Musikalisches Tagebuch

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  • #1604731  | PERMALINK

    sokrates
    Bound By Beauty

    Registriert seit: 18.01.2003

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    IrrlichtWie auch immer Du die Aussage gemeint hast, in der Form klingt sie enorm großkotzig – mag ja sein, dass Du Dir nicht vorstellen kannst, dass Menschen aus aufrichtigen, der Musik zugeneigten Beweggründen Noise, Free-Jazz oder Dronemetal hören; aber es gibt sie. Die Argumentationsweise des von außen bestimmten ist jedenfalls für die Katz und ja, ziemlich bemüht von der Designer-Couch herab interpretiert.

    Ach, komm, ich finde, soweit sollten wir uns jetzt schon kennen. (Es sind sieben (!) Jahre, Liebling ;-).) Eine Portion Augenzwinkern, eine Prise Lust an der Provokation, viel Freude daran, auf drei Zeilen zu pointieren (statt Elogen über 20 zu schreiben), und fertig ist der Post.

    Zum Inhalt: Ich kenne niemanden (und ich kenne Leute, die Noise hören), die daran unmittelbar Freude empfinden; ihre Erklärungen (und wir haben das aufrichtig und ausführlich diskutiert) laufen auf mittelbare Freude heraus, am ehesten über eine verstandesmäßige Brechung, in der Noise im Rahmen eines Konzepts als sie überzeugenden, zwingenden (Bestand-)Teil der Musik interpretiert wird. Oft hilft auch Bewunderung für einen Künstler: Man hat den für sich als eigen und originell erkannt, und staunt dann: „Mensch, das ist ja wieder raffiniert/intelligent/intensiv“ . . . was auch immer. Das sitzt tief und ist daher aufrichtig, ist letztlich aber von außen, weil nicht immanenter Teil des Gehörten. Die Aufrichtigkeit steht insofern gar nicht zur Debatte, ich glaube das sofort. Ist das klarer?

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    „Weniger, aber besser.“ D. Rams
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    #1604733  | PERMALINK

    sokrates
    Bound By Beauty

    Registriert seit: 18.01.2003

    Beiträge: 19,111

    Herr RossiAlso so bescheiden ist es nicht, wenn man schreibt, dass niemand dieses Album um der Musik willen schätzen kann, sondern nur aus diesen oder jenen quasi soziologischen Gründen. Das ist sogar ziemlich unbescheiden. Eine solche Aussage lässt sich ja empirisch überhaupt nicht belegen, sie ist reine Pose. Sie klingt schnittig und man beansprucht damit objektive Kompetenz, denn es ist ja nicht nur ein persönliches Geschmacksurteil, sondern eine Diagnose. Wir können das ganze ja mal umdrehen und Namen wie Elbow, Revolverheld oder Ed Sheeran einfügen. Die Begeisterung dafür kann ich mir auch nicht musikalisch erklären, da muss doch was anderes dahinter stecken … :)

    Das Adjektiv „bescheiden“ ist selbstironisch – vgl. obigen Post an irrlicht. Also hier noch mal nachgereicht: „bescheidene Meinungsäußerung ;-)“

    Die Gründe sind nur teiweise soziologisch – vgl. auch hier Post an Irrlicht.

    Dass sich Dir die Genannten musikalisch nicht erschließen, kann selbstredend schlicht und ergreifend an unterschiedlichem Geschmack liegen – ich weiß, dass ist abgegriffen, aber nichtsdestoweniger zutreffend.

    Was mir oft zu kurz kommt, ist an der Musik, also am Gegenstand selbst zu bleiben. Wenn man hinhört und das Gehörte sachlich beschreibt, kann man schon zu relativ genauen Erkenntnissen kommen. Ich will UNTER KEINEN UMSTÄNDEN hier und jetzt eine Objektivitätsdebatte lostreten, aber so ganz subjektiv und beliebig, wie oft getan wird, ist Musik eben andererseits nicht. Wie man das Gehörte dann findet, ist die nächste Stufe.

    Mir bringt es mehr, mich daran zu orientieren, als über außermusikalische Faktoren an Musik heranzugehen – das Phänomen gibt es doch. Da reicht es u.U. schon, dass ein guter Freund mir begeistert seinen neuesten musikalischen Fund mitteilt. Das färbt ab und schon gehe ich positiver an die Musik ran. Ich hoffe, soweit sind wir d’accord?!

    (Und jetzt habe ich doch 20 Zeilen geschrieben. . .)

