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Morrissey ist auch ein Meister im Pauschalisieren und Vereinfachen (das Volk gegen die da oben, z.B. – da stellen sich mir alle Nackenhaare auf; all hairs)… aber man muss ihm ja nicht alles nachmachen. Ich hänge auch nicht mit jungen Dorians ab, weil Oscar Wilde das getan hat. (Auch jemand, wo man schlecht zwischen Künstler und Person trennen kann.)
Immerhin erschien das Interview auf seiner eigenen (Fan-)Seite. Dass Zeitungen wie der Independent das groß aufgreifen, überrascht mich am meisten. Aber es wird wohl gerne gelesen.
„Everyone ultimately prefers their own race“ entspricht vielleicht „Society exists only as a mental concept; in the real world there are only individuals“ in Morrissey world?
zuletzt geändert von firecracker--
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Werbungnail75 Was mich etwas schockiert ist wirklich der Satz „Everyone ultimately prefers their own race“. Nicht weil er Morrissey als Rassisten etablieren würde – das Thema ist aus meiner Sicht durch, sondern weil er wirklich unfassbar dumm ist. Auf ganz vielen Ebenen. Kann ich auch gerne ausführen, wenn da jemand Diskussionsbedarf hat, aber gerade ist es hier zu heiß. Danke auch an Ewaldsghost für den Beitrag oben.
Ohne jetzt ein zu großes Fass aufzumachen: Ist das nicht im Grunde fast mehr eine Binsenweisheit, als eine rassistische Einlassung? Ich finde auch problematisch, in welchem Kontext sich Morrissey hier argumenativ bewegt. Die Welt, nicht der Idealismus, führt jedoch in den letzten Jahren wirklich unmissverständlich vor, wie viel Wahrheit in dem Gedanken auch steckt. Menschen stehen anderen Menschen in der Regel näher, als der restlichen Umwelt (Tiere, Pflanzen), Paare orientieren sich oft an Gemeinsamkeiten oder optischen Ähnlichkeiten zu den Elternteilen, Menschen stehen ihren Familienmitgliedern und Freunden näher, als Anderen, soziokulturell ähnlich Geprägte bilden oft einen engeren Kreis und ich vermute auch, dass Menschen „Ausländern“ zunächst emotional weniger nahe stehen, als denen, zu denen sich optisch, kulturell, sprachlich oder auch nur gesellschaftlich bedingt mehr Schnittpunkte an Gemeinsamkeiten erkennen lassen (sofern es nicht hinreichende Erfahrungswerte mit anderen Ethnien gibt, die direkte Verbindungen entstehen lässt). Das auf „jeder mag seine eigene Rasse lieber“ runterzubrechen, ist natürlich arg marktschreierisch, ich halte aber ein „jeder liebt jeden gleichermaßen“ doch auch für etwas naiv.
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Hold on Magnolia to that great highway moonIrrlicht, dass was du da schreibst ist Quatsch – zum mindest in meinem Fall. Ich habe einige Farbige in meinem engen Freundeskreis. Diesen stehe ich genauso nah, wie meinen nicht farbigen Freunden.
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ianageIrrlicht, dass was du da schreibst ist Quatsch – zum mindest in meinem Fall. Ich habe einige Farbige in meinem engen Freundeskreis. Diesen stehe ich genauso nah, wie meinen nicht farbigen Freunden.
Siehe Klammer, da ist „dein Fall“ abgedeckt.
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Hold on Magnolia to that great highway moonGuter Post, Irrlicht!
Die Ausdrucksweise „race“ (also „Rasse“) finde ich allerdings schon problematisch, um es mal dezent zu formulieren.
Letztendlich wäre schon viel gewonnen, wenn man eigene Sympathien und Antipathien auf das Individuelle im Individuum zurückführen würde und nicht auf äußere Zugehörigkeiten, wie Ethnie, Nationalität, Religion etc.
Eine allumfassende Toleranz, eines jeden für jeden, so wünschenswert sie auch ist, wird es niemals geben.
Oh, love, peace and harmony?
zuletzt geändert von mozza
Love, peace and harmony?
Oh, very nice
Very nice
Very nice
Oh, but maybe in the next world--
Im Durchschnitt ist man kummervoll und weiß nicht, was man machen sollIch finde auch den Begriff „Farbige“ problematisch.
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Dirty, dirty feet from the concert in the grass / I wanted to believe that freedom there could last (Willy Mason)firecrackerIch finde auch den Begriff „Farbige“ problematisch.
Ich auch. Aber zum einfachen Verständnis, kenne ich keinen unproblematischeren Begriff.
