaum erträglich. Meinen ersten Herzinfarkt habe ich eigentlich erst in zehn Jahren geplant. Allein die Besternerei: dass die Peinlichkeit nicht überschwellend aus einem selbst aufsteigt. Mahler VI **** (+), Mahler IX *** (-). So etwas. Unglaublich. Und Francoise ist jetzt unsere neue Literaturberaterin. Mannomann.
Außerdem enden Fugentiraden bei Bach – aufschlussreich, dass Gezeter als Auskunft genommen wird – bei Bach exakt einmal abrupt, soweit bekannt. Nicht „oft.“
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clasjazDas Buch von Schuster kenne ich nicht. Gegen ältere – zumal um 1900, mehr oder weniger, ausgearbeitete Gedanken zur Psychologie der Kunst habe ich nichts; ich bin nicht sicher, ob in Deinen Worten eine Abneigung anklingt.
Nein, überhaupt keine Abneigung. Es ist leider Schuster, nicht das Thema. Ausgerechnet im Kapitel „Psychoanalyse und Kunstwirkung“ habe ich bei ihm die Segel gestrichen – nichts Neues, stattdessen viel Bekanntes oberflächlich abgearbeitet.
clasjazVielleicht wäre aber John Berger etwas für Dich?
(…)
Berger ist ein Mann, der die Theorien kennt, aber immer wieder sagt, das reale Auge ist es, das sieht. Und sagen heißt bei ihm freundlich erläutern. Auf youdings gibt es auch die Fernsehsachen von Berger zu den „Ways of Seeing“.
Als Seitenblick könnte auch das erfüllender für Dich sein als Schuster:
(…)Danke! Dem werde ich mich nach der Schuster-Enttäuschung sicherlich nähern. Mein erster Gedanke nach Weglegen des Buches war: Jetzt kommt Nelson Goodmans „Sprachen der Kunst“ dran. Das lag eigentlich schon als Nachfolger von Gadamers „Wahrheit und Methode“ bereit, musste aber dann doch noch warten.
clasjazZu Proust. Was hier so losgelassen wird, von lauster und harry-rag, ist kaum erträglich. Meinen ersten Herzinfarkt habe ich eigentlich erst in zehn Jahren geplant. Allein die Besternerei: dass die Peinlichkeit nicht überschwellend aus einem selbst aufsteigt. Mahler VI **** (+), Mahler IX *** (-). So etwas. Unglaublich.
Da habe ich, wie du neulich bei Beethoven vielleicht bemerkt hast, nicht diese Schmerzen. Irgendwie ordne ich so etwas wohl in eine andere Schublade ein als du.
clasjazAußerdem enden Fugentiraden bei Bach – aufschlussreich, dass Gezeter als Auskunft genommen wird – bei Bach exakt einmal abrupt, soweit bekannt. Nicht „oft.“
Alfred Dürr bezeichnet es sogar als „wesentliches Charakteristikum der Fuge“ bei Bach, dass sie „keine sinnfälligen Zäsuren dulde“.
So, und nun wird Bernhards „Holzfällen“ aus dem Warteregal geholt und wahrscheinlich parallel zu Goodman gelesen.
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gruenschnabel
clasjazDas Buch von Schuster kenne ich nicht. Gegen ältere – zumal um 1900, mehr oder weniger, ausgearbeitete Gedanken zur Psychologie der Kunst habe ich nichts; ich bin nicht sicher, ob in Deinen Worten eine Abneigung anklingt.
Nein, überhaupt keine Abneigung. Es ist leider Schuster, nicht das Thema. Ausgerechnet im Kapitel „Psychoanalyse und Kunstwirkung“ habe ich bei ihm die Segel gestrichen – nichts Neues, stattdessen viel Bekanntes oberflächlich abgearbeitet.
Bist du Psychoanalytiker und / oder Kunsthistoriker, oder wie kommt es, dass du derart bewandert bist in der Materie „Psychoanalyse und Kunstwirkung“? Oder ist das Buch von Schuster eine Aneinanderreihung von Gemeinplätzen?
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Im Durchschnitt ist man kummervoll und weiß nicht, was man machen sollmozza
gruenschnabel
clasjazDas Buch von Schuster kenne ich nicht. Gegen ältere – zumal um 1900, mehr oder weniger, ausgearbeitete Gedanken zur Psychologie der Kunst habe ich nichts; ich bin nicht sicher, ob in Deinen Worten eine Abneigung anklingt.
Nein, überhaupt keine Abneigung. Es ist leider Schuster, nicht das Thema. Ausgerechnet im Kapitel „Psychoanalyse und Kunstwirkung“ habe ich bei ihm die Segel gestrichen – nichts Neues, stattdessen viel Bekanntes oberflächlich abgearbeitet.
Bist du Psychoanalytiker und / oder Kunsthistoriker, oder wie kommt es, dass du derart bewandert bist in der Materie „Psychoanalyse und Kunstwirkung“? Oder ist das Buch von Schuster eine Aneinanderreihung von Gemeinplätzen?
Ich bin völliger Laie. Aber Schuster grast im Eiltempo ein paar der wichtigen Aspekte z.B. zu Freud ab, ohne neue Erkenntnisse zu gewinnen. Diesen ganzen Kram zu Traumdeutung, Verdrängungssymbolik usw. muss ich nicht von Schuster lesen, wenn Schuster mir nichts zu sagen hat. Dann würde ich – clasjaz hat’s ja angedeutet, um 1900 gab es ganz sicher viel Lesenswertes zum Thema ‚Kunstpsychologie‘ – eher Freud selbst lesen. Zudem: Schuster äußert sich manchmal in Kürzestform zu bestimmten Bildbeispielen. Dabei sind seine Analyseergebnisse aber nicht nur kurz und oberflächlich, sondern aus meiner Sicht auch fragwürdig spekulativ. Das Buch könnte heißen: „Was andere sagen, wodurch Bilder eventuell bestimmte Wirkungen hervorrufen“ – na ja, bis ca. Seite 70 oder so jedenfalls. Die Surrealisten hatte ich ja auch noch am Wickel.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
gruenschnabel Jetzt kommt Nelson Goodmans „Sprachen der Kunst“ dran. Das lag eigentlich schon als Nachfolger von Gadamers „Wahrheit und Methode“ bereit, musste aber dann doch noch warten.
Das sage ich nur beiseite: Nach Gadamers Einsatzvielhundertseitenwerk ist ein Blick in R. G. Collingwood so sehr angenehm. „Horizonterweiterung“, mehr gab’s bei Gadamer nicht. Ist nicht wirklich viel. Komisches Gerede über Hölderlin, Heidegger und Celan.
Viel Vergnügen bei Bernhard!
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Schlagwörter: Belletristik, Sachbücher
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