    --

    „Weniger, aber besser.“ D. Rams
    #1604735  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,448

    SokratesIst das klarer?

    Klarer, aber nicht richtig klar. Was ich für mich unterschreiben kann: Dissonante Kunst berührt mich anders, als ein zart angeschlagenes Klavier, meinetwegen auch unmittelbarer, weil man sich direkte Schönheit nicht erschließen muss – sie packt einen manchmal sofort. Dennoch liegen beide Anteil in der Kunst verborgen und sind damit musikalischen Ursprungs (und haben erstmal nichts mit von außen beeinflusster Überhöhung zu tun). Zu der Zeit als ich Portishead kennenlernte, war ihre große Zeit längst vergangen – den Wirkungsgrad habe ich gekannt, aber mit diesem Argument müsste ich auch vieles anderes gut finden, was einmal in den Massen detoniert ist.

    „Machine gun“ hat mich damals sofort für sich eingenommen. Das monotone, fast klinische Hämmern, die minimalen Variierungen in der Rhythmik, Gibbons klare Stimme, die zwischen den Maschinen besteht – der ganze, enorm berührende Kontrast zwischen kalt und warm, den Portishead schon früh angeschnitten haben, aber selten so konsequent perfektioniert wie hier. Und dann auch die perfekten Schlussnoten, in denen alles durch die Melodie durchbrochen wird. Pures Gefühl.

    SokratesDas sitzt tief und ist daher aufrichtig, ist letztlich aber von außen, weil nicht immanenter Teil des Gehörten.

    Da widerspreche ich absolut.

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    Hold on Magnolia to that great highway moon
    #1604737  | PERMALINK

    sokrates
    Bound By Beauty

    Registriert seit: 18.01.2003

    Beiträge: 19,111

    IrrlichtKlarer, aber nicht richtig klar. Was ich für mich unterschreiben kann: Dissonante Kunst berührt mich anders, als ein zart angeschlagenes Klavier, meinetwegen auch unmittelbarer, weil man sich direkte Schönheit nicht erschließen muss – sie packt einen manchmal sofort. Dennoch liegen beide Anteil in der Kunst verborgen und sind damit musikalischen Ursprungs (und haben erstmal nichts mit von außen beeinflusster Überhöhung zu tun).

    Soweit kann ich folgen, und auch zustimmen, denn eine Dissonanz kann ja auch mal schlicht eine tonartfremde Note sein, was durchaus belebt und berührt.

    IrrlichtZu der Zeit als ich Portishead kennenlernte, war ihre große Zeit längst vergangen – den Wirkungsgrad habe ich gekannt, aber mit diesem Argument müsste ich auch vieles anderes gut finden, was einmal in den Massen detoniert ist.

    Hier verlierst Du mich. Was willst Du damit sagen?

    Irrlicht

    “Machine gun“ hat mich damals sofort für sich eingenommen. Das monotone, fast klinische Hämmern, die minimalen Variierungen in der Rhythmik, Gibbons klare Stimme, die zwischen den Maschinen besteht – der ganze, enorm berührende Kontrast zwischen kalt und warm, den Portishead schon früh angeschnitten haben, aber selten so konsequent perfektioniert wie hier. Und dann auch die perfekten Schlussnoten, in denen alles durch die Melodie durchbrochen wird. Pures Gefühl.

    Ich hab die CD damals wieder verkauft, kann also insofern von mir aus nicht mehr im Detail zum Stück argumentieren. Der Kontrast zwischen kalt und warm gilt als Gestaltungsmittel für die früheren Platten, da stimme ich zu, hatte da aber etwas melancholisches. Machine Gun hatte in meiner Erinnerung keinen Kontrast, sondern war nur brutal.

    IrrlichtDa widerspreche ich absolut.

    Ok, aber mit welchem Argument? Ich habe versucht, dass möglichst konkret am Fall herzuleiten.

    --

    „Weniger, aber besser.“ D. Rams
    #1604739  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,448

    SokratesHier verlierst Du mich. Was willst Du damit sagen?

    Dass ich Argumente wie historisches Standing und allgemeine Wirkung sehr dünn finde, um die Faszination für Musik zu erklären.