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irrlicht
nail75 Was mich etwas schockiert ist wirklich der Satz „Everyone ultimately prefers their own race“. Nicht weil er Morrissey als Rassisten etablieren würde – das Thema ist aus meiner Sicht durch, sondern weil er wirklich unfassbar dumm ist. Auf ganz vielen Ebenen. Kann ich auch gerne ausführen, wenn da jemand Diskussionsbedarf hat, aber gerade ist es hier zu heiß. Danke auch an Ewaldsghost für den Beitrag oben.
Ohne jetzt ein zu großes Fass aufzumachen: Ist das nicht im Grunde fast mehr eine Binsenweisheit, als eine rassistische Einlassung? Ich finde auch problematisch, in welchem Kontext sich Morrissey hier argumenativ bewegt. Die Welt, nicht der Idealismus, führt jedoch in den letzten Jahren wirklich unmissverständlich vor, wie viel Wahrheit in dem Gedanken auch steckt. Menschen stehen anderen Menschen in der Regel näher, als der restlichen Umwelt (Tiere, Pflanzen), Paare orientieren sich oft an Gemeinsamkeiten oder optischen Ähnlichkeiten zu den Elternteilen, Menschen stehen ihren Familienmitgliedern und Freunden näher, als Anderen, soziokulturell ähnlich Geprägte bilden oft einen engeren Kreis und ich vermute auch, dass Menschen „Ausländern“ zunächst emotional weniger nahe stehen, als denen, zu denen sich optisch, kulturell, sprachlich oder auch nur gesellschaftlich bedingt mehr Schnittpunkte an Gemeinsamkeiten erkennen lassen (sofern es nicht hinreichende Erfahrungswerte mit anderen Ethnien gibt, die direkte Verbindungen entstehen lässt). Das auf „jeder mag seine eigene Rasse lieber“ runterzubrechen, ist natürlich arg marktschreierisch, ich halte aber ein „jeder liebt jeden gleichermaßen“ doch auch für etwas naiv.
Ich sehe keine Gemeinsamkeiten zwischen deinen tendenziell durchaus korrekten Aussagen und dem, was Morrissey von sich gibt. Morrissey geht es zum Beispiel gar nicht um eine Unterscheidung zwischen Ausländern und Inländern, sondern um Unterschiede zwischen Rassen, die nichts mit der Staatsbürgerschaft zu tun haben.
Erschreckend finde ich tatsächlich seine Dummheit im Umgang mit diesen Fragen, die ihn intellektuell offensichtlich überfordern. Morrissey scheint nicht einmal klar zu sein, dass der Begriff der „Rasse“ an sich schon höchst problematisch ist, weil sich Rasse nur bedingt auf biologische Realitäten zurückführen lässt und zu einem beträchtlichen Teil ein soziales oder politisches Konstrukt ist.
zuletzt geändert von nail75--
Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.Morrissey hält die gesamte human Race für overrated.
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Dirty, dirty feet from the concert in the grass / I wanted to believe that freedom there could last (Willy Mason)firecrackerMorrissey hält die gesamte human Race für overrated.
Aber nicht sich selbst und das daraus entstehende Problem liegt unangemessen offen zutage.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.nail75 Erschreckend finde ich tatsächlich seine Dummheit im Umgang mit diesen Fragen, die ihn intellektuell offensichtlich überfordern. Morrissey scheint nicht einmal klar zu sein, dass der Begriff der „Rasse“ an sich schon höchst problematisch ist, weil sich Rasse nur bedingt auf biologische Realitäten zurückführen lässt und zu einem beträchtlichen Teil ein soziales oder politisches Konstrukt ist.
Eben. Mich wundert vor allem, warum hier ein so diffuser Begriff verwendet wird. Da ich Morrissey bislang als zynischen, provokativen, aber eben auch sehr cleveren Geist wahrgenommen habe, umso mehr. Als wäre die Drastik und das Verwenden von Kampfbegriffen zwingend notwendig.
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Hold on Magnolia to that great highway moonirrlicht
nail75 Erschreckend finde ich tatsächlich seine Dummheit im Umgang mit diesen Fragen, die ihn intellektuell offensichtlich überfordern. Morrissey scheint nicht einmal klar zu sein, dass der Begriff der „Rasse“ an sich schon höchst problematisch ist, weil sich Rasse nur bedingt auf biologische Realitäten zurückführen lässt und zu einem beträchtlichen Teil ein soziales oder politisches Konstrukt ist.
