Startseite › Foren › Kulturgut › Das musikalische Philosophicum › "Nimm mich so wie ich bin"? – Die Definition von Schlager (und Pop)
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Herr Rossi
Ach, da gab es schon einiges an Drama & Melodrama – „Ich hab die Liebe verspielt“ von Gitte, „Du lebst in Deiner Welt“ von Daisy Door (für Schlagerverhältnisse auch recht funky arrangiert), „Es fährt ein Zug nach Nirgendwo“ vom dem Christan, dem Anders, natürlich „Tränen lügen nicht“ (wobei ich Michael Holms Uptempo-Nummern wie „Barfuß im Regen“, „Nachts scheint die Sonne“ und „Ein verrückter Tag“ lieber mag), „Fremder Mann“ und „Marleen“ von Marianne Rosenberg, „Oh wann kommst Du“ von Daliah Lavi, „Griechischer Wein“ … man könnte lange so weitermachen. Und der große Peter „ich bin ein Rocker“ Maffay – „Einer muss gehen“, „Josie“, „Und es war Sommer“ und das nun wirklich tolle „Komm doch heute nacht zu mir“.
Achja, und nicht zu vergessen Bernd Clüvers enigmatischer „Junge mit der Mundharmonika“ – Todesvisionen und Transzendenz im ZDF-Studio Berlin, das hatte schon was.
Wundert mich jetzt auch dass die grossen Gesten im Schlager eher fehlen sollen, würde eher sagen dass sie in diesem Genre gerade anzutreffen sind, und dass z.B die damaligen Liedermacher die sich dem anspruchsvollen verschrieben haben, eher auf dass zurückhaltende setzen würden, vielleicht auch um nicht unter Schlagerverdacht zu fallen.
Ob dass „melodramatische“ uns wegen seines triefenden Kitsches vielleicht überhaupt nicht berührt ist doch wieder eine ganz andere Frage.--
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WerbungDie großen Gesten waren in den 50er Jahren aber häufiger anzutreffen. Da gab es auf der einen Seite die Ramseys und Howlands, und der Rest war überwiegend ironiefreie Pose. Und gelegentlich richtig gute Musik (Catharina Valente, auch Peter Alexander war ein großartiger Sänger).
DJ@RSOGenau wie saubere Grammatik ein Stück kaputt machen kann, kann ein Stück meiner Meinung nach auch entzaubert werden, indem es zu sehr analysiert und auf die Frage abgeklopft wird, ob der Inhalt logisch oder in der Realität so möglich sein könnte. Dies trifft aber nicht nur auf Schlager zu.
Es kommt aber häufiger vor, daß ein Stück durch stümperhafte Grammatik kaputtgemacht wird. Und natürlich wird ein Schlager entzaubert, wenn man nachfragt, was eine Barke mit gläserner Fracht und dergleichen soll. Selbst „Im Wartesaal zum großen Glück“ ist vor dieser Gefahr nicht gefeit und vielleicht deshalb völlig in Vergessenheit geraten (obwohl natürlich um Welten besser als Clüvers Mundharmonika-Heini).
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Ob dass „melodramatische“ uns wegen seines triefenden Kitsches vielleicht überhaupt nicht berührt ist doch wieder eine ganz andere Frage.Also ich finde ja z.B. Bettina Wegeners „Sind so kleine Hände“ viel triefender als alles, was ich aufgezählt habe – und da gibt es auch eine ziemlich Spannbreite, da wird die Kitschgrenze durchaus unterschiedlich stark gestreift. Ich will diesen Titeln auch gar nicht besondere Bedeutung beimessen. Wirklich groß sind nur ganz wenige davon. „Marleen“ zum Beispiel, das ist für mich einer der besten Tracks der 70er Jahre, ganz ohne Zweifel.
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Aber dass ist doch dann eher dein persönlicher Geschmack.
Wie sehen andere User dass?--
Man hatte uns als Kindern das Ende der Welt versprochen, und dann bekamen wir es nicht.
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Herr RossiAlso ich finde ja z.B. Bettina Wegeners „Sind so kleine Hände“ viel triefender als alles, was ich aufgezählt habe – … „Marleen“ zum Beispiel, das ist für mich einer der besten Tracks der 70er Jahre, ganz ohne Zweifel.
