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Danke @bullschuetz. Etwas in die Richtung wollte ich auch schon schreiben, mich aber eigentlich in diesem Faden nicht weiter äußern.
Man muss sich nur kurz fragen: Welcher Thread ist seit Bekanntwerden des Rammstein-Skandals der meist kommentierte hier im Forum? Der von eben jener Band, deren Musik – soweit ich das überblicke – nur die wenigsten von uns berührt.
Das mag ernüchternd sein. Aber es ist nun mal so, dass wir Menschen uns in erster Linie für Geschichten über unsere Mitmenschen interessieren.* Das Prinzip der „Personalisierung“ hat den Journalismus in den letzten Jahren stark verändert – auch den sogenannten „seriösen“. Die von Bullschuetz beschriebenen Mechanismen führen dann im Internetzeitalter dazu, dass alle an solchen Geschichten teilhaben („müssen“), vor allem wenn es um Celebs, Sex & Crime geht.
Die zunehmende Skandalisierung und Boulevardisierung des Journalismus wurde schon während meines Volontariats vor 20 Jahren beklagt. Natürlich nervt das! Aber oft sind diejenigen, die am sensibelsten auf diese Art der Berichterstattung reagieren, auch diejenigen, die am meisten davon lesen. Und das wiederum ist eine Entscheidung, die das laut beklagte Übel noch verstärkt. Selektive Wahrnehmung kann manchmal Selbstschutz sein.
* Um es wertfrei auszudrücken. Denn diese Beobachtung gilt für alle Medienbereiche, nicht nur für die Klatschpresse oder das Ressort „Vermischtes“. Ein Blick in den Wirtschaftsteil der FAZ genügt.
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WerbungMeine Vorschreiber treffen den entscheidenden Punkt. Thx.
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http://www.radiostonefm.de/ Wenn es um Menschenleben geht, ist es zweitrangig, dass der Dax einbricht und das Bruttoinlandsprodukt schrumpft.Danke @august-ramone für dieBlumen, danke @jackofh für Deine Anmerkungen!
Der Form und Sicherheit halber weise ich trotzdem darauf hin, dass mir in meinem Post nicht nur ein entscheidender Punkt (1) am Herzen liegt, sondern mir die Punkte 2 und 3 nicht weniger wichtig sind.
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jackofh
Das Prinzip der „Personalisierung“ hat den Journalismus in den letzten Jahren stark verändert – auch den sogenannten „seriösen“. Die von Bullschuetz beschriebenen Mechanismen führen dann im Internetzeitalter dazu, dass alle an solchen Geschichten teilhaben („müssen“), vor allem wenn es um Celebs, Sex & Crime geht.Ich finde allerdings den komplementären Aspekt mindestens genauso problematisch: Kritik an Lindemann, Schweiger, Musk Trump und Co. wird von den Verteidigern gern als persönlicher Angriff auf diese Personen dargestellt und als solcher kritisiert, während es tatsächlich darum geht, dass sich diese Personen in ihrer Rolle als Unternehmseigentümer, Firmenchefs, Politiker fehlverhalten. Lindemann ist Veranstalter der Konzerte, Rammstein ist ein Medien- und Merchandiseunternehmen, Schweiger ist Produzent am Set seiner Filme. Dass sie außerdem noch Musiker, Band, Schauspieler, Celebrities sind, ist bei der Bewertung der Vorwürfe völlig sekundär.
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Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away. Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dickjnicht_vom_forum Kritik an Lindemann, Schweiger, Musk Trump und Co. wird von den Verteidigern gern als persönlicher Angriff auf diese Personen dargestellt und als solcher kritisiert, während es tatsächlich darum geht, dass sich diese Personen in ihrer Rolle als Unternehmseigentümer, Firmenchefs, Politiker fehlverhalten. Lindemann ist Veranstalter der Konzerte, Rammstein ist ein Medien- und Merchandiseunternehmen, Schweiger ist Produzent am Set seiner Filme. Dass sie außerdem noch Musiker, Band, Schauspieler, Celebrities sind, ist bei der Bewertung der Vorwürfe völlig sekundär.
Das ist doch wirklich albern. Für die mediale Berichterstattung ist der Celebrity-Status nicht nur nicht sekundär, er alleine ist die Triebfeder Wäre Schweiger ein no name Produzent im Hintergrund oder Lindemann ei Sänger einer regionalen Karnevalstrupp, würde das keine Sau interessieren und wäre bestenfalls eine Randnotiz wert.
