Re: Musikalisches Tagebuch

#1604737  | PERMALINK

sokrates
Bound By Beauty

Registriert seit: 18.01.2003

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IrrlichtKlarer, aber nicht richtig klar. Was ich für mich unterschreiben kann: Dissonante Kunst berührt mich anders, als ein zart angeschlagenes Klavier, meinetwegen auch unmittelbarer, weil man sich direkte Schönheit nicht erschließen muss – sie packt einen manchmal sofort. Dennoch liegen beide Anteil in der Kunst verborgen und sind damit musikalischen Ursprungs (und haben erstmal nichts mit von außen beeinflusster Überhöhung zu tun).

Soweit kann ich folgen, und auch zustimmen, denn eine Dissonanz kann ja auch mal schlicht eine tonartfremde Note sein, was durchaus belebt und berührt.

IrrlichtZu der Zeit als ich Portishead kennenlernte, war ihre große Zeit längst vergangen – den Wirkungsgrad habe ich gekannt, aber mit diesem Argument müsste ich auch vieles anderes gut finden, was einmal in den Massen detoniert ist.

Hier verlierst Du mich. Was willst Du damit sagen?

Irrlicht

“Machine gun“ hat mich damals sofort für sich eingenommen. Das monotone, fast klinische Hämmern, die minimalen Variierungen in der Rhythmik, Gibbons klare Stimme, die zwischen den Maschinen besteht – der ganze, enorm berührende Kontrast zwischen kalt und warm, den Portishead schon früh angeschnitten haben, aber selten so konsequent perfektioniert wie hier. Und dann auch die perfekten Schlussnoten, in denen alles durch die Melodie durchbrochen wird. Pures Gefühl.

Ich hab die CD damals wieder verkauft, kann also insofern von mir aus nicht mehr im Detail zum Stück argumentieren. Der Kontrast zwischen kalt und warm gilt als Gestaltungsmittel für die früheren Platten, da stimme ich zu, hatte da aber etwas melancholisches. Machine Gun hatte in meiner Erinnerung keinen Kontrast, sondern war nur brutal.

IrrlichtDa widerspreche ich absolut.

Ok, aber mit welchem Argument? Ich habe versucht, dass möglichst konkret am Fall herzuleiten.

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„Weniger, aber besser.“ D. Rams