Zustimmung, bei „Marleen“ allerdings begrenzt auf die 70er Schlagerkonkurrenz
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Ich bin da ganz bei Herrn Rossi. In Marianne Rosenberg war ich sogar mal kurze Zeit verliebt, nachdem ich sie zum ersten Mal in der ZDF Hitparade gesehen hatte.
Allerdings würde ich meine Favoriten des deutschen Schlagers niemals auf eine Stufe stellen mit meinen internationalen Lieblingstracks. Schlager ist bei mir und für mich eine eigene Welt, außer Konkurrenz sozusagen.
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(Wer Deutschsprachigkeit als unverzichtbares Kriterium sieht, kann sich ja mit „Wer im Wartesaal der Liebe steht“ oder den deutschen Versionen von „Ring, Ring, Ring“ und „Waterloo“ befassen – gibt es eigentlich noch mehr Deutsches von ABBA?)
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Es ist viel leichter in dem Werke eines großen Geistes die Fehler und Irrthümer nachzuweisen, als von dem Werthe desselben eine deutliche und vollständige Entwickelung zu geben. (Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung, Zürich 1988, S.531)Wenn man Schlager so weit und unscharf definiert wie Du, coleporter, dann gehört Abba sicher dazu. Für mich ist Abba eigentlich nicht Schlager. Nicht mal auf deutsch. Abbas Musik hat eine zeitlose Internationalität, die ich nicht mit Schlager verbinde.
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Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!Mikko Für mich ist Abba eigentlich nicht Schlager. Nicht mal auf deutsch. Abbas Musik hat eine zeitlose Internationalität, die ich nicht mit Schlager verbinde.
Gilt das auch für Stücke wie „Honey, Honey“ oder „I Do, I Do, I Do, I Do, I Do“? Und hast du „Wer im Wartesaal der Liebe steht“ mal gehört…?
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Es ist viel leichter in dem Werke eines großen Geistes die Fehler und Irrthümer nachzuweisen, als von dem Werthe desselben eine deutliche und vollständige Entwickelung zu geben. (Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung, Zürich 1988, S.531)
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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coleporterIch habe gerade mal über das Oeuvre von ABBA nachgedacht: Vieles darin würde ich durchaus (wenn auch auf keinen Fall abwertend) als „Schlager“ bezeichnen – wie seht ihr das?…
Nachvollziehbar. Aus „Honey Honey“ wäre auch ein hübscher Schlager geworden.
Man könnte das wahrscheinlich im Sampler-Test prüfen. Welcher Track wäre gemischt mit Schlagern ein unpassender Fremdkörper? Ähnlich wie Mikko käme ich aber auch nie auf die Idee da zu mixen. Vielleicht eine mit sozialisierten Vorurteilen behaftete Trennlinie?Im Ton eine sachliche Diskussion übrigens … immer noch!
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gollumVielleicht eine mit sozialisierten Vorurteilen behaftete Trennlinie?
Das könnte sehr gut sein! Wie gesagt: Selbst im Schaffen der Beatles lassen sich (für mich!) Schlager finden, aber vor allem, wenn man den Begriff mit negativem Beigeschmack behaftet sieht, sträubt man sich natürlich dagegen, das auch zu benennen.
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Es ist viel leichter in dem Werke eines großen Geistes die Fehler und Irrthümer nachzuweisen, als von dem Werthe desselben eine deutliche und vollständige Entwickelung zu geben. (Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung, Zürich 1988, S.531)coleporterDas könnte sehr gut sein! Wie gesagt: Selbst im Schaffen der Beatles lassen sich (für mich!) Schlager finden, aber vor allem, wenn man den Begriff mit negativem Beigeschmack behaftet sieht, sträubt man sich natürlich dagegen, das auch zu benennen.
Wenn du die Beatles als Beispiel anführst stellt sich natürlich immer noch die Frage wo man die Linie zwischen Pop und Schlager zieht.