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bullschuetzHeute, in Zeiten des wegbrechenden Papiermodells, sind alle miteinander demselben Druck unterworfen, online Klickzahlen zu generieren und digitale Monetarisierungsmodelle aufzubauen. Das verändert natürlich die Berichterstattung. Zumal sich durch die digitale Revolution der Tempodruck radikal verschärft hat: Wer schneller ist, landet bei Google im Zweifel weiter oben, aus Tagesaktualität ist Minutenaktualität geworden. Ich glaube, die Folgen von all dem sieht man bei der Rammstein-Berichterstattung: Jedes Medium springt möglichst schnell auf und dreht das Thema weiter, selbst wenn es keine eigenen Recherche-Erkenntnisse dazu hat oder der neue Nachrichtenwert sich darin erschöpft, dass die Ärzte jetzt auch irgendwas dazu gesagt haben.
Das ist die Erklärung. Aber dient das auch als Rechtfertigung? Ich glaube es ist langfristig ein Himmelfahrtskommando, wenn sich Zeitungen und Magazine an der Geschwindigkeit von Twitter orientieren und möglichst zeitnah dortige Inhalte zu verwursten beginnen.
Die hier immer wieder implizit oder explizit anklingende Idee, dass Medien mit der Berichterstattung warten sollten, bis die Justiz den Fall eingeordnet, geklärt und gegebenenfalls abgeurteilt hat, ist gründlich zurückzuweisen. Wieviele Skandale unaufgedeckt geblieben wären, wenn Journalisten so ein devotes und obrigkeitshöriges Selbstverständnis gehabt hätten, lässt sich gar nicht seriös abschätzen.
Eine adäquate Verdachtsberichterstattung will hier aber auch niemand klein reden, oder? Nur wenn aus einem recherchierten Artikel eines Magazins tausende weitere ohne neue Recherche, dafür gefüllt mit Mutmaßungen, Gerüchten, Vorverurteilungen und Verbotsforderungen folgen, wird es zu einem Problem.
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bullschuetz3. Die hier immer wieder implizit oder explizit anklingende Idee, dass Medien mit der Berichterstattung warten sollten, bis die Justiz den Fall eingeordnet, geklärt und gegebenenfalls abgeurteilt hat, ist gründlich zurückzuweisen. Wieviele Skandale unaufgedeckt geblieben wären, wenn Journalisten so ein devotes und obrigkeitshöriges Selbstverständnis gehabt hätten, lässt sich gar nicht seriös abschätzen. Wenn Reporter ihren Job nur in der nachvollziehenden Chronistenaufbereitung juristischer Vorgänge sähen, wäre der investigative Journalismus und damit etwas für die Demokratie sehr Wichtiges am Arsch.
[…]
Der Form und Sicherheit halber weise ich trotzdem darauf hin, dass mir in meinem Post nicht nur ein entscheidender Punkt (1) am Herzen liegt, sondern mir die Punkte 2 und 3 nicht weniger wichtig sind.Ich würde diesen Punkt auch auf die allgemeine Diskussion ausweiten. Mir ist nicht klar, weshalb hier von einigen Leuten so auf die (Nicht-)Strafbarkeit von Lindemanns Verhalten abgehoben wird. Wenn das zum einzigen Kriterium wird, führt das zum einen zu einem immer engeren Korsett an Gesetzen[1], zum anderen zwingt es den Staat dazu, bei dem dann strafbaren Verhalten auch entsprechend zu ermitteln und immer mehr in die Privatsphäre der Bürger einzudringen. Kurz: Das führt direkt in den Obrigkeits- und Polizeistaat, der die Moralvorstellungen einiger weniger Personen mit der Möglichkeit, die Gesetzgebung zu beeinflussen, umsetzt. Die öffentliche Diskussion über nicht strafbares Verhalten[2] mag zwar manchmal entgleisen, aber sie ist geradezu ein Kernbestandteil einer freien und offenen Gesellschaft, in der die Bürger selbst aushandeln, was akzeptabel ist und was nicht.