    Abgesehen davon höre ich keinen so starken Kontrast zwischen „Third“ und seinen Vorgängern – es ist nur noch konsequenter und harscher in seinen Bewegungen und erzeugt stärkere Pole. Abgesehen davon, dass Brutalität für mich erstmal nichts Schlechtes ist – Portisheads Kunst ist nicht brutal, die Empfindungen, die sie zeichnen sind es. Und der zerfressene, isolierte Ton ist noch immer geblieben – schon die ersten Zeilen beschwören dieses Bild wieder: Ich habe auf jemanden gewartet, der mich rettet und bemerke dann, dass ich allein bin. Portishead sind hier sogar sehr detailreich, was die Gefühlsebenen angeht und die musikalische Gestaltung ist so nachfühlbar, wie wahrhaftig.

    SokratesOk, aber mit welchem Argument?

    Weil ich „Machine gun“ und viele andere Kunst ähnlicher Ästhetik nicht immanent (ungreifbar, unbegreifbar) finde, sondern sehr konkret, wenn man den Spuren genau folgt. Ich finde, man muss nicht viel interpretieren, um das Gefühl, das erzeugt wird – hier Isolation, Aufopferung, Suche nach Heilung, Schuldgefühle – zu fassen.

    --

    Hold on Magnolia to that great highway moon
    #1604741  | PERMALINK

    onkel-tom

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    #1604743  | PERMALINK

    Anonym
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    Sokrates
    Zum Inhalt: Ich kenne niemanden (und ich kenne Leute, die Noise hören), die daran unmittelbar Freude empfinden;

    Dann beziehe dich doch mal auf Drone. Dort gibt es mitunter eine direkte körperliche Wirkung, unter Umgehung aller geistigen Kapazitäten oder durch die Aussperrung des bewussten Denkens. Eine Art Trancezustand. Ist das keine „unmittelbare Freude“? Vielleicht sogar eine noch unmittelbarere Freude als ein schön geträllertes Melodielein?

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    #1604745  | PERMALINK

    dr-music

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    Jetzt schon 62 Jahre Rock 'n' Roll
    #1604747  | PERMALINK

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    dr.musicKaleidoscope – „Tangerine dream“

    Wäre die was für mich?

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    #1604749  | PERMALINK

    dr-music

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    Harry RagWäre die was für mich?

    Aber auf jeden Fall. Du bist doch großer Fan von Psychedelic. Das hier sind die Engländer, es gibt vor allem noch eine gleichnamige Band aus Kalifornien. Ein wenig Kult ist das Album schon.

    --

    Jetzt schon 62 Jahre Rock 'n' Roll
    #1604751  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

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    dr.musicAber auf jeden Fall. Du bist doch großer Fan von Psychedelic. Das hier sind die Engländer, es gibt vor allem noch eine gleichnamige Band aus Kalifornien. Ein wenig Kult ist das Album schon.

    Von den Amerikanern kenne ich einige Alben. In welche Psych-Richtung geht denn „Tangerine Dream“?

    --

    #1604753  | PERMALINK

    dr-music

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 70,283

    Harry RagVon den Amerikanern kenne ich einige Alben. In welche Psych-Richtung geht denn „Tangerine Dream“?

    Und ich kenne die Amis bisher nicht, steige aber diese Tage in das Box-Set „Pulsating dreams“ ein.
    Die Engländer haben einen bunten Stilmix: Etwas Flower Power, ein wenig Beatles, Byrds und ein wenig, ja, Canterbury Style. Ja, und die Band „Tomorrow“ fällt mir noch ein.

    --

    Jetzt schon 62 Jahre Rock 'n' Roll
    #1604755  | PERMALINK

    pinball-wizard
    Lost In Music

    Registriert seit: 18.06.2014

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    Harry RagWäre die was für mich?

    Ja.

    --

    Meine nächste Sendung auf Radio Stone FM: 22.05.2025, 21:00 Uhr - My Mixtape #164-Welcome To The 80's Underground             Schwache Menschen rächen, starke Menschen vergeben, intelligente Menschen ignorieren - Albert Einstein  
    #1604757  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    dr.musicUnd ich kenne die Amis bisher nicht, steige aber diese Tage in das Box-Set „Pulsating dreams“ ein.
    Die Engländer haben einen bunten Stilmix: Etwas Flower Power, ein wenig Beatles, Byrds und ein wenig, ja, Canterbury Style. Ja, und die Band „Tomorrow“ fällt mir noch ein.

    „Pulsating Dreams“ besitze ich auch. Sehr gute Compilation der ersten drei Alben, der Singles und Outtakes. ;-)
    Also eher leichte, gitarrenlastige Psychedelia ohne viel Opulenz?

    --

    #1604759  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Pinball WizardJa.

    Gut. :lol: Nun noch ein günstiges Angebot finden.

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