Eben. Mich wundert vor allem, warum hier ein so diffuser Begriff verwendet wird. Da ich Morrissey bislang als zynischen, provokativen, aber eben auch sehr cleveren Geist wahrgenommen habe, umso mehr. Als wäre die Drastik und das Verwenden von Kampfbegriffen zwingend notwendig.
Das ganze Interview ist voll von Morrissey vs. the Haters, aber wie du schreibst, verkauft er sich wirklich unter Wert. Sein Rassebegriff ist extrem antiquiert und unreflektiert, so ähnlich wie der Gottesbegriff fundamentalistischer Christen.
Eine wirklich dumme Aussage ist auch: „If borders are such terrible things then why did they ever exist in the first place? Borders bring order.“ Man könnte auch die exakt gegenteilige Aussage unterstützen, dass Grenzen auch immer Spannungen erzeugen und durch ihre bloße Existenz sogar Kriege verursachen können. Ich kenne wenige Leute, die die Aussage unterstützen würden, dass Grenzen „schrecklich“ sind, aber viele würden sie wohl zu Recht sehr ambivalent sehen. Aber die Aussage ist noch bizarrer und eigenartiger, wenn sie von einem Inselbewohner stammt.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.Im Deutschen wird der Begriff “Rasse“ eigentlich nur noch von bekennenden Rechtsextremisten verwendet, ich weiß nicht genau, wie es im Englischen ist. Was Morrissey meint, sind “ethnische Gruppen“, aber selbst dann bleibt es eine Binse.
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firecracker@bullschuetz Warum würdest du Wilde Keats und Yeats vorziehen? Oder anders gefragt: Warum hat dich das „gefesselt und begeistert und bestärkt“?
Bestärkt in dem Gefühl, dass Literatur mehr ist als Hobby, Schulstoff, Bildungsinhalt: nämlich identitaets- und identifikationsstiftend, Lebens- und Weltdeutungshilfe, Selbstfindungs- und Selbstformungsanleitung.
Gefesselt, weil in diesem literary match so viel jugendlicher Ueberschwang steckt, so viel Distinktionsbeduerfnis (auch ein Schuss altkluger Snobismus natürlich) und so viel Freude beim Autor der Zeilen, jemanden gefunden zu haben, dem Yeats und Keats und Wilde genauso wichtig sind wie ihm.
Begeistert, weil es so lustig und so stimmig ist, dass zwei Menschen im jugendlichen Romantikueberschuss einander die jeweiligen Lieblingsschriftsteller wie in einem Boxkampf um die Ohren zu schlagen. So was kann man nur mit Gleichgesinnten, und während man es tut, ist man so glücklich, nicht allein zu sein, sondern einen Seelenverwandten im Sich-unverstanden-Fuehlen und im Sich-begeistern-Koennen gefunden zu haben, und zugleich fühlt man sich wohl auch wohlig erhaben über all die anderen Gleichaltrigen, die zu dem keinen Zugang haben.
Kurzum: eine wunderbare Adoleszenz-Szene, hochsuggestiv, da weht der Geist des Fängers im Roggen. Weiß nicht, ob das nachvollziehbar ist. Aber das konnte Morrissey, und deshalb tun seine engstirnigen Wirrkoepfigkeiten mir heute so weh.
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ianageIrrlicht, dass was du da schreibst ist Quatsch – zumindest in meinem Fall.
Meiner Lebenswirklichkeit entspricht das auch nicht.
Natürlich sucht der Mensch in anderen Menschen oft nach Gemeinsamkeiten – zum Beispiel fühlt man sich vielleicht jemandem, mit dem man ueber Yeats und Keats und Wilde streiten kann, näher als jemandem, der nichts liest ausser Rosamunde Pilcher. Aber vielleicht hat man mit dem Pilcherfreund viel Spaß beim Fussball, was den Keatsianer nun gar nicht interessiert. Wir alle setzen unsere sogenannte Identität doch aus so vielen Mosaiksteinen zusammen, dass es aberwitzig ist, einen einzigen, von der Natur obendrein zufällig zugewiesenen, nicht selbst gewählten und entwickelten Identitätsbaustein zu verabsolutieren als das eine maßgebliche Gemeinsamkeits- oder Trennungsmerkmal. Wir lieben beide Wilde – aber egal, denn du bist schwarz, und ich bin weiß, und jeder bevorzugt seine eigene Rasse…? Das ist doch geradezu ein Lehrbeispiel für rassistischen beziehungsweise „identitaeren“ Stuss.
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Schlagwörter: Morrissey, rechte Grütze Rindshuftsteak
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