[1] siehe die dauernden Diskussionen zu vermeintlichen „Strafbarkeitslücken“
[2] und das gesellschaftliche Sanktionieren durch, beispielsweise, Boycott, „Canceln“ usw.--
Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away. Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dickbullitt
Für die mediale Berichterstattung ist der Celebrity-Status nicht nur nicht sekundär, er alleine ist die Triebfeder Wäre Schweiger ein no name Produzent im Hintergrund oder Lindemann ei Sänger einer regionalen Karnevalstrupp, würde das keine Sau interessieren und wäre bestenfalls eine Randnotiz wert.Ds ist doch eine pure Behauptung. Abgesehen davon, dass es sowas wie die Lindemann-Row-Zero bei keiner Karnevalstruppe gegeben hätte, gab es, wenn der Fall groß genug war, auch ohne Celebrity-Status immer wieder große Berichterstattungen über ähnliche Fälle. Siehe den oben von mir verlinkten Fall bei der Hamburg-Mannheimer, den Fall „VW-Betriebsrat“ vor ein paar Jahren, Eppstein, Weinstein usw. usf. Einer der wenigen Fälle der letzten Jahre, wo ich den Celebrity-Status als Triebfeder einer komplett unangebrachten Berichterstattung sehe, war Kachelmann.
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Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away. Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dicknicht_vom_forum
Ds ist doch eine pure Behauptung. Abgesehen davon, dass es sowas wie die Lindemann-Row-Zero bei keiner Karnevalstruppe gegeben hätte, gab es, wenn der Fall groß genug war, auch ohne Celebrity-Status immer wieder Berichterstattungen über ähnliche Fälle.Ja, dass es weit aus heftigere Fälle gibt, über die weit aus weniger berichtet wird und die Fallhöhe des Beschuldigen in der öffentlichen Empörungsökonomie eine ganz entscheidende Rolle spielt, behaupte ich ohne rot zu werden.
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bullitt
nicht_vom_forum
Ds ist doch eine pure Behauptung. Abgesehen davon, dass es sowas wie die Lindemann-Row-Zero bei keiner Karnevalstruppe gegeben hätte, gab es, wenn der Fall groß genug war, auch ohne Celebrity-Status immer wieder Berichterstattungen über ähnliche Fälle.Ja, dass es weit aus heftigere Fälle gibt, über die weit aus weniger berichtet wird und die Fallhöhe des Beschuldigen in der öffentlichen Empörungsökonomie eine ganz entscheidende Rolle spielt, behaupte ich ohne rot zu werden.
Das hattest Du nicht geschrieben und das wäre ja auch unstrittig. Deine Originalaussage war:
zuletzt geändert von nicht_vom_forumFür die mediale Berichterstattung ist der Celebrity-Status nicht nur nicht sekundär, er alleine ist die Triebfeder.
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Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away. Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dicknicht_vom_forum
bullitt
Für die mediale Berichterstattung ist der Celebrity-Status nicht nur nicht sekundär, er alleine ist die Triebfeder Wäre Schweiger ein no name Produzent im Hintergrund oder Lindemann ei Sänger einer regionalen Karnevalstrupp, würde das keine Sau interessieren und wäre bestenfalls eine Randnotiz wert.Ds ist doch eine pure Behauptung. Abgesehen davon, dass es sowas wie die Lindemann-Row-Zero bei keiner Karnevalstruppe gegeben hätte, gab es, wenn der Fall groß genug war, auch ohne Celebrity-Status immer wieder große Berichterstattungen über ähnliche Fälle. Siehe den oben von mir verlinkten Fall bei der Hamburg-Mannheimer, den Fall „VW-Betriebsrat“ vor ein paar Jahren, Eppstein, Weinstein usw. usf. Einer der wenigen Fälle der letzten Jahre, wo ich den Celebrity-Status als Triebfeder einer komplett unangebrachten Berichterstattung sehe, war Kachelmann.
Der Fall Lindemann wurde immerhin so weit aufgeblasen, dass seine Halbwertszeit inzwischen sage und schreibe 18 Tage beträgt, und eine Staudammsprengung katastrophalen Ausmaßes in der Ukraine überlagert hat.
Und das, wie bullitt schön beschrieben hat, mit einer wahnsinnigen Vervielfältigung, und ohne nennenswerte neue Erkenntnisse. Es wird fast ausschließlich darüber berichtet, was irgendwer dazu gesagt hat. Wie viele Artikel hat alleine der RS geschrieben?. Zwanzig?