Zu ABBA: Die Band stellt sicher eines der faszinierendsten Phänomene der Musikgeschichte dar: Auf den ersten Blick haben sie die selben Grundvoraussetzungen wie der deutsche Schlager: Auch sie kommen aus einem Land dass bis dato am Rande des Pop-Geschehens stand, (Schweden war ja damals in dieser Hinsicht nicht wichtiger als Deutschland) auch ihnen war Exotik nicht fremd (Fernando!), auch sie bedienten sich Einflüsse damals angesagter Musikrichtungen, doch sie schafften es wundersamer Weise eben nicht schlagerhaft zu wirken, sondern so etwas wie der Inbegriff der Pop-Musik zu werden.
Meine Frage einige Posts zuvor betraf jetzt weniger die Frage ob „Marleen“ jetzt der grösste Schlager der Siebziger wäre, sondern eher wo ihr mehr Pathos seht: Beim Schlager oder bei den Liedermachern?
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Man hatte uns als Kindern das Ende der Welt versprochen, und dann bekamen wir es nicht.Ein bißchen schwingt beim Schlager ja auch immer das gezielte Anpassen an den musikalischen Massengeschmack mit (kann ich bei ABBA nicht beurteilen, würde ich bei den Beatles aber ausschließen). Viele Komponisten kamen ja aus dem Jazz. Für die war das also kein Ausdruck des eigenen musikalischen Geschmacks. Ähnlich ja auch bei der kommerziellen Volksmusik vulgo volkstümliche Musik (Slavko Avseniks Oberkrainer und auch Herr Moik himself kamen vom Jazz). Also immer ein bißchen unter dem eigenen Niveau.
Blitzkrieg Bettina
Meine Frage einige Posts zuvor betraf jetzt weniger die Frage ob „Marleen“ jetzt der grösste Schlager der Siebziger wäre, sondern eher wo ihr mehr Pathos seht: Beim Schlager oder bei den Liedermachern?Läßt sich so generell nicht beantworten. Erstens muß man das zeitlich eingrenzen (in den 50ern gab es nach meinem Eindruck mehr Pathetisches, die 60er und 70er Jahre stehen mehr für „Er hat ein knallrotes Gummiboot“ und „Schöne Maid“). Außer bei Frau Wegner ist mir Pathos nur bei eher zweifelhaften Liedermachern untergekommen (Ausnahme Konstantin Wecker). Die anderen haben sich mehr der neuen Sachlichkeit verschrieben. Die Pathetischen findet man eher in der DDR („Sag mir, wo du stehst“) und bei der westdeutschen Linken (Agitprop à la DKP-Songgruppe bis BOTS). Hängt vielfach auch vom Grad der Bedrohung ab. Zu Atom-Tod fiel den meisten nichts wirklich Lustiges ein.
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Noch mehr Comics für alle! Jetzt PDF herunterladen!ReinoEin bißchen schwingt beim Schlager ja auch immer das gezielte Anpassen an den musikalischen Massengeschmack mit (kann ich bei ABBA nicht beurteilen, würde ich bei den Beatles aber ausschließen).
Wieso würdest du das bei den Beatles ausschließen? Bei den frühen Beatles schwingt das meines Erachtens durchaus mit – je selbstbewusster sie wurden, desto weniger anpassungsbereit waren sie dann auch.
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Es ist viel leichter in dem Werke eines großen Geistes die Fehler und Irrthümer nachzuweisen, als von dem Werthe desselben eine deutliche und vollständige Entwickelung zu geben. (Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung, Zürich 1988, S.531)coleporterWieso würdest du das bei den Beatles ausschließen? Bei den frühen Beatles schwingt das meines Erachtens durchaus mit – je selbstbewusster sie wurden, desto weniger anpassungsbereit waren sie dann auch.
Damals war der Massengeschmack doch noch gar nicht richtig ausformuliert, die Beatles haben doch die Pop-Musik erst mitbegründet, auch sie wurden damals als Bürgerschrecke und „Negermusik“ wahrgenommen, und ihre frühen RockNRoll-Scheiben waren für die damalige Zeit sicher nicht massenkompatibel.
Bei ABBA ist dass noch mal etwas anderes: Sie fanden damals höchstwahrscheinlich auch auf vielen Schlager-Samplern Platz, wurden als leicht und belanglos abgetan, erst nach und nach erkannte man ihre Grösse…
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Man hatte uns als Kindern das Ende der Welt versprochen, und dann bekamen wir es nicht. -
Schlagwörter: Schlager
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