Und wie groß war die mediale Aufmerksamkeit bei den Vorwürfen gegen den Sänger von Feine Sahne Fischfilet?
Schon ein kleiner Unterschied, nicht wahr?--
Ab sofort stelle ich im ctte-Thread meine Top 25 Jahresalben für 2024 vor. Beginnend bei Platz 25 kommen jeden Tag so zwei bis drei Titel dazu. Jeder ist eingeladen sich auch aktiv zu beteiligen.close-to-the-edge
Der Fall Lindemann wurde immerhin so weit aufgeblasen, dass seine Halbwertszeit inzwischen sage und schreibe 18 Tage beträgt, und eine Staudammsprengung katastrophalen Ausmaßes in der Ukraine überlagert hat.Ich glaube, Du überschätzt das. Die Staudammsprengung ist ein allgemeines Thema; jenseits von Musikinteressierten und Social Media ist der „Fall Lindemann“ höchstens „irgendwas mit Rammstein.“
Und wie groß war die mediale Aufmerksamkeit bei den Vorwürfen gegen den Sänger von Feine Sahne Fischfilet?
Schon ein kleiner Unterschied, nicht wahr?Welche Vorwürfe gegen den Sänger von Feine Sahne Fischfilet haben sich denn bestätigt? Wie viele Leute sind selbst mit Vorwürfen an die Öffentlichkeit gegangen? Der Unterschied vom „Fall Lindemann“ zu fast allen anderen Fällen ist, dass von Anfang an ein Name und ein Gesicht mit den Vorwürfen in Verbindung stand (und der Bekanntheitsgrad der Band. Das bestreitet ja niemand ernsthaft.).
zuletzt geändert von nicht_vom_forum--
Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away. Reality denied comes back to haunt. Philip K. DickDie Vorwürfe gegen den Sänger von Feine Sahne Fischfilet wurden von einem Gericht in Strahlsund als Verleumdung eingestuft und es gab schon ziemlich schnell Hinweise auf deren Herkunft aus der rechten Szene – schlechter Vergleich finde ich, obwohl es bei den Vorwürfen hier natürlich immer noch rauskommen kann, dass es eine Verleumdungsaktion sein kann – nur gibt es halt eine Menge Hinweise, denen nachgegangen muss und nicht nur ein paar Behauptungen aus einer eindeutigen Gegnerecke….
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living is easy with eyes closed...bullitt Das ist die Erklärung. Aber dient das auch als Rechtfertigung? Ich glaube es ist langfristig ein Himmelfahrtskommando, wenn sich Zeitungen und Magazine an der Geschwindigkeit von Twitter orientieren und möglichst zeitnah dortige Inhalte zu verwursten beginnen.
Die Gefahr sehe ich auch. Aber wie alle habe auch ich keine wirklich überzeugende Antwort, wie die traditionell seriösen, recherchestarken, journalistisch gut besetzten Zeitungsverlage es schaffen, funktionierende Erlösmodelle im Netz aufzubauen und gleichzeitig den Mechanismen der Online-Aufmerksamkeitsökonomie zu widersagen.
Eine adäquate Verdachtsberichterstattung will hier aber auch niemand klein reden, oder?
Gut.
Nur wenn aus einem recherchierten Artikel eines Magazins tausende weitere ohne neue Recherche, dafür gefüllt mit Mutmaßungen, Gerüchten, Vorverurteilungen und Verbotsforderungen folgen, wird es zu einem Problem.
Da stimme ich zu!
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Nach dem KISS-Konzert gestern gab es etliche Gespräche mit dort anwesenden Konzertgängern, die Quintessenz: Die einstigen Bewunderer bzw. Lehrlinge haben die Lehrmeister zumindest in Sachen Live-Show nicht nur eingeholt, sondern meilenweit abgehängt. KISS kann es noch durch die Hallen-Shows etwas kaschieren, doch mit der Rammstein-Bühne kommt aktuell kein internationaler Show-Act mit.
…und wenn wir ehrlich sind, das Verbrennerzeitalter ist unwiderruflich vorbei und es kommt auch nie wieder zurück. Es wird niemals mehr eine „Feuer-Show“ wie diese geben. Ich bin sehr froh, dass ich sie noch erleben durfte und nächsten Monat in Berlin Kinder & Eltern dabei sein werden!
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Schlagwörter: adidas, Blödelbarden, Rammstein
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